S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.03.2024 um 10.30 UTC

Wechselhaft, zeitweise windig, an den Alpen Föhn. Mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 02.04.2024

Insgesamt steht uns daher ein überwiegend wechselhafter, aber zunächst (sehr)
milder Witterungsabschnitt vorderseitig eines umfangreichen Troges über
Westeuropa und dem nahen Ostatlantik bevor. Zu Beginn der kommenden Woche greift
dieser Trog allmählich ostwärts über, es bleibt dabei wechselhaft bei allmählich
zurückgehendem Temperaturniveau.

Im Detail:
Am Freitag liegt Deutschland vorderseitig eines umfangreichen Troges über
West-/Südwesteuropa und dem nahen Ostatlantik. Mit einer südlichen Strömung wird
sehr milde Luft herangeführt. Warmluftadvektion sorgt insgesamt für viel
Bewölkung. Die Temperaturen in 850 hPa erreichen von Süd nach Nord ausgreifend
Werte von meist 10 bis 14/knapp 15 Grad, lediglich im Westen/Nordwesten
darunter. Die Warmfront, die von einem Tief ausgeht, dass sich trogvorderseitig
von der Iberischen Halbinsel nordwärts nach Frankreich und später weiter
Richtung Benelux und südliche Nordsee verlagert, bringt vor allem über der
Westhälfte von Süd nach Nord ausgreifenden Regen, im Südosten bei Föhn trocken
und auch im Osten/Nordosten sorgt eine leichte Ostkomponente des Windes für
etwas trockenere Luft, weniger Wolken und weitgehend niederschlagsfreie
Verhältnisse. Insgesamt weht ein flotter südlicher Wind, an den Alpen Föhnböen
und auch in Leelagen der Mittelgebirge frischt der Wind zeitweise böig auf.

Am Samstag ändert sich an der grundsätzlichen Lage trogvorderseitig des
Westeuropatroges eigentlich nichts. An dessen Ostflanke laufen kurzwellige
Anteile ab: Ein Kurzwellenanteil mit dem korrespondierenden Bodentief läuft
nordwärts über die nordwestlichen Landesteile ab. Das Bodentief verlagert sich
unter Abschwächung über die Nordsee gen Südskandinavien. Im Westen und
Nordwesten sorgt die dazugehörige Kaltfront für zeitweilige, schauerartige
Regenfälle, vereinzelt ist dabei auch ein Gewitter nicht ausgeschlossen.
Rückseitig der Kaltfront liegt das Temperaturniveau im Nordwesten in 850 hPa bei
2 bis 5 Grad, vorderseitig im Südosten weiterhin bei 10 bis 13 Grad. An der
Südflanke des Tiefs bzw. im Umfeld der Kaltfront böig auflebender Wind. Sonst
bleibt es bei wechselnder, nach Osten hin auch häufig geringer Bewölkung
trocken. An den Alpen Fortbestand der Föhnsituation mit entsprechenden Böen. Ein
weiterer Kurzwellenanteil nähert sich im Nachtverlauf dem Südwesten, so dass die
Niederschlagstätigkeit vor allem im Südwesten/Westen wohl auch nachts nicht
abklingt bzw. wieder auflebt.

Am Sonntag umläuft der erwähnte Kurzwellentrog den Westeuropahaupttrog
nord-/nordostwärts, dabei löst sich auch das flache Leetief im Alpenvorland und
verlagert sich nordwärts. Die Strömung dreht vorübergehend etwas mehr auf
Südwest, der Föhn an den Alpen lässt vorübergehend etwas nach. Schauer breiten
sich mit Verlagerung des Kurzwellentrogen von Süd nach Nord/Nordost aus. Im
Bereich der Iberischen Halbinsel kommt es im Tagesverlauf zu einer
Amplifizierung des Troges, die Strömung steilt wieder auf (der Föhn im Alpenraum
verstärkt sich wieder) und es bildet sich ein Bodentief über der Biskaya, das im
weiteren Verlauf unter Intensivierung Richtung Kanal/Britische Inseln zieht.
Auch in der Höhe bildet sich ein Drehzentrum über dem Südosten der Britischen
Inseln, damit beginnt der Trog insgesamt allmählich ostwärts auszugreifen. Wir
gelangen in den breiten Warmsektor vorderseitig des beschriebenen Tiefs,
Warmluftadvektion sorgt vor allem im Westen wieder für zunehmende Bewölkung und
ggf. etwas Regen.

Am Montag greift der Westeuropatrog mit Drehzentrum über dem Südosten der
Britischen Inseln bzw. der südlichen Nordsee auf Deutschland über, die Strömung
dreht zunehmend auf westliche Richtungen, das Leetief löst sich von den Alpen ab
und verlagert sich nord-/nordostwärts, der Föhn im Alpenraum bricht zusammen. Im
Westen nimmt mit Annäherung des zur südlichen Nordsee ziehenden Bodentiefs der
Gradient etwas zu und der Wind lebt dort zeitweise böig auf. Das dazugehörende
Frontensystem greift mit Regenfällen von West/Südwest auf Deutschland über und
verlagert sich nordostwärts. Vorderseitig des Troges sorgt Hebung für eine
zyklongenetisches Umfeld, das von den Alpen kommende Leetief intensiviert sich
und zieht Richtung Nordpolen/südliche Ostsee, an der Südflanke nimmt der
Gradient über dem Süden/Südosten Deutschlands vorübergehend zu und auch die
Niederschläge intensivieren sich voraussichtlich über dem Nordosten/Osten
Deutschlands. Diese Entwicklung wird von den vorliegenden Modellen aber noch
sehr unterschiedlich simuliert…

Am Dienstag liegt Deutschland nun unter dem sehr abgeflachten und breiten,
vormals westeuropäischem Trog. Er weist wie das Bodendruckfeld eine
Dipolstruktur auf mit einem Drehzentrum über der südlichen Nordsee und einem
über der südlichen Ostsee. Der breite Trog wird von kurzwelligen Anteilen
umlaufen. Bei wechselnder, vor allem im Norden und der Mitte häufig starker
Bewölkung, treten wiederholt Niederschläge auf. Mit der westlichen Strömung wird
die milde Luft ostwärts abgedrängt und es sickert eine maritime, zunehmend
subpolare Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen um 0 Grad ein. Die Schneefallgrenze
sinkt auf rund 1000 m.

Auch in der erweiterten Mittelfrist dominiert dann ein zyklonal geprägte
Wetterlage, mit einer auf Nordwest bis Nord drehenden Strömung steht ein
zunehmender Kaltluftvorstoß und ein damit noch weiter zurückgehendes
Temperaturniveau an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe und auch die Übereinstimmung mit
den Simulationen anderer Globalmodelle ist insgesamt ganz gut, dahingehend, dass
die grobe Wetterentwicklung bis einschließlich Sonntag recht übereinstimmend
simuliert wird. Im Laufe des Wochenendes setzen zwar allmählich Abweichungen in
der genauen Ausgestaltung der Trog-Keil-Struktur und im zeitlichen Ablauf ein,
diese halten sich aber für unser Vorhersagegebiet noch Grenzen und nehmen erst
zu Beginn der kommenden Woche weiter zu.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich des Wochenendes simulieren andere Globalmodelle wie ICON und
GFS die Grundstrukturen der Wetterentwicklung in recht guter Übereinstimmung mit
dem IFS. Es gibt leichte Abweichungen hinsichtlich der kurzwelligen Strukturen,
was zu einer gewissen zeitlichen/räumlichen Unschärfe führt. Diese Unschärfen
nehmen zu Beginn der kommenden Woche weiter zu, die grundlegende Idee des
Übergreifens und Abflachen des Westeuropatroges wird aber auch von ICON und GFS
simuliert, wenn auch eben in unterschiedlicher Ausprägung bzw. mit
unterschiedlichem Tempo. Der anhaltend wechselhafte Wettercharakter scheint aber
klar und auch das peu à peu zurückgehende Temperaturniveau scheint recht klar zu
sein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS liefert für den ersten Zeitraum von Freitag 00
UTC bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) drei Cluster, die alle dem Regime NAO
negativ zugeordnet werden. Bei allen drei Clustern liegt Deutschland
vorderseitig des umfangreichen Westeuropatroges, diese Vorderseite wird
hinsichtlich kurzwelliger Anteile leicht unterschiedlich simuliert. Im
Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h) wird nur
einem einzigen Cluster mit dem Übergreifen des Troges und dessen Abflachung und
der Drehung der Strömung auf West gezeigt. Und auch die erweiterte Mittelfrist
wartet mit lediglich einem einzigen Cluster auf.

Die Rauchfahnen des IFS-EPS zeigen eine relativ enge Bündelung der Kurvenschar
hinsichtlich Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial in 500 hPa mit wenigen
Ausreißern nach oben oder unten. Auch der Hauptlauf liegt über große Strecken im
„Mehrheitsbereich“ der Member. Die Niederschlagssignale sind recht zahlreich
vorhanden, lediglich nach Süden/Südosten hin föhnbedingt vor allem am Wochenende
etwas reduzierter.

Fazit: Der grobe Ablauf mit einer fortlaufend zyklonal geprägten Witterung ist
ziemlich unstrittig.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bei wiederholten Niederschlägen deuten sich gebietsweise durchaus kräftigere
bzw. anhaltende Niederschläge an, zumindest aktuell drängt sich allerdings keine
Warnrelevanz auf.

Im Zusammenhang mit Tiefpassagen frischt der Wind gebietsweise auf, gebietsweise
muss dabei auch mit warnrelevanten Böen gerechnet werden, aktuell lässt sich
aber bis einschließlich des Wochenendes keine überörtliche Sturmentwicklung
erkennen. Vor allem im Alpenraum treten häufig föhnbedingte Böen auf, in
Gipfellagen teils (schwere) Sturmböen, in Alpentälern teils starke bis
stürmische Böen. Zu Wochenbeginn bzw. im Übergang zur Mittelfrist deutet sich
ein markanteres Bodentief über der südlichen Nordsee an, so dass dann vor allem
im Nordwesten und Norden gebietsweise Sturmböen wahrscheinlicher sind. Die
genaue Entwicklung bleibt aber abzuwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger