S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.11.2023 um 10.30 UTC

Unbeständige, regnerische und windige Westwetterlage mit größeren Unsicherheiten

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.11.2023

Im Mittelfristzeitraum muss zunächst weiterhin von einer Westwetterlage
ausgegangen werden. Dabei verläuft die Frontalzone relativ weit südlich.
Allerdings gibt es bereits ab Donnerstag sehr große Unsicherheiten bezüglich der
Entwicklung und Zugbahn von Tiefdruckgebieten.

In einer leicht „flatternden“ zonalen Strömung wird im neuen IFS-Lauf gekoppelt
an einem Kurzwellentrog ein Tiefdruckgebiet simuliert, dass sich über dem Norden
Deutschlands vertieft und über dem Nordosten sich zu einem kleinräumigen
Sturmtief mit einem Cold-Jet auf seiner Rückseite entwickelt, das im Nordosten
schwere Sturmböen in einem schmalen Streifen bis weit ins Binnenland bringen
soll. Die Verstärkung dieses Tiefs wird nur von wenigen anderen Modellen und
Ensemblemitgliedern in dieser Form unterstützt. Ein weiterer Protagonist war ein
in den vergangenen Läufen konsistent auftretende Tiefdruckgebiet, das sich an
der Vorderseite eines westeuropäischen Kurzwellentroges am linken Jetausgang
über Frankreich bilden sollte und im Laufe der Nacht zum Freitag die Mitte
Deutschlands überqueren sollte. Dieses Tief fehlt im neusten IFS sowie
ICON0z-Lauf völlig und wird nur als wenig wetteraktive Welle simuliert.
Stattdessen greift von Westen her in der Nacht zum Freitag ein flacher
kurzwelliger Höhenkeil auf Deutschland über. Auch Bodennah gelangen wir in eine
flache Hochdruckzone, die sich bis Südskandinavein erstreckt. Demnach würde sich
in der Nacht eine Wetterberuhigung mit Auflockerungen ergeben.

Am Freitag steilt dann die Strömung vorderseitig eins sich intensivierenden
Atlantiktiefs über Westeuropa auf. Stromabwärts läuft ein flacher Kurzwellentrog
über Norddeutschland bis in die Nacht zum Samstag südostwärts ab und bring im
Nordwesten etwas Regen. Ansonsten wäre unter dem Einfluss eines schwachen
Bodenhochs mit relativ ruhigem Wetter zu rechnen.

Am Samstag gelangt Mitteleuropa auf die Vorderseite des Richtung Großbritannien
ziehenden Tiefdruckgebietes. Dabei überquert die Warmfront Deutschlands.
Dahinter wird eine feuchte Subtropikluftmasse mit 850 hPa-Temperaturen bis zu 8
°C advehiert. Der Gradient nimmt dabei deutlich zu.

Am Sonntag zieht das Tiefdruckgebiet als langgestreckte Tiefdruckzone über die
Nordsee bis ins Baltikum. Deutschland befindet sich an der Südseite des Tiefs in
der Warmluft. Bei starken Gradienten erwartet uns ein Warmsektorsturm.

Zum Beginn der neuen Woche meridionalisiert die Strömung durch den Vorstoß eines
atlantischen Keils. Stromabwärts entwickelt sich ein Trog über Mitteleuropa.
Rückseitig des nach Osten abziehenden Sturmtiefs kommt es zum Vorstoß von
Polarluft über Deutschlands, wobei die 850-hPa-Temperatur vorübergehend unter
-5°C sinkt. Im Weiteren Verlauf rechnet IFS mit einer Blockade über dem Atlantik
bis Grönland, wobei sich stromabwärts ein kräftiges Tief über Skandinavien
bildet.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großräumige Wetterlage wird im neuen IFS-Lauf ähnlich simuliert, wie in den
Vorläufen. Das Sturmtief, das gestern noch vom IFS-Hauptlauf Süddeutschland
überqueren sollte und von den Ensembleprognosen bereits gestern als wenig
wahrscheinlich erschien, wurde im gestrigen 12z-Lauf bereits zurückgerechnet und
lässt sich nur noch in wenigen Ensemblemitgliedern finden. Stattdessen wird vom
Hauptlauf ein kleinräumiges Sturmtief über Nordosten berechnet, das ebenfalls
nur von wenigen Ensembles GFS 0z (GSF 6z nur abgschwächt) und von UK10 gestützt
wird.
Die zum Wochenende vorherrschende stürmische, mildere Westwetterlage wird im
Allgemeinen von den 0 Uhr-Läufen bestätigt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wie bereits angesprochen gibt es schon Ausgangs der Kurzfrist große
Modellunterschiede. GFS 0z rechnet weiterhin ein Tiefdruckgebiet, dass in der
Nacht zum Freitag von Frankreich kommend über die Mitte Deutschlands ziehen
soll. Dieses Tief würde in Süddeutschland Sturm bringen. UK10 unterstützt diese
Prognose. Das Tief über Norddeutschland ist im GFS im Gegenzug kaum ausgeprägt.
ICON-0z und 6z rechnen das Tief über Norddeutschland schwächer als IFS. Es
reicht jedoch für starke bis stürmische Böen in der Mitte. Das nachfolgende Tief
über Frankreich fehlt ebenfalls in der ICON-Lösung.
Die stürmische Westwetterlage am Wochenende mit der Milderung wird dann wieder
von allen Modellen einheitlich gesehen. Die genaue Position die Tiefzentren und
die stärke des Gradienten über Mitteleuropa werden aber noch etwas
unterschiedlich gesehen.
Der Trogvorstoß wird von GFS im weiteren Verlauf etwas flacher gesehen, wobei
das Hoch nicht Richtung Grönland, sondern nach Großbritannien vorstößt. Für
einen kurzen Kaltlufteinbruch würde dies aber reichen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Schon am Donnerstag lassen sich merkliche Unterschiede im Druckfeld in den
IFS-ENS erkennen. Das kleine Sturmtief über dem Nordosten wird lediglich von 10
% der Ensembles in einer ähnlichen Form unterstützt. Genau so sieht es auch mit
der Entwicklung des Sturmtiefs über Frankreich aus, dass auf irgendeiner Zugbahn
auf den Süden übergreift. Deshalb wird vorgeschlagen, beide Varianten als eher
Unwahrscheinlich anzusehen. Für die Prognose wird ICON mit einer leichten
Reduktion der Windböen in der Mitte vorgeschlagen, da dies den meisten Ensembles
entspricht.
Zum Wochenende werden die Prognosen wieder sicherer. Der Temperaturanstieg lässt
sich leicht phasenverschoben in allen ENS-Mitgliedern wiederfinden. Am Sonntag
muss deshalb im Norden von einem Warmsektorsturm ausgegangen werden.

Ab Montag nimmt die Streeung in den Rauchfahnen deutlich zu. Ein gewisser
Abwärtstrend beim Geopotenzial und bei der 850-hPa-Temperatur ist aber deutlich
erkennbar, wobei sich der Hauptlauf zunächst gut einreiht, aber am Dienstag bei
den 850-hPa-Temperaturen am unteren Rand zu finden ist. Schaut man in die
Clusteranalyse, so sieht in allen Clustern in der erweiterten Mittelfrist eine
positive Geopotenzialanomalie über dem Atlantik, die unterschiedlich weit nach
Norden reicht. Ob es für ein atlantisches Blocking reicht, oder ob die
Wetterlage in eine Nordwestlage bzw. eine Westlage mit weit südlicher
Frontalzone übergeht, ist noch unsicher. Jedenfalls bietet die
Strömungskonfiguration potenzial für kurze Kaltlufteinbrüche, die zumindest im
Bergland ab und zu Winter bringen könnten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STURM:
Da am Donnerstag über der Mitte und im Süden EFI auf Sturmböen nicht anspringt
und lediglich die SOT > 0,3 geht, zeigt, dass die Lösungen mit dem Sturmtief im
Süden nicht gestützt wird. Wie bereits beschrieben, sollte diesbezüglich „der
Ball flach gehalten“ werden auch wenn GFS konsistent die Sturmtiefvariante
rechnet.

Am Sonntag sind Sturmböen dann als wahrscheinlich anzusehen da hier die
Prognosesicherheit größer ist (EFI ~ 0,6).

DAUERREGEN/SCHNEEFALL:
Bei entsprechend ungünstiger Zugbahn des eventuellen Sturmtiefs, könnte es im
Schwarzwald und am Alpenrand erneut zu Dauerregen kommen. Da dieses Tief
überhaupt schon unwahrscheinlich ist, sollten diesen Lösungen nach derzeitigem
Stand kaum Beachtung geschenkt werden. Ähnlich sieht es auch mit markanten
Schneefällen an den Alpen oberhalb von 1000 m aus.

Basis für Mittelfristvorhersage
Donnerstag: ICON mit etwas reduzierten Windböen, Freitag IFS/ICON/MOSMIX.
Wochenende IFS, MOSMIX, ab Montag ENS-Mittel mit einer schwächeren Trogvariante
als im IFS.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold