SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.03.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ruhiger Wochenstart, aber nicht mehr so verbreitet sonnig wie am Sonntag. Am
Dienstag vorübergehend etwas unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … präsentiert sich die Großwetterlage nach wie vor von ihrer bräsigen
Seite ohne nennenswerte Dynamik. Die Rollen sind dabei klar verteilt: im Norden
und Osten Europas ein von Russland bis zur Grönlandsee reichendes
Blockierungshoch, das seinen Schwerpunkt in den nächsten Tagen mehr und mehr
nach Skandinavien verlagert (Gott zum Gruße JASPER). Im Westen und Süden Europas
dagegen zyklonales Geschehen mit einem soeben abgetropften Cut-Off-Tief über dem
westlichen Mittelmeer (CARLOTTA, int. Fedra) und dem mehrteiligen
Tiefdrucksystem BEATRIX über dem nahen Atlantik. Alle genannten Protagonisten
sind eher von der gemütlichen Sorte nach dem Motto „Bewegung schadet nur“, was
aber nicht heißt, dass keine Wetterwirksamkeit entfach wird. Gerade die
mediterrane CARLOTTA hat es faustdick hinter den Ohren, schaufelt sie doch sehr
feuchte Mittelmeerluft gegen das Zentralmassiv und die Alpensüdseite, was dort
ergiebige Regen- und Schneefälle zur Folge hat. Außerdem wurde durch den Anstau
ein Drucküberschuss auf der Alpensüdseite erzeugt, aus der die aktuell noch
andauernde Südföhnlage in den Alpen resultierte. Mit Verlagerung des
hochreichenden Tiefs gen Korsika respektive Ligurisches Meer werden die
Druckdifferenzen im Laufe der Nacht abgebaut und der Föhn beendet.

Noch gar nicht erwähnt wurde bisher ein weiteres Tief auf der Alpennordseite,
genau genommen über BaWü und dem schweizer Mittelland, ein klassisches Leetief
(DORTE), das seine Existenz dem Föhn zu verdanken hat. Gemeinsam bilden DORTE
und CARLOTTA eine über die Alpen hinweg nach Norden reichende Rinne, deren
westlichen Abschluss eine stationäre teilokkludiere Kaltfront markiert. Diese
Front fällt vor allem durch ihr wuchtiges Wolkenband, weniger durch irgendwelche
Wetterkapriolen auf. Zwar regnet es gebietsweise vornehmlich bei unserer
westlichen Nachbarschaft, die große Nummer ist das aber nicht. Im Zuge
Druckanstiegs sowie steigenden Geopotenzials bekommt die Okklusion/Kaltfront
zunehmend Schwierigkeiten zu überleben. Die Nacht wird sie aber überleben und
dabei dem äußersten Westen und Südwesten sogar ein paar marginal Tropfen
spendieren.

Im großen Rest des Landes bleibt der Himmel vielfach gering bewölkt oder klar,
teilweise bildet sich Nebel. Im Nordosten hält sich gebietsweise tiefe
Bewölkung. Frost ist in der subtropisch angehauchten Luftmasse (xS; T850 4 bis
8°C, nur im Nordosten etwas darunter) kaum ein Thema. Nur vereinzelt sinkt die
Lufttemperatur auf 0 oder -1°C (Süden/Südosten), während Bodenfrost in den
klaren Gebieten häufiger auftritt.

Montag … zieht das hochreichende Mittelmeertief weiter in Richtung
Tyrrhenisches Meer und Adria, wo sich ein zweiter Kern bildet. Mit der
Verlagerung lassen die Starkniederschläge südlich der Alpen allmählich nach. Bei
uns verlagert sich die o.e. Tiefdruckrinne ebenfalls nach Osten, wodurch sich
mehr oder weniger dichte Wolken auf weite Landesteile ausbreiten. Gebietsweise
bleibt es auch längere Zeit neblig-trüb. Trotz quasi nicht vorhandener
Potenzialgegensätze wird die Wolkendecke etwas gehoben, so dass hier und da ein
paar Tropfen Regen oder Nieselregen fallen können (externe Modelle etwas
progressiver als das bei Schwachniederschlägen chronisch zurückhaltende, aber
keinesfalls immer falsch liegende ICON). Die höchste Sonnenscheindauer dürfte
morgen von Oberbayern über Franken bis zur östlichen Mitte sowie in Vorpommern
anzutreffen sein.

Ansonsten gilt es nur noch festzuhalten, dass die Temperatur gegenüber heute
etwas gestutzt wird, ohne aber auch nur ansatzweise ins Kalte abzugleiten.
Höchstwerte von 10 bis 15°C sind immer noch mild genug für Anfang März. Einzig
in den Mittelgebirgen sowie an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind bleibt die
Temperatur im Einstelligen hängen.
Apropos Wind, der legt am Nachmittag aus Nordosten kommend an der Ostsee soweit
zu, dass die eine oder andere steife Böe 7 Bft auf dem Windgeber angezeigt wird.
Gründe dafür sind eine leichte Gradientzunahme über der Ostsee (Verstärkung des
Hochs über Skandinavien, Annäherung der Rinne) sowie eine leicht
supergeostrophische und damit windverstärkende Komponente auf der Südflanke des
nordeuropäischen Hochs.

In der Nacht zum Dienstag passiert weiterhin nicht viel auf der atmosphärischen
Bühne. Am ehesten wäre da noch die Annäherung eines lupenreinen Kaltlufttropfens
(KLT) zu nennen, der sich aus dem Raum Kaliningrad in Richtung Nordwestpolen
verlagert, für uns zunächst aber noch keine Rolle spielt. Relevanter ist eher
die frontogenetische Wirkung der Tiefdruckrinne am unmittelbaren Südrand des
Skandinavienhochs. Dort etabliert sich eine Luftmassengrenze, die die aus dem
Hoch ausfließende trockene und relativ kalte Luft im Nordosten (Rückgang T850 in
Vorpommern bis auf -6°C) von feuchterer und milderer Luft weiter südlich trennt.
Etwa vom westlichen Niedersachsen bis hinüber zum Erzgebirge entsteht ein
schmaler Korridor mit einem konfluenzbedingten Hebungsmaximum, das für
schauerartige Regenfälle sorgt.

Etwas Regen fällt auch im äußersten Westen und Südwesten vorderseitig einer
neuen Okklusion, die zu einem Tief bei Irland gehört und auf Frankreich
übergreift. Zwischen den beiden Regenzonen (die beide freilich nicht der große
Brüller sind) sowie im Nordosten ist es teils locker, teils stärker bewölkt.
Stellenweise bildet sich Nebel und es bleibt meist frostfrei. An Nord- und
Ostsee weht ein mäßiger bis frischer Ost-Nordostwind mit einigen steifen Böen 7
Bft.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … nähert sich der KLT an, wobei sein finaler Kurs noch nicht
endgültig feststeht. Fakt ist, dass sich die von Nordwest nach Südost exponierte
Tiefdruckrinne verstärkt respektive verbreitert. Die Sonnenanteile nehmen weiter
ab, dafür fällt gebietsweise schauerartiger Regen. Auch wird es nicht mehr so
mild wie zuvor. Im Norden und Osten werden nur noch 4 bis maximal 10°C, sonst 7
bis 12°C erreicht. An den Küsten bleibt es windig mit starken bis steifen Böen
6-7 Bft um Ost.

Modellvergleich und -einschätzung

Im Großen und Ganzen simulieren die Modelle die Entwicklung ähnlich. Der Trend,
dass es zum Dienstag hin vorübergehend etwas unbeständiger wird, ist unstrittig,
auch wenn noch nicht alle Einzelheiten feststehen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann