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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Bayern schreddern 05er Rheinhessen (8:1!!), Gladbach vs. EffZeh mit offenem
Visier (3:3). Und was machtŽs Wetter? – In der Nacht Föhnhöhepunkt in den Alpen,
an den Küsten durchweg windig bis stürmisch. Tendenziell etwas zyklonaler.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland zwischen einer vom Europäischen Nordmeer
bis zum östlichen Mittelmeer reichenden Hochdruckzone (KLEMENS/JASPER) und einem
hochreichenden Tief über der Biskaya (ELFI int. Monica; Kerndruck zwischen 985
und 980 hPa). Mit östlichen Winden wird eine trockene Kontinentalluft (xPs)
herantransportiert, die sich heute unter reichlich Einstrahlung insbesondere im
Süden und Westen einigermaßen formidabel erwärmen konnte (Spitzenreiter
Piding/Oberbayern mit 18,0°C). In den Alpen hat sich Südföhn eingestellt, der
auf deutscher Seite bisher aber noch nicht die ganz großen Akzente setzen
konnte. Das könnte sich aber in der bevorstehenden Nacht ändern, wenn auf der
Vorderseite des Höhentiefs ein Randtrog nordwärts Richtung Frankreich schwenkt.
Vor allem auf 700 hPa kommt es zu einer merklichen Komprimierung der Isohypsen,
die wiederum die Höhenströmung ordentlich auf Trab bringt. Kurzum, auch auf
deutscher Seite muss nun in den entsprechenden Höhenlagen mit Böen 8-9 Bft,
exponiert 10 Bft, im Extremfall vielleicht sogar 11 Bft gerechnet werden. In
föhnanfälligen Tälern sowie am östlichen Bodensee sind Böen 7, vereinzelt 8 Bft
möglich. Ansonsten zieht der östliche Wind an der Küste sowie im küstennahen
Binnenland etwas an mit Böen 7-8 Bft, während der Böhmische Wind im und am
Erzgebirge eher etwas ins Holpern kommt bzw. schon gekommen ist.

Vom Wind zum Wetter, dessen Nachtvita aber schnell erzählt ist. Die tiefe
Bewölkung im Nordosten macht sich zunehmend rar, verschwindet aber nicht
vollständig von der Bildfläche. Darüber hinaus ziehen von Süden immer wieder
hohe, teils auch mittelhohe Wolkenfelder durch, die gemeinsam mit dem nicht ganz
zur Ruhe kommenden Wind dafür sorgen, dass die Temperatur nicht auf dumme
Gedanken kommt und den Gefrierpunkt unterschreitet (Scherz!). Obwohl, an der
einen oder anderen klappte es wahrscheinlich doch, insbesondere in der Mitte.
Für Žne Warnung reicht das nicht, wobei grundsätzlich die Frage zu stellen ist,
ob leichter Frost im Winter oder auch Anfang März bewarnt werden muss.

Sonntag … kapert die flotte ELFI bretonisches Festland, was allerdings Körner
kostet und den Kerndruck auf nahe 1000 hPa am Abend steigen lässt. Da Madame
aber der Cleveren eine ist, sorgt sie frühzeitig für Nachwuchs in Form eines
föhnbedingten Leetiefs mit Namen ELFI II, das am Sonntagmittag mit etwas unter
995 hPa von BaWü bis ins Alpenvorland reicht. Dieses wiederum expandiert ganz
stark in Richtung UK/Irland, so dass sich eine Rinne etabliert, die sich am
Nachmittag und Abend in Zeitlupe nord-nordostwärts orientiert. Damit wird der
Drucküberschuss auf der Alpensüdseite allmählich abgebaut und auch der
Potenzialgradient fächert über dem Gebirge kontinuierlich auf, was auf Kosten
der Höhenströmung geht. Kurzum, im Tagesverlauf bricht der Föhn von West nach
Ost zusammen. Mit Abzug des Leetiefs respektive der Rinne greift eine schwache
Druckanstiegswelle auf das Alpenvorland über, die mit einzelnen Böen 6-7 Bft
einhergeht und den Wind auf westliche Richtungen drehen lässt.

Und sonst so? – Bleiben wir zunächst noch beim Wind, der an der Küste sowie im
küstennahen Binnenland Stehvermögen beweist und aus Ost-Nordost kommend immer
wieder mir steifen bis stürmischen Böen 7-8 Bft aufwartet. Ansonsten brist der
Nordostwind vor allem im Norden und Osten immer mal wieder auf, Böen 7,
vereinzelt 8 Bft bleiben aber wenigen exponierten Hochlagen vorbehalten.
Dann wäre da noch eine Okklusion zu erwähnen, die Kaltfrontcharakter aufweist
und quasi den Süd-Südwestrand der Tiefdruckrinne markiert. Die Okklusion greift
im Tagesverlauf von Frankreich her über, wobei sie einigermaßen harmonisch mit
dem o.e. Randtrog interagiert. Bemerkbar macht sich das zunächst in Form
mehrschichtiger und zunehmend kompakter Bewölkung, ab dem Nachmittag dann
gebietsweise durch leichten Regen – jeweils im Südwesten des Landes, wobei der
Regen (meist unter 5 l/m² innert 6 h) vornehmlich BaWü, bayerisch Schwaben und
die Südpfalz beehrt. Nordöstlich schließt sich ein breiter Streifen an, der etwa
von Westfalen und dem westlichen Niedersachsen bis hinunter nach Ostbayern
reicht. Dort fallen die Wolkenanteile transparenter oder geringer, dafür die
Sonnenanteile höher aus. Wieder etwas mehr Wolken treten im Norden und Nordosten
zutage, allerdings mit Mut zur Lücke(n), sprich mit Auflockerungen und/oder
sonnigen Abschnitten.

Egal, ob mehr oder weniger bewölkt, es wird in den meisten Regionen ein
vorfrühlingshaft temperierter Sonntag mit Temperaturmaxima zwischen 13 und 17°C,
im Westen sowie im östlichen Alpenvorland und in Ostbayern stellenweise sogar 18
oder 19°C (dort T850 mit den letzten Föhnzuckungen bei 11/12°C). Nicht ganz so
mild wird es im äußersten Südwesten, wo früh die Schotten dicht sind und
entsprechend wenig Einstrahlung zur Verfügung steht, sowie im äußersten Norden
und Nordosten. Auf den Inseln, dem nördlichen SH sowie an Küstenabschnitten mit
auflandigem Wind ist man thermisch am meisten gekniffen mit nach wie vor
einstelligen Höchstwerten bis zu 9°C, was nicht untypisch für diese Jahreszeit
ist.

In der Nacht zum Montag ziehen die Reste von ELFI I (also dem Ursprungstief von
der Biskaya) via Südfrankreich und Löwengolf gen Korsika. Derweil schwenkt die
Rinne unter der Ägide von ELFI II nord-nordostwärts über den Vorhersageraum bis
etwa zur nördlichen Mitte hinweg. Auf der Rückseite, der „kalten“ Seite, breiten
sich skalig motivierte Regenfälle bis nach NRW, Hessen, Thüringen und Teilen
Frankens aus. Zwar divergieren die Prognosen noch hinsichtlich der genauen
räumlichen Verteilung und auch der Intensität. Trotzdem gibt es belastbare
Indizien, dass zwischen Rheinland und Mittel- bzw. Südhessen gebietsweise 10 bis
15, lokal (Stau) sogar um 20 l/m² bis zum Morgen zusammenkommen können.

Nach Norden und Osten zu bleibt es trotz Wolkenaufzug weitgehend trocken bei
weiterhin strammem Nordostwind an Nord- und Ostsee. Frost ist kein Thema,
abgesehen von einigen höher gelegenen Orten im äußersten Süden (Rückseite).

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … schwenkt die Rinne weiter nach Norden, wobei der Schwerpunkt
tendenziell Richtung Nordsee und Niederlande konvergiert. Derweil legt sich der
heute noch über dem nahen Atlantik und Westeuropa positionierte Höhentrog (der
zum hochreichenden Tief ELFI I gehört) immer mehr über mitteleuropäisches Gebiet
und somit auch über Deutschland. Mit anderen Worten, das gesamte Setup weist ein
deutlich zyklonales Muster auf, was unter dem Strich auf einen unbeständigen
Wochenstart hindeutet. Wobei, etwas differenzierter sollten wir die
Angelegenheit schon betrachten, wird es doch nicht überall „schlecht“. Während
insbesondere im Westen und Nordwesten sowie in Teilen Norddeutschlands die
Wolkendecke über weite Strecken geschlossen bleibt und in puncto Niederschlag
zudem noch die Spendierhosen anhat (gebietsweise 5 bis 10, lokal vielleicht 15
l/m² über den Tag), darf man sich im Süden und Südosten berechtigte Hoffnungen
auf Auflockerungen oder gar längere sonnige Abschnitte bei Temperaturen bis zu
14 oder 15°C machen.

Mehr Details sind der Synoptischen Übersicht von heute früh zu entnehmen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die im Haupttext zusammengetragenen Gedanken werden von den externen Modellen im
Wesentlichen mitgetragen. Die größte Unbekannte ist der Regen, der sich ab
Sonntagnachmittag bis weit in den Montag von Südwesten her ausbreitet. Sowohl in
Bezug auf Intensität als auch die (genaue) räumliche Verteilung gibt es noch
gewisse Meinungsverschiedenheiten. Warnwürdige Dauerregenmengen zeichnen sich
derzeit aber nicht ab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann