S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.04.2024 um 10.30 UTC

Am Dienstag mit einzelnen kräftigen Gewittern Ende der ungewöhnlichen Wärme.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 13.04.2024

Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am Dienstag der nächsten Woche
geht die ungewöhnliche Wärme in Deutschland zu Ende. Von Westen nähert sich ein
Höhentrog, der dabei aber ins westliche Mittelmeer abtropft und ein Tief zieht
nach Dänemark. Die zugehörige Kaltfront greift auf Deutschland über und
überquert bis zum Abend die meisten Landesteile nach Osten. Dabei wird die
subtropische Warmluft durch atlantische Meeresluft ersetzt, in der statt 15°C in
850 hPa 0°C zu finden sein dürften. Die Hauptwetteraktivität am Tiefausläufer
liegt auf der kühlen Seite mit Regenfällen. An deren warmen Rand und im Bereich
einer vorlaufenden Rinne mit möglicher Konvergenz sind kräftige Gewitter
besonders in der Osthälfte aber nicht ausgeschlossen. Dort sind lokal noch
einmal nahe 30°C möglich, ganz im Westen ist bei starker Bewölkung schon bei
15°C Schluss.
Am Mittwoch überquert der wenig aktive Resttrog Norddeutschland, während in
Folge des Abtropfens eine Zyklogenese bei Korsika stattgefunden hat. Das Tief
beeinflusst den Alpenraum und das südöstliche Deutschland mit Wolken und
Regenfällen. Ansonsten verstärkt sich rasch wieder antizyklonaler Einfluss in
Form einer Hochdruckzone, die sich von Frankreich her zu uns ausweitet. Die
Temperaturen haben sich derweil mit 13 bis 18°C als Höchstwert normalisiert.
Am Donnerstag zieht in der Frontalzone ein Tief über Mittelskandinavien nach
Osten. Dessen Ausläufer greifen auf die Nordhälfte Deutschlands über und bringen
im Norden windiges Wetter mit zeitweiligen Regenfällen. Über der Südhälfte hält
sich der Einfluss einer zonal verlaufenden Hochdruckbrücke ausgehend von hohem
Druck über Frankreich. Die erwarteten 15 bis 21°C sind für Jahreszeit immer noch
ziemlich hoch.
Am Freitag kräftigt sich über Westeuropa der Höhenrücken und lässt den
Hochschwerpunkt näher nach Deutschland heranrücken. Allerdings laufen auf der
Rückseite des abziehenden Tiefs Randtröge nach Südosten ab, die das Wetter in
der Nordosthälfte leicht wechselhaft gestalten, während im Süden und Westen der
Hochdruckeinfluss überwiegt. Die Temperaturen ändern sich nur wenig.
Am Samstag deutet sich ausgehend von Grönland ein Kaltluftausbruch Richtung
Nordwesteuropa an. Mit der zugehörigen Austrogung verschärft sich die
Frontalzone über GB und der Nordsee, auf dessen warmer Seite sich bei uns
vorübergehend das Hoch kräftigt. Unter Absinken steigen die Temperaturen leicht
an und das Wetter verläuft zunächst störungsfrei und freundlich.

In der erweiterten Mittelfrist könnte der erwähnte Trog relevant werden und mit
einer Abkühlung und unbeständigem Wetter auf Mitteleuropa übergreifen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells (IFS) ist derzeit nicht sonderlich gut.
Schon zu Beginn gibt es Unschärfen beim Timing des Wetterwechsels. Der aktuelle
Lauf hat ihn etwas verlangsamt. Danach simuliert der neue Lauf antizyklonaler
als die Vorläufe, besonders als der gestrige 00z Lauf. Trotz Rückgang der
Temperaturen bleibt es für die Jahreszeit zu mild. Trotz der erwähnten
Unsicherheiten erscheinen die Ergebnisse brauchbar.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen betrachteten Globalmodelle liefern keine grundsätzlichen
Alternativen. Die Unschärfen beim Wetterumschwung am Dienstag zeigen sich auch
beim Modellvergleich. Vor allem GFS prescht ganz schön vor und erinnert an die
gestrigen Lösungen des IFS. Hiernach sähe auch der Mittwoch mit robustem Trog
noch zyklonaler aus, während ICON und UKMO nur Trogreste zeigen und damit die
europäische Lösung stützen, die von rascher Wetterberuhigung ausgeht.
In der Folge deutet sich auch hier im Süden und Südwesten eher antizyklonaler
Einfluss an, der Norden und Osten werden eher von Tiefausläufern beeinflusst.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen im Wesentlichen die Aussagen des Hauptlaufs. Die
Kurvenscharen der Temperatur und des Geopotential verlaufen bis zum Ende mit
wenig Spread nahe am Verlauf der operationellen Lösung. Am Dienstag erfolgt der
drastische Rückgang der 850 hPa Temperatur von 15°C auf 0°C am Mittwoch. Danach
erholt sich diese wieder auf +10°C zum Ende der nächsten Woche. Das Ganze wird
begleitet von eher uneinheitlichen Niederschlagssignalen, die für keine wirklich
große Gewitterlage am Dienstag sprechen. Aus Sicht der „Höhe“ ist das auch
plausibel, weil der Trog vorher abtropft und die dynamische Unterstützung damit
weitgehend ausbleibt.
Die beiden Cluster für Dienstag unterscheiden sich vor allem beim Abtropfen, der
aber in beiden auch simuliert wird. Für den Hauptmittelfristzeitraum bis +168h
gibt es 3 Cluster, die meist ins Blocking fallen und die ausnahmslos hohes
Geopotential über Mitteleuropa zeigen. Von daher scheint die antizyklonale
Dominanz folgerichtig.

In der erweiterten Mittelfrist wandert die positive Geopotentialanomalie
retrograd auf den Atlantik, was die Option eines Temperaturrückgangs in
Deutschland stützt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag deuten sich mit dem Wetterwechsel vor allem in der Osthälfte teils
kräftige Gewitter an. Hohe Cape Shear Werte, wie sie IFS EPS für diesen Tag
zeigt, stützt diese Möglichkeit. Allerdings bleibt die warme Luft wohl weiter
sehr trocken und die Labilität dürfte stark gedeckelt sein. Von daher ist eher
von einzelnen kräftigen Gewittern auszugehen.

Danach reicht es an den Küsten und im höheren Bergland noch zu stärkeren Böen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner