SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.11.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Auch auf den Bergen abflauender Wind, in einem Streifen von der Nordsee bis zur
Lausitz weiterer Regen (Dauerregen), im Laufe der Nacht abschwächend.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … (18 UTC) befindet sich Deutschland im Bereich eines zweigliedrigen
Langwellentroges (500 hPa), dessen östliche Achse von Karelien in Richtung
Ostukraine gerichtet ist und die westliche vom Ostseeraum nach Westfrankreich
reicht. In zweiteren ist ein schwach ausgeprägtes Höhentief eingelagert, das
langsam von Benelux in den Westen Deutschlands zieht und zu schauerartigen
Regenfälle führt. Im Laufe der Nacht zum Dienstag verlagert sich dieses mit der
Achse des Höhentroges weiter ostwärts und erreicht ausgangs der Nacht die
Landesgrenze zu Tschechien. Bodennah dominiert zunächst noch eine dipolartige
Tiefdruckzone mit Kernen über der Nordsee und Polen, wobei sich diese im Laufe
der Nacht zum Dienstag zunehmend auffüllt. In den Frühstunden befindet sich das
Bodentief mit einem Kerndruck von knapp unter 1010 hPa über dem südlichen Polen.
Der Gradient fächert dabei weiter auf, sodass am Abend bereits im Tiefland keine
Warnung vor Windböen mehr notwendig ist, im Bergland sollte es ausgangs der
Nacht soweit sein. Mit Etablierung eines Bodenhochs über Skandinavien ergibt
sich außerdem von Norden her nach Süden ausweitend eine Winddrehung auf Nord bis
Nordost. Nur entlang und südlich der Donau bleibt es zunächst noch bei einer
südwestlichen Strömung. Damit kommt von der Ostsee her ein zunehmender
Luftmassenwechsel zu Stande, in den Frühstunden erreicht die 850-hPa-Isotherme
bereits das nordöstliche Mecklenburg-Vorpommern. Ansonsten sind die Werte in 850
hPa noch knapp positiv.

Interessanter als die Windentwicklung sind die Niederschläge im Laufe des Abends
und der Nacht zum Dienstag. Das im Bereich der Rinne befindliche, weiter lang
gezogene Regengebiet reicht am Abend von der Nordsee über die nördliche Mitte
bis zur Lausitz. Mit dem langsamen Auffüllen der Rinne gehen die
Niederschlagsraten tendenziell zurück, der Regen bleibt aber die ganze Nacht
über erhalten. Nach Lesart des ICON6 akkumulieren sich dort in 12 Stunden
nochmal 5 bis 10, im Süden Brandenburgs auch um 15 l/qm. IFS setzt sowohl in der
Quantität, als auch in der regionalen Verteilung ähnliche Schwerpunkte.
Betrachtet man die dort bereits gefallenen Niederschläge von 20 bis örtlich 50
l/qm ist die örtliche Überschreitung von unwetterartigen Mengen wahrscheinlich.
Aufgrund des abklingenden Charakters und der räumlichen Ausprägung wurde eine
Unwetterwarnung zwar diskutiert, aber schlussendlich darauf verzichtet. Mit
Hereinschwenken des Boden-, bzw. Höhentroges von Benelux in Richtung Süden
Deutschlands ziehen auch die bereits im Westen sichtbaren schauerartigen
Regenfälle in den Süden des Landes. Warnrelevante Mengen werden dort
wahrscheinlich nicht erreicht, es kann aber vorübergehend auch mal kräftiger
regnen, besonders in den Staulagen des Schwarzwaldes (etwa 10 bis 20 l/qm/12h).
Die Schneefallgrenze sinkt im Oberallgäu ausgangs der Nacht auf etwa 1200 m,
weiter ostwärts bleibt diese aufgrund der geringeren Niederschlagsraten noch
etwas höher. Die in fester Phase akkumulierten Mengen bleiben zunächst aber auch
im Allgäu überschaubar.

Die Nacht ist überwiegend wechselnd bis stark bewölkt, daher verbleiben die
Tiefstwerte flächendeckend im mittleren einstelligen Bereich. Am ehesten sind
die in den höheren Tälern des östlichen Alpenrandes sowie im Bayerwald knapp
negative Werte möglich. Über der Mitte kann sich da und dort etwas Nebel bilden,
vereinzelt auch mit Sichtweiten unter 150 m.

Dienstag … schwenkt der westliche Ableger des Langwellentroges (500 hPa)
langsam weiter südöstlich, gleichzeitig baut sich der Rücken über dem
Nordostatlantik zunehmend auf. Dieser stützt eine sich weiter etablierende
Hochdruckzone, ausgehend vom Bodenhoch mit Schwerpunkt westlich von Irland bis
zur bereits beschriebenen Hochdruckzelle über Skandinavien. Die sich nach
Osteuropa verlagerte Tiefdruckzone füllt sich weiter auf und verliert damit auch
an Kontur. Damit setzt zwischen den beiden Druckgebilden von Norden her die
Zufuhr von Luftmassen arktischen Ursprungs ein. Die negativen 850 hPa-Werte
erreichen am Nachmittag bereits Nordbayern, an der Küste gibt es dann Werte um
-6 Grad. Am längsten hält sich die präfrontale und damit etwas mildere Luftmasse
südlich der Donau und vor allem an den Alpen. Dort halten tagsüber die
schauerartigen Niederschläge an, wobei die feste Phase zunächst nur oberhalb
etwa 1100 bis 1200 m eine Rolle spielt. Allerdings ist darüber die
Neuschneeakkumulation mit teils mehr als 10 cm bereits erwähnenswert. Der
flüssige Anteil wird die Schwellen zum Dauerregen sehr wahrscheinlich nicht
erreichen. Mit der im weiteren Tagesverlauf weiter anhaltenden Kaltluftadvektion
werden am Nachmittag auch die höheren Lagen des Erzgebirges (oberhalb etwa 800
m) und die höchsten Lagen des Schwarzwaldes weiß, an den Alpen beginnt die
Schneefallgrenze ab dem Abend zu sinken.

Der nordöstliche Wind erreicht in der Fläche keine Warnkriterien mehr, höchstens
in den exponierten Küstenlagen Vorpommerns ist die eine oder andere steife Böen
nicht ausgeschlossen. Im Süden ist die vorherrschende Windrichtung Nord, im
Südosten auch noch längere Zeit Nordwest. Die Sonne zeigt sich bei
mehrschichtiger Bewölkung kaum, am ehesten noch im äußersten Norden und entlang
des Oberrheins für längere Abschnitte. Sollte sich diese in zweiter Region für
längere Zeit durchsetzen können, sind Höchstwerte knapp über 10 Grad möglich.
Sonst verleibt die Temperatur im mittleren bis höheren einstelligen Bereich, am
höheren Alpenrand etwas darunter.

In der Nacht zum Mittwoch beginnt der hinreichend erwähnte Höhentrog über dem
Alpenraum und dem nördlichen Italien ein Abtropfprozess, der am Mittwoch
vollendet sein wird. Der mittlerweile mächtige Rücken bzw. die Achse des fast
abgeschlossenen Höhenhochs schwenkt nachfolgend in den Nordseeraum und den
Oslofjord. Damit wird die nach Nordwestdeutschland wandernde Hochdruckzone
weiter gestärkt. Mit dem zunehmenden Absinken gehen die teils schauerartigen
Niederschläge zu Ende, die Schneefallgrenze liegt in der Luftmasse polaren
Ursprungs im zentralen Mittelgebirgsraum bei etwa 500 m, die erwarteten
Neuschneemengen sind aber zunehmend gering. An den Alpen hält die Stausituation
weiter an, dort wird es mit entsprechender Niederschlagsabkühlung bis auf etwa
500 m herab schneien (T850 um -4 Grad). In den dortigen, tiefer gelegenen Tälern
summieren sich wahrscheinlich 1 bis 5 cm, in mittleren Lagen 10 bis 15 cm, in
exponierten Staulagen bis zu 20 cm. Entsprechende Glätte auf den dortigen
Straßen.

Außerdem lockern die Wolken in der Nacht von Norden her zunehmend auf. Daher ist
in der Luftmasse eine rasche nächtliche Abkühlung auf 0 bis -4 Grad
wahrscheinlich. Durch die noch reichlich vorhandene (Rest-) Feuchte ist
stellenweise die Ausbildung von Glätte durch überfrierende Nässe möglich.
Ebenfalls kann sich da und dort Nebel ausbilden. Nur in den tieferen Lagen des
Südens verbleibt die Lufttemperatur wahrscheinlich knapp im positiven Bereich.
Auf Rügen können zudem weitere steife Böen auftreten.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … ergeben sich im Vergleich zur Frühübersicht keine großen
Änderungen. Die vom umfangreichen Höhenhoch über dem nahen Ostatlantik
ausgehende Rückenachse schwenkt von Norden her nach Mitteleuropa. Die
Schneefälle an den Alpen schwächen sich deshalb im Tagesverlauf ab und hören am
Abend auf. Der Blick schweift dann nach Norden, denn die Warmfront eines
umfangreichen Sturmtiefs über dem Nordmeer greift zunehmend auf den Nordwesten
über. Zunächst fällt in den Abendstunden dort erster leichter Regen. Zudem
frischt im Vorfeld entlang der Küsten der auf Südwest gedrehte Wind mit steifen
bis stürmischen Böen auf.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle sind sich im beschriebenen Zeitraum weitgehend einig, sowohl im
zeitlichen Ablauf, als auch bei den erwarteten Regenmengen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri