SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.02.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Unbeständig und mild bis sehr mild. Zeitweise auch in den Niederungen stürmische
Böen, vor allem in der Nacht zum Montag. Auf den Bergen fast durchgehend Sturm-
und schwere Sturmböen, Brocken zeitweise Orkanböen.
Von Sonntag bis Montagmittag im Harz Dauerregen wahrscheinlich, im Erzgebirge
und im Bayerwald nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … verlagert sich ein Höhentrog über Osteuropa allmählich Richtung
Ural, ein weiterer hat vom Nordmeer inzwischen auf Skandinavien übergegriffen
und kommt unter Amplifizierung nur noch zögernd ostsüdostwärts voran. Flankiert
werden beide Tröge von einem umfang- und hochreichenden Hochdruckgebiet, das
quasi ganz Südwesteuropa überdeckt und von dem ausgehend ein Bodenhochkeil nach
wie vor bis nach Südwestdeutschland reicht.
Aus dieser Konstellation resultiert über dem Vorhersagegebiet eine straffe, aber
relativ glatte nordwestliche Höhenströmung. Darin eingebettet, verlagert sich
ein flacher, am ehesten noch anhand eines IPV-Maximums auszumachender Randtrog
im Laufe der ersten Nachthälfte über den Norden und Osten des Vorhersagegebietes
rasch hinweg südostwärts.
Im Bodenfeld interagiert dieser mit einer schleifenden, aber thermisch nur
schwach ausgeprägten Kaltfront über dem Norden und Osten des Landes, die mit
Trogpassage ein wenig südostwärt vorankommt und sich morgens in etwa vom
Westmünsterland bis nach Ostsachsen erstreckt, dann aber quasistationär und in
weiterer Folge als Warmfront geführt wird, die über den Süden der Britischen
Inseln und Südirland bis zum mittleren Nordatlantik reicht.
Vor allem präfrontal fällt dabei verbreitet etwas Regen oder Nieselregen, der
sich im Laufe der Nacht durch WLA etwas intensiviert und nach Südosten
vorankommt. Dabei fallen bis Sonntagfrüh in einigen Staulagen durchaus um oder
etwas mehr als 5 l/qm, vor allem im Bayerischen Wald stellt sich eine durchaus
veritable Stausituation ein (Anströmwinkel passt sehr gut), so dass dort auch
gebietsweise bis an die 20 l/qm fallen, in Leelagen kommt dagegen kaum
nennenswerter Niederschlag zusammen.
Ganz im Südwesten bis ins Allgäu bleibt es dagegen überwiegend trocken,
allerdings werden nach einem sonnigen Tag im Alpenvorland auch dort die Wolken
dichter. Somit gibt es höchstens noch in einigen Alpentälern leichten Frost, im
Rest des Landes bleibt es frostfrei und vor allem unmittelbar präfrontal bei
bedecktem Himmel und 1 bis 4 Grad in 850 hPa mit Tiefstwerten zwischen 9 und 4
Grad sehr mild.
Postfrontal folgt maritim erwärmte (Sub)polarluft mit -1 bis -4 Grad in 850 hPa
und innerhalb der trockenen Luftmasse lockern die Wolken im Norden und Nordosten
auch mal auf. Ganz vereinzelte unergiebige Schauer können nicht ausgeschlossen
werden, meist bleibt es aber trocken. Aufgrund des lebhaften Windes bleibt aber
auch dort die Nacht frostfrei.
Apropos Wind: Der bleibt natürlich im Fokus der Warntätigkeit. Allerdings weicht
der Gradient vorübergehend ein wenig auf, ehe er sich morgens mit Annäherung
einer in die langgestreckte Warmfront über Westeuropa eingebetteten flachen
Welle (die sich morgens noch nordwestlich der Britischen Inseln befindet) wieder
beginnt zu verschärfen. Bis dahin reicht es nachts aber wohl lediglich in
höheren Lagen bzw. im Lee einiger Mittelgebirge für einzelne steife Böen aus
West, in den Gipfellagen der zentralen und östlichen Mittelgebirge, des
Bayerwaldes und auf den östlichen Alpengipfeln kann es auch Sturmböen geben, auf
dem Brocken schwere Sturmböen. Ausgangs der Nacht beginnt der Wind dann wieder
aufzufrische3n und auch an den Küsten gibt es vermehrt steife, an exponierten
Küstenabschnitten Nordfrieslands und Vorpommerns auch stürmische Böen.

Sonntag … ändert sich an der großräumigen Konstellation der Potenzialgebilde
nur wenig, die nordwestliche Höhenströmung bekommt durch die persistente und
sich etwas verstärkende WLA sogar einen leicht antizyklonalen „Touch“.
Die über dem Vorhersagegebiet schleifende Front kommt im Tagesverlauf vor allem
nach Westen zu als Warmfront wieder etwas nach Nordosten voran, abends reicht
sie etwa von Ostfriesland bis ins Osterzgebirge. Nur vorübergehend klingen die
Regenfälle im Frontbereich bzw. präfrontal etwas ab, mit Annäherung der
Frontalwelle, die abends in etwa die nordwestliche Nordsee erreicht,
intensivieren sie sich vor allem im Laufe des Nachmittags wieder. Da sich die
wellende Front zumindest bis Montagvormittag als nur wenig progressiv erweist,
regnet es vom Nordwesten und Westen des Landes bis in die östlichen
Mittelgebirge teils länger anhaltend, in den Staulagen von Harz und Erzgebirge
fallen bis Montagmittag gebietsweise zwischen 30 und 50 l/qm (Harz nach ICON-EU
auch mehr, womit wir bei den Unwetterwarnschwellen wären), was eine markante
Dauerregenwarnung zur Folge hätte.
Im Nordosten bleibt es dagegen zumindest am Sonntag noch meist trocken und auch
im Südwesten, im äußersten Westen und im Süden (angesehen vielleicht noch von
den ostbayerischen Mittelgebirgen, vor allem vom Bayerwald, wo nach ICON-EU bis
in die Nacht zum Montag kleinräumig ebenfalls Mengen über 30 l/qm in 12 bis 18
Stunden fallen) regnet es wenig bis gar nicht.
Der Gradient verschärft sich allgemein etwas, zumal einerseits ein flacher
Bodentrog über Norddeutschland hinweg ostwärts schwenkt und andererseits sich
die Frontalwelle annähert bei unvermindert kräftigem, nach Südwestdeutschland
gerichtetem Hochkeil. An den Küsten gibt es nun verbreitet stürmische Böen aus
West bis Südwest, die vorübergehend auch weiter ins Binnenland ausgreifen
können, vor allem mittags und am Nachmittag sind an exponierten
Küstenabschnitten Nordfrieslands und Vorpommerns auch Sturmböen zu erwarten.
Abends weicht der Gradient im Norden und Nordosten vor der Frontalwelle dann
etwas auf.
Weiter südlich, im Warmsektor, gibt es vielerorts steife, im Lee einiger
Mittelgebirge auch stürmische Böen, etwas ausgenommen sind die tiefen Lagen
Südwest- und Süddeutschlands, wo es nur in freien Lagen (Alpenvorland) für
steife Böen reicht.
In den Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es Sturm- und schwere
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln, vor allem auf dem Brocken, auch orkanartige
Böen.
Während sich auch im norden und Nordosten die Wolkenlücken allmählich wieder
schließen und die Sonne nur sporadisch zum Zuge kommt, kann man sich im
äußersten Südwesten, von Südbaden bis zum Bodensee und später auch wieder am
Alpenrand auf einige Sonnenstunden einstellen. Die milde Luft im Warmsektor
(T850 hPa 1 bis 4 Grad) kommt wieder etwas nach Nordosten voran, somit bleibt es
mit Höchstwerten zwischen 8 und 12, im Südwesten und Süden bis 14 Grad weiterhin
sehr mild.

In der Nacht zum Montag zieht die flache Frontalwelle von der nordwestlichen
Nordsee rasch über Norddeutschland hinweg nach Polen. Mit deren Passage
erreichen die Regenfälle im Nordwesten und Osten des Landes ihre stärkste
Intensität, vom mittleren und östlichen Niedersachseen bis nach Brandenburg und
Sachsen werden vielerorts 10 bis 20 l/qm in 12 Stunden simuliert. Morgens
klingen sie dann von Westen her wieder ab.
Im äußersten Nordosten bleibt es dagegen weitgehend trocken und auch im
Südwesten und Süden fällt wenig bis gar kein Regen, an den ostbayerischen
Mittelgebirgen hört es im Laufe der zweiten Nachthälfte auf zu regnen.
Der Wind legt mit Passage der Frontalwelle vor allem an deren Südflanke vom
Nordwesten/Westen über die mittleren Landesteile bis nach Südbrandenburg,
Sachsen und Ostbayern noch etwas zu, so dass es dort auch in den Niederungen
verbreitet stürmische Böen aus West gibt, an der Ostfriesischen Küste sowie in
einigen Leelagen (Harz, Erzgebirge) vorübergehend auch Sturmböen. In den Kamm-
und Gipfellagen muss mit Sturm- und schweren Sturmböen gerechnet werden, auf dem
Brocken mit Orkanböen. Von Westen her nimmt der Wind ausgangs der Nacht
allmählich ab.
Von Schleswig-Holstein bis nach Nordbrandenburg treten dagegen kaum mehr
warnrelevante Böen auf, am ehesten noch entlang der vorpommerschen Küste. Auch
in den Niederungen Südwestdeutschlands und Südbayerns dürfte der Wind kaum
Warnrelevanz aufweisen.
Unter den dichten Wolken (höchstens im Südwesten gibt es mal größere Lücken) und
bei lebhaftem Wind bleibt es erneut frostfrei (Ausnahme vielleicht einige Täler
im Südschwarzwald und an den Alpen), meist liegen die Tiefstwerte zwischen 9 und
4 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … hat sich gegenüber den Ausführungen in der Frühkonferenz nur wenig
geändert. Die dort erwähnte Warmfrontwelle verlagert sich im aktuellen Lauf des
ICON-EU bis zum Abend knapp nördlich von Schottland zu den Shetlands, so dass
der Warmfront mehr Schubkraft verliehen wird und sie auch den Nordosten
Deutschlands bis Tagesende passiert hat. Im Warmsektor klingen die Regenfälle
rasch ab, so dass die Dauerregenlage spätestens vormittags bzw. mittags beendet
ist, nachmittags und abends regnet es wohl nur noch von Ostholstein bis nach
Südbrandenburg.
Der Gradient im Warmsektor fächert im Tagesverlauf von Südwesten her auf, bis
zum Nachmittag und Abend gibt es aber vor allem im Norden und Osten noch steife,
vor allem i9m Lee von Harz und Erzgebirge sowie im Nordseeumfeld und in
Schleswig-Holstein stürmische Böen, auf den Bergen Sturm- und schwere Sturmböen.

Vor allem i9m Süden setzt sich verbreitet die Sonne durch, im Tagesverlauf gibt
es auch in der Mitte größere Lücken. Niedertroposphärisch verstärkt sich die WLA
weiter, die 850 hPa-Temperatut steigt auf Werte zwischen -1 Grad im Nordosten
und 8 Grad im Südwesten.
Zwar geht der Gradient im Südwesten und Süden ziemlich in die Knie, dennoch
steht in weiten Teilen des Landes ein frühlingshaft milder Tag ins Haus mit
Höchstwerten zwischen 7 und 10 Grad im Nordosten und 10 bis 15 Grad sonst; im
Alpenvorland können durchaus auch an die 17 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Dienstag zieht die Frontalwelle zum Skagerrak und somit etwas
weiter nördlich als noch im 00 UTC-Lauf. Dennoch reicht es nach wie vor für eine
erneute Gradientverschärfung im Norden des Landesund es gibt dort wieder
häufiger steife, an den Küsten und in Schleswig-Holstein stürmische Böen aus
Südwest. In den kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge (außer im Südwesten
sowie die Alpengipfel) bleibt es bei Sturm-, exponiert schweren Sturmböen.
Zudem fällt ganz im Norden und Nordosten weiterhin Regen, gegenüber den
Vorläufen wurden die Mengen aber reduziert, so dass wohl keine 5 l/qm in 12
Stunden mehr zusammenkommen, höchstens noch rund um Rügen und im Norden
Schleswig-Holsteins (IFS, UK10).
Im Süden bleibt es nachts teilweise gering bewölkt oder klar und bei überwiegend
schwachem Wind kann sich gebietsweise Nebel bilden. In ungünstigen Lagen, am
ehesten in einigen Tälern der süddeutschen Mittelgebirge sowie an den Alpen,
kann es leichten Frost geben, ansonsten bleibt es frostfrei und mit Tiefstwerten
zwischen 9 und 2 Grad recht mild.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Wetterentwicklung wird im Kurzfristzeitraum bis Montag von allen
vorliegenden Modellen sehr ähnlich simuliert. Kleinere Differenzen gibt es noch
bzgl. der zu erwartenden Niederschläge, da die Verlagerungsgeschwindigkeit der
schleifenden Front noch geringfügig unterschiedlich simuliert wird.
Am ehesten dürften wohl im Harz die Warnschwellen überschritten werden, vor
allem COSMO-LEPS hat recht hohe Wahrscheinlichkeiten dafür auf der Agenda, aber
auch ICON-EU-EPS und IFS-EPS. Für das Erzgebirge stehen dagegen geringere
Wahrscheinlichkeiten auf der Agenda und die deterministischen Läufe der meisten
Modelle simulieren dort Mengen unterhalb der Warnschwellen. Mit der Ausgabe der
Dauerregenwarnungen wird aus diesem Grunde noch bis zum Sonntagvormittag
gewartet.
Auch bzgl. der Windentwicklung gibt es ab der Nacht zum Montag noch kleinere
Unsicherheiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff