#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 04.01.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.01.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Freitagvormittag endlich Ende der Dauerregenlage. Dafür im Norden und Nordosten
zunehmend winterlich mit Dauerfrost und leichtem Schneefall, in
Schleswig-Holstein Freitagnachmittag auch mäßiger Schneefall möglich.
Ab der Nacht zum Samstag dann an den Alpen sowie im südlichen Vorland
einsetzende mäßige Schneefälle, Unwetter nicht ausgeschlossen.
Über der Nordsee vor allem am Freitag stürmische Böen aus Nordost, sonst
lediglich in einigen Hochlagen stürmische Böen, allerdings aus Südwest.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland auf der Rückseite eines weiter Richtung
Osteuropa schwenkenden Höhentroges unterhalb einer nordwestlichen Höhenströmung.
Das mit dem Trog interagierende Bodentief „ANNELIE“ hat inzwischen den Osten
Polens erreicht, zieht weiter nach Weißrussland und füllt sich auf, wobei es
eher eine rinnenartige Form annimmt und morgens vom Westen der Ukraine bis zum
Baltikum reicht.
Eingebettet in die zunächst nur leicht mäandrierende und weit südlich
verlaufende Frontalzone folgt dem Trog rasch ein Höhenrücken, der im Laufe der
Nacht von Westen her auf das Vorhersagegebiet übergreift. Allerdings stellt sich
nicht wirklich eine durchgreifende Wetterberuhigung ein, da der nächste knackige
Kurzwellentrog bereits „ante portas“ steht und morgens auf Benelux übergreift.
Vorderseitig kann sich ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet („BRIGITTA“) über dem
Ärmelkanal vorübergehend etwas intensivieren und zieht bis Freitagfrüh zur
Scheldemündung, wo es mit einem Kerndruck von nahe 990 hPa aufschlägt.
Rückseitig von „ANNELIES“ konnte von Nordosten her ein Schwall skandinavischer
Kaltluft in den Nordosten Deutschlands vordringen, die 850 hPa-Temperatur ist
dort auf -6 bis -12 Grad (Rügen) zurückgegangen, im Süden und in der Mitte
schwanken sie zwischen -2 und +3 Grad. Die Luftmassengrenze markiert aktuell
eine Okklusion, anfangs noch mit Kaltfrontcharakter, in deren Einflussbereich,
insbesondere auf der „warmen“ Seite, in einem Streifen vom
Westmünsterland/südliches Emsland bis zum Erzgebirge bzw. ostbayerischen
Mittelgebirgsraum noch gebietsweise schauerartiger Regen fällt, mit allerdings
abnehmender Intensität. Vor allem nach Osten zu kommen mit Annäherung und
Durchzug eines flachen Bodenhochkeils keine nennenswerten Niederschläge mehr
zusammen, so dass die Dauerregenlage dort nun endgültig zu Ende ist.
Nach Westen zu geht die Okklusion aber bereits wieder über in die Warmfront des
nachfolgenden Tiefs und kommt ausgangs der Nacht ein wenig nach Nordosten voran,
so dass weite Teile des Landes in den Warmsektor des Tiefs gelangen (T850 hPa
Freitagfrüh im Nordosten noch -3 bis -9 Grad, im Süden und Westen dagegen -1 bis
+6 Grad (Alpenrand). Somit beginnen sich die Niederschläge im Westen, später
auch in der Mitte wieder ein wenig zu intensivieren und weiten sich etwas nach
Nordosten aus. Dort fällt eingangs der Nacht bei leichtem Frost noch
gebietsweise etwas Schnee, der aber weiter nachlässt, nennenswerte
Neuschneemengen kommen nicht mehr zusammen, allerdings tritt gebietsweise Glätte
auf. Später, wenn die Niederschläge der Warmfront auf die dort einströmende
skandinavische Kaltluft treffen, setzt dann in einem Streifen etwa vom Jadebusen
bis in den Norden Sachsen-Anhalts bzw. in den Westen Brandenburgs leichter
Schneefall ein. Allerdings kommen auch dort maximal nur wenige Zentimeter
Neuschnee zusammen.
Auf der „warmen“ Seite fällt dagegen Regen bis in die Kammlagen der
Mittelgebirge. Allerdings kommen nur noch gebietsweise, insbesondere in Teilen
von NRW sowie im südlichen Niedersachsen, mehr als 5 l/qm zusammen, für
Ostwestfalen hat der aktuelle Lauf des ICON-EU sogar recht flächig 10 bis 15
l/qm auf der Agenda. Bereits in der Früh klingen dann aber auch dort die
Niederschläge ab, so dass die noch bis Freitagvormittag laufenden
Dauerregenwarnungen nicht mehr verlängert werden müssen.
Der aktuell in einigen Hochlagen noch lebhafte westliche Wind lässt weiter nach
und ist nachts – außer auf exponierten Gipfeln – vorübergehend nicht mehr
warnrelevant. Später, mit Annäherung des Tiefs, verschärft sich der Gradient
zunächst einmal an den Küsten, insbesondere über der Nordsee wieder und der Wind
frischt dort aus östlichen Richtungen mit Böen Bft 7, über der offenen See Bft 8
auf. Auch an der Südwestflanke des Tiefs, im Westen und in der Mitte des Landes,
ist eine Windzunahme zu spüren, warnrelevant ist diese aber höchstens in den
Kamm- und Gipfellagen der dortigen Mittelgebirge, wo es einzelne steife bzw.
stürmische Böen aus Südwest geben kann.
Mit Abzug des Tiefs lockern die Wolken im Nordosten ab und zu mal etwas auf, im
Süden und Südosten ist es sogar vorübergehend aufgelockert bis gering bewölkt,
ehe auch dort hohe und mittelhohe Wolkenfelder aufziehen. Vor allem im Süden und
Südosten bildet sich gebietsweise auch Nebel, sowohl im Norden/Nordosten als
auch südlich der Donau gibt es verbreitet leichten Frost.
Sonst bleibt es unter den dichten Wolken frostfrei.
Freitag … greift der Kurzwellentrog auf Nordwestdeutschland über, gliedert
sich aber dem Langwellentrog über Nord- und Westeuropa an und verliert an
Kontur. Derweil wölbt sich durch kräftige WLA ein umfangreicher Höhenrücken über
dem nahen Ostatlantik nordwärts Richtung Südgrönland auf, wodurch die
Frontalzone blockiert und gekappt wird. Stromab amplifiziert der Langwellentrog
über die Iberische Halbinsel Richtung Algerien und kommt mit seiner Achse nur
noch langsam nach Osten voran, wodurch auf dessen Vorderseite im westlichen
Mittelmeerraum eine Zyklogenese angestoßen wird.
Das Bodentief „BRIGITTA“ schlägt gegen Abend über dem Emsland mit einem
Kerndruck von knapp unter 1000 hPa auf. Die Warmfront kommt noch ein wenig
weiter nach Norden voran, wobei sich die „intensivsten“ Niederschläge mehr und
mehr auf die kalte Seite verlagern. Dort fallen diese durchwegs als Schnee,
nordöstlich einer Linie, die etwa vom Jadebusen bis zum Oderbruch reicht, fallen
bis zum Abend 1 bis 5 cm, gebietsweise auch bis nahe 10 cm Neuschnee, lediglich
ganz im Nordosten bleibt es wohl noch trocken. Vor allem nahe zum Tiefkern
fallen die Niederschläge im Nordostquadranten des Tiefs im Tagesverlauf
vorübergehend etwas intensiver aus mit Mengen zwischen 5 und 10 l/qm im
westlichen Niedersachsen. Im Süden bzw. in der Mitte Schleswig-Holsteins kann es
vor allem am Nachmittag gebietsweise kräftiger schneien mit Neuschneemengen bis
an die 10 cm in weniger als 6 Stunden.
Die Kaltfront des Tiefs greift vormittags auf den Westen über und erreicht
eingangs der Nacht bereits den Südosten des Landes, wo sie in die Warmfront des
sich entwickelnden Mittelmeertiefs übergeht. Sie erweist sich mangels
dynamischen Hebungsantriebes als nur wenig wetteraktiv, so dass es in der Mitte
und im Süden vielerorts sogar komplett trocken bleibt, lediglich im Südwesten,
etwa vom Schwarzwald bis nach Oberschwaben bzw. ins Allgäu fällt etwas Regen,
bei allmählich auf 0 Grad sinkender 850 hPa-Temperatur in Lagen oberhalb von
etwa 1200 m auch Schnee.
Der Wind weht an der Nord- bzw. Nordostflanke des Tiefs lebhaft aus östlichen
Richtungen, im Nordseeumfeld sowie an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste
gibt es steife, im Bereich der Ostfriesischen Inseln sowie über der offenen
Nordsee stürmische Böen. An der Südflanke des Tiefs weht dagegen im Westen und
in der Mitte des Landes frischer Südwestwind mit einzelnen steifen Böen in
höheren Lagen bzw. im Lee einiger Mittelgebirge und mit stürmischen Böen in den
Gipfellagen.
Vorderseitig der Warmfront kann nach wie vor skandinavische Kaltluft in den
Norden und Nordosten des Landes vordringen, so dass es dort leichten Dauerfrost
gibt. Im Übergangsbereich kann der Schneefall trotz kalter Grundschicht auch mal
in Schneeregen oder Regen übergehen – die Soundings in einem schmalen Streifen
angrenzend an den Schneefall deuten vorübergehend eine „warme Nase“ an und auch
einige Modelle simulieren gefrierenden Regen. Ob es tatsächlich dafür reicht,
muss aber abgewartet werden, außerdem fällt der Regen dann auch in Regionen, wo
es vorher geschneit hat.
Im Warmsektor schwankt die 850 hPa-Temperatur dagegen zwischen 2 und 6 Grad, ehe
sie mit Passage der Kaltfront im Einflussbereich der postfrontal einströmenden
maritim erwärmten Polarluft auf etwa -1 bis -3 Grad sinkt. Entsprechend bleibt
es im Westen und Süden und auch in der Mitte des Landes mit Höchstwerten
zwischen 5 und 10 Grad mild, wobei vor allem im Südosten und auch postfrontal im
Westen gelegentlich die Sonne durchkommt.
In der Nacht zum Samstag füllen sich Bodentief und Höhentrog weiter auf und
zeigen beide kaum Verlagerungstendenz – das Tief kommt nur geringfügig nach
Süden voran (abends schlägt es in Südniedersachsen mit etwa 1005 hPa auf) -,
wobei der Langwellentrog über dem Norden Tunesiens beginnt auszutropfen. Die
Trogachse reicht westlich des Vorhersagegebietes und Frankreich südwärts bis
nach Nordafrika, während sich vorderseitig des Troges durch kräftige WLA ein
Höhenrücken vom östlichen Mittelmeerraum über den Balkan bis zu den Ostalpen
aufwölbt.
Mit Auffüllen des Tiefs schwächen sich Gegenstromlage bzw. Aufgleiten an dessen
Nordflanke wieder ab und die Niederschläge im Bereich bzw. nördlich der
inzwischen weitgehend okkludierten Front, die nun ihrerseits wieder ein wenig
nach Süden gedrückt wird, verlieren an Intensität. Vor allem vom nördlichen
Niedersachsen bis nach Nordbrandenburg schneit es weiterhin leicht, wobei die
Niederschläge weiter nördlich, in Schleswig-Holstein und in Vorpommern, von
Norden her mehr und mehr zum Erliegen kommen. Meist fallen in den
Niederschlagsgebieten nochmal 1 bis 5 cm Neuschnee, gebietsweise auch etwas
mehr, vor allem der 00 UTC-Lauf des IFS hat im Hamburger Raum sowie im Südosten
Schleswig-Holsteins durchaus höhere Mengen um 10 cm oder sogar darüber auf der
Agenda. Auch die gefrierende Phase ist in einigen Modellen noch nicht gänzlich
vom Tisch.
Der Wind an der Südflanke des sich abschwächenden Tiefs lässt im Laufe der Nacht
rasch nach und ist dann nicht mehr warnrelevant. An dessen Nordflanke bleibt
aber an den Küsten ein scharfer Gradient aufrecht, da sich das blockierende Hoch
über Skandinavien noch etwas verstärkt. Somit gibt es an den Küsten – nun auch
an der vorpommerschen Küste – verbreitet steife, an Küstenabschnitten mit
auflandigem Wind auch einzelne stürmische Böen aus östlichen Richtungen.
Ansonsten richtet sich der Fokus warntechnisch mehr und mehr Richtung
Süddeutschland. Mit der Zyklogenese verstärkt sich die WLA über dem Alpenraum
und es stellt sich über dem Süden Bayerns zunehmend eine Gegenstromlage ein, da
bodennah von Nordwesten her allmählich maritime Polarluft einsickert (morgens
etwa -2 Grad in 850 hPa), während die Höhenströmung eher auf Südsüdwest dreht.
Somit setzen dort nördlich der Warmfront, die über dem Alpenraum quasistationär
wird, verstärkt Niederschläge ein, die sich bis etwa zu einer Linie
Hochrhein-Bayerwald nordwärts ausweiten. Bis Samstagfrüh fallen im Alpenvorland
bereits teilweise mehr als 10 l/qm, wobei die Schneefallgrenze allmählich auf
etwa 800 bis 600 m sinkt. Somit sind am Alpenrand und im südlichen bzw. höheren
Alpenvorland bereits markante Neuschneemengen um oder knapp über 10 cm denkbar.
Ansonsten bleiben die Mengen aber noch gering.
Während die „Frostluft“ im Nordosten noch etwas Richtung Südwesten vorankommt –
etwa bis zu einer Linie Ostfriesland-Westerzgebirge -, fällt die Nacht nun auch
im Süden und Westen bei teils aufgelockerter Bewölkung etwas frischer aus mit
Tiefstwerten zwischen 4 und 0 Grad, im Bergland bzw. bei längere Zeit geringer
Bewölkung gibt es leichten Frost.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag … hat sich gegenüber den Ausführungen in der Frühübersicht nur wenig
geändert. Das Cut-Off-Tief im Mittelmeerraum zieht Richtung Sizilien, das sich
noch etwas verstärkende Bodentief schlägt abends mit einem Kerndruck von knapp
unter 995 hPa über dem Tyrrhenischen Meer auf. Von dort aus weitet sich eine
Tiefdruckrinne über den Balkanraum nordostwärts aus, während der Luftdruck über
dem Vorhersagegebiet mit weiterem Auffüllen des Trogresiduums steigt und das
Bodentief einer flachen, vom Südosten Deutschlands bis in den Westen reichenden
Tiefdruckrinne weicht. Dabei sickert die Kaltluft von Nordosten her allmählich
auch Richtung Südwestdeutschland, mischt sich dort aber noch mit der erwärmten
Polarluft. In 850 hPa sinkt die Temperatur im Westen und Süden allmählich auf -3
bis -4 Grad, während sie im Nordosten bei etwa -6 Grad verharrt. Im Norden und
Westen sowie in den mittleren Landesteilen gibt es dabei weitere Niederschläge,
die nun auch nach Westen und Südwesten zu zumindest oberhalb von etwa 400 bis
600 m in Schnee übergehen. Mehr als wenige Zentimeter kommen aber nicht
zusammen, im Norden und Osten bleibt es vielerorts trocken.
Im Süden und Südosten dauern die Aufgleitniederschläge dagegen an, die
Schneefallgrenze schwankt um 600 m, abends eher etwas darunter. An den Alpen und
im höheren südlichen Vorland kommen vielerorts 10 bis nahe 20 cm Neuschnee
zusammen.
An den Küsten bleibt es windig mit Böen Bft 7, vereinzelt 8 aus Ost. Im
Nordosten sowie oberhalb von etwa 600 bis 800 m herrscht leichter Dauerfrost,
sonst liegen die Höchstwerte zwischen 1 und 6 Grad, die höchsten Werte am Rhein.
In der Nacht zum Sonntag schneit es an den Alpen und im Vorland bis zum
Bayerwald weiter, die Schneefallgrenze sinkt oft bis in tiefe Lagen, lediglich
im Donauraum regnet es noch teilweise. Insgesamt lässt die Intensität nur wenig
nach, so dass im höheren südlichen Vorland gebietsweise Unwetterwarnschwellen
angekratzt werden könnten.
Auch im Westen und Südwesten fällt im Bereich der sich allmählich nach Südwesten
verlagernden und auffüllenden Tiefdruckrinne weiterhin gebietsweise
Niederschlag, die Schneefallgrenze sinkt dort auf etwa 400 bis 200 m. Nach wie
vor kommen aber selbst in höheren Lagen nur wenige Zentimeter zusammen.
Das Bodenhoch über Skandinavien verstärkt sich weiter und weitet sich zum
Nordmeer aus, so dass der relativ scharfe Gradient an den Küsten aufrecht bleibt
und sich der Ostwind nur langsam abschwächt. Mit der nach Südwesten abgedrängten
Rinne dreht nun die Bodenströmung in weiten Teilen des Landes auf Ost, im Süden
auf Nordost und verschärft sich auch in der Mitte und später im Süden etwas, so
dass kalte Festlandsluft aus Nordosteuropa zu uns vordringen kann. Die 850
hPa-Temperatur sinkt bis zum Morgen auf -11 Grad im Nordosten, während sie im
Süden noch bei -3 bis -4 Grad verharrt. Außer in den tiefen Lagen West- und
Süddeutschlands gibt es verbreitet leichten, im Nordosten bei auflockernder
Bewölkung auch mäßigen Frost.
Modellvergleich und -einschätzung
Sieht man mal von leicht unterschiedlich simulierten Schneemengen ab, die sich
aber eher im mesoskaligen Bereich abspielen, fahren die Modelle einen weitgehend
einheitlichen Kurs.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff