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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Unter Tiefdruckeinfluss unbeständiges Wetter mit Dauerregen Schwarzwald und
Schnee in den Alpen, Nacht Frost nur punktuell bei Aufklaren.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … sieht es weiter wenig nach ruhigem und sonnigem Frühlingswetter aus.
Die dominierenden Wetterlagen im kurz- und mittelfristigen Zeitraum beschreiben
weiter eher einen unbeständigen Wettercharakter. Anfangs dominiert die
Wetterlage Hoch Fennoskandien zyklonal. Und ab Freitag duellieren sich die
Wetterlagen West zyklonal oder Winkel West. Neben den genannten Grundmustern
kann sich nur die Wetterlage Südwest antizyklonal noch stetig behaupten und am
Mittwoch und Donnerstag sogar alle IFS-EPS Member auf sich vereinen. Das kleine
a für antizyklonal gibt dabei Hoffnung auf Wetterberuhigung, doch diese fällt
schließlich kurz und mau aus. Der damit in Verbindung stehende
Zwischenhocheinfluss sorgt am Mittwoch im Osten und am Donnerstag bevorzugt in
der Westhälfte für einen freundlichen Einschub, bevor zum Freitag von Westen
neue Tiefausläufer das Land erreichen. Dazu beschreiben aber nahezu alle
Wetterlagen eine milde bis warme Witterung.

Im Detail steht Deutschland am heutigen Abend in der Höhe noch voll unter dem
Einfluss des Langwellentroges mit seinen zahlreichen kleinen Drehzentren. Der
Schwerpunkt liegt dabei über dem Balkanraum, doch auch hierzulande kann ein
kleines Höhentief, welches unter Abschwächung von Nordwestdeutschland zum
Alpenrand zieht, zumindest regional für nasse Aussichten sorgen. Vor allem
südwestlich der Zugbahn interagieren frontogenetische Hebungsprozesse (WLA)
einer aufziehenden Warmfront mit der PVA des Höhentiefs, sodass es von
Rheinland-Pfalz bis zum Hochrhein und dem Alpenrand länger anhaltend und teils
kräftig regnen kann. Im Stau des Schwarzwaldes können innerhalb von 12 bis 18
Stunden auch Mengen bis 40 l/qm niedergehen. In den Alpen fällt oberhalb von
1000 bis 1300 Meter Schnee. Zudem ist anfangs in Süddeutschland, induziert durch
Höhenkaltluft (um -25°C in 500hPa/um -1°C in 850 hPa), eine rege
Schauertätigkeit zu verzeichnen, die im Verlauf der Nacht jedoch durch bodennahe
Stabilisierung und nachstoßender WLA abebbt. Im Nordwesten kann die WLA der
aufziehenden Warmfront des hochreichenden Tiefs nordwestlich von Schottland
ebenfalls schon dicke Wolken und etwas Regen bringen. Am ruhigsten wird die
Nacht im Osten und Nordosten des Landes, wo zwischen den Höhentiefs über Polen
und Deutschland kompensierendes Absinken vorherrscht. Gestützt wird der Prozess
von einer schwachen Hochdruckbrücke von Südfrankreich bis nach Westpolen. Bei
längerem Aufklaren ist jedoch nur punktuell Frost sowie gebietsweise Nebel
möglich. Der Wind spielt kaum eine Rolle und kann allenfalls in Gipfellagen des
Schwarzwaldes in Böen mal stürmisch auffrischen.

Mittwoch … steht dann ganz im Zeichen der Warmfront des Tiefs nördliche der
Britischen Inseln. Diese überquert das Land von West nach Ost, um in der Nacht
zum Donnerstag langsam nach Osten abzuziehen. Allerdings kämpfen die
frontogenetischen Hebungsprozesse gegen die Höhenstrukturen an. Dort nämlich
kann sich von der Iberischen Halbinsel bis zur westlichen Ostsee ein Rücken
aufbäumen, der bodennah zudem eine Hochdruckzone von West- und Südwesteuropa bis
zum Russlandhoch aufspannt. Zyklonale Strömungsbedingungen sind bevorzugt im
Norden zu finden. Entsprechend kann dort die Niederschlagsaktivität durchaus
etwas größer ausfallen. Aber auch sonst reicht der frontale Hebungsantrieb der
Warmfront und der vorgelagerten WLA aus, um in einem Streifen von Nord nach Süd
dichte Wolken mit etwas Regen über Deutschland ostwärts hinweg zu führen.
Tagsüber sind dabei vor allem der Westen und die Mitte betroffen, in der Nacht
zum Donnerstag dann bevorzugt die Osthälfte des Landes. Apropos Osthälfte, diese
kann den Zwischenhocheinfluss schon am Mittwoch bei zeitweiligem Sonnenschein
genießen. Auch wenn die Temperaturen in 850 hPa dort noch meist zwischen -1 und
+3 °C liegen, reicht es bodennah für Höchstwerte zwischen 12 und 16 °C. Aber
auch in der Westhälfte ist der Regen beim Südwestgebläse und Höchstwerten von 11
bis 16 °C durchaus warm. Der Wind hat weiter keine signifikanten Aktien im
aktuellen Wettergeschehen. Allenfalls können im Nordseeumfeld mal ein paar
Windböen Bft 7 auftreten.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … triumphiert in der Höhe ein breiter Rücken, der mit seiner Achse
langsam über Deutschland hinwegschwenkt. Ab dem Abend gelangt der Nordwesten und
Westen schon auf die Vorderseite eines nachstoßenden Troges, der sich von den
Britischen Inseln und Nordwestfrankreich annähert. Mit der Verlagerung der
Rückenachse verlagert sich auch der Schwerpunkt des Bodenhochs ostwärts, sodass
Deutschland am Donnerstag von Nordwesten zunehmend in eine noch antizyklonal
geprägte Südwestströmung gerät. Einhergehend kann die Zufuhr warmer Luft
subtropischen Ursprungs nochmals zulegen. Zusammen mit der Sonnenstrahlung in
der Südwesthälfte des Landes können die Temperaturen tagsüber in diesem Jahr
neue Höhen erklimmen und am Oberrhein durchaus die 20-Grad-Marke überschreiten.
Etwas schlechter kommt die Nordosthälfte davon, die anfangs noch mit der
abziehenden Warmfront samt etwas Regen zu kämpfen hat. Dort lockern die Wolken
erst im Tagesverlauf stärker auf und sorgen dann für eine gering bewölkte, teils
klare Nacht. Die Temperaturen sind jedoch auch im Osten bei Werten von 14 bis 18
Grad frühlingshaft. In der Nacht geht der Zwischenhocheinfluss im Nordwesten und
Westen auch schon wieder dahin. Mit weiterer Annäherung des Troges nimmt auch
die Bodenströmung zyklonale Verhältnisse an. Zudem sorgt ein okkludierter
Frontenzug für Hebung, die auf PVA des Troges trifft. Resultierend setzt von der
Nordsee bis nach Rheinland-Pfalz sowie im Südwesten Baden-Württembergs etwa
Regen ein. Unter den Wolken bleibt es bei Werten von 12 bis 6 Grad sehr mild,
aber selbst in den Gebieten geringerer Bewölkung ist man bei Tiefstwerten von 7
bis 2 Grad deutlich vom Nachtfrost entfernt. Mit Annäherung des Troges und der
stärker werden Südwestströmung möchte auch der Wind wieder mitspielen.
Allerdings reicht es wohl nur auf exponierten Gipfeln sowie an der See
vereinzelt für starke bis stürmische Böen.

Modellvergleich und -einschätzung

Auch andere Global- und Regionalmodelle (GFS, UK10, IFS, etc.) simulieren die
großskaligen Geopotential- und Luftdruckmuster vergleichbar zum ICON. Selbst die
Lage der kleinen Drehzentren im Langwellentrog werden sehr ähnlich abgebildet.
Allenfalls die Ausprägung der Warmfront und dessen zeitliche Verlagerung ist
leicht abweichend gezeigt, sodass sich im Vergleich de Modelle die
Niederschlagsaktivität der Front sowie das Verlagerungs-Timing etwas
unterscheiden. Gleichermaßen beschreiben die Modelle die Auflockerungen am
Donnerstag verschieden schnell. Vor allem das ICON hält typischerweise sehr
lange an einer dichteren Bedeckung fest. UK10 und IFS lassen der Sonne deutlich
schneller den Vortritt. Dafür weisen diese Modelle ab Donnerstag einen etwas
stärker auflebenden Südwestwind aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel