S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.03.2024 um 10.30 UTC

Vielfach freundliches und auch im Osten wieder milderes Frühlingswetter. Erst
zum Ende der Woche deutlich durchwachsener und kälter.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 23.03.2024

Am Dienstag nächster Woche befindet sich ein umfangreicher Höhentiefkomplex über
Südosteuropa, dessen Trog bis in den Nahen Osten reicht und dort für teils
kräftige Regenfälle sorgt. Eingeklemmt zwischen einem weiteren Trog über dem
nahen Ostatlantik verläuft ein Rücken, der sich von Frankreich über die Ostsee
hinweg bis nach Karelien erstreckt. Dieser stützt ein Bodenhoch über
Nordwestrussland, dessen Keil mit über 1020 hPa über die Ostsee und Polen
südwärts bis in den Wiener Raum reicht. Bodennah resultiert daraus eine
südöstliche, in der Höhe eher west- bis nordwestliche Strömung. Allerdings wird
die über den Nordwesten Deutschlands und entlang der Küstenregionen verlaufende
Hochachse von einem flachen Randtrog über der Nordsee überlaufen.

Dabei überwiegt relativ freundliches und ruhiges Frühlingswetter. Lediglich im
Randbereich zum Höhentief regnet es anfangs in Südostbayern noch etwas und auch
im Westen und Nordwesten sind im Bereich eines schwachen Tiefausläufers leichte
Regenfälle möglich. Sonst scheint neben Wolken vielerorts auch länger Zeit die
Sonne und es bleibt weitgehend trocken. Die vorübergehende „Kältephase“ im Osten
endet langsam, die bodennahe KLA versiegt langsam und die Luft kann sich
allmählich erwärmen. So werden vielerorts wieder die 10°C überschritten.
Lediglich an der See und in Vorpommern tut es sich mit 6 bis 9°C noch etwas
schwer. Im Westen und Südwesten geht’s bis 17°C rauf. In der Nacht zum Mittwoch
tritt geringer Frost im Osten und Südosten nur noch vereinzelt auf.

Am Mittwoch verlagert sich der Atlantiktrog zur Biskaya und beginnt südwärts
abzutropfen, da ihm stromauf ein gewaltiger Warmluftberg bis zur südlichen
Irminger See „die Luft abschnürt“. So kann sich vorübergehend eine
Omega-ähnliche Konstellation anordnen, deren Ende aber durch die Dynamik über
dem Nordatlantik aber so rasch eingeläutet wird, wie sie gekommen ist. Mit der
Achse des Rückens quer über Mitteleuropa sollte es erneut ein freundlicher und
weitgehender trockener Tag werden. Allenfalls im Nordwesten sind die
Wolkenfelder zeitweise etwas dichter mit vereinzelten Tropfen. Je nach Sonne und
mit etwas Windunterstützung im Tagesgang sind im Südwesten die 20°C Höchstwerte
nicht mehr fern. Meist schwanken sie aber zwischen 12 und 18°C.

Am Donnerstag schnürt sich der Trog vollends über Spanien ab und das
Trogresiduum schenkt in den Westen Deutschlands. Wie so häufig bei derartigen
Prozessen in der Mittelfrist beginnen genau dort die Unsicherheiten, inwiefern
der Residuum noch eine gewisse Schärfe aufweist und Hebungsantriebe generieren
kann, oder eben nicht. Unterdessen stößt der Rücken nachfolgend zu den
Britischen Inseln vor und wird durch KLA an der Nordflanke abgeflacht.
Korrespondierend weitet sich am Boden ein Keil des umfangreichen Azorenhochs
über den Englischen Kanal bis zur Nordsee aus. Über Nord- und Mitteldeutschland
liegt eine flache Tiefdruckrinne. Voraussichtlich sind Rinne und Höhentrog nicht
sonderlich aktiv, so dass kaum nennenswerte Niederschläge damit verbunden sind.
Die Aufgleitprozesse aus Frankreich wurden ebenfalls leicht vom IFS
zurückgerechnet, da der Keil aus Nordwesten mit dem dann nordwestlichen
Bodenwind sich etwas verzögert. Viel wird sich am Wetter also erstmal wohl noch
nicht ändern – bei den Höchstwerten ebenso nicht.

Am Freitag stellt sich die Wetterlage grundlegend um. Zwischen dem kräftigen
Azorenhoch und dem Zentraltief, da sich zwischen Island und en Färöer einnistet,
erreicht die Frontalzone wieder Deutschland. Während der Okklusionsprozess
weiter voranschreitet, erreicht uns voraussichtlich die Kaltfront im
Tagesverlauf von Nordwesten. Mit der stramm auflebenden, zunächst noch vermehrt
südwestlichen bodennahen Strömung nehmen Regenhäufigkeit und Intensität
allmählich zu. Am längsten freundlich und trocken bleibt es wohl vor allem noch
Richtung Alpen und Lausitz. An der Nordsee und auf den Bergen kommt es wieder
vermehrt zu stürmischen Böen oder Sturmböen (Bft 8 bis 9). Das Temperaturniveau
bleibt zunächst unverändert mild.

Zum Wochenende erfolgt mit erhöhter Wahrscheinlichkeit die Umstellung hin zu
einer Troglage, wenn sich das Zentraltief nach Skandinavien verlagert und auf
der Rückseite Höhenkaltluft mit unter -30°C in 500 hPa bis ins westliche
Mittelmeer vorstößt und dabei auch umfänglich Deutschland erfasst. Bei
wechselhaftem und windigem Schauerwetter sinkt die Schneefallgrenze bis in die
Kammlagen der Mittelgebirge ab.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Es gibt nur kleinere Detailänderungen. Der Rücken ist am Dienstag etwas flacher,
was den Westen und Nordwesten etwas anfälliger für leichte Regenfälle macht.
Beim Abtropfvorgang gibt es noch größere Schwankungen bezüglich des Residuums.
Die Aufgleitniederschläge wurden im Vergleich zu gestern deutlich entschärft.
Nennenswerte Regenfälle wird es am Donnerstag wohl noch nicht geben. Bezüglich
der Troglage am kommenden Wochenende ist die Konsistenz erstaunlich hoch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Lösungen der anderen Globalmodelle sehen allesamt ähnlich aus. Von
Aufgleitvorgängen will am Donnerstag außer das IFS nur das GEM noch etwas
wissen, vielfach wird der Abtropfvorgang deutlich schneller von den anderen
Modellen vollzogen. ICON und UK starten bereits die Zonalisierung mit
kräftigeren Niederschlägen aus Nordwesten. An der Troglage bestehen kaum
modellübergreifende Zweifel.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Vom Hoch zur Wochenmitte (Geopotential bei rund 560 gpdm, T850 rund +5°C)
erfolgt der Absturz zum Wochenende (530 gpdm, -5°C). Das ist erstaunlich sicher
und gut gebündelt. Was Probleme bereitet, ist lediglich der Übergang. Soll
heißen: Wie schnell erfolgt die Zonalisierung mit Wind- und
Niederschlagszunahme? Die geschieht frühestens im Laufe des Donnerstags und ist
bis spätestens Samstag abgeschlossen.

In der erweiterten Mittelfrist scheint die Troglage mit Wochenwechsel wieder zu
enden. Wie schnell sich dann aber die T850 erholen, bleibt noch abzuwarten.

CLUSTER:
Umstellung vom kurzzeitigen Blocking (Omega-ähnlich) hin zur Troglage, in den 3
gebildeten Clustern (Do-Sa) geht es primär um den Cut-Off Vorgang Richtung
Marokko und die nachfolgende Trogausbildung über Mitteleuropa. Dass diese kommt,
ist unstrittig. Danach gibt es ein buntes Potpourri an Lösungen. Ein neuerliches
Abtropfen „unseres“ Troges in den Mittelmeerraum ist dabei durchaus realistisch.

FAZIT:
Vergleichsweise ruhiges und vielfach freundliches Wetter in der nächsten Woche.
Auch die kurze Kältephase im Osten endet wieder und milde Luft setzt sich
überall durch. Im Westen und Südwesten geht es mit Sonnenunterstützung und etwas
Wind bis nahe 20°C rauf.

Zum Ende der Woche wird es zunächst windiger und wechselhafter, im Laufe des
Wochenendes auch deutlich kälter. Auf den Bergen fällt teils wieder Schnee und
in der erweiterten Mittelfrist drohen bei Wetterberuhigung auch in tiefen Lagen
verbreitet frostige Nächte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STURM:
Eher unspektakuläres Wetter im Großteil der Mittefrist, erst zum Ende mehren
sich die Anzeichen für eine Sturmlage, die zumindest mal die Küsten und das
Bergland erfasst (Det, MOS). Die Ensemble sind diesbezüglich noch zurückhaltend
(IFS-EPS < 30% für Böen Bft 8). Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden
Tagen „draufgesattelt“ wird.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen