SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Eingangs der kommenden Nacht im Südosten noch letzte Gewitter möglich, in
höheren Lagen vorübergehend stürmische Böen.
Am Donnerstag nicht mehr ganz so mild, dazu windiges Schauerwetter sowie kurze
Gewitter mit Böen Bft 7 bis 9, in Gipfellagen generell Böen Bft 9. Im
Alpenvorland erneut Durchzug einer Druckwelle mit Böen Bft 7 bis 9, im Vorfeld
in Südostbayern nachmittags kräftige Gewitter nicht ausgeschlossen.
Ab Freitag an den Alpen erneut Föhn mit Böen Bft 9 bis 11 in den Gipfellagen und
Bft 7 bis 8 in Föhntälern. Auch sonst in den Kamm- und Gipfellagen Böen Bft 8
bis 10.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen
Höhentroges mit Drehzentrum und zentralsteuerndem Bodentief („NADJA“) bei Irland
unterhalb einer anfangs noch recht glatten, aber kräftigen südlichen
Höhenströmung. Darin eingebettet, hat ein markanter Randtrog inzwischen
Nordostfrankreich, die Schweiz und das Tyrrhenische Meer erreicht und überquert
im Laufe der Nacht auch die Südwesthälfte Deutschlands. Vorderseitig kann
aufgrund von PVA markante dynamische Hebung generiert werden, entsprechend
befindet sich in dieser Region im Bodenfeld eine Tiefdruckrinne, die sich, von
einem föhngenerierten Leetief über Oberösterreich ausgehend – nordnordwestwärts
über Böhmen, das Vogtland und das östliche Niedersachsen bis nach
Schleswig-Holstein erstreckt. Mit Annäherung des Troges löst sich in den
kommenden Stunden das Leetief vom Alpenrand, kann sich sogar noch ein wenig
vertiefen und kommt rasch nordwärts voran. Morgens schlägt es mit einem
Kerndruck von nur noch wenig über 980 hPa nach Lesart des aktuellen
ICON-EU-Laufes über der Mecklenburgischen Bucht auf. Entsprechend kommt auch die
Tiefdruckrinne südlich des Bodentiefs rasch ostwärts voran. Ihr folgt ein
Hochkeil, so dass an der Südwestflanke des Tiefs noch längere Zeit ein recht
scharfer Druckgradient aufrecht bleibt. Vor allem im Alpenvorland und in
Ostbayern gibt es anfangs noch steife, in freien bzw. höheren Lagen auch
stürmische Böen aus West bis Südwest, die sich noch nordnordostwärts Richtung
Thüringen und Sachsen ausweiten, dann aber aufgrund zunehmend stabiler
Schichtung immer seltener werden, wobei ICON-EU in den Frühstunden sogar noch
bis nach Brandenburg gebietsweise steife Böen auf der Agenda hat, was aber etwas
übertrieben erscheint. In exponierten Gipfellagen kann es nachts vorübergehend
auch Sturmböen geben.
Zudem haben rückseitig der Rinne im Südwesten bzw. Süden bereits Niederschläge
eingesetzt, die im Laufe der Nacht ebenfalls nordnordostwärts vorankommen und
sich vor allem unmittelbar an der Südwestflanke des Tiefs mit Annäherung des
Randtroges weiter intensivieren. An den Alpen sowie in einem mehr oder weniger
breiten Streifen von Mittel- bzw. Unterfranken bis nach Niedersachsen werden
Mengen zwischen 10 und nahe 20 l/qm in etwa 6 bis 10 Stunden simuliert, I-D2-EPS
hat gebietsweise sogar schwache Signale für Stark- bzw. Dauerregen auf der
Agenda. Diesen wird warntechnisch aber zunächst nicht Rechnung getragen,
sondern, wenn notwendig, kurzfristig abgewarnt. Am Abend kann es im Südosten und
Osten Bayerns, unmittelbar im Vorfeld bzw. an der Druckwelle, vielleicht auch
noch einzelne Gewitter geben, dann sind vor allem Sturmböen nicht
ausgeschlossen.
Im Rinnenbereich gelangte heute tagsüber nochmals sehr milde bis warme Luft vor
allem in den Süden und in die Osthälfte Deutschlands (Kiefersfelden-Gach mit
Föhnunterstützung Tmax von 23,4 Grad, im benachbarten Kössen in Tirol sogar 24
Grad), während es rückseitig durch Verdunstung der in die ausgetrocknete
Föhnluft fallenden Niederschläge deutlich abkühlte (Freiburg am Nachmittag nur
noch 6 Grad). Die 850 hPa-Temperatur ist dort auf -1 bis -2 Grad gesunken,
entsprechend gehen die Niederschläge an den Alpen aktuell von Westen her
teilweise bis auf 800 m in Schnee über. Oberhalb von 1000 m kommen um 5 cm, in
höher gelegenen Staulagen auch über 10 cm zusammen, ehe die Niederschläge
spätestens in der zweiten Nachthälfte wieder nachlassen.
Im Westen und Süden lockern die Wolken nach Abzug von Rinne und Tief im Laufe
der Nacht vorübergehend stärker auf. Vor allem in den südwestdeutschen
Mittelgebirgen und an den Alpen sowie im südlichen Alpenvorland kann es dann in
den Frühstunden noch gebietsweise leichten Frost und örtlich Glätte durch
Überfrieren geben.
Diese Wetterberuhigung ist allerdings nur von kurzer Dauer und ist gekoppelt an
einen kurzwelligen Höhenkeil, der dem Randtrog unmittelbar folgt und sich
morgens über Süddeutschland befindet. Bereits im Laufe der Nacht greift ein
weiterer markanter Kurzwellentrog von Südwesten her auf Frankreich über und
kommt rasch nordostwärts voran. Trogvorderseitig werden im Laufe der Nacht über
Ost- und Nordfrankreich bzw. Benelux bereits wieder dynamische Hebungsprozesse
wirksam und die Okklusion eines Randtiefs über England erreicht ausgangs der
Nacht die Westgrenze Deutschlands. Im Vorfeld ziehen somit im Westen wieder
rasch dichtere Wolken auf und morgens kann es vom Schwarzwald bis zur Eifel
erste Niederschläge geben.
Der Wind dreht präfrontal wieder zurück auf südliche Richtungen, an den Alpen
stellt sich erneut leichter Föhn ein, in einigen Gipfellagen kann es stürmische
Böen bzw. Sturmböen geben. Im Lee von Venn und Eifel sind einzelne steife Böen
aus Süd bis Südost bis in tiefe Lagen nicht ausgeschlossen.

Donnerstag … überquert der Randtrog unter deutlichem Konturverlust auch den
Nordosten Deutschlands rasch nordnordostwärts, Ihm folgt der oben erwähnte
Kurzwellentrog, der bereits abends die Osthälfte erreicht, dahinter dreht die
Höhenströmung vorübergehend auf Westsüdwest.
Das Bodentief verlagert sich bis zum Abend ins Skagerrak und vertieft sich nur
noch wenig, die Regenfälle an dessen Südwestflanke ziehen am Vormittag rasch
nordwärts ab und der böige Westwind mit Böen Bft 5 bis 6, in freien Lagen
anfangs vielleicht noch Bft 7 im Osten/Nordosten flaut vorübergehend ab.
Die folgende Okklusion kommt ebenfalls sehr rasch ostwärts voran und erreicht
abends bereits Polen bzw. Ostösterreich. Erneut kann sich durch das föhnige
Überströmen der Alpen vorübergehend ein Leetief etablieren, das aber bis zum
Nachmittag ostwärts abgezogen sein sollte. Mit der markanten Druckwelle werden
im Alpenvorland einmal mehr Böen Bft 7 bis 8, nach ICON-EU und I-D2 auch Bft 9,
in freien und höheren Lagen Bft 10 aus West simuliert. Eventuell wird in das
östliche Alpenvorland bzw. nach Ostbayern unmittelbar vor Eintreffen der
Druckwelle noch einmal eine potenziell instabile Luftmasse eingesteuert, dann
sind dort einzelne kräftige Gewitter mit Hagel und aufgrund des hohen Spreads in
der Grundschicht (schweren) Sturmböen möglich. Die aktuellen Läufe simulieren
solche allerdings erst weiter östlich, über Oberösterreich.
Im übrigen Land lebt mit der durchschwenkenden Okklusion bzw. vor allem im
folgenden Trog in mehreren Staffeln die Schauertätigkeit auf, dabei sind
innerhalb der hochreichend labilen Luftmasse (-29 bis -32 Grad in 500 hPa, 0 bis
-2 Grad in 850 hPa) auch kurze Gewitter mit Graupel zu erwarten. In 850 hPa
erreichen die Mittelwinde 35 bis 40 kn, zudem steigt bei guter turbulenter
Durchmischung der Spread zwischen Taupunkt und Temperatur im Tagesverlauf an, so
dass kräftigere und organisierte Entwicklungen von stürmischen Böen, vereinzelt
auch von Sturmböen begleitet werden können.
Auf der Rückseite des Leetiefs kann es im Südosten am Nachmittag vorübergehend
auch mal länger regnen, ansonsten gibt es in einem breiten Streifen etwa von
BaWü bis nach Ostsachsen bzw. Südbrandenburg weniger Schauer als weiter
nordwestlich, da diese Regionen nicht mehr voll von der Höhenkaltluft erfasst
werden. Auch im Westen klingen die Schauer am Nachmittag bereits wieder ab, da
dort mit beginnender WLA deutliche Stabilisierung einsetzt. Vor allem im
Südwesten sowie im Lee der östlichen Mittelgebirge scheint auch mal länger die
Sonne.
Mit Durchschwenken der Okklusion bzw. postfrontal verschärft sich zudem der
Gradient, so dass es auch außerhalb der Schauer steife, vor allem im Westen und
in der Mitte in freien Lagen sowie im Nordseeumfeld stürmische Böen aus Südwest
gibt. In den Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen muss mit Sturmböen
gerechnet werden. Nach Nordosten zu werden die warnrelevanten Böen seltener und
auch im Südosten flaut der Wind nach Abzug der Druckwelle rasch wieder ab.
Innerhalb der einströmenden maritim erwärmten Subpolarluft erreichen die
Höchsttemperaturen bei guter Durchmischung Werte zwischen 8 und 14 Grad, in der
Lausitz und in Südostbayern bis zu 16 Grad.

In der Nacht zum Freitag zieht der Kurzwellentrog rasch nordostwärts ab, vor
allem IFS simuliert im Norden noch bis weit in die Nacht hinein Schauer,
ansonsten klingen diese aber bereits eingangs der Nacht bald ab.
Mit einem weiteren Randtrog weitet sich der Höhentrog im Laufe der Nacht über
die Britischen Inseln zur nördlichen Nordsee aus, die Achse des Randtroges
streift dabei auch die Deutsche Bucht, wo es mit deren Passage nochmals kurze
Schauer geben kann und der allmählich auf Süd zurückdrehenden Wind vorübergehend
mit Böen Bft 7 bis 8 auffrischt.
Ansonsten stellt sich mit Durchschwenken eines flachen Höhenkeiles zumindest
vorübergehend eine gewisse Wetterberuhigung ein. Zwar bleibt ein recht scharfer
Gradient aufrecht, allerdings lässt der Wind mit Stabilisierung der Grundschicht
bereits in den Abendstunden rasch nach. Lediglich in einigen Gipfellagen gibt es
weiterhin stürmische Böen bzw. Sturmböen aus Südwest, später eher Süd.
Derweil weitet sich der breit angelegte Höhentrog über Westeuropa nach Süden
aus, dessen Hauptachse erreicht morgens die Iberische Halbinsel. Somit steilt
die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet wieder etwas auf und es setzt
kräftige WLA ein. Im Bodenfeld wird diese markiert durch eine eventuell mehrmals
verwellende Warmfront, die über Frankreich nordostwärts vorankommt und bis
Freitagfrüh auch die Alpen sowie den Südwesten Deutschlands erreicht. Die WLA
stützt die frontale Hebung, so dass im Laufe der zweiten Nachthälfte präfrontal
im Westen Regen einsetzt, der morgens auch noch die Mitte erfasst. Die Mengen
bleiben mit wenigen l/qm aber überschaubar. An den Alpen stellt sich mit
Frontpassage erneut eine markante Föhnlage ein mit Sturm- bzw. schweren
Sturmböen in den Gipfellagen und eventuell ersten steifen bis stürmischen Böen
in entsprechend anfälligen Tälern.
Vor allem im Südosten und Osten lockern die Wolken zeitweise stärker auf, in
einigen Mittelgebirgstälern sowie in ungünstigen Lagen kann es dort örtlich
leichten Frost geben. Meist aber verläuft die Nacht frostfrei und im Nordwesten
bleibt es mit Tiefstwerten zwischen 10 und 6 Grad sogar relativ mild.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … wurden die wichtigsten Aspekte bereits in der Frühübersicht erwähnt.
Der breite Höhentrog, dessen Drehzentren sich nun wieder eher ins Seegebiet
knapp westlich der Britischen Inseln verlagern, greift mit ersten kurzwelligen
Randtrögen auf die Britischen Inseln über, wodurch sich hierzulande eine recht
kräftige, aber vorübergehend antizyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung
einstellt. Die weiterhin leicht wellende Warmfront erreicht bis zum Abend noch
etwa Nordbaden und den Main, kommt aber ansonsten kaum weiter nach Norden voran.
Erst in der Nacht zum Samstag nimmt sie im Zuge einer Wellentiefentwicklung über
Frankreich – das entsprechende Tief zieht bis Samstagfrüh nach Zentral- bzw.
Nordfrankreich – an Fahrt auf und überquert dann auch die mittleren Landesteile.
An der nach wie vor kräftigen WLA ändert sich nur wenig, so dass es vor allem
präfrontal am Freitag tagsüber teilweise länger anhaltend regnet. Die Regenfälle
greifen dabei am Vormittag mit Passage eines flachen Kurzwellentroges
vorübergehend bis nach Norddeutschland aus, ziehen dort aber nachmittags rasch
wieder nordostwärts ab und fallen auch nur wenig ergiebig aus. Kräftiger regnet
es hingegen gebietsweise im Westen, im Bereich
Rheinland-Pfalz/Saarland/Nordbaden/Südhessen und Unterfranken fallen meist 5 bis
10 l/qm, gebietsweise 10 bis 20 l/qm und kleinräumig – nach Lesart des aktuellen
ICON-EU-Laufes in der Südpfalz – auch mehr als 25 l/qm in 12 Stunden. Dort ist
die Luftmasse oberhalb der Grundschicht zunehmend hochreichend labil
geschichtet, so dass auch einzelne kräftige Gewitter (in erster Linie mit
Starkregen) nicht ausgeschlossen sind. Im Extremfall wären, sollten die Gewitter
Kontakt zur Grundschicht bekommen, aufgrund der hochreichend markanten Scherung
und auch ausgeprägten Richtungsscherung in der Grundschicht auch Superzellen mit
unwetterartigen Begleiterscheinungen möglich. Noch kann diesbezüglich der Ball
aber sehr flach gehalten werden.
In der Nacht zum Samstag schwächen sich die nach Norden vorankommenden
Regenfälle aber im Zuge der Wellentiefentwicklung aber deutlich ab.
Im Warmsektor lockern die Wolken dagegen auf und es bleibt trocken, an den Alpen
gibt es kräftigen Föhn mit Böen Bft 9 bis 11 aus Süd in den Gipfellagen und Bft
7 bis 9 in den Föhntälern. Ob es südlich der Donau tatsächlich so sonnig wird
wie von MOSMIX simuliert, bleibt abzuwarten, da die Südströmung erneut eine
ganze Menge Saharastaub im Gepäck hat.
Insgesamt fächert der Druckgradient im Bodenfeld zwar auf, in der Höhe
verschärft er sich dagegen. Somit gibt es in den Kamm- und Gipfellagen recht
verbreitet stürmische Böen, exponiert Sturmböen (eventuell schwere Sturmböen)
aus Süd bis Südost, im Lee einiger Mittelgebirge (vor allem der östlichen) und
über der Nordsee kann es steife Böen geben.
Die 850 hPa-Temperatur steigt im Warmsektor bis zum Abend auf über 10 Grad,
föhnbedingt in Südbayern (nach GFS auch im Erzgebirgsvorland) bis auf etwa 13
Grad. Präfrontal verharrt sie im Nordwesten und Norden dagegen zwischen 0 und +4
Grad. Während es vor allem im Westen und in der Mitte meist stark bewölkt bis
bedeckt bleibt, kommt im Nordwesten und nach Osten zu häufiger die Sonne durch.
Die Höchsttemperaturen erreichen im Süden somit Werte zwischen 15 und 20 Grad,
an den Alpen und im südlichen Vorland bis 23 Grad, sonst liegen sie zwischen 10
und 15 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Der grobe Fahrplan steht, die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum alle
ähnlich. Im Detail gibt es aber noch gewisse Unsicherheiten, zunächst vor allem
bzgl. der Druckwelle und eventueller Konvektion im Vorfeld im Süden und Osten
Bayerns.
Am Karfreitag wird dann die Position und Intensität der Warmfront noch mit
kleineren Differenzen simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff