S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.03.2024 um 10.30 UTC

Über die Osterfeiertage überwiegend sehr mild, vor allem Samstag auch warm, aber
wechselhaft. Zu Begin kommender Woche voraussichtlich unbeständiger und vor
allem zu Wochenmitte wohl deutlich kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.04.2024

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Gründonnerstag, hat sich über Westeuropa
ein Höhentiefkomplex (mehrere Drehzentren über dem nahen Ostatlantik bzw. dem
Norden der Britischen Inseln) eingenistet, der durch einen von Nordwesten
einlaufenden Randtrog regeneriert wird, am Karfreitag ins Seegebiet westlich
der Iberischen Halbinsel amplifiziert und dabei zunächst nicht weiter nach Osten
vorankommt.
Auf dessen Vorderseite wird Mitteleuropa am Gründonnerstag von einem Randtrog
überquert, der bereits in der Nacht zum Freitag das östliche Mitteleuropa
erreicht. Dieser interagiert im Bodentief einerseits mit einem Wellentief, das
sich am Gründonnerstag von Ostvorpommern bis Freitagfrüh nach Südskandinavien
verlagert und sich dabei allmählich auffüllt. An dessen Westflanke fällt im
Nordosten Deutschlands anfangs noch Regen, der aber rasch nordwärts abzieht.
Ein weiteres weitgehend okkludiertes Frontensystem erreicht bereits am Vormittag
den Westen Deutschlands, kommt rasch ostnordostwärts voran und hat eingangs der
Nacht zum Freitag bereits die Osthälfte überquert. Zwischen beiden Systemen
stellt sich an den Alpen vorübergehend eine Föhnlage ein mit einem markanten
Leetief. Mit Passage der Front kann es im Alpenvorland bei starkem Druckanstieg
Sturmböen geben.

Am Karfreitag stellt sich nach Trogpassage über dem Vorhersagegebiet eine
vorübergehend antizyklonal konturierte Südwestströmung ein, die mit der
Amplifizierung des Langwellentroges über Westeuropa ab der Nacht zum Samstag
mehr und mehr auf Süd dreht.
Im Bodenfeld überquert die Warmfront eines über das westliche und nördliche
Mitteleuropa ziehenden Randtief Deutschland nordostwärts, während die Kaltfront
in der Nacht über dem Nordwesten des Landes ins Schleifen gerät. Im Warmsektor
gelangt bereits am Freitag warme Luft mit mehr als 10 Grad in 850 hPa nach
Süddeutschland und an den Alpen wird es erneut föhnig, während im Nordwesten mit
etwa 4 Grad in 850 hPa noch etwas kühlere, aber bei Weitem keine kalte Luftmasse
wetterwirksam bleibt.

Am Samstag reicht der umfangreiche Langwellentrog nun vom Nordmeer über den
nahen Ostatlantik bis zu den Kanaren. Vorderseitig werden mehrere Randtröge über
Südwest- und Westeuropa nordwärts geführt, so dass die Höhenströmung über
Mitteleuropa weiter aufsteilt auf Süd und in weiterer Folge in der Osternacht
einen leicht zyklonalen Touch bekommt.
Im Bodenfeld schleift das wellende Frontensystem weiterhin über Frankreich und
Benelux, so dass nach Lesart des IFS warme Luft aus Südwest- bzw. Südeuropa
nahezu das gesamte Vorhersagegebiet fluten kann. Die 850 hPa-Temperatur steigt
auf Werte zwischen 7 Grad im (nahe der schleifenden Front) leicht unbeständigen
Nordwesten und 13 Grad im Süden. Somit werden – außer im Nordwesten sowie ganz
im Norden – verbreitet die 20 Grad überschritten, im föhnigen Alpenvorland sind
eventuell bis zu 24 Grad drin.
In der Osternacht greift dann ein sich entlang der wellenden Front entwickelndes
Tiefdruckgebiet mit ersten Regenfällen auf den Westen und Südwesten Deutschlands
über.

Am Ostersonntag überquert ein in die südsüdwestliche Höhenströmung eingebetteter
Randtrog das Vorhersagegebiet nordwärts. Das Bodentief über Nordwestdeutschland
interagiert in Form einer Rinne mit dem föhngeneriertren Leetief am Alpenrand
und kommt nordostwärts voran, bis zum Abend hat sie nach Lesart des IFS bereits
den Großteil Deutschlands überquert, das Bodentief befindet sich dann über
Vorpommern. Eventuell entwickeln sich entlang einer in die Rinne eingebetteten
Konvergenz Schauer und Gewitter, spätestens passiert das aber mit der folgenden
Kaltfront bzw. Okklusion, der wiederum etwas frischere Meeresluft folgt, die
aber über Süddeutschland bereits wieder retrograd wird, so dass die kühlere
Luftmasse auch in der Nacht zum Ostermontag die Südhälfte nicht erreicht.

Am Ostermontag weitet sich der Höhentrog auf die Iberische Halbinsel und
Frankreich aus und kommt in der Folgenacht auch Richtung Mitteleuropa voran.
Nach Durchschwenken eines flachen Rückens ist die auf Südost drehende
Höhenströmung somit zunehmend zyklonal konturiert, in der Nacht zum Dienstag
etabliert sich dann ein eigenständiges Drehzentrum über dem Südosten
Deutschlands.
Im Bodenfeld wird die Front über Süddeutschland als Warmfront eines Tiefs über
Frankreich wieder nordwärts geführt, an den Alpen stellt sich erneut Föhn ein
und kurzzeitig steigt die 850 hPa-Temperatur in der Südosthälfte Deutschlands
wieder auf 10 bis 13 Grad, im Nordwesten dagegen auf maximal 6 bis 7 Grad
verharrt. Bereits am Nachmittag und Abend findet dann aber auch in
Südostdeutschland, nachdem sich ein markantes Leetief im Alpenvorland nach
Norden in Bewegung setzt, auf dessen Rückseite mit Durchzug einer Druckwelle
(eventuell auch begleitet von Gewittern) ein Luftmassenwechsel statt. Dass
Tiefdruckgebiet kann sich in der Nacht zum Dienstag mit dem oben beschriebenen
Trogvorstoß deutlich verstärken und schlägt Dienstagfrüh über der Osthälfte des
Landes auf. Vor allem an der West- und Südflanke des Tiefs setzen im Westen und
in der Mitte Deutschlands teils kräftige Regenfälle ein und sowohl an der
Nordflanke des Tiefs (vor allem Küsten) als auch an dessen Südflanke
(Süddeutschland) kann es markante Böen (Bft 8), im Norden aus Ost bis Nordost,
im Süden aus West, geben.

In der erweiterten Mittelfrist schwenkt der Höhentrog allmählich über
Mitteleuropa hinweg ostwärts, Randtröge beeinflussen an dessen Südwestflanke
nach wie vor West- und Südwesteuropa, während zu Wochenmitte ein markanter
Trogvorstoß Richtung Nordmeer und Skandinavien in Gang kommt. Aus dem Bodentief
über Mitteleuropa etabliert sich mehr und mehr eine Tiefdruckrinne, die nach
Osten vorankommt und zu Wochenmitte über Osteuropa südwärts reicht. Gleichzeitig
setzt über Nordwesteuropa und später auch über Westeuropa Druckanstieg ein,
woraus über dem Vorhersagebiet eine auf Nordost drehende Bodenströmung
resultiert, mit der kalte Luftmassen aus Nord- nach Mitteleuropa vordringen
können. Bis Donnerstag, 00 UTC sinkt die 850 hPa-Temperatur nach Lesart des IFS
sukzessive auf -1 Grad an den Alpen und bis -10 Grad rund um Rügen. Die
Niederschläge klingen allerdings nach und nach ab, so dass die feste Phase wohl,
wenn überhaupt, nur in den höheren Lagen eine Rolle spielt. An dieser Stelle sei
bereits erwähnt, dass das IFS, was das Ausmaß des Kälteeinbruchs angeht, eher
eine Außenseiterrolle einnimmt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag unterscheidet sich der aktuelle IFS-Lauf nur wenig
von seinen beiden Vorgängern. Die Passage des Randtroges am Ostersonntag wird
dann mit kleineren Differenzen, was dessen Geometrie und das genaue Timing
angeht, was natürlich Auswirkungen auf die Entwicklung der Bodentiefs und die
Frontpassagen hat. Dabei ähnelt der gestrige 12 UTC-Lauf dem aktuellen mit einer
recht progressiven Trogpassage, während nach Lesart des gestrigen 00 UTC-Laufes
ein vorgelagerter, von Osteuropa über Südskandinavien bis nach Schottland
reichender Höhenrücken blockierend wird, so dass der Randtrog über
Süddeutschland quasistationär wird und in der Nacht zum Montag über dem
östlichen Mitteleuropa austropft.
Somit findet eine Frontpassage am Ostersonntag noch gar nicht statt und es
bleibt, abgesehen von Schauern und Gewittern, die sich im Bereich einer nach
West- und Süddeutschland gerichteten Bodenrinne entwickeln, noch weitgehend
trocken, dazu sehr mild bis warm.
In weiterer Folge wird die Entwicklung des Bodentiefs am Ostermontag/Nacht zu
Dienstag deutlich weiter südöstlich gerechnet, nach Lesart des gestrigen 12
UTC-Laufes dagegen ähnlich, lediglich etwas schwächer. Das hat zwar erheblichen
Einfluss auf die Niederschlagsprognosen im Detail, allerdings ist allen Modellen
wiederum gemein das Vordringen deutlich kühlerer Luftmassen zu Wochenmitte von
Nordosten her (IFS von heute und gestern 00 UTC) bzw. von Nordwesten (IFS von
gestern, 12 UTC). Der aktuelle Lauf hat dabei aber die kälteste Variante auf der
Agenda.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die externen Modelle fahren, mal abgesehen von kleineren Unschärfen, die Passage
der Warmfront am Freitag und die schleifende Front in der Nacht zum bzw. am
Samstag im Nordwesten betreffend, zunächst einen einheitlichen Kurs.
Bereits in der Osternacht ergeben sich aber Differenzen, die Passage des
Randtroges betreffend. Vor allem der aktuelle GFS-Lauf hat eine deutlich
progressivere Variante auf der Agenda; nach dessen Lesart hat der Randtrog
bereits bis Sonntag, 00 UTC das gesamte Vorhersagegebiet nordnordostwärts
überquert und somit etwa 12 Stunden schneller als ICON bzw. 18 Stunden schnelle
als IFS. Zudem ist der Trog deutlich schärfer konturiert, so dass nach Lesart
des Modells der Samstag lediglich im Südosten und Osten noch warm und halbwegs
trocken ausfällt. In den Westen und Süden dringt von Westen her bereits im
Tagesverlauf mit Passage einer Front deutlich kühlere Luftmassen (etwa 1 bis 2
Grad in 850 hPa, nach ICON und IFS bis zum Abend noch über 10 Grad).
Alle Modelle lassen die Front in der Nacht zum und am Ostermontag über
Süddeutschland aber wieder rückläufig werden, allerdings schlägt erneut GFS aus
dem Rahmen, indem es die Front rasch okkludieren lässt, so dass die in den
Südosten nach Lesart des ICON und IFS im Warmsektor vordringende Warmluft nicht
erst am Ostermontagnachmittag bzw. -abend ausgeräumt wird, sondern bereits in
der Vornacht.
Diese Variante stellt aktuell allerdings eher eine Außenseiterlösung dar, selbst
das kanadische GEM-Modell simuliert am Ostermontag noch einmal recht warmes und
föhniges Wetter über dem Südosten Deutschlands.
In weiterer Folge simuliert dann auch GFS das Vordringen kälterer Luftmassen
Richtung Mitteleuropa. Allerdings wird die richtig kalte Luft noch durch einen
von West- Richtung Mitteleuropa schwenkenden Randtrog, und einer Tiefdruckrinne
im Bodenfeld, die sich quer über Mitteleuropa nordostwärts erstreckt und
verbreitet Niederschläge bringt, zurückgehalten. Die 850 hPa-Temperatur sinkt
aber auch nach Lesart des GFS am Mittwoch in weiten Teilen des Landes auf unter
0 Grad.
Nach Lesart des GEM bleibt das Vorhersagegebiet im Einflussbereich eines
umfangreichen Höhentroges mit einer Tiefdruckrinne im Bodenfeld, wobei mildere
Luftmassen mit über 0 Grad in 850 hPa wetterbestimmend bleiben.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die drei Cluster im Zeitraum 72 bis 96 Stunden sind allesamt – wen wunderts –
dem Großwetterregime „NAO negativ“ zugeordnet und unterscheiden sich nur in
Detailfragen voneinander.
Auch im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden verteilen sich die
ENS-Member, Haupt- und Kontrolllauf auf drei Cluster. CL1 (19 Member) tendiert
ein wenig in Richtung des deterministischen Laufes von gestern 00 UTC mit einem
blockierenden Höhenrücken nördlich des Vorhersagegebietes am Ostersonntag
(entsprechend auch Großwetterlagenregime „Blocking“), während CL 2 (16 Member,
zuzüglich Haupt- und Kontrolllauf) und CL3 (ebenfalls 16 Member) nur in
Detailfragen unterscheiden und weiterhin „NAO negativ“ untergeordnet sind.
In der erweiterten Mittelfrist verteilen sich dann alle Läufe auf nur noch einen
Cluster (weiterhin „NAO negativ), der Richtung Tief bzw. Trog Mitteleuropa
tendiert.

Die Rauchfahnen deuten mit insgesamt recht hohen 850 hPa-Temperaturen der
Einzelmember im Zeitraum Karfreitag (Süddeutschland) bzw. Ostersamstag (Norden)
bis Ostermontag allesamt das insgesamt milde bis warme Osterwetter an.
Allerdings verläuft die Kurve der Member in Süddeutschland in einem insgesamt
engeren Spread als für die Nordhälfte; insbesondere am Ostersonntag gibt es im
Süden, in der Nacht zum Ostermontag dann im Norden einen ersten kleineren Peak
nach unten, der im Hauptlauf am deutlichsten auffällt.
Ab der Nacht zum Dienstag geht es dann aber allgemein bergab, bei allerdings
breiter werdendem Spread. Dabei ist der Hauptlauf zwar in allen Rauchfahnen im
unteren Bereich angesiedelt, es gibt aber in den einzelnen Gitterpunkten noch
durchaus ein bis drei kältere Lösungen. Ein Lauf hat für den Gitterpunkt Rostock
am Mittwoch sogar Werte bis nahe -15 Grad auf der Agenda! Für die süddeutschen
Gitterpunkte reichen aber selbst die kältesten Member nur bis auf etwa -5 Grad
oder knapp darunter.

FAZIT:
Einige Detailfragen bleiben offen (vor allem die Trog- und Frontpassage in der
Osternacht bzw. am Ostersonntag). Dennoch stehen verhältnismäßig milde
Osterfeiertage ins Haus; vor allem am Samstag und dann noch einmal am
Ostermontag im Süden und Osten dürften die 20 Grad überschritten werden.
Dem macht allerdings das GFS (sowohl im 00 als auch im 06 UTC-Lauf) für weite
Teile des Landes aber schon am Samstag mit der recht frühen Frontpassage einen
Strich durch die Rechnung, hat aber mit der Lösung wiederum
Alleinstellungsmerkmal.
Nach Ostern scheint dann aber eine kältere Witterungsphase ins Haus zu stehen.
Wie markant dieser Kälteeinbruch ausfällt, bleibt aber noch abzuwarten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Donnerstag stellt sich an den Alpen vorübergehend Föhn ein mit Sturmböen aus
Süd in den Gipfellagen. Mit Zusammenbruch des Föhns und der Passage einer
Druckwelle kann es dann im Alpenvorland stürmische Böen aus West geben, vor
allem ICON-EU simuliert sogar Sturm- und in freien bzw. höheren Lagen schwere
Sturmböen.
Ansonsten beschränken sich am Donnerstag und Freitag markante Böen wohl
weitgehend auf exponierte Mittelgebirgsgipfel, insbesondere auf den Brocken (Bft
8 bis 9 aus Südwest. Lediglich im Nordseeumfeld sind am Karfreitag vorübergehend
stürmische Böen aus Südwest nicht ausgeschlossen.
Auch am Samstag und über die Osterfeiertage stellt sich an den Alpen immer
wieder Föhn ein mit Sturmböen in Gipfellagen, während sich ansonsten markante
Böen lediglich auf exponierte Mittelgebirgsgipfel beschränken. Am Samstagabend
bzw. in der Osternacht simulieren einige Modelle für das Alpenvorland erneut den
Durchzug einer markanten Druckwelle, womit dort stürmische Böen in Betracht zu
ziehen sind.

GEWITTER:
Am Donnerstag sind mit Frontpassage einzelne markante Gewitter (insbesondere
aufgrund von Sturmböen) nicht ausgeschlossen.
Am Samstag und Ostersonntag zeigt EFI recht signifikante Signale für eine
günstige Überlappung von Cape und Scherung über Mitteleuropa. Je nach Timing
eventueller Frontpassagen sind dann erneut markante Gewitter möglich, sollte das
tagsüber geschehen (z.B. am Samstag im Westen/Südwesten, Ostersonntag dann eher
im Südosten bzw. Osten), sind dann neben Sturmböen auch Starkregen und Hagel
nicht ausgeschlossen. Die Modelle sind diesbezüglich aber noch sehr
zurückhaltend.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff