SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zunächst Zwischenhocheinfluss und frostige Nacht zum Dienstag. Dann allmählich
auffrischender Südwind mit Saharastaub, in den Alpen Föhn.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland im Einflussbereich eines Höhenrückens, dessen
Achse sich von Libyen ausgehend über die Westalpen und Benelux bis nach
Schottland erstreckt. Er wird flankiert von einem Langwellentrog über dem
östlichen Mitteleuropa und Osteuropa und einem Höhentief mit Kern westlich der
Biskaya. Unter dem Regime des letzteren ist über West- und Südwesteuropa ein
umfangreicher Tiefdruckkomplex (Matilda) mit mehreren Kernen entstanden, die am
frühen Abend bei Irland, bei der Bretagne, über Nordspanien und vor der Küste
Tunesiens liegen. Bei uns wetterbestimmend ist, gestützt durch den Rücken, ein
schwaches Hoch (Niklas) über dem Südosten Europas, von welchem ausgehend sich
ein Keil nordwestwärts bis in die Nordsee erstreckt.

Damit ist es in den östlichen und nördlichen Teilen Deutschlands schwachwindig,
im Südwesten weht der Wind mitunter mäßig aus Ost.

Die bei uns eingeflossene Luftmasse (Übergang von mP im Nordosten zu xPs im
Südwesten) ist mit Temperaturen in 850 hPa von -4°C im Norden und +3°C im
äußersten Süden noch recht kühl und nach stärkerem Absinken vor allem in der
mittleren Troposphäre auch ziemlich abgetrocknet. Unterhalb einer Inversion, die
teilweise knapp über 800 hPa zu finden ist, liegt noch etwas feuchtere Luft, in
der es heute meist flache Quellbewölkung gegeben hat. Im Nordosten hat es heute
noch etwas länger geschauert, aber auch dort hat das Absinken sich jetzt
durchgesetzt und die Schauertätigkeit ist zum Erliegen gekommen.

Auf der Vorderseite des westeuropäischen Tiefkomplexes herrscht recht
flächendeckende Warmluftadvektion, was zur Entstehung von hoher und teils auch
mittelhoher Bewölkung geführt hat, die von Frankreich her nach Deutschland
zieht.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Trog östlich unseres Landes weiter ostwärts
ab, während das westliche Höhentief nach Süden in die Länge gezogen wird,
während es gleichzeitig nach Osten propagiert. Die Achse des Rückens verlagert
sich langsam über uns hinweg ostwärts. Da westlich unseres Landes auch bodennah
der Druck langsam fällt, gelangen wir in eine immer stärkere südliche Strömung
in allen Schichten. Damit setzt an den Alpen im Nachtverlauf langsam Südföhn
ein, wobei bis zum Morgen zunächst erst einige stürmische oder vereinzelt
Sturmböen in den Hochlagen zu erwarten sind. Auch im sächsischen Bergland macht
sich zunehmend Südostwind bemerkbar, das ist aber nicht der klassische Böhmische
Wind, bei dem Kaltluftausfluss aus dem Böhmischen Becken eine Rolle spielt.
Dieser sollte aber in der Nacht noch keine Warnschwellen erreichen. Auch im
übrigen Bergland frischt der Wind aus Südost in den Höhenlagen etwas auf,
während die bodennahe Grenzschicht in den Tälern und im Flachland davon
abgekoppelt ist.

Aufgrund kräftiger WLA auf der Vorderseite des Höhentiefs ziehen weiterhin hohe
und mittelhohe Wolken von Südwesten her über Deutschland hinweg, lockern sich
aber nach Nordosten hin zunehmend auf. Insbesondere im äußersten Westen werden
die Wolken schon so dicht, dass es nicht ganz ausgeschlossen ist, dass sie im
Umfeld des Saarlandes vielleicht schon den einen oder anderen Tropfen fallen
lassen. Auf jeden Fall sorgt im Westen die dichte Bewölkung für frostfreie
Verhältnisse. In den übrigen Landesteilen muss dagegen nicht flächendeckend,
zumindest aber verbreitet mit leichtem Frost bis -3°C gerechnet werden. Wo
hingegen der Wind schon etwas durchgreift, kann es auch dort teilweise frostfrei
bleiben.

In der windschwachsten und noch feuchtesten Region im Nordosten Deutschlands
kann auch das eine oder andere Nebelfeld nicht ausgeschlossen werden.

Am Dienstag … stößt aus dem grönländischen Raum ein neuer Trog südwärts und
nähert sich dem südwesteuropäischen Höhentief, so dass auf dem Atlantik und über
der Iberischen Halbinsel ein langwelliger Trog entsteht, der zudem immer noch
weiter südwärts ausgreift. Mit dem grönländischen Trog zieht auch Tief Nadja
südostwärts und die Zirkulationen von Nadja und Matilda vereinigen sich zu einem
gewaltigen Tiefdruckkomplex über West- und Südwesteuropa und dem nahen Atlantik.
Den Kern dieses Komplexes bildet dann zunehmend Nadja II, deren Kerndruck nahe
Irlands am Abend schon auf 980 hPa gefallen sein soll.

Der Höhenrücken wandert weiter ostwärts und mit Druckfall über ganz Westeuropa
verstärkt sich die Südströmung in allen Schichten. Die Druckdifferenz zwischen
Bozen und Innsbruck soll dabei auf bis zu 9 hPa ansteigen und damit ist eine
mäßig starke Föhnlage in den Alpen zu erwarten. In der Folge muss auf den
Alpengipfeln mit schweren Sturmböen aus Süd gerechnet werden, in einzelnen
exponierten Lagen bzw. den Schneisen, durch die der Föhn bläst auch mit
orkanartigen Böen. In den föhnanfälligen Tälern sollte es zumindest für steife
Böen reichen, wahrscheinlich sind aber im oberen Isartal auch einzelne
stürmische Böen zu erwarten. Auch im Bereich des Erzgebirges und Lausitzer
Berglandes verstärkt sich die Südostströmung, wobei die Entstehung des dortigen
Windes weiter eher föhnisch als böhmisch zu bezeichnen ist. In exponierten Lagen
gibt es dann nach den deutschen Modellen stürmische Böen, ansonsten vielfach
steife Böen. Im restlichen Land weht der Wind zwar im Bergland auch teilweise
frisch, aber nicht warnwürdig. Im Flachland weht er mäßig aus Südost.

Auf der Vorderseite des Troges findet weiterhin kräftige Warmluftadvektion
statt, so dass die mittlere und obere Troposphäre zunehmend feucht wird und in
der Folge recht viel mittelhohe und hohe Bewölkung zu erwarten ist. Zudem hat
die kräftige Südströmung wie so häufig auch Saharastaub im Gepäck, so dass der
Himmel auch dadurch getrübt wird bzw. die Wolkenbildung in höheren Schichten
weiter begünstigt wird und möglicherweise die Sonne über längere Zeit verdeckt
wird. Aus diesem Grund erscheinen die von MOS erwarteten Sonnenanteile von 50
bis über 80 % in weiten Teilen des Landes (abgesehen von der Westhälfte) auch
etwas hoch. Ganz im Westen sind die Wolken sowieso dichter, da über dem nahen
Frankreich und Benelux der Ausläufer des Tiefs Matilda entlang schleift. Hier
ist auch nach wie vor nicht ausgeschlossen, dass ab und zu ein paar Tropfen
Regen fallen.

Auch die advektive Erwärmung setzt sich weiter fort: Bis zum Abend soll in 850
hPa die Temperatur über dem Norden auf +2°C steigen, an den Alpen, wo auch noch
die Erwärmung durch den Föhn hinzukommt, bis auf +10°C. Die 2-m-Temperaturen
sollen nach MOS auf etwa 12°C im Norden (10°C unmittelbar am Wasser) und 18°C im
Südwesten ansteigen. Aber Vorsicht: MOSMIX macht die Rechnung ohne den Wirt
(Staub), so dass es durchaus sein kann, dass wir morgen bei staubtrübem Himmel
bei etwas niedrigeren Höchstwerten hängen bleiben.

In der Nacht zum Mittwoch tut sich bei der großräumigen Konstellation gar nicht
so viel. Allerdings zieht der Ausläufer Matildas von einem nordwärts
schwenkenden Kurzwellentrog angetrieben von Frankreich her in den Westen
Deutschlands herein. Er ist eine Tiefdruckrinne eingebettet, die bis zum Morgen
vom Westen bis zur Mitte vorankommt. Rückseitig steigt der Druck vor allem von
Südwesten her wieder an und der Wind dreht im Südwesten auf Richtungen um West.
Warnwürdige Böen sind in diesem Zusammenhang wohl nicht zu erwarten. In der
Osthälfte, respektive auch in den Alpen und im Bergland Sachsens hält die
Windsituation wie tagsüber an.

Mit dem Tiefausläufer sind auch Regenfälle verbunden, die aber schwach ausfallen
und nur wenig in die Gebiete östlich des Rheins vorankommen. In der Mitte und
dem Osten des Landes sollen die Wolken nach ICON, durchaus aber auch nach den
anderen Modellen zeitweise wieder mehr auflockern und es soll mitunter klar
werden. Allerdings soll weiterhin viel Saharastaub am Himmel sein, so dass es
möglicherweise nicht wirklich klar wird.

Die Tiefstwerte sollen in der Nacht meist zwischen 8 und 2°C liegen, die
Frostnächte sind damit erstmal vorüber.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Am Mittwoch … soll sich die synoptische Lage nach aktuellem Stand so
entwickeln, wie in der Frühübersicht geschrieben. Alle vorliegenden Modelle
lassen mittlerweile in der Rinne ab Mittwochabend ein Randtief nordwärts ziehen,
welches als Leetief am östlichen Alpenrand entsteht und sich dann ablöst, wenn
dort der Druckanstieg von Westen hereinkommt. Die Stärke dieses Randtiefs ist
ebenso wie die genaue Zugbahn noch etwas unsicher. Dementsprechend gibt es auch
noch größere Unsicherheiten bezüglich der Windentwicklung (es könnten steife
Böen werden) und der Stärke und Lage teils kräftiger Niederschläge und eventuell
Gewittern. Hier kann hoffentlich morgen eine genauere Beschreibung erfolgen.

Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Staubvorhersagen weiterhin recht
viel Saharastaub im präfrontalen Bereich sehen. Dies könnte den aktuell recht
optimistischen Temperatur- und Sonnenscheinvorhersagen im Osten Deutschlands
einen Strich durch die Rechnung machen.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis Mittwochfrüh gibt es keine prognoserelevanten bzw. warnrelevanten
Unterschiede zwischen den vorliegenden deterministischen Modellen. Die einzige
Ausnahme ist der Wind im Bereich des sächsischen Berglandes. Dieser wird von den
externen Modellen etwas schwächer simuliert als von der deutschen Modellkette.
Die Unsicherheiten am Mittwoch wurden oben schon beschrieben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann