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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.04.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Im Norden windig und unbeständig, an den Alpen anfangs regnerisch, in höheren
Lagen Schnee, sonst zunehmend ruhiges und zunehmend wieder wärmeres Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … plätschert eine eigentlich interessante Wetterlage vor sich hin.
Eine Luftmassengrenze die einen Temperaturgradienten von um 20 Grad hervorruft
und eine Tiefdruckrinne in der warmen Luft würden im Sommer eine explosive
Situation darstellen. Doch im aktuellen Frühjahr fehlt es einfach an einer
ausreichend feuchten Grundschicht und Unterstützung aus der Höhe. Als Folge ist
die Rinne in der warmen Luft überhaupt nicht aktiv. Der Blick auf das letzte
verfügbare Sounding von Lindenberg hilft. Denn der Aufstieg ist insgesamt viel
zu trocken. Zwar zeigt der Aufstieg Cape-Werte von 669 J/kg an, die jedoch
abgehoben sind. Ohne Hebungsimpulse aus der Höhe, also entsprechende Dynamik,
kann die verfügbare Energie nicht ausgelöst werden. Die Front selber ist
ebenfalls harmlos unterwegs, da diese schon von KLA überlaufen wird. Die
schauerartigen Niederschläge sind postfrontal zu finden und zerfleddern
zunehmend. Aus der Höhe hilft auch hier nix. Der Grund liegt in einem Trog, der
sich über Frankreich stark südwärts amplifiziert und über dem Mittelmeerraum
einen Abtropfprozess startet. Resultierend ist allenfalls über Frankreich
nennenswerte PVA zu verzeichnen, Hierzulande ist die Strömung recht glatt aus
SSW. Als einziger Warnparameter ist zunächst nur der Wind übriggeblieben.
Tagsüber stand vor allem eine Druckanstiegswelle im Vordergrund, die eigentlich
bevorzugt in Bayern verbreitet warnwürdige Böen produzieren sollte. Als jedoch
das hochaufgelöste ICON-D2-EPS die Druckwelle auch im Osten stärker simulierte,
wurde an der Warnausgabe geschraubt und der Osten mit Windwarnungen Bft 7
versehen. Insgesamt blieb das Ergebnis jedoch hinter den Erwartungen zurück.
Entsprechend kann nun mal Richtung Nordwesten geschaut werden, wo das Höhentief
am Abend und in der Nacht für etwas Aufsehen sorgen soll. Die
Gradientverschärfung betrifft zwar überwiegend Benelux und die Nordsee, aber
auch hierzulande reicht es für Windböen Bft 7, an der Küste nachts auch
stürmische Böen Bft und in Nordfriesland Sturmböen Bft 9. Ansonsten kann sich
durch den Abtropfprozess von Westen der Rücken vom Atlantik und Südwesteuropa
kommende weiter stärken und ostwärts aufbäumen. Das korrelierende Bodenhoch soll
schließlich schon den Süden, Südwesten und Westen von Deutschland einnehmen,
wenngleich der Schwerpunkt weiter im Golf von Biskaya liegt. Resultierend kann
es im Südwesten auflockern und in der eingeflossenen kühleren Luft auskühlen,
sodass das winterliche Phänomen Frost wieder ein Thema wird. Zunächst stehen
aber wohl nur die mittleren und höheren Lagen von Schwarzwald und Alb im Fokus.
An den Alpen setzen auf der Vorderseite des Hochs mit den nordwestlichen Winden
Stauniederschläge ein, die zunehmend bis auf 1000 bis 12000 Meter als Schnee
fallen.

Mittwoch … steht voll im Zeichen des kräftigen Rückens, der sich vom Atlantik
und Südwesteuropa über Frankreich ostwärts aufpumpt und sich über Osteuropa mit
dem Rücken von Griechenland verbindet. Bodennah kann sich resultierend eine
großräumige Hochdruckzone vom Ostatlantik bis nach Polen ausbilden. Allenfalls
das Küstenumfeld und das angrenzende Binnenland liegen noch am Rande der
Frontalzone. Gewisse Hebungsprozesse führen schließlich für ein paar Tropfen von
NRW und dem Emsland bis zur Ostsee. Etwas spannender ist es noch südlich der
Donau, wo sich anfangs noch der Nordwestwind bemerkbar macht, indem er die Luft
weiter gegen die Alpen drückt. Als Folge bleiben zunächst die Stauniederschläge
erhalten. Im Laufe des Tages lässt jedoch der Wind nach und dreht wieder aus
West. Resultierend lassen die Niederschläge nach bzw. klingen ab. In der Nacht
zum Donnerstag sorgt schließlich ein neuer Kurzwellentrog im Nordwesten für
Abwechselung. Bodennah steht dieser mit einer Warmfront samt vorgelagerter WLA
in Verbindung, die den Westen und Nordwesten erreichen und vom Emsland bis nach
Schleswig-Holstein etwas Regen bringen. Zudem verschärft sich der Gradient,
sodass der Wind vor allem im Nordseeumfeld in Böen stark bis stürmisch
daherkommt. Im Süden dagegen kann die Wolkendecke stärker Auflockern oder
Aufklaren, sodass die Themen Frost und Bodenfrost häufiger in den Vordergrund
treten.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … bleibt die Zweiteilung des Landes bestehen. Während im Norden und
Westen weiter die westliche Grundströmung mit kurzwelligen Anteilen samt
bodennahen Frontenzügen das Wetter bestimmt, sorgt sonst der breite und kräftige
Rücken mit einem starken Bodenhoch für einen freundlichen und ruhigen
Wettercharakter. Mit dem Zustrom von etwas milderer Luft und der
Sonneneinstrahlung im Süden und Teilen der Mitte steigen auch die Temperaturen
wieder auf Werte zwischen 17 und 21 Grad, selbst unter den Wolken werden 14 bis
18 Grad erwartet. Die Steigerung macht sich auch nachts bemerkbar, indem der
Frost wohl kein Thema mehr ist und auch der Bodenfrost nur noch örtlich
auftreten sollte. Der Wind spielt nur im Küstenumfeld eine Rolle. Dort jedoch
kann er in Böen stark bis stürmisch auffrischen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die verschiedenen Modelle simulieren die großskaligen Geopotential- und
Luftdruckmuster vergleichbar. Selbst im Detail sind im kurzfristigen Bereich nur
geringe Unterschiede beim Timing und räumlichen Ausbreitung potentieller
Niederschläge zu verzeichnen. So lässt das ICON den teils okkludierten
Frontenzug am Donnerstag mit seinen Begleiterscheinungen wie dichteren
Wolkenfelder etwas weiter nach Süden ausgreifen als z.B. das IFS und GFS.
Abgesehen vom Frost und vorübergehenden Windwarnungen an der See ist ab Mittwoch
ein warnarmer Witterungsabschnitt prognostiziert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel