S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.03.2024 um 10.30 UTC

Am Wochenende kühle Troglage mit Schnee in höheren Lagen, aber außer Sturmböen
in Gipfellagen und gebietsweise Dauerregen kaum markante Wettergefahren. Danach
unsichere Entwicklung.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 27.03.2024

Das milde Frühlingswetter geht Richtung Wochenende erst einmal zu Ende. Jedoch
gibt es Hinweise, dass das kühlere Intermezzo am kommenden Wochenende nur von
kurzer Dauer sein könnte.
Doch nun zur Entwicklung im Detail:

Der Mittelfristzeitraum beginnt am Samstag mit einer markanten Troglage. Dabei
befinden sich das Höhen- und das steuernde Bodentief über dem Nordmeer. Die
Trogachse liegt Samstag 12 UTC noch knapp westlich von Deutschland und erstreckt
sich bis nach Südfrankreich. Somit liegen große Teile von Süd- und
Ostdeutschland noch an der Vorderseite des Troges. Dies sorgt dafür, dass sich
ein Wellentief entlang der Kaltfront, die diagonal über Deutschland liegt,
bilden kann.
Daher haben wir am Samstag eine Dreiteilung des Wetters. Ganz im Südosten liegt
noch in der milden Luft, dort werden es nochmal 19 Grad erreicht. Von
Baden-Württemberg bis nach Brandenburg erstreckt sich entlang der Front ein
kompaktes Niederschlagsgebiet. Der Nordwesten hingegen liegt bereits an der
Rückseite der Front und im Trogbereich in der hohen Kaltluft (T 850 hPa zwischen
-2 und -5 Grad, und T 500 hPa zwischen -25 und -30 Grad), in der sich Schauer
und kurze Kaltluftgewitter bilden können. Zudem sinkt die Schneefallgrenze auf
600 bis 800 m.
Apropos Gewitter: Auch entlang der Kaltfront und davor können sich ebenfalls
einzelne Gewitter bilden. Dafür bräuchte man mehr Einstrahlung, um mehr CAPE zu
generieren. Mit der hochreichenden Scherung können die Gewitter dann kräftig
ausfallen. Bezüglich des Niederschlags sind die Signale für Dauerregen eher
gering, da der Trog relativ schnell nach Osten schwenkt und auch die Kaltfront
erreicht am Abend die Alpen. Bezüglich der Temperatur gibt es eine
Nordwest-Südost-Gefälle: Im Nordwesten werden 8 bis 9 Grad erreicht, während es
im Südosten bis zu 19 Grad mild wird.
Der Wind weht durchaus lebhaft aus westlichen Richtungen, markante Böen gibt es
aber wohl lediglich in den Gipfellagen der Mittelgebirge und Alpen sowie in
Gewitternähe.
In der Nacht zum Sonntag liegt dann ganz Deutschland im Trogbereich in der
Kaltluft, in der sich Schauer und oberhalb 600 m Schneeschauer bilden. Kurze
Kaltluftgewitter sind ebenfalls möglich. An den Alpen fällt anfangs für längere
Zeit Regen, wobei die Schneefallgrenze rasch bis in die höheren Täler sinkt,
Oberhalb 1000 m sind markanten Mengen von 20 bis 30 cm in 12 Stunden nicht
ausgeschlossen. Die Tiefstwerte liegen zwischen 6 Grad im Nordwesten und 0 Grad
im Südosten. Vor allem im Bergland oberhalb 600 m gibt es leichten Frost und
Glätte durch Schneematsch, an den Alpen durch Schnee.

Am Sonntag befindet sich Deutschland im Trogbereich an der Rückseite der
Kaltfront, die inzwischen südlich der Alpen bzw. über Osteuropa liegt. In labil
geschichteter Höhenkaltluft (-31 bis -34 Grad in 500 hPa, -2 bis -5 Grad in 850
hPa) treten vor allem mit durchschwenkendem Bodentrog zahlreiche Regen- und
Graupelschauer, oberhalb von etwa 400 bis 700 m auch Schneeschauer auf, kurze
Gewitter sind ebenfalls recht wahrscheinlich. Die Neuschneemengen im höheren
Bergland bleiben aber wohl relativ gering.
Es bleibt vor allem tagsüber und in der Südwesthälfte windig, markante Böen aus
West bis Nordwest treten aber höchstens in den Gipfellage auf, bei Höchstwerten
zwischen 6 und 11 Grad.
In der Nacht zum Montag schwenkt der Haupttrog nach Osten und ein neuer Trog bei
der Britischen Inseln sorgt dafür, dass ein zunächst flacher Rücken über
Frankreich bzw. über Deutschland aufwölbt. Am Boden erreicht ein Hochkeil
Süddeutschland, wo sich dann eine eigenständige Parzelle über die Alpen bildet.
Dadurch lässt die Schauertätigkeit von Westen her nach und bei stärkerem
Aufklaren tritt leichter Frost auf.

Am Montag weitet sich der Trog zur Iberischen Halbinsel aus und verstärkt sowohl
der Rücken als auch die WLA über Mitteleuropa. Am Boden dreht die Strömung durch
die Tiefdruckaktivität in West- und Südwesteuropa erneut auf Süd, so dass milde
Luft nach Deutschland gelangt. Das Absinken durch den Rücken kompensiert die
WLA, so dass es abgesehen von hohen Wolkenfeldern trocken bleibt. Flache
Quellwolken gibt es noch im Osten des Landes. Die Temperaturen steigen zunächst
nur wenig an.

Ab Dienstag haben wir mit einer Langwellentrog zu tun, der sich vom Nordmeer bis
nach Marokko erstreckt. Die südliche Strömung über Deutschland verstärkt sich
und nach und nach gelangt wieder milde Luft zu uns. An den Alpen stellt sich
demnach eine Föhnlage ein. Frontensysteme bleiben erst außen vor (westlich von
uns), so dass kaum Niederschlag zunächst erwartet wird.

Diese Entwicklung ist jedoch ziemlich unsicher, da nicht alle Modelle diese
markanten Austrogung über Westeuropa sehen. Dementsprechend kann man noch gar
keine Aussage über das Osterwochenende machen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der Samstag erfolgt eine Wetterumstellung zu einer unbeständigen und deutlich
kühleren Witterungsphase. Der Vorstoß maritimer Polarluft wird durch eine
Kaltfront markiert, die abends die Alpen erreicht. Im Vergleich zu den gestrigen
IFS-Läufen wird die Kaltfrontpassage mit dem nachfolgenden Trog nun ähnlich
gerechnet. Die Konsistenz für ein Wellentief entlang der Kaltfront ist im
Vergleich zu gestern gestiegen. Im Süden und Osten kann es daher zu anhaltendem
Regen kommen. Jedoch bleibt die Überschreitung der Dauerregenschwelle gering.
Mit der einfließenden maritimen Polarluft sinkt die Schneefallgrenze auf etwa
800 m.

Am Montag werden die Differenzen größer. Ein neuer Trogvorstoß im nahen Atlantik
sorgt für die Aufwölbung eines Rückens über Mitteleuropa. Der neuste IFS-Lauf
simuliert den Vorstoß deutlich stärker als der gestrige Lauf. Das bedeutet, dass
schon ab Montag zu einer Wetterberuhigung kommen kann und vor allem die Strömung
rasch auf Süd dreht und somit wieder milde Luft nach Deutschland gelangen kann.
Bezüglich des Niederschlags aber auch der Temperatur ist also die Prognose ab
Montag sehr unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Troglage über das Wochenende haben alle vorliegenden Modelle auf der Agenda,
das Zünglein an der Waage ist aber auch hier die Wellentiefentwicklung am
Samstag. Je nach Modell werden in einem Streifen von Baden-Württemberg bis nach
Brandenburg zwar nennenswerte Mengen simuliert, jedoch bleibt die
Wahrscheinlichkeit für warnrelevanten Mengen eher gering.

Was dann in der neuen Woche passiert, ist es noch sehr unsicher. Von Süd
zyklonal (IFS), Südwest zyklonal (ICON und UK10) und Winkelwest (GFS) ist alles
dabei, wobei nach ICON und UK10 unbeständig bleibt. Nach IFS und GFS ist es
trockener mit einer ausgeprägten Föhnlange in den Alpen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Rauchfahnen spiegelt sich die Troglage am Wochenende gut wider. Die
Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der einzelnen Member bewegt sich vor allem
von Samstag bis Montag in einem relativ engen Spread zwischen etwa -1 und -5
Grad mit ein paar wenigen Ausreißern nach oben und nach unten. Danach gehen die
einzelnen Member komplett auseinander. Der Spread bzgl. der T 850 hPa liegt dann
zwischen +10 und -6 Grad. Auch im Geopotential ist der Spread sehr groß. Der
Hauptlauf bewegt sich im oberen Bereich und liegt oberhalb der meisten Member.
Nach der Niederschlagssignale erkennt man, dass der Wettercharakter eher
unbeständig bleibt, wahrscheinlich auch kühler als der Hauptlauf suggerieren
möchte.

Sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden als auch im nächstfolgenden (120 bis 168
Stunden) verteilen sich die ENS-Member auf jeweils 2 Cluster, die allesamt die
Troglage auf der Agenda haben, sich bzgl. Timing der Passage und Geometrie der
Tröge unterscheiden. Im Zeitraum 120 bis 168 Stunden sind der Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 1 zugeordnet, der eine Austrogung über West bzw.
Südwesteuropa simuliert, die für eine Aufwölbung eines Rückens über Mitteleuropa
verantwortlich ist.

In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) laufen die ENS-Member
deutlich auseinander, dabei werden 6 Cluster angeboten. Haupt- und Kontrolllauf
liegen jedoch im Cluster 1, der den Trog Westeuropa simuliert. D.h. für
Deutschland eine südliche bis südwestliche Lage, also eine milde Variante.

FAZIT:
Nach der Troglage am Wochenende werden ab Montag die Unsicherheiten größer. Nach
einer stabilen Hochdrucklage sieht es aber nicht aus, es bleibt eher unbeständig
bei einem für die Jahreszeit eher normalen, eventuell leicht übernormalen
Temperaturniveau.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Samstag treten in den Niederungen meist nur steife Böen auf. Lediglich bei
kräftigeren Schauer- bzw. Gewitterentwicklungen sowie in Südbayern bei der
Kaltfrontpassage kann kurzzeitig eine stürmische Böe nicht ausgeschlossen
werden. Je nach Bodentrog besteht auch über der offenen Nordsee eine geringe
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen.
Ansonsten beschränken sich Böe Bft 8 bis 9 aber weiterhin auf die Gipfellagen.
Zu Beginn kommender Woche wird die Windentwicklung unsicherer, vor allem ab
Dienstag. Nach IFS gibt es dann vor allem auf den Alpengipfel Sturmböen und bei
Föhndurchbruch in einigen Alpentälern stürmische Böen.

NIEDERSCHLAG:
Im Zuge der Wellentiefentwicklung sind warnrelevante Regenmengen, am ehesten im
Stau der Alpen möglich, wobei dort in höheren Lagen Schnee fällt.
In der Probabilistik schlägt sich das allerdings kaum nieder. Allenfalls
COSMO-LEPS hat schwache Signale für den Schwarzwald bzw. den Alpenrand auf der
Agenda.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta