#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 22.01.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 221800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.01.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Sturmlage am Mittwoch
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … überquert Deutschland eine maskierte Kaltfront eines Tiefs über dem
europäischen Nordmeer, bzw. zieht in der Nacht zu Dienstag bereits südostwärts
ab. Aktuell befindet sich die Frontalzone etwa diagonal vom Südschwarzwald bis
zum Erzgebirge. Generell ist der Druckgradient recht markant, so das verbreitet
starke bis steife Böen zwischen 45 und 55 km/h (BFT 6 bis 7) aus Südwest bis
West auftreten. Im Bereich der Frontalzone liegen die 850 hPa Winde um 50 kt,
somit werden in den entsprechenden Höhen des Schwarzwaldes schwere Sturmböen um
100 km/h, exponiert auch bis 110 km/h erwartet. Prefrontal können auch Böen
zwischen 55 und 75 km/h auftretent. Mit Leitplankeneffekt könnten im
Alpenvorland zeitweise sogar um 85 km/h erreicht werden. Postfrontal lässt der
Wind, auch auf den Mittelgebirgen und dem Schwarzwald rasch nach.
Im Laufe der Nacht erreicht die Frontalzone den Alpenrand und sorgt dort für
Stauniederschläge. Bei nächtlichen Schneefallgrenzen um 1000 m gehen dort die
Niederschläge in Schnee über. Oberhalb 1000 m werden in 12 h (Bis Dienstag früh)
5 bis 10 cm erwartet.
Von der Nordsee her greift gleichzeitig ein hochreichend kalter Langwellentrog
auf Deutschland über, so dass von Nordwesten her die Labilität und damit auch
die Schaueraktivität deutlich zunehmen. Auch einige Blitze sind dabei nicht
auszuschließen. In 500 hPa ist im Norden die -34 Grad zu finden. Mit 950 hPa
Winden zwischen 35 und 50 kt, sind auch stürmische Böen oder Sturmböen in
Schauernähe wahrscheinlich. Auch in 850 hPa sinkt die Temperatur auf Werte
zwischen -2 und -4 Grad, so dass auch die Schneefallgrenzen in den
Mittelgebirgen auf etwa 600 bis 800 m absinken. Die Niederschläge bleiben mit 12
h Summen zwischen 1 und 5 l/qm aber eher gering, so dass dort mit einer gelben
Glättewarnung hantiert werden dürfte. Nur bei wiederholten Schneeschauern,
könnte eine richtige gelbe Schneefallwarnung greifen.
Bis Dienstag früh greift der Trog auf den Nordosten des Landes über, so dass
sich die Schauer und damit auch die Schauerböen auf den Osten ausweiten. Mit 950
hPa Winde zwischen 40 und 50 kt muss vielerorts mit Windböen, bei kräftigeren
Schauern aber auch mit stürmischen oder gar Sturmböen gerechnet werden. Auch der
eine oder andere Graupelschauer sind recht wahrscheinlich.
Die Tiefstwerte liegen verbreitet in einem Bereich zwischen 6 und 3 Grad und nur
in den Hochlagen kann es zu leichten Frost um -1 Grad kommen.
Dienstag … zieht der Langwellentrog im Laufe des Vormittags nach Polen ab,
dabei kommt es vor allem in der ersten Tageshälfte im Nordosten zu
Graupel/Schauern und teils kräftigen Böen. Bei 950 hPa Winden um 45 kt, können
mit erhöhter Tageslabilität auch Sturmböen runter gemischt werden. Aber auch der
Wind abseits der Schauer verlagert sich mit der Trogachse ostwärts. Werden
anfangs noch an der Nordseeküste Wind- bzw. stürmische Böen erwartet, lässt der
Wind dort im Vormittagsverlauf deutlich nach und dafür werden an der Ostseeküste
Wind- bzw. stürmische Böen erwartet.
Nach Abzug des Troges erfolgt dank der Passage eines mobilen Keilachse auf der
Vorderseite vom Sturmtief Jitka eine kurze Wetterberuhigung.
Im Laufe des Dienstags nähert sich Sturmtief Jitka von den Britischen Inseln her
weiter Mitteleuropa an. Ab den Mittagsstunden soll die Warmfront den äußersten
Westen erreichen und mit ihr wird auch eine sehr milde und feuchte Subtropikluft
nach Deutschland geführt. Die Warmfrontniederschläge sind meist leichter bis
moderater Natur und durchweg flüssig.
Mit Passage der Warmfront nimmt auch der 850 hPa Wind deutlich zu. Gebietsweise
werden 70 kt simuliert. Aufgrund der sehr stabilen Schichtung im Warmsektor
beschränken sich die intensiven Winde auf das obere Bergland. Dort werden dann
BFT 8-10, auf dem Brocken sicherlich wieder BFT 12 (wohl auch extreme Orkanböen)
erwartet. Aber auch durch den kräftigen Druckgradienten zwischen der Nordsee und
den Alpenrand werden zunehmend Windböen aus Südwest im Flachwind erwartet. In
der zweiten Nachthälfte greift die zugehörige Kaltfront auf den Nordwesten über.
Zum einen verschärft sich der Druckgradient, so dass bis ins Münsterland BFT 8-9
auftreten können, aber auch konvektive Verstärkungen können lokal zu schweren
Sturmböen BFT 10 führen. Im Küstenumfeld gibt es dabei hohe Wahrscheinlichkeiten
für BFT 11.
Gleichzeitig steigen auch die PPWs auf Werte um 25 mm und die 850 hPa
Temperaturen erreichen bis zum Abend +7 Grad. Die Warmfrontniederschläge sind
mit 3 bis 7, lokal bis 10 l/qm in 12 h eher leichter Natur. Mit Kaltfrontpassage
sind auch Mengen bis 15 l/qm in 6 bis 12 h im Norden wahrscheinlich.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … kann man keine großen Unterschiede zu der Frühübersicht
auszumachen. Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf dem Sturm, bei dem quasi im
ganzen Land Sturmböen, gebietsweise auch schwere Sturmböen zu erwarten sind.
Weiterhin sind aber die Niederschläge im Schwarzwald und am Alpenrand
nennenswert. In 12 bis 24 h werden Mengen zwischen 20 und 40 l/qm generiert.
Modellvergleich und -einschätzung
Gerade bei der Entwicklung am Mittwoch gibt es noch gewissere Unsicherheiten
wieweit die Böen nach unten gemischt werden oder wieviel Niederschlag in den
Staulagen fallen werden. Die Hochaufgelösten Modelle werden morgen darüber mehr
Auskunft geben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher