SXEU31 DWAV 281800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.12.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Wechselhaft, zeitweise windig und für die Jahreszeit zu mild.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland im Bereich der Frontalzone, die zonal von
Neufundland über Mitteleuropa hinweg und über der Ukraine nach Süden abbiegend
zum Kaukasus verläuft. Aus einer schwachen Austrogung über dem nahen Ostatlantik
resultiert über dem Vorhersagegebiet eine west-südwestliche leicht zyklonale
Strömung. Eine darin eingelagerte schwache Kaltfront liegt aktuell über dem
Süden Deutschlands, bringt aber nur noch wenige Millimeter Niederschlag zustande
und löst sich dort auf. Postfrontales Absinken ließ die Wolken verbreitet
auflockern.
Die Lage der Frontalzone macht sich auch im Bodendruckfeld bemerkbar, wobei der
Gradient nach Nordwesten hin ausgeprägter ist als im Südosten. Bedingt durch
einen leichten Druckanstieg über der Nordsee und ganz im Norden wird der
Gradient etwas auseinandergezogen, wodurch der Wind im Binnenland abflaut und
abseits der Gebirge ab dem Abend wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant ist. An
und vor allem über der Nordsee und in höheren Berglagen muss nach wie vor mit
Sturmböen Bft 8/9 (Brocken darüber) gerechnet werden.
In der Nacht zum Freitag gelangt ein schwacher Trog in die Nordsee, was den
Gradienten wieder etwas anziehen lässt. Hierdurch frischt im Nordwesten und in
Teilen der Mitte und dort vor allem in den Leegebieten der Mittelgebirge der
Wind mit Böen Bft 7 erneut auf, an der Nordsee und in den Hochlagen der
Mittelgebirge treten wieder vermehrt Sturmböen Bft 8/9 und auf dem Brocken auch
schwere Sturmböen auf. Zudem wird es ganz im Nordwesten etwas labiler; einzelne
kurze Gewitter mit Böen bis Sturmstärke sind daher in Nordseenähe nicht
auszuschließen.
Die Gradientzunahme macht sich auch im Osten und Süden Deutschlands bemerkbar,
allerdings ist dort der Wind nicht warnrelevant. Abgesehen von ein paar
windgeschützten Alpentälern bleibt es ansonsten durchweg frostfrei. Auch
warnrelevanter Nebel ist dann eher unwahrscheinlich.

Freitag … wird der o.g. Trog unter Abflachung über den Norden Deutschlands
hinweg ostwärts gesteuert, gefolgt von einem weiteren, ebenfalls flachen Trog,
der bis zum Abend die Britischen Inseln erreicht. Unterm Strich bleibt eine
leicht zyklonale West-Südwestströmung bestehen. Eine weitere darin eingelagerte,
aber nur schwache Kaltfront greift schleifend von der Nordsee her auf den
gesamten Norden und Nordwesten Deutschlands über. Hierdurch kommen vermehrt
schauerartige Niederschläge auf. Innerhalb 12 Stunden kommen einige bis etwa 10,
im Hochsauerland und im Oberharz (wo die Hochwasserlage ohnehin noch angespannt
ist) bis etwa 15 mm hinzu. Postfrontal erfolgt eine Labilisierung, die
Temperaturdifferenz zwischen 850 und 500 hPa erreicht etwa 30 K. Daher können
einzelne kurze Gewitter (die aufgrund eines Oberwindes bis 50 kt im 850 hPa
Niveau mit Böen bis Sturmstärke einhergehen können) auch weiter bis ins
nordwestliche und nördliche Binnenland ausgreifen.
Ohnehin zeichnet sich eine erneute Gradientzunahme und hierdurch auch wieder ein
Auffrischen des Windes, und zwar in einem etwas ausgeprägteren Maße, als dass
dies heute der Fall war, ab. Im Nordwesten, Norden, in der Mitte und in freien
Lagen leicht südlich der Mainlinie sind Windböen Bft 7, bis ins nordwestliche
und nördliche Binnenland hinein, im Lee der meisten Mittelgebirge sowie an der
Ostsee stürmische Böen und im höheren Bergland und an der Nordseeküste Sturmböen
Bft 8/9 zu erwarten. Auf exponierten Gipfeln und vorübergehend auch an der
Nordfriesischen Küste zeichnen sich schwere Sturmböen, auf dem Brockenplateau
orkanartige Böen ab. Relativ windschwach bleibt es dagegen in Teilen
Ostdeutschlands, in tieferen Lagen im Südwesten sowie größtenteils auch im
Südosten.
Auflockerungen sind nach Südosten hin am wahrscheinlichsten, zudem bedingt durch
eine ausgeprägte Durchmischung auch im Norden. Mit Höchsttemperaturen zwischen 8
und 14 Grad wird es erneut sehr mild.

In der Nacht zum Samstag überquert der von den Britischen Inseln kommende Trog
unter leichter Verschärfung das Vorhersagegebiet. Durch diesen Trog wird die
schleifende Kaltfront in den Bereich der nördlichen Mittelgebirge gedrückt, so
dass dort sowie in den Staulagen der zentralen Mittelgebirge weitere 10 bis 15
mm Regen innerhalb von 12 Stunden hinzukommen. Somit ist für diese Gebiete sehr
wahrscheinlich keine Warnung vor Dauerregen erforderlich. Auch von Seiten der
Probabilistik (COSMO-LEPS) wurden die Niederschlagssummen gegenüber weiter
zurückliegenden Modellrechnungen reduziert.
Mit Passage dieses Troges können bis weit ins Binnenland hinein einzelne kurze
Gewitter einhergehen. Der Trog wird durch Kaltluftadvektion überlaufen,
nachfolgender Druckanstieg, der durch die Annäherung eines schwachen
Zwischenhochkeils bedingt ist, zieht den Gradienten erneut auseinander. Daher
setzt bereits im Laufe des Nachmittags ein Abflauen des Windes ein, in der Nacht
zum Samstag treten dann abseits der Küste und der Gebirge meist keine
warnrelevanten Böen mehr auf. An der See und im Lee der nördlichen Mittelgebirge
sind noch Windböen Bft 7, an einigen Abschnitten der Nordseeküste und im
Bergland stürmische Böen und auf exponierten Gipfeln noch Böen bis Sturmstärke
auf. Wie bereits in den Nächten zuvor bleibt es frostfrei; auch Nebel ist eher
unwahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag … beginnt die Strömung etwas stärker zu mäandrieren. Der nachfolgende
Keil, der bis zum Abend mit seiner Achse den Westen Deutschlands erreicht, wölbt
sich daher bis nach Südnorwegen auf. Dies wird durch relativ weit nördlich
ansetzende Warmluftadvektion gestützt. In die keilvorderseitige nordwestliche
Strömung läuft schleifend die Warmfront eines Sturmtief herein, das sich,
nördlich an Irland vorbei ziehend, Schottland nähert. Allerdings reicht es nur
in Nordseenähe für geringe Niederschläge.
Ansonsten hält sich Zwischenhocheinfluss. Aufgrund der Nähe zur Frontalzone, die
nur allmählich durch den sich annähernden Rücken nach Norden gedrückt wird, sind
zumindest bis Mittag an einigen Küstenabschnitten sowie im Lee der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge noch Windböen und in den Kamm- und Gipfellagen der
dortigen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten, bevor bis zum Abend auch
dort der Wind abflaut. Bedingt durch die Ostverlagerung des o.g. Sturmtiefs
setzt von Nordwesten her wieder Druckfall ein, was zum Abend hin in den hierfür
anfälligen Lagen der Mittelgebirge westlich des Rheins Windböen Bft 7 aufkommen
lässt.
Im Randbereich des Zwischenhochs sind verbreitet Auflockerungen und in Alpennähe
auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Während sich im Nordosten noch der
abziehende Trog mit Tageshöchsttemperaturen um 7 Grad bemerkbar macht, wird es
ansonsten mit 8 bis 14 Grad erneut sehr mild.

In der Nacht zum Sonntag deutet sich an der Ostflanke des vor Schottland
liegenden Zentraltiefs eine Randtiefentwicklung über der westlichen Nordsee an.
Hierdurch erfolgt von Nordwesten und Westen her eine erneute
Gradientverschärfung, wodurch der Wind aus Richtungen um Süd auffrischt. Im Lee
der westlichen Mittelgebirge und an der Nordseeküste kommen Windböen Bft 7 auf.
Über der offenen Nordsee, im Bergland westlich des Rheins sowie in den
Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge setzen Sturmböen Bft 8/9
ein. Darüber hinaus kommt der Böhmische Wind in Gang, wodurch im Erzgebirge und
in der Oberlausitz und dort auch in den hierfür anfälligen Tälern Wind- und
stürmische Böen zustande kommen. Abgesehen vom Südosten, wo aufgrund der
Randlage zum ostwärts abziehenden Zwischenhoch die Gradientzuahme noch nicht in
Gang kommt, bleibt es frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann