SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Andauernde Südlage mit Föhn in den Alpen (scheint den Bayern nicht zu bekommen,
liegen sie doch nach knapp 25 gespielten Minuten 0:1 hinten gegen den BvB) und
einzelnen Gewittern am Sonntagnachmittag im Süden.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland vorderseitig eines umfangreichen
Höhentrogs über dem Ostatlantik. Der Trog korrespondiert mit dem steuernden
Zentraltief NADJA knapp west-südwestlich von Irland, wo es heute Abend etwas
unter 980 hPa aufs Barometer bringt. Mit der für diese Konstellation üblichen
Südströmung wird eine Luftmasse nordafrikanischen Ursprungs advehiert (cS), die
mit reichlich Saharastaub angereichert ist. Soviel Staub, dass heute
insbesondere in der Westhälfte die Sonne immense Schwierigkeiten hatte, gegen
Stau und dichten Cirrus, am Vormittag z.T auch noch Hochnebel anzustinken. Im
Osten gelang das deutlich besser, weil weniger Staub und weniger Cirrus. Kein
Wunder also, dass dort locker die 20°C-Marke geknackt wurde, während man
beispielsweise in Saarbrücken bei 12°C rumdümpelte. Ja, ja, das Leben ist
ungerecht, aber das ist ja nix Neues.

Ansonsten gilt es zu konstatieren, dass auf der Vorderseite des Zentraltiefs
immer wieder – und somit auch aktuell – kleine, teils unscheinbar anmutende
Randtiefs über West- und Mitteleuropa nordwärts ziehen, die das Wetter mal mehr,
mal weniger wechselhaft gestalten. Eines (ONEGA) hat am Nachmittag von den
Niederlanden her die Nordsee erreicht, ein weiteres (namenlos) ist gerade dabei,
von Süden über die östliche Mitte den Nordosten des Vorhersageraums anzusteuern.
Dieses Tief ist das Ergebnis des Südföhns in den Alpen (orografisches Tief), der
aktuell eine leichte Schwächephase hat, aber mitnichten schon vor dem Aus steht.

Wettertechnisch gilt es noch die Kaltfront zu erwähnen, die zum Tief ONEGA
gehört und etwa bis Mittag im Grenzbereich zu Frankreich und Benelux
herumgedümpelt ist. Im Schlepptau des namenlosen Tiefs hat sie inzwischen aber
deutsches Hoheitsgebiet okkupiert (nicht täuschen lassen vom Radarstrich über
Ostfrankreich, der nicht die KF markiert), was nicht nur am postfrontalen
Druckanstieg, am Windsprung auf West sowie an den Temperaturen abzulesen ist
(T850 zwischen 13°C in Teilen Bayerns und bis zu 4°C rund ums Hunsrück). Hier
und da regnet es zudem ein wenig, wenn auch ziemlich diffus. In den nächsten
Stunden kommt die Kaltfront noch etwas weiter ostwärts voran, wobei sich ihre
Wetterwirksamkeit in Grenzen hält – mit einer Ausnahme. Auf der Frontrückseite
greift von Frankreich her ein mesoskaliges Regengebiet auf den Südwesten
(BaWü/RP, Saarland) über, um vor dort in Richtung westliche Mitte zu ziehen.
Neben einer wunderschönen niedertroposphärischen Rechtdrehung des Windes von
Ost/Südost auf West (WLA) ist hier vor allem ein kurzwelliger Randtrog als
Impulsgeber zu nennen, der mit der südlichen Höhenströmung nach Norden
geschleust wird. Im Grenzbereich zu Frankreich könne durchaus rund 10 l/m²
innert weniger Stunden fallen, auch wenn die Modellprognosen alles andere als
homogen sind.

Bliebe zum Schluss nur noch zu erwähnen, dass die Nacht frostfrei bleibt (im
Osten und Südosten lokal zweistellige Tiefstwerte), sich nur lokal Nebel bildet,
der Föhn in den Alpen vorübergehend etwas langsamer macht und – ganz wichtig für
die Schlafplanung – die Uhr um eine Stunde nach vorn gestellt wird (=>
Sommerzeit).

Sonntag … ist Ostern und die für gewöhnlich für das Jungvolk zu versteckenden
eierförmigen Süßwaren müssen nicht in den Schnee gesteckt werden, was ja schon
mal eine gute Nachricht ist. Summa summarum ändert sich gar nicht mal so viel an
der GWL, die weiterhin vom Ostatlantiktrog und dem sich leicht auffüllenden
Zentraltief NADJA bestimmt wird. Die Kaltfront löst sich auf, während
gleichzeitig der o.e. KW-Trog mit dem zughörigen Regengebiet in Richtung
Nordsee, HH und SH zieht. Dahinter lockert die Wolkendecke mitunter auf, auf der
anderen Seite sind aber auch immer noch reichlich hohe und mittelhohe Wolken
unterwegs, auch wenn die Konzentration an Saharastaub etwas abnehmen bzw. den
Schwerpunkt nach Osten verschieben soll.

Interessant wird es im Laufe des Nachmittags, wenn im Süden und Südwesten des
Landes ein weiterer KW-Trog in der diffluenten südlichen Strömung herangespült
wird und dabei auf zuvor einigermaßen energetisch aufbereitete Luftmasse trifft.
Labil ist die Warmluft von Beginn an, doch mangelt es zunächst etwas an Feuchte.
Das ändert sich im Tagesverlauf, so dass unter dem Strich zwischen 600 und 1200,
lokal bis zu 1500 J/kg teilgedeckeltes MU-CAPE zur Verfügung stehen. Abgesetzt
von den Alpen (dort föhnbedingt zu trocken) dürfte der Deckel mit Hilfe des
KW-Troges am Spätnachmittag geknackt werden, was bei solider Scherung die eine
oder andere Zelle zur Folge hat. Dabei stehen neben überwiegend kleinkörnigem
Hagel auch stürmische Böen oder gar Sturmböen 8-9 Bft (Downburstgefahr durch
relativ trockene Grundschicht) auf der Karte. Zum Abend hin und in der ersten
Nachthälfte ziehen Schauer und Gewitter in den Westen bzw. die Mitte, wobei die
Gewitterwahrscheinlichkeit mit jedem Kilometer weiter nach Norden abnimmt.

Erwähnenswert bleibt der Föhnsturm in den Alpen, der aufgrund des wieder
zunehmenden Südüberschuss des Luftdrucks zunimmt und je nach Exposition Böen 9
bis 12 Bft in den Hochlagen und 7-9 Bft in anfälligen Tälern sowie im östlichen
Bodenseeraum induziert. Ansonsten spielt der Wind abseits von Konvektion keine
tragende Rolle. Je nach Sonnenschein liegt die Tageshöchsttemperatur zwischen 13
und 19°C, im Osten und Südosten etwas darüber (bis zu 23°C, wenn durch falsche
Bewölkungsprognose nicht das gleiche Dilemma passiert wie heute weiter westlich,
wo die Mittagtemperatur stellenweise bis zu 10 Kelvin (Rheinstetten) unter den
von der Numerik apostrophierten Werten lag), im Nordwesten z.T. etwas darunter.

In der Nacht zum Ostermontag schwenkt der KW-Trog nordwärts, wobei er an seiner
Westseite ein weiteres flaches Tief (PATRICIA), das ursprünglich aus der
Pyrenäengegend stammt, mit sich führt. Auf deutscher Seite schwächen sich aber
die zugehörigen Wettererscheinungen ab. Dafür setzen im Südwesten und Westen
neue, teils recht erkleckliche Regenfälle ein, die – Achtung Überraschung! – dem
nächsten KW-Trog respektive flachen Randtief geschuldet sind. Erst wenn dieses
Gerät im Laufe des Montags über die Mitte Deutschlands gen Polen abzieht, bricht
der Föhn in den Alpen zusammen. Zuvor frischt der auf westliche Richtungen
drehende Wind auf der Südflanke des Randtiefs auf (Böen 7-8 Bft, zunächst im
Süden BaWüs, später nord-nordostwärts ausweitend).

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … weitet sich der Höhentrog unter Amplitudenverlust bis nach
Mitteleuropa aus, wodurch der Übergang zu einer Zonalisierung der Höhenströmung
eingeleitet wird. Das Randtief zieht unter leichter Intensivierung über den
Vorhersageraum nordostwärts, wobei es zu schauerartigen Regenfällen mit
örtlichem Starkregenpotenzial und einzelnen Gewittern kommt. Wie wo wie viel
genau, da divergiert die Numerik noch. Das gilt auch für den Wind, der zeit- und
gebietsweise merklich auffrischt. Warten wirŽs ab.

Modellvergleich und -einschätzung

Auch wenn die Basisfelder sehr ähnlich simuliert werden, gibt es doch in Bezug
auf die Detailabläufe z.T. größere Ungereimtheiten. Dabei macht es wenig Sinn,
sich in der Beschreibung zu sehr an Einzelheiten auszulassen, weil die beim
nächsten Lauf wieder ganz anders gerechnet werden können. Südlagen sind
Sch…lagen (Tschuldigung, musste mal raus), vor allem wenn sie mit
nordafrikanischer Note frankiert sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann