S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.03.2024 um 10.30 UTC

Im Osten vorübergehend kälter mit Nachtfrösten.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.03.2024

Zum Start in die neue Woche und dem Beginn der heutigen Mittelfristbetrachtung
wird der Atlantik mal vorübergehend ausgebremst und es setzt sich ein
Blockingregime (Hoch Nordmeer Fennoskandien antizyklonal, HFa) durch. Während
ein Cut-Off über der westlichen Ukraine liegt und sich südlich davon ein bis
nach Ägypten ausgreifender Trog anschließt, fördern Atlantiktiefs über Island
und westlich von Irland mit WLA auf der Vorderseite über den Britischen Inseln
und Skandinavien. Dieser wird zwar hin und wieder von Südwest nach Nordost von
flachen Randtrögen überlaufen, gleichwohl wird das auch thermische induzierte
Bodenhoch mit Schwerpunkt über 1030 hPa über Karelien mit Keil von 1020 hPa über
Ostdeutschland gestützt.

Ein bereits erwähnter Randtrog schwenkt nun am Montag im Tagesverlauf von der
Deutschen Bucht unter Abschwächung nordostwärts. Dabei bildet sich in etwa
entlang der Elbe eine Luftmassengrenze aus, bei der feucht-milde Atlantikluft
aus Südwest gegen kältere Luft aus Ost ankämpft. Durch das Höhentief im Osten
handelt es sich allerdings noch nicht um eine trockene polare Festlandsluft,
sondern eine angefeuchtete Mischluft (wahrscheinlich xP). Westlich des Keils ist
die Luftdruckverteilung sehr flau und eher eine schwache Rinne zu verorten. UK10
simuliert sogar ein ziemlich giftiges Tief über dem Saarland mit kräftigen
Regenfällen durch einen markanteren und weiter nach Süden reichenden Randtrog in
der Höhe. Wahrscheinlicher sind aber nur gebietsweise und meist leichte
Regenfälle, die vor allem am Nachmittag im Süden auch konvektiv geprägt und
teils gewittrig ausfallen können. Für überörtliche, markante Entwicklungen fehlt
es aber an Scherung und besser geeigneter Luftmasse.
Größere Auflockerungen gibt es teils auf der kalten Seite östlich der Elbe und
später auch ganz im Westen und Südwesten. Sonst bleibt es vielerorts stark
bewölkt bei einem deutlichen Temperaturgefälle von 4°C auf Usedom, 9°C in
Magdeburg und 17°C am Neckar. In der Nacht zum Dienstag tritt im Osten und
Nordosten verbreitet leichter Frost auf. Sollte es länger Aufklaren (Kurzfrist
oder sogar Nowcasting) ist sogar mäßiger Nachtfrost unter -5°C möglich –
zumindest in bodennahen Schichten.

Am Dienstag wird der Langwellentrog über dem Ostatlantik durch einen
einlaufenden Sekundärtrog regeneriert und der Rücken über Westeuropa und
Skandinavien kann sich insgesamt etwas kräftigen und etwas ostwärts verlagern.
Dadurch setzt am Boden leichter Druckanstieg ein und die Rinne im Westen und
Südwesten Deutschlands füllt sich allmählich auf. Mit der östlichen bodennahen
Strömung macht die Kaltluft aus Osten etwas Raum nach Westen gut und trocknet
ab. Insgesamt kommt sie aber voraussichtlich nicht über die
Mittelgebirgsschwelle hinaus weiter nach Süden voran. Die Regenfälle klingen
folglich ab und es setzen sich größere Aufheiterungen durch. In der Nacht zum
Mittwoch muss in der Osthälfte erneut vielfach mit leichtem Frost gerechnet
werden.

Am Mittwoch erreicht der Atlantiktrog Westeuropa und der Westen Deutschlands
gelangt allmählich auf dessen Vorderseite. Ein schwacher Tiefausläufer erreicht
zudem die Nordsee und den Nordwesten des Landes. Ude kann von den Alpen und
Frankreich her leichtes Aufgleiten mit dichteren Wolkenfeldern und etwas Regen
einsetzen. In der Osthälfte bleibt es unter Hochdruckeinfluss meist noch
freundlich. Die Kaltluft wird dabei allmählich ostwärts abgedrängt bzw. erwärmt
sich unter Absinken allmählich etwas. Wie stark und wie schnell ist noch
leidlich unsicher.

Am Donnerstag tropft der Trog über Spanien ab und wir verbleiben unter dessen
positiv geneigter Achse. Unterdessen sorgt ein kräftiger Warmluftvorstoß zu den
Britischen Inseln für einen flachen Rücken ausgehend von der umfangreichen
Antizyklone über den Azoren, womit sich am Boden vorübergehend eine schwache
Brücke über Nordwestdeutschland ausbilden kann, die Azoren- und Russlandhoch
verbindet. Die damit induzierte Gegenstromalge verstärkt das Aufgleiten und
lokale Regenfälle werden wahrscheinlicher und intensiver. Genaue Schwerpunkte
sind dabei noch nicht auszumachen. Der Hochdruckeinfluss im Osten schwindet
unterdessen merklich, die kalte Episode Geschichte sein.

Am Freitag nimmt der Atlantik wieder an Fahrt auf und am Rande eines Sturmtiefs
über dem Nordmeer erreichen uns aus Nordwesten dessen Frontensysteme. Dabei wird
es wieder zunehmend windig, an der Nordsee eventuell gar stürmisch bei
landesweit recht milden Temperaturen.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das wechselhafte Wetter mit hoher
Wahrscheinlichkeit fort. Eine kurze Rückseite würde allenfalls in den Kamm- und
Gipfellagen einen spätwinterlichen Gruß mit Schneeschauern bescheren.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Ob die kälteste Luft über Polen und Tschechien bleibt oder sich zu Beginn der
kommenden Woche doch ein Schwall über Ostdeutschland einnistet, ist noch immer
nicht ganz raus. Die 850 hPa Temperaturen sind die auch nicht der beste
Indikator, fließt sie doch bodennah recht flach aus Osten ein. Entscheidender
dürften die Bewölkungsverhältnisse in der Nacht sein und entsprechend die Stärke
des Absinkens unter dem Keil. Bei beiden Faktoren hat der neueste IFS Lauf einen
Schritt zur kälteren Richtung hin unternommen, worauf auch das Mos-Mix mit doch
recht verbreitetem Nachfrost korrespondiert.
Ansonsten ist die Konsistenz unter den Läufen wirklich gut, wobei zum Donnerstag
das Aufgleiten mit verstärkter Niederschlagsbildung mit dem gestrigen 12z Lauf
nun deutlich stärker betont wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS und UK simulieren in ihren 0z Läufen die kältesten Lösungen mit bis zu -8°C
an der Oder nächsten Dienstag 12z, IFS im Vergleich nur -2°C und der
Hauptgradient weiter östlich. Die Tiefentwicklung am Montag beim UK scheint eine
Außenseiterrolle einzunehmend.
Sonst ist der Grundtenor recht ähnlich. Die recht markante Aufgleitlösung am
Donnerstag des IFS trägt insbesondere das ICON mit, GFS nur in Ansätzen, GEM und
UK eher gar nicht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Grundsätzlich öffnet sich der Temperaturspread ab Mittwoch schon gewaltig, im
Osten angesichts der unsicheren Lage der Kaltluft eigentlich schon ab Sonntag.
Die Lösung des Hauptlaufes wird von der Mehrheit der Member zwar unterstützt,
die allerdings brüchig ist und trügerisch sein kann. Angesichts des IFS-EPs
erscheinen in Berlin T850 unter -3°C unwahrscheinlich. Vereinzelte Lösungen
gehen noch unter -5°C. Nach kurzer Erholung zur Wochenmitte (Median zwischen 0
und +3°C) kündigt sich zum nächsten Wochenende wieder ein leichter Rückgang an
(spricht für simulierte Nordwestlage mit Rückseite).

Gerade angesichts einer Vielzahl von Lösungen zum Freitag mit Geopotentialwerten
zwischen 570 und 530 gpdm ist eine detailgenaue Prognose bereits gegen Ende der
Mittelfrist nicht mehr möglich.

Interessant: Am Montag zeigen viele Member für den Süden deutlich höhere
Niederschlagsmengen als der Hauptlauf. Die UK Lösung mit verstärkter Hebung und
teils kräftigen Regenfällen sollte man daher noch nicht ganz abtun.

CLUSTER:
2 von 3 Cluster mit anteilsmäßig auch zwei Drittel der Lösungen decken die
Aufgleitniederschläge des Hauptlaufes. 1 Cluster verzögert das Abtropfen
Richtung Marokko und lässt von der Nordsee statt des Hochkeils eher ein kleines
Randtief nach Deutschland ziehen. Die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf
den generellen Wetterablauf, wären dennoch überschaubar. Ob die sich danach
entwickelnde Nordwestlage antizyklonal ode zyklonal geprägt ist, gestaltet sich
sehr ungewiss und findet beidseitige Anhänger.

FAZIT:
Im Osten – bevorzugt im Grenzbereich zu Polen – zu Wochenbeginn vorübergehend
deutlich kälter mit verbreitetem Nachtfrost. Bei idealen Bedingungen lokal
mäßiger Frost nicht auszuschließen. Im Westen und Südwesten weiter mild bei
nachlassenden Regenfällen. In der zweiten Wochenhälfte nach kurzer
Wetterberuhigung allmählich wieder wechselhafter und im Osten spürbar milder.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

FROST:
Statistisch signifikant ist der zu erwartende Frost im Osten zu Beginn der neuen
Woche für Mitte März natürlich nicht. Angesichts der fortgeschrittenen
Vegetation durchaus eine Erwähnung wert. Über Details wurde sich bereits
ausgiebig in den oberen Abschnitten ausgelassen. Im Worst Case treten auch
mäßige Nachtfröste auf.

DAUERREGEN:
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag insbesondere am Alpenrand Dauerregen mit
Mengen über 30 l/qm binnen 24 Stunden nicht gänzlich ausgeschlossen, im
Vergleich zu gestern aber unwahrscheinlicher geworden.

GEWITTER:
Ebenfalls am Montag im Süden einzelne Gewitter, allenfalls aber sehr vereinzelt
nur markant durch Starkregen um 15 l/qm, kleinkörnigem Hagel und stürmischen
Böen. Vielfach eher gelb als „elektrischer Schauer“.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen