SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Überwiegend trüb und leicht wechselhaft. Im Süden ab Dienstag länger anhaltender
Regen bzw. Nassschneefall. Nordosten freundlicher, Küsten böiger Nordostwind.
Nachts nur regional leichter Frost und Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … dauert die statische Wetterlage weiter an – bei den
Hintergrundbedingungen wie NAO/AO negativ und einer nordhemisphärischen
Wellenzahl von 3 bis 4 sowie einem quasi-stationären pazifischen Wellenzug, der
bis in den eurasischen Sektor reicht, wenig überraschend. Forciert wird die
Blockierung über dem fennoskandischen Sektor durch wiederholtes zyklonales
Wellenbrechen über dem Nordatlantik sowie telekonnektiv aus der Madden-Julian
Oszillation (Phase 4) heraus.
Aufbauend auf die bereits ausführliche Beschreibung der synoptisch-skaligen
Protagonisten aus der Frühübersicht, erfolgt nur ein Update der in dieser
Kurzfrist relevanten Ereignisse.

Heute Nachmittag verbleiben wir in einem beeindruckend gradientarmen Bereich,
was sowohl das Geopotenzial, als auch den Bodendruck betrifft. Im Bodendruck
sind es zwischen Hamburg und Alpenrand 0.5 bis 1 hPa, zwischen Hamburg und Rügen
immerhin 2 bis 3 hPa und selbst bei Erhöhung der Auflösung des
Geopotenzialfeldes auf 1 gpdam findet sich nichts – Ausdruck einer für
Deutschland perfekten Platzierung unter einem ausgeprägten Sattelpunkt.

Entsprechend ist bei der Analyse des Windfeldes nicht viel heraus zu holen.
Meist weht ein schwacher Wind aus dominant westlicher Richtung, jedoch regional
(orografisch, diabatisch etc.) modifiziert. Einzig im äußersten Norden sorgt der
supergeostrophisch aus der Antizyklone herauslaufende Wind inkl. dem etwas
akzentuierteren Druckgradienten + gutem „fetch“ für frischen bis starken Wind
aus nordöstlicher Richtung, küstennah mit einzelnen Bft 7 Böen.

Im Westen und Süden gestaltet sich der Nachmittag/Abend peripher einer vor den
Toren Westdeutschlands liegenden und frontolytisch dominierten Okklusion
hochnebelartig bedeckt. Einzelne Tropfen können fallen, doch kein feeder-seeder
(dank 400-700 hPa Abtrocknung) greift ins Geschehen ein, sodass nur eine
Streckung der niedertrop. Feuchteschicht zur Verantwortung gezogen werden kann
für das geringe Nass.

Im Osten sorgt trockenere Luft für viel Sonnenschein, einzig (grob) peripher der
Elbe läuft eine geringe Sperrschicht in 850 hPa mit breitgelaufener Bewölkung.
Der Frühling naht, was auch an der dem Tagesgang angepassten konvektiven
Umlagerung entlang des Thüringer Waldes und Erzgebirges auszumachen ist, die
aber zum Abend rasch wieder in sich zusammenfällt.

Je nach Sonne-/Wolkenanteil liegen die Werte am späten Nachmittag zwischen 7 und
13 Grad – regional teils 6 bis 7 K unter den anvisierten MOSMIX-Werten.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich wirklich sehr wenig. Dank fallendem Druck
über Frankreich nimmt jedoch die frontogenetische Komponente über Deutschland
mit Nordostwind im Nordosten und Südwestwind im Südwesten über Deutschland
weiter zu. Thermisch ist dieser Effekt kaum wirksam, wird jedoch durch eine
zügigere Abkühlung der T850 hPa Werte im Nordosten etwas forciert, die dank der
Annäherung eines polnischen Kaltlufttropfens auf -4 bis -6 Grad zurückgehen. Die
gestauchte Feuchte innerhalb der Grenzschicht äußert sich deutschlandweit durch
eine dichte, hochnebelartige Wolkendecke, regional gespickt mit Dunst und
Bodennebel. Regional kann es zudem etwas regnen, jedoch meist mit keinen
nennenswerten Mengen. Nur in einem Streifen von den Ostfriesen bis in die
Lausitz kann es im Verlauf der zweiten Nachthälfte etwas stärker bzw. konvektiv
verstärkt regnen (4 bis 8 l/qm in 6h, lokal bis 10 l/qm, was dann lokal doch
recht ordentlich „plattert“). Im äußersten Nordosten lockert die Bewölkung dank
eines geringeren Feuchtegehalts der Luftmasse zeitweise auf.

Die Tiefstwerte verbleiben meist frostfrei mit 7 bis 3 Grad. Im Nordosten bei
Auflockerungen kann lokal leichter Frost um -1 Grad nicht ausgeschlossen werden.

Der Wind kommt im Westen und Süden schwach bis mäßig aus Südwest, sonst aus
Nordost und frischt im Umfeld der Ostsee und Deutschen Bucht zeitweise leicht
böig auf.

Dienstag … erfasst der von Polen in den Nordosten Deutschlands ziehende
Kaltlufttropfen Norddeutschland und ein erneuter Abtropfprozess von Frankreich
in Richtung Löwengolf sorgt für leicht fallendes Geopotenzial über dem Südwesten
Deutschlands.

Zunächst ändert sich somit nicht viel. Deutschlandweit überwiegt dichte
hochnebelartige Bewölkung mit nur kurzen Auflockerungen im Nordosten und in
Richtung Niederbayern. Entlang der breiten/diffusen Bodenkonfluenz (Deutsche
Bucht bis zum Erzgebirge) inklusive verstärkter Hebung peripher des
Kaltluftkörpers wird der bereits genannte, niederschlagstechnisch recht agile
Streifen mit 12-std. Mengen von erneut 4 bis 8 l/qm weiter am Leben gehalten.
Eine zögernde Verlagerung nach Südwesten wird angedeutet. 24-std. aufsummiert
ist hier somit 8 bis 15 l/qm Nass zu erwarten, punktuell auch etwas mehr
(labiler und somit konvektiv verstärkter Niederschlag). Innerhalb der Ensembles
gibt es aber keinen Ausschlag in Richtung warnrelevanter Mengen. Auch sonst
regnet es zeitweise etwas, jedoch mit bedeutend geringeren Mengen und ganz im
Nordosten bleibt es meist trocken.

Die andere Baustelle ist der Süden (Oberschwaben/Allgäu), wo Hand in Hand gehend
mit fallendem Druck über dem Löwengolf bis Genau alpennordseitig eine
Gegenstromlage in Gang gebracht wird – nordwestliche Winde bis 700 hPa, die dann
darüber auf Süd drehen. Skalige Niederschlage setzen hier im Verlauf des
Nachmittags ein und intensivieren sich zunehmend. Bis zum Abend sprechen wir
aber auch hier erstmal nur von wenigen Litern auf den qm. Die Schneefallgrenze
pendelt um 1000 m.

Der Wind weht weiterhin schwach bis mäßig aus Südwest, südlich der Alpen
zunehmend aus Nordwest und im Norden aus Nordost. Im Umfeld der Küsten sind
weiterhin Böen Bft 7 zu erwarten.

Die Höchstwerte liegen zwischen 6 und 9 Grad im Nordosten und sonst 9 bis 13
Grad.

In der Nacht zum Mittwoch regnet es sich dann im Süden weiter ein mit einem
Schwerpunkt südlich der Schwäbischen Alb bis zum Alpenrand. 12-std. Mengen
liegen dann hier verbreitet zwischen 10 und 25 l/qm, strichweise nach IFS und
ID2 gar etwas darüber. Bei dieser Niederschlagsintensität und einer Abkühlung
der T850 hPa Werte auf -2 bis -3 Grad kann man sich regional ein Absinken der
Nassschneefallgrenze bis ins Tiefland vorstellen. Meist sollten es
gelb-relevante Mengen bezüglich Neuschnee werden mit von Nord nach Süd
ansteigenden 1 bis 8 cm Neuschnee in 12h. Im Allgäu erscheinen markante
Neuschneemengen von über 10 cm plausibel und in den Allgäuer Alpen möchte man
sogar unwetterartige Mengen von mehr als 15 cm in 12h nicht ausschließen. Die
bandförmig gezeigten, temporär auflebenden Intensitäten deuten auf geneigte
Labilität hin, sodass die finalen Mengen wohl recht inhomogen ausfallen werden.

Abseits dieses Schwerpunktes verläuft die Nacht meist hochnebelartig bedeckt mit
kurzen Auflockerungen, im Nordosten reißt die Bewölkung teils auch längere Zeit
auf. Hier und da tröpfelt es etwas, die konvektiv verstärkten Niederschläge im
Streifen vom Emsland bis zum Thüringer Wald klingen sukzessive ab und
streckenweise bildet sich dichter Bodennebel.

Die Tiefstwerte liegen im Nordosten im leichten Frostbereich um -1 Grad und
sonst zwischen +4 und 1 Grad. Auch sonst muss besonders im Bergland mit leichtem
Frost gerechnet werden.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … weitet sich der Einfluss der blockierenden Antizyklone über
Skandinavien weiter südwärts aus und erfasst mit sukzessivem Druckanstieg auch
den Norden und die Mitte Deutschlands. Von daher lockert die dichte
Hochnebeldecke im Tagesverlauf von Norden immer weiter auf und nur örtlich fällt
noch der eine oder andere Tropfen.

Im Süden breiten sich die Aufgleitniederschläge unter Abschwächung nordwestwärts
aus. Die Nassschneefälle der Nacht gehen dank der nachlassenden
Niederschlagsintensität sukzessive in Regen über, wobei 8 bis 15 l/qm
Niederschlag fällt, im Umfeld der Schwäbischen Alb auch um 20 l/qm und je nach
Höhenlage dort auch mit einigen Zentimetern Neuschnee. Und ja, innerhalb er
Ensembles ergeben sich Signale für markanten Dauerregen z.B. von Di 18z bis Mi
18Z. Natürlich kann man nun mit dem möglichen Phasenwechsel argumentieren und
zurückhaltender an die Warnaktivität herangehen, doch da der Schnee in der Folge
bereits rasch wieder tauen dürfte (besonders unterhalb von 1000 m), ist dieser
Gedankengang wohl eher nur von akademischem Interesse. Von daher erscheint die
Ausgabe einer markanten Dauerregenwarnung möglich, wobei diese abschnittsweise
bzw. temporär von einer Schneefallwarnung überlagert werden kann.

Im Dauerniederschlag bleibt es nass-kalt mit 1 bis 4 Grad, während sonst erneut
milde 9 bis 13 Grad erwartet werden, im Nordosten etwas kältere 5 bis 8 Grad.

Der Wind kommt meist schwach bis mäßig aus Nordost.

In der Nacht zum Donnerstag klingen die Niederschläge im Süden ab, sonst ist es
teils hochnebelartig bedeckt, teils klart es auf und die Tiefstwerte liegen bei
einem schwachen Nordostwind zwischen +3 und -1 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Kurzfrist wird innerhalb der Numerik recht homogen gezeigt und selbst die
Passage des Kaltlufttropfens wird einheitlich behandelt bezüglich timing und
Zugbahn. Interessant sind die Aufgleitniederschläge im Süden in der Nacht zum
Mittwoch. Cross sections deuten einen Zeitraum von rund 5 bis 8 h an, wo die
Bedingungen für geneigte Labilitätsfreisetzung recht gut aussehen, wobei dies in
Teilen der Numerik in Form von strichweise erhöhten Stundenraten angezeigt wird
(> 5 l/qm). Sollte dies umgesetzt werden, sind die im Text angesprochenen
Spitzen der Niederschlagsmengen durchaus denkbar. Leider kann die
Niederschlagsverteilung bei solch einer Konstellation recht inhomogen ausfallen
mit entsprechend hohen horizontalen Gradienten.
Zudem sind in den bandförmig ausgerichteten Streifen dank erhöhter
Niederschlagsintensität Nassschneefälle bis in tiefe Lagen nicht ausgeschlossen.
Die Unsicherheiten diesbezüglich sind jedoch noch recht groß, wenngleich
mittlerweile auch innerhalb der Ensembles markante Schneefälle im Allgäu recht
plausibel erscheinen. Es bleibt anzumerken, dass IFS in den jüngsten Läufen die
Mengen konstant erhöht hat und ID2 recht konstant auf hohem (sprich:
warnrelevantem) Niveau bleibt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy