SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.01.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zunehmend windig bis stürmisch. Mittwoch markantes Sturmtief mit schweren
Sturmböen bis ins Binnenland. Am Montag vom Werratal bis nach Ostbayern markante
Glatteislage, Südostbayern Unwetter nicht ausgeschlossen. In einzelnen
Weststaulagen Dauerregen oder markantes Tauwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … befinden wir uns im grundlegenden Umbau der Großwetterlage von einer
antizyklonal geprägten Südwestwetterlage mit bodennaher Kaltluft, hin zu einer
zyklonalen und aktiven Westwetterlage, die in zwei Sturmtiefs (Montag und
Mittwoch) mündet.

Wie üblich bei diesen Umstellungsprozessen lässt sich die bodennah zähe Kaltluft
nicht so ohne Weiteres ausräumen. So gab es über Teilen der Mitte und im
Südosten einen Dauerfrosttag. Teils kamen die Werte nicht über -4 Grad hinaus.
Klassischerweise hält sich die zähe Kaltluft in windschwachen Kaltlufttälern.
Dort wo noch Schnee liegt, ist dieser Prozess nochmal effektiver.
Nördlich der Mittelgebirge gibt es diese Kaltlufttäler nicht, sodass dort die
Werte schon im positiven Bereich bis +5 Grad liegen. Am Oberrhein hat der
Südwestwind schon ganz Arbeit geleistet und die Werte bis 9 Grad nach oben
getrieben.

In der Nacht auf Montag wird sich dieser Prozess allgemein fortsetzen. Da
gleichzeitig in der zweiten Nachthälfte auch der Wind anspringt, dürfte auch in
vielen Teilen über der Mitte des Landes die Temperatur langsam in den
Plusbereich klettern. Am längsten dürfte dies vom Werratal und dem nördlichen
Bayern bis nach Nordostbayern dauern.
Ganz entkoppelt ist von der Entwicklung ist die Region südlich der Alb und in
Südostbayern. Bei weiter schwachwindigen Verhältnissen in den Niederungen und
noch länger gering bewölkten oder klaren Bedingungen, sinken die Werte dort
nochmal häufig in den mäßigen Frostbereich zwischen -5 und -9 Grad. Nicht
ausgeschlossen, dass es in einzelnen Tallagen im Alpenvorland an der ein oder
anderen Station auch nochmal für strengen Frost bis -12 Grad reicht.

In der Höhe hat sich bereits landesweit die Warmluft durchgesetzt und kräftige
WLA ist wirksam. Damit einhergehend regnet es eingangs der Nacht bereits im
Nordwesten. In der zweiten Nachthälfte kommen die Niederschläge bis in die
mittleren Landesteile voran. Im äußersten kommt am Morgen bereits die Kaltfront
an, die zu dem Tief vor der norwegischen Küste gehört.

Wenn die Niederschläge auf die noch kalten Regionen über der Mitte treffen, gibt
es vorübergehend Glatteis. Das betrifft dann vornehmlich die Regionen vom
Werratal, Teilen der Rhön bis ins nördliche Bayern.

Der Wind legt vor allem in der zweiten Nachthälfte vor der sich annähernden
Kaltfront deutlich zu. Im Westen und Nordwesten gibt es gebietsweise stürmische
Böen. Bis zur Mitte ausgreifend muss gebietsweise mit Windböen gerechnet werden.
Küsten Bft 8, Nordsee und höheres Bergland Bft 9, exponiert Bft 10, Brocken Bft
12.

Montag … wird der Höhepunkt der Windentwicklung in vielen Regionen (Südosten
und Süden zunächst noch entkoppelt) mit Passage der Kaltfront am Vormittag
erwartet. Die damit einhergehende Labilisierung führt abgesehen von begünstigten
Flussniederungen (Elbe, Rhein, Main, Werra etc.) verbreitet zu Windböen,
bevorzugt nach Westen, Nordwesten und Norden auch stürmische Böen. Bei stärkeren
Entwicklungen kann es im Nordwesten auch einzelne Sturmböen geben. An den Küsten
gibt es ebenfalls stürmische Böen, an der Nordsee und im höheren Bergland
Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen, Berggipfel Bft 11, Brocken Bft 12.

Es fällt auf – schon länger und nicht erst seit dieser Windlage – dass die MOS
Böen vermutlich etwas zu hoch prognostiziert werden. Vergleicht man die Prognose
mit verschiedenen hochaufgelösten EPSsen (z.B. ID2 EPS), dann scheinen die
MOS-Prognosen etwa 1 Bft zu hoch. Insofern sollten die EPSse eher zu Bewertung
der Windlage herangezogen werden.

Während in den postfrontalen Gebieten der Wind am Nachmittag schon wieder
nachlässt, lebt dieser weiter nach Südosten erst auf. So stellt sich vor
Übergreifen der Kaltfront in den Abendstunden, im Alpenvorland der bekannte
Leitplankeneffekt mit westlichen Winden ein. Dies lässt sich auch schön in den
950 hPa Winden erkennen. In den betroffenen Regionen sind dann Windböen,
vereinzelt auch stürmische Böen zu erwarten. Im äußersten Südosten von Bayern
dauert es bis zum Abend ehe dann dort mit Kaltfrontpassage der Wind anspringt.

Neben dem Wind steht gebietsweise noch der gefrierende Regen im Fokus. Während
im Werratal sich die vorübergehend markante Glatteissituation bereits im Laufe
des Vormittags entspannt, dürfte es in Ostbayern bis zum Mittag dauern. Dann
wird es in Südostbayern erst so richtig kritisch (untere Donau und dran
anschließende Niederungen). Mit einsetzendem Regen ist es dort noch häufig
frostig. Da es in der Region auch erst am Abend (mit der Kaltfront) ein Aufleben
des Windes gibt, dürfte die Glatteissituation dort auch einige Stunden andauern.
Mit den vorhergesagten Niederschlagsmengen bewegen wir uns dort auch im
Unwetterbereich!

Davon abgesehen steigen die Werte in Teilen des Landes bereits in den
zweistelligen Bereich. Das Abtauen der Schneedecke in Verbindung mit
Niederschlägen, die mit (teils längeren) Pausen auch noch bis in den Mittwoch
andauern kann es in manchen Mittelgebirgsstaulagen für Tauwetter reichen.
Wenngleich die prognostizierten Werte nur knapp über die markante Schwelle
hinaus gehen und der Niederschlag wie gesagt nicht durchgehend erfolgt
(Zwischenhocheinfluss mit Höhenrücken am Dienstag).

In der Nacht auf Dienstag dürfte sich dann auch an der unteren Donau die
Glatteissituation deutlich entspannen.
Der Wind nimmt im Laufe der Nacht weiter ab. In der zweiten Nachthälfte gibt es

  • was Tief- und Binnenland betrifft – nur noch im Nordwesten und Norden Böen Bft
  1. An den Küsten muss mit Böen Bft 8, exponiert Bft 9 gerechnet werden. Im
    höheren Bergland Bft 8-9, Berge Bft 9-11.

In der Höhe überquert uns der Trog Deutschland von West nach Ost. In der Folge
gibt es weitere Schauer, die vor allem die Nordhälfte betreffen. Dort liegen die
Werte in 500 hPa bei -0 bis -35 Grad und die Temperaturdifferenz zu 850 hPa
beträgt rund 30 K. Von den Modellen wird bei diesem vertikalen
Temperaturgradienten auch ein kurzes Gewitter simuliert (etwas MU CAPE).

Durch die eingeflossene Kaltluft fällt in den höchsten Mittelgebirgslagen auch
ein wenig Schnee. Der Ertrag dürfte sich aber in Grenzen halten. Bei leichtem
Frost in den höheren Lagen kann es aber streckenweise glatt werden.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … ist geprägt von einem flachen Rücken, der rückseitig des
abziehenden Troges auf Deutschland Einfluss nimmt. Am Boden erstreckt sich
ausgehend von Südfrankreich ein Hoch bis in den süddeutschen Raum.
Der Hochdruckeinfluss sorgt dafür, dass letzte Schauer am Nachmittag nachlassen
und vereinzelt einmal die Sonne zum Vorschein kommt. WLA macht sich am
Nachmittag aber schon bald bemerkbar und mehrschichtige Bewölkung greift rasch
ostwärts aus. Zum Abend gibt es im äußersten Westen ersten Niederschlag.

Interessant wird es schließlich in der Nacht auf Mittwoch mit einem deutlich
auflebenden Südwestwind, der sich bis zum Mittwoch auf Sturmstärke steigert und
selbst in der Nordhälfte im Binnenland die ein oder andere schwere Sturmböe
bringen kann.

Details sind noch unsicher und im Vergleich zu den Morgenläufen gibt es keine
neuen Informationen, sodass die Sturmentwickelung in dieser Abendübersicht nicht
tiefergehend diskutiert werden soll. Das obliegt dann dem morgigen Frühdienst.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle zeigen die kurzfristige Entwicklung ziemlich einheitlich ohne
größere Unsicherheiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer