#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 17.11.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.11.2023 um 10.30 UTC
Sehr unbeständig mit wiederholten Regenfällen und zeitweise windig. Nach
Temperaturrückgang zur Mitte der nächsten Woche vorübergehend wieder milder, zum
nächsten Wochenende dann wieder nasskalt.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 24.11.2023
Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, befindet sich nach IFS ein
kräftiger Höhenrücken weit draußen auf dem Atlantik, während über Europa das
Geopotential recht niedrig ist und die Frontalzone schwerpunktmäßig südlich
unseres Landes verläuft. Dabei sind zwei Tröge auszumachen, einer ist von der
Nordsee nach Südosten gerichtet und schwenkt am Montag rasch südostwärts und
erreicht unser Land. Ein weiterer erstreckt über Osteuropa. Dazwischen gibt es
einen flachen Rücken, der morgens noch über Deutschland liegt, dann aber rasch
nach Osten weiter schwenkt. Bodennah liegt das mehrkernige Zentraltief Marco
über unserem Land, wobei dessen stärkster Kern vom Nordosten Deutschlands nach
Polen abzieht. Es formiert sich dann zunehmend eine zonale Tiefdruckrinne.
Nördlich dieser Rinn bildet sich eine Brücke zwischen einem äußerst kräftigen
Atlantikhoch und einem Skandinavienhoch. Damit setzt über Südskandinavien die
Advektion kalter Luft aus Nordosten ein, die sich auch unserem Land nähert. Am
Montag liegen die Temperaturen in 850 hPa noch zwischen 0 und +2°C. Dabei fällt
insbesondere im Norden recht kräftiger Regen, doch auch in den übrigen
Landesteilen bringt Marco viele Wolken, schauerartige Regenfälle und keine
Sonne.
Am Dienstag verlagert sich die Tiefdruckzone immer weiter nach Südosten, so dass
wir in den Einflussbereich der Hochdruckbrücke kommen und sich von Nord nach Süd
allmählich nordöstlicher Wind durchsetzt. Damit gelangen auch immer kühlere,
zunächst aber weiterhin feuchte Luftmassen zu uns. In 850 hPa geht die
Temperatur bis zum Abend auf 0°C an den Alpen und -7°C in Norddeutschland
zurück. Es gibt weiterhin recht verbreitet dichte Wolken und gebietsweise
Regenfälle, jetzt bei sinkender Temperatur und ersten Flocken im oberen
Bergland.
Am Mittwoch nähert sich das kräftige atlantische Höhenhoch langsam dem Kontinent
uns streckt eine zonale Achse bis nach Deutschland aus, so dass bei uns eine
antizyklonale nördliche Höhenströmung vorliegt. Die Achse des Troges verlagert
sich weiter nach Südosten, wobei dieser abtropft und sich ein Höhentief im
Bereich des Tyrrhenischen Meeres bildet. Bodennah setzt sich tiefer Luftdruck
vom Nordmeer aus zunehmend auch in Skandinavien durch, so dass das Hoch dort
nach Osten verlagert wird. Die Hochdruckbrücke bei uns verlagert ihre Achse
immer weiter südwärts und überquert dabei Deutschland, bevor sie in der Nacht
zum Donnerstag die Alpen erreicht. Zunächst fließt noch kältere Luft bei uns ein
und drückt die Temperatur auf -4 bis -8°C in 850 hPa, so dass es im Bergland
immer winterlicher wird. Allerdings fällt nurmehr geringer Niederschlag, so dass
auch im Bergland keine nennenswerte Neuschneeakkumulation stattfindet. In der
zweiten Tageshälfte setzt dann mit wieder auf Südwest drehendem Wind von der
Nordsee her Milderung ein. In der Nacht frischt der Wind dann auf und die
Warmfront des Nordmeertiefs bringt im Nordwesten Regen. Schnee oder gefrierender
Regen sind nach aktuellem Stand nicht zu erwarten, da der Regen erst nach schon
spürbarer Milderung einsetzen soll.
Am Donnerstag verlagert sich die zonale Achse des Höhenhochs langsam weiter nach
Süden und erreicht am Abend die Alpen. Damit stellt sich eine antizyklonale
westnordwestliche Höhenströmung ein. Diese ist insbesondere über der Nordsee und
Skandinavien sehr kräftig. Dort soll auch eine Welle durchziehen. Bei uns setzt
sich im Tagesverlauf die Milderung bis in den Süden wieder durch. In Verbindung
mit sehr feuchter Luft, die sich mit der bei uns liegenden recht kalten Luft
mischt, soll sehr viel tiefe Bewölkung entstehen, aus der es insbesondere im
Norden nieselt. Richtung Nordosten bringt die Welle auch recht stürmischen
Westwind.
Am Freitag führt ein Kaltluftausbruch aus der Ostgrönlandsee zu einem
Trogvorstoß in den Bereich der Britischen Inseln, so dass sich das Höhenhoch
zurückzieht. Vorderseitig dieses Troges soll ein kräftiges Tief über das
südliche Skandinavien in die Ostsee ziehen. Von Südwesten gelangt dabei
vorübergehend sehr milde Luft (bis 10°C in 850 hPa) zu uns, bevor am Nachmittag
die Kaltfront des Tiefs im Norden aufzieht und bis Samstagmorgen den Süden
erreicht. Dabei regnet es mäßig und mit bis auf -4°C in 850 hPa zurückgehenden
Temperaturen muss im höheren Bergland auch wieder mit Schnee gerechnet werden.
Zudem dürfte der Wind recht verbreitet stürmisch aus Südwest bis West wehen.
Zum Wochenende stößt dann nach IFS die Meeresluft arktischen Ursprungs (durch
die 8 bis 12°C warmen Seegebiete aber gut vorgewärmt) voll nach Mitteleuropa
hinein. Bei uns geht in 850 hPa die Temperatur auf -4°C zurück, in 500 hPa auf
deutlich unter -30°C. Damit stellt sich typisches nasskaltes Wetter mit
schauerartigen Regenfällen und Wind ein. Der bei diesen Lagen typische
„Berglandwinter“ beschränkt sich noch auf sehr hoch gelegene Mittelgebirgslagen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist bis
Donnerstag sehr gut. Danach gibt es aber deutliche Unterschiede das Übergreifen
der neuen Kaltfront betreffend. Diese sollte nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf
schon 12 Stunden früher ante portas stehen, nach dem gestrigen 12-UTC-Lauf
dagegen erst am Samstag hereinschwenken und dann von Westen her. Dies hängt mit
sehr unterschiedlichen Simulationen des oben erwähnten Trogvorstoßes zusammen.
Dieser ist zwar unstrittig, wird aber doch recht unterschiedlich simuliert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich mit den anderen Globalmodellen offenbart bis zum Donnerstag
zumindest im deutschen Raum keine großen Unterschiede. Dann zeigt sich aber die
vollkommen unterschiedliche Behandlung des Trogvorstoßes mit Auswirkungen ab
Freitag. Dabei ist GFS deutlich schneller mit der Kaltfront, bei GFS soll die
Kaltluft sehr direkt aus Norden vordringen. Bei ICON kommt die Kaltfront ebenso
etwas schneller als bei IFS. UKMO ist, solange vorhanden, dem IFS recht ähnlich.
GEM ist ebenso dem IFS sehr ähnlich.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum von Mittwoch bis Freitag auf fünf
Cluster. Dabei fallen insbesondere die Unterschiede für den Freitag (00 UTC) ins
Auge. Bei den Clustern 1, 2 und 4 (zusammen 36 Mitglieder, Hauptlauf,
Kontrolllauf) ist am Freitag noch der Höhenrücken bei uns wetterwirksam, der
Trogvorstoß erreicht dann erst die Britischen Inseln von Norden her. Bei C2 (10
Mitglieder) ist der Trog zu diesem Zeitpunkt ins östliche Mitteleuropa
vorgestoßen und bei uns herrscht eine zyklonale Nordwestlage. Bei C5 (5
Mitglieder) befindet sich ein umfangreiches Höhentief über Südskandinavien, das
uns bereits voll erfasst. Dieses Szenario ähnelt GFS. In der erweiterten
Mittelfrist gibt es sogar sechs Cluster. Bei fast allen Szenarien erfasst uns
der Trog aber zumindest vorübergehend. Nur bei C3 (8 Mitglieder) ist das nicht
der Fall. C1, C5 und C6 (zusammen 27 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) zeigen
die Beeinflussung durch den Trog und folglich nasskaltes Wetter über mehrere
Tage, was somit als recht wahrscheinliches Szenario angesehen werden kann.
Die IFS-Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen bis Mittwoch
eine deutlich zurückgehende Temperatur in 850 hPa. Danach steigt diese bis zum
Freitag massiv an, wobei dann die Streuung deutlich zunimmt und der Hauptlauf
nach oben ausbricht. Danach gehen die Temperaturen wieder deutlich zurück,
wenngleich bei recht großer Streuung. Dabei sind sogar einzelne hochwinterliche
Ausreißer (unter -10°C in 850 hPa) dabei. Das Geopotential steigt bis
Donnerstag, um dann deutlich zu fallen, allerdings mit zeitlicher Unschärfe und
deutlicher Streuung bezüglich der Stärke. Niederschläge gibt es wiederholt mit
einem leichten Minimum am Mittwoch/Donnerstag im Norden bzw. Donnerstag/Freitag
im Süden.
Die Rauchfahnen des GFS sehen jenen des IFS recht ähnlich, aber mit einem
deutlichen Unterschied: Sie sind insgesamt etwas kälter und insbesondere der
Temperaturanstieg am Freitag fällt in fast dem gesamten Ensemble viel schwächer
aus. Der sehr frühe Trogvorstoß, den der deterministische GFS-Lauf am Freitag
zeigt, ist im Vergleich zum Ensemble ein Ausreißer. Dieses zeigt den Trogvorstoß
zum Samstag, wie auch die Mehrheit der IFS-Ensemblemitglieder. Auch das
GFS-Ensemble lässt keinen Zweifel, dass uns weiter nasse Zeiten bevorstehen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
Der EFI zeigt am Montag ein Windsignal im Süden und in der Mitte Deutschlands.
Am Freitag gibt es dann ein Windsignal im Nordosten.
Bei den Niederschlägen zeigt sich am Montag ein deutliches Signal im Norden.
Betrachtet man den 5-tätigen Zeitraum von heute bis nächsten Mittwoch, zeigt der
EFI ein deutliches Niederschlagssignal im Norden und an den Alpen.
Dauerregen:
Aufgrund von regional bereits angespannter Hochwasserlage bzw. flächendeckend
gesättigten Böden kommt den Regenfällen besondere Aufmerksamkeit zu. Betrachtet
man den 48-stündigen Zeitraum bis Montagabend/Dienstagfrüh (also noch in der
Kurzfrist beginnend) zeichnen sich in einer Reihe von Mittelgebirgen leichte
Signale für mehr als 40 l/qm Regen ab, zum Teil auch an der Nordsee und in der
Norddeutschen Tiefebene. Insbesondere die Weststaulagen im Allgäu scheinen
weiterhin betroffen zu sein. Dort kommt es ab heute gerechnet bis Mittwoch (also
in 5 Tagen) wahrscheinlich zu weiteren 100 bis 150 l/qm Regen, bzw. teilweise
Schnee. Ähnliche Summen könnten auch im Schwarzwald fallen.
In der zweiten Wochenhälfte deuten sich aktuell keine warnwürdigen
Niederschlagssummen mehr an.
Sturm:
Am Montag zeigen Cosmo-LEPS und IFS-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten für Sturm
an der Nordsee und in Teilen des Südens und der Mitte Deutschlands. In den
Mittelgebirgen sind die Wahrscheinlichkeiten hoch. Ab Mittwochabend und
anhaltend bis Freitag gibt es an den Küsten hohe Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen. Am Donnerstag und Freitag muss zudem wieder auf höheren Bergen in der
Nordhälfte (betrifft dann vor allem den Brocken und den Fichtelberg) mit
Sturmböen gerechnet werden.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann