S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.03.2024 um 10.30 UTC

Erst sehr mild, am Wochenende kühle Troglage.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.03.2024

Eingangs der Mittelfrist am Donnerstag hat sich infolge einer starken
Zyklogenese ein Sturmtief mit ca. 965 hPa im Kern bei Island gebildet, auf
dessen Rückseite grönländische Kaltluft angezapft und nach Südosten geführt
wird. Davor wird aber durch massive Warmluftadvektion ein Höhenrücken über
Nordwest- und ein Bodenhochkeil über Westeuropa gestützt. Dieser weitet sich
zwar zu uns aus, bevor dessen Absinken aber mit einer Wetterbesserung greift,
bringt ein Kurzwellentrog und feuchtlabile Luft im Süden und im Nordosten
gebietsweise schauerartigen Regen, eventuell einzelne Gewitter. In zudem milder
Luft werden oft mehr als 15°C erreicht.
Am Freitag breitet sich die polare Kaltluft und der große Langwellentrog über
ganz Nordwesteuropa aus. Das Sturmtief zieht vor die norwegische Küste und
beginnt sich unter dem Drehzentrum des Troges aufzufüllen. Die Vordergrenze der
kalten Luft erreicht in Form einer Kaltfront zum Tagesende das deutsche
Küstengebiet. Präfrontal hält sich vor allem durch einen Keil in der Höhe über
weiten Landesteilen antizyklonaler Einfluss. Im Norden beginnt es zu regnen.
Über der Südhälfte scheint längere Zeit die Sonne und stellenweise werden in
sehr milder Luft Maxima um 20°C erreicht. Der Südwestwind frischt auf und wird
vor allem an den Küsten und im Bergland teilweise stürmisch.
Am Samstag schwenkt der Langwellentrog südostwärts und greift mit seiner Achse
und höhenkalter Luft <-30°C in 500 hPa im Tagesverlauf auf den Nordwesten
Deutschlands über. Durch einen Höhenrücken, der über den Nordatlantik nach Osten
zieht, beginnt die Wellenlänge des Troges abzunehmen. Unter der Südwestströmung
auf der Trogvorderseite überquert die Kaltfront bis zum Abend Deutschland
schleifend und möglicherweise unter Wellenbildung nach Südosten. Das Bodentief
zerfällt in mehrere kleine Tiefs über Skandinavien, von denen Eines vor
Südnorwegen mit seinem Starkwindfeld und stürmischen Böen auf
Nordwestdeutschland übergreifen kann. An den Tiefausläufern und bei den
nachfolgenden Schauern sind gebietsweise kräftige Regenfälle möglich und im
höheren Bergland ist mal wieder Schnee möglich. Dazu wird es an der See und im
Bergland allgemein windig bis stürmisch. In der frischen Polarluft sind dank
guter Durchmischung immer noch Temperaturen um 10°C möglich. Nachts gibt es vor
allem im Bergland leichten Frost.
Am Sonntag wandert der Trog unter weiterem Wellenlängenverlust über Mitteleuropa
nach Osten und bringt in frischer und instabiler Meereskaltluft (-2 bis -7°C in
850 hPa, -32°C in 500 hPa) wechselhaftes und windiges Schauerwetter sowie
einzelne Gewitter. Im höheren Bergland ist häufiger Schnee und Graupel dabei. Am
Nachmittag beginnt es mit Annäherung eines schwachen Zwischenhochs im Westen zu
stabilisieren. In der Nacht zum Montag ist bei Aufklaren vor allem im Bergland
leichter Frost wahrscheinlich.
Die nächste Woche startet wahrscheinlich mit dem Abzug des Alten und der
Annäherung eines nächsten Troges über Nordwesteuropa, wobei die Strömung auf
westliche Richtungen dreht. Dabei greifen neue Tiefausläufer mit Regen auf
Deutschland über. Sie leiten wieder die Zufuhr etwas milderer Meeresluft nach
Mitteleuropa ein.
In der erweiterten Mittelfrist geht es erstmal wechselhaft weiter, wobei die
Entwicklung sehr unsicher wird.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist bis zum Wochenende gut und lässt
dann nach. Timing und Passage eines Langwellentroges am Wochenende werden
unsicherer. Das Abtropfen desselben aus den Vorläufen wird aktuell nicht mehr
simuliert. Die zunächst sehr milden Luftmassen sind dann aber auf jeden Fall
Geschichte; sie werden durch polare Meeresluft ersetzt. Hinter der möglichen
Entwicklung eines kleinräumigen Sturmtiefs bei Norwegen, das zumindest mit
stürmischen Böen am Samstag den Nordwesten erfassen könnte, stehen noch ein paar
Fragezeichen. Zum Ende simuliert der aktuelle 00z Lauf die Entwicklung deutlich
zyklonaler, als die Vorläufe.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der grundsätzliche Ablauf lässt sich in allen anderen betrachteten
Globalmodellen (UKMO, ICON, GFS) wiedererkennen. Der milden Westlagen folgt eine
kühle Trogpassage mit Nachtfrostgefahr, wobei wegen der zyklonalen Prägung
erstmal das Bergland in Frage kommt. Einzelheiten wie das kleine Sturmtief und
möglicher Dauerregen sind unsichere Baustellen, obwohl das Tief auch die anderen
Modelle zeigen, freilich mit abweichenden Auswirkungen bei uns.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die oben skizzierte Entwicklung.
Auch der Übergang in die Troglage mit sinkenden Temperaturen und Geopotential
wird einhellig verfolgt. Der Spread bleibt moderat und die meisten Lösungen
folgen dem Hauptlauf. Anhaltende Niederschlagssignale sprechen auch über das
Wochenende hinaus für zyklonales Geschehen, was trotz kühler Luftmassen die
Frostgefahr limitiert.
In der Clusterung tauchen bis Freitag zwei Cluster auf, was schön ist, weil die
beiden auch sehr ähnlich aussehen.
Im Hauptmittelfristzeitraum bis nächsten Montag werden 5 Cluster gebildet. Sie
verfolgen mit der Trogpassage alle ein ähnliches Konzept, Timing und Geometrie
des Troges sehen immer anders aus. Während Details offen bleiben, wird die
Abkühlung und der unbeständige Wettercharakter bestätigt.
Zum Ende werden 3 Cluster gebildet, die Spannbreite der Lösungen steigt aber.
Die Mehrzahl sieht zyklonal aus.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Vor allem die Windentwicklung bietet mittelfristig Optionen für markante
Warnungen. Von Freitag bis Sonntag könnte es vor allem an den Küsten und im
Bergland zu Sturmböen kommen, die vorübergehend etwas ins Tief- bzw. Binnenland
ausgreifen können, besonders am Samstag. Die spielt sich in den Ensembles des
IFS wider.
Dazu treten auch wiederholt Niederschläge, in erster Linie Regenfälle, auf, die
aber nur in Staulagen in die Nähe von Warnschwellen gelangen können. Darauf
springt lediglich Cosmo Leps einigermaßen an.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS +EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner