#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 13.03.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.03.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zunächst ruhige und sehr milde Hochdruckrandlage, ab der Nacht zum Freitag mit
Passage einer Kaltfront unbeständiger; am Freitag in einigen Gipfellagen
Sturmböen und von Westen einzelne markante Gewitter möglich.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines Höhenrückens, der
sich vom westlichen Mittelmeerraum nordostwärts bis zur südlichen Ostsee
erstreckt. Dieser wird gestützt durch beständige WLA vorderseitig eines
hochreichenden Zentraltiefs („FLORENTINA“ mit einem Kerndruck im Bodenfeld unter
970 hPa), das sich im Laufe der Nacht über der Norwegischen See nur zögernd nach
Osten verlagert. Zwar wird der Rücken im Laufe der Nacht mit Passage der
Warmfront des Tiefs etwas nach Osten abgedrängt und schwächt sich ein wenig ab,
kann sich aber vorderseitig eines weiteren flachen Höhentroges, der –
interagierend mit dem Tiefdruckgebiet „GABRIELE“ im Bodenfeld – morgens das
Seegebiet knapp südwestlich von Irland erreicht, von Westen her erneut
regenerieren.
Die weiter oben erwähnte Warmfront von „FLORENTINA“ hat ausgangs der kommenden
Nacht auch die Osthälfte passiert; im Einflussbereich des Rückens musste sie
aber deutlich an Wetterwirksamkeit einbüßen, so dass außer dichter Wolkenfelder
und etwas Regen bzw. eher Nieselregen (immerhin ist die Troposphäre bis etwa 600
hPa feuchtegesättigt) nicht mehr viel übrig bleibt.
Mit Annäherung der Tröge verstärkt sich zwar der Druckfall über dem
Vorhersagegebiet ein wenig, dennoch bleibt der Großteil des Landes im
Einflussbereich einer langgestreckten Hochdruckzone, die sich von der Iberischen
Halbinsel und Frankreich bis nach Osteuropa erstreckt. Lediglich im Nordwesten
ist ein schwacher Gradient auszumachen, ansonsten dürfte sich innerhalb der
feuchten Grundschicht im Warmsektor, selbst, wenn die Wolken im Westen und
Südwesten mal stärker auflockern, rasch dichte Nebel- und Hochnebelfelder
ausweiten. Die advehierte Luftmasse stammt in etwa aus der Biskaya und ist
entsprechend mild mit Temperaturen zwischen 3 und 6 Grad in 850 hPa (um 06 UTC).
Somit dürfte Frost, selbst, wenn die Wolken vorübergehend mal stärker auflockern
sollten, kaum eine Rolle spielen. Am ehesten kann es den Tälern der
südwestdeutschen Mittelgebirge auf Werte um 0 Grad oder knapp darunter abkühlen.
Donnerstag … kann sich der Rücken durch zwar eher schwache, aber beständige
WLA weiter regenerieren und schwenkt allmählich über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts. Der flache Höhentrog über Westeuropa greift im Tagesverlauf auf Irland
über, weist aber mangels Kaltluftadvektion zunächst nur wenig
Entwicklungspotenzial auf. Somit stellt sich über Deutschland zum Abend hin nach
Passage der Rückenachse eine zwar leicht diffluente, dennoch eher antizyklonal
konturierte südwestliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld erreicht das Sturmtief „FLORENTINE“ abends in etwa das Seegebiet
südlich der Lofoten und füllt sich weiterhin nur langsam auf. Die Kaltfront
erreicht im Tagesverlauf noch Südskandinavien, wird von dort aus aber als
Warmfront zum Tief „GABRIELE“ zurückgeführt, das zum Abend hin die Westküste
Irlands erreicht. Somit verbleiben wir im Warmsektor, wobei die Hochdruckzone
allmählich nach Südosten abgedrängt wird, was zu einer leichten
Gradientverschärfung führt. Vor allem im Nordwesten frischt der Südwestwind im
Tagesverlauf ein wenig auf, bleibt aber noch unterhalb der Warnschwellen
(Nordfriesland: Bft 6, exponiert Richtung dänischer Grenze vielleicht Bft 7,
Brocken: Bft 7, abends vielleicht Bft 8). Dennoch reicht es, um trotz der nach
wie vor noch recht feuchten Luftmasse für eine etwas bessere Durchmischung zu
sorgen, so dass sich vor allem im Westen und Südwesten auch mal länger die Sonne
durchsetzen kann, während es im Norden und Osten weniger Wolkenlücken gibt, es
aber nach anfänglichem Regen bzw. Nieselregen auch dort weitestgehend trocken
bleibt. Die Advektion sehr milder Luftmassen aus Südwesteuropa verstärkt sich
ebenfalls, die 850 hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf 4 Grad in der Lausitz
bzw. im Vogtland und bis 8 Grad im Lee der westlichen Mittelgebirge bzw. am
Alpenrand. Somit steht ein sehr milder Tag ins Haus mit Höchstwerten zwischen 13
Grad im Nordseeumfeld bzw. an den östlichen sowie ostbayerischen Mittelgebirgen
und knapp 20 Grad gebietsweise im Westen/Südwesten (am ehesten im Lee der
Mittelgebirge).
In der Nacht zum Freitag baut sich über dem nahen Ostatlantik ein Höhenrücken
auf. Die Höhenströmung dreht auf dessen Vorderseite über Westeuropa somit auf
Nordwest, wodurch Kaltluftadvektion in Gang kommt, wovon wiederum der auf die
Britischen Inseln übergreifende Höhentrog profitiert, der sich nun verschärfen
kann.
Das Bodentief „GABRIELE“ zieht nun rasch über Schottland hinweg zur nördlichen
Nordsee, mit Annäherung des sich verschärfenden Troges etabliert sich aber an
dessen Südwestflanke ein weit nach Westsüdwest, bis etwa nach Südwestirland
zurückhängender Bodentrog bzw. eine Tiefdruckrinne mit einem oder mehreren
eingebetteten Drehzentren.
Die Kaltfront von „GABRIELE“ lässt sich in den Modellfeldern thermisch kaum
ausmachen, ist aber anhand der Feuchtefelder dennoch ganz gut zu erkennen. Sie
nimmt nun deutlich an Fahrt auf und greift ausgangs der Nacht mit meist noch
wenig ergiebigen schauerartigen Regenfällen auf den Westen und Nordwesten
Deutschland über.
Vor allem im Westen und Norden des Landes verschärfen sich nun Druckfall und
Gradient, so dass der Südwestwind weiter auffrischt. Angesichts der stabilen
Schichtung macht sich das aber hauptsächlich in höheren Lagen bemerkbar, wo es
im Laufe der zweiten Nachthälfte vermehrt steife, in exponierten Gipfellagen
stürmische Böen (Brocken eventuell sogar Sturmböen) geben kann.
Im Osten und Süden bleibt es noch trocken und vor allem im Süden und Südosten
auch aufgelockert bis gering bewölkt, so dass sich dort erneut innerhalb der
abgekoppelten Grundschicht Nebel bilden kann.
Im Westen und Nordwesten verläuft die Nacht bei dichter Bewölkung und etwas Wind
mit teils zweistelligen Minima sehr mild, auch sonst bleibt es überwiegend
frostfrei, lediglich in einigen Tälern der ostbayerischen Mittelgebirge bzw. der
Alpen kann es auf knapp unter 0 Grad gehen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag … kann an den Ausführungen in der Frühübersicht weitgehend
festgehalten werden. Das dort erwähnte kommaförmige Vorticitymaximum ist
innerhalb der Modellfelder nach wie vor gut auszumachen und erreicht abends den
Westen des Landes. Die thermisch weiterhin kaum auszumachende Kaltfront hat bis
dahin auch die Osthälfte und den Südosten mit meist leichten schauerartigen
Regenfällen überquert. Zwar setzt auch dort, vor allem im Südosten, mit der
Advektion höhenkalter Luft eine hochreichende Labilisierung der Luftmasse ein
(-22 Grad in 500 hPa, +5 Grad in 850 hPa) und es kann auch etwas Cape generiert
werden, dennoch sollte die Wahrscheinlichkeit für einzelne Gewitter mit
Frontpassage eher gering bleiben.
Anders im Westen und Nordwesten am Nachmittag und Abend, eingangs der Nacht
vielleicht noch in den mittleren Landesteilen. Die 500 hPa-Temperatur sinkt dort
auf -25 bis -26 Grad bei etwa 3 Grad in 850 hPa – der Bodentrog, dem die
niedertroposphärisch kältere Luft folgt, hängt noch weit zurück. Somit fällt die
Labilisierung dort stärker aus. Mit Annäherung des Troges bzw. des
Vorticitymaximums nimmt der dynamische Hebungsantrieb zudem deutlich zu und es
ist von organisierter Schauertätigkeit auszugehen, bei den in der Frühübersicht
bereits genannten „Zutaten“ (Scherung, Cape), die sich mit den aktuellen
Modellläufen kaum geändert haben, auch von einzelnen markanten Gewittern
(Starkregen um 15l/qm in kurzer Zeit, kleiner Hagel, Sturmböen).
Auch außerhalb der Schauer frischt der Wind aus Südwest weiter auf, in den Kamm-
und Gipfellagen der Mittelgebirge und auch der Alpen gibt es nun vermehrt
stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln Sturm- oder gar schwere Sturmböen. Im
Westen und Nordwesten kann es zumindest nachmittags auch in tiefen Lagen für
steife Böen reichen.
Nachts zieht der Höhentrog mit allmählich abnehmender Schauertätigkeit etwa bis
zur Mitte des Vorhersagegebietes, aber erst Samstagfrüh erreicht der Bodentrog
mit etwas kälterer Luft den äußersten Westen des Landes. Somit bleibt bei
durchwegs positiven 850 hPa-Temperaturen die Schneefallgrenze noch meist
oberhalb von etwa 1200 bis 1400 m.
Modellvergleich und -einschätzung
Anhand der vorliegenden Modelle lassen sich keine entscheidenden warn- und
prognoserelevanten Unterschiede ausmachen.
Inzwischen hat sich bzgl. des Bodentroges in der Nacht zum Samstag das ICON-EU
den anderen Modellen angeglichen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff