S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.11.2023 um 10.30 UTC

Wechselhaft, zeitweise regnerisch und windig. Im Detail große Unsicherheiten.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.11.2023

Bereits zu Beginn der Mittelfrist am Freitag zeigen sich recht große
Diskrepanzen: Vom Prinzip her herrscht eine zyklonale geprägte Westlage, in der
ein breiter Trog über weiten Teilen Europas das Wetter bestimmt. An dessen
Südflanke laufen kurzwellige Anteil von West nach Ost, deren Vorhersage in
Position und Ausprägung noch ordentlich schwankt, sowohl innerhalb der
vorliegenden IFS-Läufe als auch im Vergleich zu anderen Globalmodellen. An einem
Frontensystem über Westeuropa, das von einem Tief südlich von Island ausgeht,
soll sich an besagtem Kurzwellentrog ein Teil-/Wellentief bilden, dass im
weiteren Verlauf ostwärts über Deutschland hinweggesteuert wird. Dabei werden
Niederschläge erwartet, deren Schwerpunkt und Ausmaß unsicher ist. Nach
aktuellen Vorhersagen aber insbesondere den Süden des Landes betreffen sollen,
dabei liegen auch erneut Dauerregensignale für südliche Staulagen und vor allem
den Alpenrand vor. Auf der Rückseite der Kurzwelle, die zu einer Austrogung nach
Süden in Richtung Balkan führt, dreht die Strömung auf Nordwest. Damit sickert
vorübergehend eine kühlere Luftmasse ein, die Temperaturen in 850 hPa gehen auf
etwa -3 bis -5 Grad zurück und die Schneefallgrenze könnte damit auf etwa 800 m
absinken. Ein Teil der Niederschläge könnte also zumindest vorübergehend nicht
abflussrelevant sein. Nach Norden hin dürften Haupttrog und höhenkältere Luft
für schauerartige Niederschläge sorgen. Je nach Ausprägung des Bodentiefs nimmt
der Gradient an der Südflanke, voraussichtlich über Süddeutschland, zu und es
können markante Böen auftreten.

Zum Samstag schiebt sich von Südwest ein flacher Keil nach Deutschland, der aber
höchstens für eine kurze Wetterberuhigung sorgen kann. Er wird von
Warmluftadvektion vorderseitig des nächsten umfangreichen Tiefs mit Kern
westlich der Britischen Inseln überlaufen. Dessen Frontensystem greift im
Tagesverlauf von Westen mit Niederschlägen und mindestens im Nordwesten
auflebendem Wind über. Hierbei seinen erneut die Unsicherheiten erwähnt, die vor
allem den zeitlichen Ablauf betreffen. Die Strömung dreht vorderseitig des Tiefs
über Deutschland wieder mehr auf westliche Richtungen, so dass wieder ein leicht
ansteigendes Temperaturniveau gegenüber Freitag zu verzeichnen ist (Im Osten
noch -2 Grad in 850 hPa, von Westen um 5 Grad). Das okkludierende Frontensystem
überquert Deutschland weitgehend ostwärts, im Norden kommt es im Trogbereich zu
weiteren Schauern und nach Süden hin deutet sich ein mögliches Schleifen der
Front an den Alpen an.

Am Sonntag liegt der Tiefkomplex mit seinem Zentrum über der Nordsee bzw.
Südskandinavien und die Strömung über Deutschland ist ziemlich zonal
ausgerichtet. Damit sind Verlagerungstendenzen der Luftmassengrenze am Alpenrand
nicht sehr ausgeprägt und andauernde Niederschläge könnten die Folge sein. In
Anbetracht des Temperaturniveaus (etwa 2 bis 6 Grad in 850 hPa) muss überwiegend
mit Regen gerechnet werden. Nach Norden hin sorgen Hebungsprozess unter leicht
zyklonaler Krümmung in Trognähe bzw. im Zusammenhang mit Kurzwellen, über der
See zudem unterstützt durch diabatische Hebung, für Schauer.

Am Montag kommt es über Westeuropa zu einer erneuten Austrogung, die sich am
Dienstag bis zur Iberischen Halbinsel bzw. ins westliche Mittelmeer fortsetzt
und sich in weiterer Folge allmählich ostwärts verlagert. Damit dominiert in
Deutschland weiterhin Tiefdruckeinfluss. Wie dieser aber genau ausgestaltet ist,
darüber herrscht noch große Uneinigkeit. Weitere Niederschläge sind dabei aber
wahrscheinlich, eine Zunahme des Gradienten wird zum Teil ebenfalls simuliert.
Mit Verlagerung des Troges nach Osten dreht die Strömung dann erneut mehr auf
Nordwest bis Nord, somit sinkt das Temperaturniveau wieder in Bereiche um 0 Grad
in 850 hPa, nach Norden hin auch in Richtung -5 Grad. Eine detailliertere
Beschreibung ist durch die großen Timing- und Amplitudenunterschiede aus
heutiger Sicht schwierig bis unmöglich, auf jeden Fall wenig belastbar.

Insgesamt bleibt uns auch in der erweiterten Mittelfrist die zyklonal geprägte,
wechselhafte Witterung erhalten. Hoher Luftdruck mit stabilerer Witterung
befindet sich westlich von uns über dem Ostatlantik.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden Modelle ist insgesamt mäßig. Die Grundstrukturen
und damit ein Fortbestand der wechselhaften, regnerischen und teils windigen bis
stürmischen Witterung werden zwar einmütig vorhergesagt, die Details in Form von
kurzwelligen Strukturen in der Höhe und relativ kleinräumigen Bodentiefs oder
Wellen, werden hinsichtlich Ausprägung und zeitlichem Verlauf allerdings doch
recht unterschiedlich simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ein Blick auf andere Globalmodelle bestätigt die Unsicherheiten in der Prognose
der kurzwelligen Strukturen. So zeigt zum Beispiel ICON für den Freitag das
kleinräumige Bodentief in der Form gar nicht, das das IFS über den Süden mit
entsprechendem Wind und Regen ziehen lässt. GFS simuliert ebenfalls ein
Bodentief, sogar noch etwas markanter, aber von West nach Ost eher über die
nördlichen Landesteile ziehend. Und auch im weiteren Verlauf der Mittelfrist
werden zwar die grundlegenden Strömungsverhältnisse ähnlich prognostiziert, also
am Fortbestand der weitgehend zyklonalen Westlage bestehen wenig Zweifel, im
Detail ergeben sich aber deutliche Unterschiede in der Amplitude und vor allem
auch im Timing.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis Samstag 00 UTC
(+72 bis +96 h) zeigt fünf Cluster mit 20, 11, 9, 7 und 4 Membern, Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich im größten Cluster 1. Dieser zeigt eine
verhältnismäßig markante Variante des Kurzwellentroges. Und genau in der
Behandlung des Kurzwellentroges sowie dem kleinräumigen Bodentief liegen auch
die Unterschiede der Cluster. Das Bodentief wird unterschiedlich stark
simuliert, in allen Clustern wird es aber unter Abschwächung über die
südlicheren Landesteile nach Osten/Südosten geführt. Im Folgezeitraum von
Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis + 168 h) werden ebenfalls fünf
Cluster angeboten (15, 13, 11, 10 und 2 Member, Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 4 mit insgesamt 10 Membern). Da sich durch die Austrogung über
Westeuropa der atlantische Rücken kräftig, geht das Regime bei allen Clustern
von „NAO positiv“ auf „Atlantic ridge“. Der Trog über West- respektive
Mitteleuropa wird unterschiedlich stark simuliert, im Allgemeinen wird für
unseren Vorhersagezeitraum damit nur eine Bandbreite der zyklonalen Westlage
dargestellt, wirklich andere Idee ergeben sich daraus nicht.

Die Rauchfahnen zeigen mit einem gewissen Spread, der im Laufe der Mittelfrist
zu Beginn der kommenden Woche noch etwas zunimmt, ein Auf und Ab hinsichtlich
der Temperatur in 850 hPa und beim Geopotenzial in 500 hPa. Der Hauptlauf bewegt
sich in etwa im Mittelfeld der Lösungen. Der Spread und damit die Unsicherheiten
nehmen zur erweiterten Mittelfrist nochmals deutlich zu. Über den gesamten
Zeitraum sind die Niederschlagskurven sehr präsent, zeit- und gebietsweise auch
mit ordentlichen Peaks und das nicht nur im Süden. Markante Niederschläge sind
also immer wieder im Bereich des möglichen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Hinsichtlich des Niederschlages sind dauerregenrelevante Mengen gebietsweise
denkbar. Bei der überwiegend westlichen Anströmung wären das vorzugsweise
Weststaulagen der Mittelgebirge und am Freitag sowie ab Sonntag könnte auch der
Alpenrand wieder in den Fokus rücken. Die Unsicherheiten sind aber wie erwähnt
bereits zu Beginn der Mittelfrist relativ hoch. Der EFI zeigt jedenfalls
entsprechende Signale für Freitag und in etwas schwächerer Form auch zum
Sonntag/Montag im Süden. Insbesondere für den Freitag springen auch die
EPS-Verfahren (IFS, ICON und COSMO-LEPS) an. Außerdem deutet der EFI für
Sonntag/Montag auch im Norden auf erhöhte Niederschlagsmengen, in Anbetracht der
zyklonalen Westlage auch denkbar, aber noch unsicher. Sogar hinsichtlich des
potenziellen Schneefalls am Freitag oberhalb etwa 800 m in den Alpen sind
EFI-Signale vorhanden. Da muss man dann ggf. genau schauen, was als Regen und
was als Schnee fällt, und ob dann markante Dauerregenwarnungen oder in
entsprechenden Lagen möglicherweise auch markante Schneefallwarnungen fällig
werden.

Warnwürdig wird zeitweise voraussichtlich auch der Wind, aber auch hier sind die
Unsicherheiten noch groß. EFI-Signale bzw. EPS-Signale lassen sich für Freitag
im Südwesten, am Samstag im Nordwesten und dann für Sonntag/Montag relativ
verbreitet finden. Abseits exponierter Lagen deuten sich aber meist nur
stürmische Böen (Bft 8) an. Eine veritable Sturmlage ist aktuell nicht zu
erkennen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger