SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Morgen vor allem im Südosten einzelne Gewitter, nur isoliert im markanten
Bereich. Sonst abgesehen von Sturmböen auf dem Brocken und den Alpengipfeln
keine markanten Warnungen erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … liegen wir im Einflussbereich eines vom Mittelmeer über Mitteleuropa
bis nach Schweden reichenden Höhenkeils, dessen Achse nachts vom östlichen und
südöstlichen Deutschland nach Österreich und Polen schwenkt. Im Laufe der Nacht
wandert aber ein schmaler Höhentrog von der
Nordsee hinweg südostwärts und erreicht in der zweiten Nachthälfte
den Norden und Westen Deutschlands. Damit interagiert im Bodendruckfeld eine
flache Tiefdruckrinne über dem westlichen Mitteleuropa und Frankreich. Darin
eingelagert ist das flache Wellentief JILL, das von der Nordsee über Süddänemark
nach Ostseeland zieht (06 UTC). Somit kommt im Vorfeld von dessen Kaltfront im
Norden Deutschlands Hebung auf und so fängt es im Nordwesten, später auch im
Nordosten an zu regnen. Die Kaltfront erreicht von Nordwesten her kommend um 06
UTC Mecklenburg-Vorpommern und das südliche Emsland. Dabei fallen vom Emsland
bis nach Vorpommern und Nordbrandenburg sowie dem Berliner Raum meist 0,5 bis 5
mm in 12 Stunden, im Hamburger Raum nach ICON-EU und -D2 auch punktuell örtlich
etwas mehr als 10 l/qm.
Weiter Richtung Mitte und Süden bleibt es zunächst noch überwiegend
trocken, teils auch gering bewölkt und gebietsweise bildet sich
wieder Nebel.
Allerdings ist ein weiteres flaches Tief über dem Nordosten
Frankreichs zu erkennen, sodass im Zusammenspiel mit dem Höhentrog
und aufkommender Hebung ein weiteres Niederschlagsgebiet in der
zweiten Nachthälfte von Frankreich und der Schweiz kommend auf den
äußersten Südwesten Deutschlands übergreifen soll. Die Regenmengen
betragen aber meist unter 5 mm in 6 Stunden.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 9 und 5 Grad, in wolkenärmeren
Gebieten vor allem im Südosten bei 5 bis 1 Grad.

Donnerstag … erfolgt dann landesweit die Trog- und daran gekoppelte
Kaltfrontpassage (Kaltfront wird von KLA überlaufen und ist somit nur wenig
wetteraktiv). Dies hat einen insgesamt recht wolkigen Tag zur Folge, nur im
Südwesten und postfrontal ganz im Norden lockert es mitunter stärker auf. Dabei
gibt es nach der deutschen Modellkette vor allem in der Osthälfte und ganz im
Süden örtlich Regen oder Schauer, während es im Westen und Nordwesten kaum Regen
gibt (im Gegensatz dazu haben die externen Modelle vereinzelt mal einen Schauer
im Programm). Ansonsten bleibt es besonders in Staulagen der Mittelgebirge und
im gesamten Nordosten wohl ganztags bewölkt oder trüb. Eine geringe
Gewittergefahr gibt es morgens bei Kaltfrontpassage im südlichen
Norddeutschland.

Etwas ruppiger sieht es in Südostbayern aus, wo sich präfrontal in der
feucht-milden Luftmasse mit Einstrahlung 200 bis 500 J/kg MUCAPE entwickeln
kann, sodass es mit Bodenkaltfrontpassage zu einigen Gewittern kommen sollte.
Dabei sind einzelne kräftige und organisierte Zellen am Alpenrand oder in
Niederbayern nicht auszuschließen. Dort springt auch die Numerik mit den
höchsten 12-std. Mengen an (10 bis 15 l/qm), im Nordosten mit 2 bis 8 l/qm und
sonst mit nur geringen Mengen über der Mitte und dem Westen (dort teils auch
trocken). Fraglich ist aber auch noch, inwieweit der Niederschlag aus der
vorherigen Nacht der
Einstrahlung einen Strich durch die Rechnung macht.

Die Höchstwerte verbleiben auf hohem Niveau: Im Norden mit Werten zwischen 10
und 14 Grad, in der Mitte und im Süden sowie im südlichen Teil von
Ostdeutschland bei 15 bis 20 Grad mit den höchsten Werten am Oberrhein.

Der westliche bis nordwestliche Wind kommt frisch daher, mit vorübergehend
steifen Böen bei Frontpassage oder kurz hinter der Kaltfront. Anschließend
schwächt sich der Wind aber wieder rasch ab. Auf dem Brocken sind vorübergehend
stürmische Böen und auf Alpengipfeln Sturmböen möglich.

In der Nacht zum Freitag weitet sich an der Südflanke eines zentralsteuernden
Sturmtiefs bei Island die Frontalzone allmählich über die nördliche Nordsee nach
Skandinavien aus und leitet eine mehr oder weniger zyklonale Westlage ein. Der
dem Kurzwellentrog folgende Höhenrücken über Norddeutschland wird dadurch etwas
nach Süden abgedrängt, so dass die Höhenströmung über Norddeutschland allmählich
auf Westsüdwest dreht und zunehmend diffluent konturiert ist.
Im Bodenfeld kann sich der ins Vorhersagegebiet gerichtete Hochkeil noch
verstärken und kommt nach Süddeutschland voran. Somit klingen die anfangs noch
schauerartigen Niederschläge im Südosten bzw. an den Alpen im Laufe der zweiten
Nachthälfte ab, in Staulagen der Alpen fallen bis dahin zumindest nach Osten
noch 5 bis 10 l/qm, wobei mangels Kaltluftadvektion auch postfrontal die
Schneefallgrenze wohl oberhalb von 1500 m bleibt, lediglich im Berchtesgadener
Land etwas darunter.
Im Laufe der Nacht überquert die teilokkludierte Kaltfront des Sturmtiefs
(nunmehr östlich von Island gelegen) die nördliche und mittlere Nordsee.
Präfrontal verstärkt sich die WLA über Norddeutschland weiter, so dass dort
erneut dichte Wolkenfelder aufziehen und später auch etwas Regen oder
Nieselregen fällt. Der Gradient an der Nordflanke des mitteleuropäischen
Hochkeils verschärft sich mit Annäherung der Kaltfront und der auf Südwest
drehende Wind frischt auf, für Böen Bft 7 reicht es aber, wenn überhaupt,
lediglich über der offenen Nordsee bzw. im Raum Sylt.
Ansonsten verläuft die Nacht weitestgehend ruhig. Vor allem ab der Mitte
südwärts können die Wolken vorübergehend auch mal stärker auflockern, ganz im
Südosten dauert es aber wohl bis in die Frühstunden und hier findet man
Donnerstagfrüh die Achse des Bodenhochdruckkeiles. Somit bleibt die
Wahrscheinlichkeit für Frost gering und beschränkt sich auf einige
Mittelgebirgstäler. Hier und da kann sich auch Nebel bilden.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … gelten weiterhin die Aussagen vom Vorbericht. Der Höhenkeil
schwenkt vom zentralen Deutschland bis Samstagfrüh zum nordwestlichen Balkan und
es nähert sich der nächst Höhentrog des sich zum Zentraltief entwickelnden
Tiefs, das vom Seegebiet östlich von Island zum südlichen Nordmeer zieht. Die
Trogachse erreicht abends Nordengland und Samstagfrüh die südwestliche Nordsee
sowie Frankreich. Die Kaltfront des Tiefs zieht nach Norddeutschland rein und
kommt am Nordrand der Mittelgebirge ins Schleifen, da sich über Benelux eine
flache Welle bildet. So regnet es im Frontbereich zunächst im Norden und zum
Abend reicht ein Regenstreifen vom nördlichen NRW bis nach Brandenburg bzw. bis
zur Lausitz. Südliche davon ist die Bewölkung noch teils aufgelockert und ganz
im Süden scheint die Sonne. So bleibt es südlich der Kaltfront noch sehr mild
bei 16 bis 21 Grad mit den hohen Werten am Oberrhein. Im Norden ist es mit 10
bis 15 Grad kühler. In der Nordhälfte frischt der Wind vorübergehend auf und
bringt meist nur 6er Böen. Lediglich auf einigen Höhenzügen und exponiert an der
See ist mal eine steife Windböe möglich. Auf dem Brocken gibt es auch Sturmböen.

In der Nacht zum Samstag zieht das Wellentief nach Sachsen und auf der kalten
Seite der Front könnte es in den höchsten Lagen der Eifel und des
Rothaargebirges vorübergehend schneien. Ansonsten erfasst der Regen den
Südwesten und die Mitte Deutschlands, während die Bewölkung ganz im Norden
auflockert. Auch im Südosten ist es länger klar. Bei 6 bis 1 Grad ist es meist
frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die externen Modelle simulieren recht ähnlich. Kleine Differenzen wurden oben
beschrieben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden