SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ab Freitag wieder unbeständiger, teils windig, örtlich Gewitter mit stürmischen
Böen. Zunächst noch sehr mild, zum Wochenende kühler mit Nachtfrösten.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … befindet sich noch ein Rücken über Deutschland, der im Laufe der
Nacht langsam, aber sicher nach Osten verdrängt wird. Nachfolgend kommen wir auf
die Vorderseite eines Troges bei den Britischen Inseln. Ein erster, recht
flacher kurzwelliger Anteil schwenkt dabei bereits zur südwestlichen Nordsee,
während ein etwas schärfer konturierter, zunehmend als Haupttrogachse
fungierender Anteil zur Keltischen See zieht. Über Deutschland resultiert daraus
eine südwestliche Höhenströmung, die im Verlauf im Westen und Nordwesten bereits
eine zyklonale Färbung bekommt. Der Trogkomplex korrespondiert mit einem
elliptischen, mehrkernigen Tiefdruckgebiet GABRIELE, das sich über den Norden
der Britischen Inseln zur nördlichen Nordsee verlagert. Zwischen dem Tief und
einer umfangreichen Hochdruckzone über Süd- und Osteuropa setzt sich auch
niedertroposphärisch eine südwestliche, langsam an Fahrt gewinnende Strömung
durch. Dies macht sich in den Kamm- und Gipfellagen des Berglandes bereits in
zunehmendem Wind bemerkbar, auf dem Brocken reicht für erste Sturmböen.

Ausgangs der Nacht greift die Kaltfront von GABRIELE auf den Westen und
Nordwesten über. Da die Haupttrogachse noch weit nach Westen zurückhängt, wird
die sehr milde, maritime Subtropikluft (mS) von zunächst nur unwesentlich
kühlerer, maritim erwärmter Subpolarluft (mPs) ersetzt. Im 850-hPa-Niveau liegen
die Temperaturen zwischen 4 und 7 °C.

Schwache frontale Prozesse und PVA stützen ein schmales Band mit schauerartig
durchsetztem Regen, das morgens bis zur einer Linie Saar-Nordfriesland
vorankommt. In der Südosthälfte bleiben noch schwacher Hochdruckeinfluss und
Grenzschichtprozesse vorherrschend. Von hohen Wolkenfeldern abgesehen bleibt es
gering bewölkt, örtlich kann sich Nebel bilden. Die Tiefsttemperaturen liegen
zwischen 2 Grad am Bayerwald und 11 Grad am Niederrhein.

Freitag … schwenkt der vorlaufende, kurzwellige Anteil des westeuropäischen
Troges über die Nordsee nach Jütland, die nachfolgende, zunehmend an Kontur
gewinnende Haupttrogachse erreicht abends die westliche Nordsee und
Nordfrankreich. Das korrespondierende, elliptische geformte Tief GABRIELE zieht
von der Nordsee nach Südnorwegen und -schweden. Zwischen dem Tief und der süd-
und osteuropäischen Hochdruckzone bleibt bei uns niedertroposphärisch eine
Südwestströmung vorherrschend.

Die thermischen Gegensätze an der im Tagesverlauf ostwärts durchziehenden
Kaltfront bleiben somit gering, die eigentliche „Kaltluft“ lauert erst hinter
dem vom Tiefzentrum nach Südwesten zu den Britischen Inseln gerichteten
Bodentrog. Da es auch an dynamischer Hebung mangelt, zerfleddert das frontale
Regenband, das sich im Tagesverlauf ostwärts bewegt und nachmittags die Oder und
abends Niederbayern erreicht, zunehmend.

Die präfrontale maritime Subtropikluft wird durch zeitweiligen Sonnenschein und
niedertroposphärische Erwärmung aber vor allem in Südostbayern soweit
labilisiert, dass es vor Ankunft der Kaltfront am Nachmittag und Abend für ein
einzelnes Gewitter reichen könnte. Bei 100-200 J/kg ML-CAPE und eher schwacher
Scherung dürfte es sich um Einzelzellen handeln. Starkregen ist bei PPWs von
rund 18 mm und mäßiger Verlagerungsgeschwindigkeit unwahrscheinlich.

Nach einer schmalen postfrontalen Subsidenz und Abtrocknung kommt es mit
Annäherung der Haupttrogachse in der Westhälfte wieder zu einer Anfeuchtung und
durch Abkühlung in der Höhe zu einer Labilisierung der Luftmasse. Zudem setzt
vor allem in Richtung Abend recht kräftige PVA und Hebung ein. Es muss folglich
mit zunehmender Schauertätigkeit gerechnet werden, auch einzelne Gewitter sind
wahrscheinlich. CAPE dürfte wie im Südosten in der Größenordnung von wenigen
Hundert J/kg liegen, allerdings zieht die Scherung vor allem
niedertroposphärisch etwas an. In den Hodographen ist eine leichte Rechtsdrehung
des Windes erkennbar, rechtsausscherenden Zellen stünden somit ein gewisses Maß
an Helizität zur Verfügung. Ob es tatsächlich für einzelne, flache Superzellen
reicht, ist aber fraglich, der limitierende Faktor ist in jedem Fall die
Labilität. Die ein oder andere stürmische Böe sollte man aber zumindest im
Hinterkopf behalten, auch wenn die meisten Gewitter mit Gelb abzuwarnen sind.

Zwar legt der Südwestwind mit dem Tagesgang generell böig zu, warnwürdige Böen
(Bft 7) beschränken sich aber im Wesentlichen auf die Konvektion. Um nicht jeder
Schauerböe hinterher zu warnen, ist eine Windwarnung vor allem für die Bereiche
der größten Schauertätigkeit im Westen und Nordwesten eine Überlegung wert. Die
exponierten Mittelgebirgsgipfel (neben Brocken auch zunehmend der Fichtelberg
und der Feldberg/Schwarzwald) bekommen stürmische Böen und Sturmböen.

Die Höchsttemperaturen liegen im eher stark bewölkten Westen und Nordwesten bei
rund 15 Grad, im Südosten und Osten nochmal bei knapp 20 Grad. Deutlich kühler
ist es bei Seewind an der Küste.

In der Nacht zum Samstag schwenkt die Haupttrogachse nach Deutschland und liegt
morgens längs über die Mitte des Landes. Damit verlagert sich der Schwerpunkt
der Schauertätigkeit vom Westen und Nordwesten über die Mitte nach Südosten und
Osten. Anfangs sind auch noch einzelne Gewitter dabei, bevor der „kalte Fuß“
zuschlägt. In der zweiten Nachthälfte greift der Bodentrog nebst eingelagerter
Katlfrontstaffel auf den Westen und Nordwesten mit neuem Regen über. Der Wind
weht in den Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen weiterhin stürmisch aus
Südwest bis West. Die Tiefsttemperaturen liegen meist zwischen 9 und 4 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag … gibt es keine nennenswerten Änderungen zur Frühübersicht.

Der Trog schwenkt zögerlich ostwärts durch und sorgt zunächst für unbeständiges
Wetter, bevor sich mit Annäherung des nächsten Rückens von Westen her eine
Stabilisierung und Wetterberuhigung durchsetzt. Mit dem in Böen zeitweise stark,
an der See sowie im Bergland stürmisch auffrischenden und auf Nordwest drehenden
Wind fließt ein Schwall spürbar kälterer Polarluft ein. Bei Aufklaren ist in der
Nacht zum Samstag folglich gebietsweise Frost möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser