#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 13.11.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.11.2023 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
GWL: Ww/Ws
Im Süddeutschland Dauerregen (markant/UNWETTER). Wiederholt böiger Südwestwind,
Berglagen und Küsten zeitweise (und exponiert abgestuft) schwere Sturmböen bis
orkanartige Böen. Insgesamt sehr nass.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … liegt Deutschland voll in der Frontalzone. Die niederschlagsreiche
Witterungsphase in Deutschland reißt damit nicht ab. Im Süddeutschland hält
zudem gerade eine Dauerregenlage an. Das verantwortliche Tief JASPER zieht unter
leichter Abschwächung von der Nordsee in der Nacht zum Dienstag nach Dänemark.
Das teils okkludierte Frontensystem erreicht am Abend den Osten des Landes und
die Kaltfront erstreckt sich um 18 UTC vom östlichen Niedersachsen bis zur
Eifel. Die Kaltfront hat zunächst eine gewisse Schubkomponente, sodass gegen
Mitternacht die Alpen erreicht. Die Mitte und Süddeutschland liegt zunächst im
Warmsektor des Tiefs. Quasi ganz Deutschland liegt unter einem
Niederschlagsgebiet, erst hinter der Kaltfront reißt die Wolkendecke im
Nordwesten ab. Jedoch folgen in der relativ labil geschichteten Luftmasse
einzelne Schauer oder Gewitter nach.
In der Nacht zum Dienstag erreicht das Tief Dänemark und die dazugehörige
Kaltfront legt sich an die Alpen. Allerdings verliert sie ihre Schubkomponente
und bleibt quasi parallel zur Höhenströmung. D. h. es regnet zwischen
Südschwarzwald und Alpenrand weiter, auch ganz im Norddeutschland fällt
weiterhin schauerartiger Regen. Dazwischen fällt dann kaum noch Regen.
Zu den Warnparameter:
DAUERREGEN:
Die Dauerregenlage hält in Süddeutschland seit Sonntagmittag an. Entsprechende
(UNWETTER)-Warnungen sind aktiv. Die Modelle zeigen zumindest für den
Schwarzwald in der zweiten Nachthälfte, wenn die Kaltfront an den Alpen liegt,
eine gewisse Regenpause. Hingegen am Alpenrand sollte es weiter regnen. An der
Warnstrategie sollte jedoch nichts geändert werden. Die Unwetterwarnungen wurden
aktualisiert. Der meisten Regen fällt an den Alpen bzw. im Allgäu mit Mengen um
30, im Allgäu um 40 l/qm in 12 Stunden. Im Schwarzwald und Bayerischen Wald um
25 l/qm.
Auch in Schleswig-Holstein werden bei wiederholten Schauern stellenweise die
Schwelle füe den markanten Dauerregen überschritten werden mit Mengen um 25 l/qm
in 12 Stunden.
WIND:
Im Warmsektor des Tiefs im Süden und Südwesten des Landes und an der Kaltfront
weht in Böen ein starker bis stürmischer Südwestwind. Im Bergland treten teils
schwere Sturmböen auf, im Hochschwarzwald sind orkanartige Böen möglich. In der
Nacht zum Dienstag nimmt der Wind in der Mitte und im Süden etwas nach, vor
allem im Bergland bleibt es aber stürmisch. Im Norden vor allem an der Nordsee
mit der Annäherung des Tiefs frischt der Wind deutlich auf. Dann gibt es dort
starke bis stürmische, an der Nordsee teils schwere Sturmböen.
GEWITTER:
Mit der einfließenden kühleren und labil geschichteten Luftmasse im Westen und
Nordwest, in der Nacht zum Dienstag nur im Norden sind vereinzelte Gewitter bei
850 hPa Windgeschwindigkeiten bei 45 bis 60 kt mit Sturm- bzw. schwere Sturmböen
möglich.
Dienstag … gestaltet sich als ein insgesamt sehr windiger Tag. JASPER zieht
unter stetiger Auffüllung bis zum Abend in Richtung Südschweden weiter, hält
jedoch an dessen Südquadranten den kräftigen Höhenwind weiter aufrecht. Meist
werden 40 bis 55 kt in 850 hPa erwartet und bei einer insgesamt labil
geschichteten niedertroposphärischen Luftmasse können diese Winde recht effektiv
bis in tiefe Lagen transferiert werden. Das bedeutet nördlich der zentralen
Mittelgebirge tagsüber durchweg strake bis stürmische Böen und in anfälligen
Lagen wie dem Harzumfeld, dem Thüringer Becken oder dem Erzgebirgsvorland sind
teils Sturmböen möglich. Auf dem Fichtelberg treten schwere Sturmböen und auf
dem Brocken weiterhin Orkanböen auf.
Im Süden beruhigt sich der Wind vorübergehend etwas dank eines schwachen, jedoch
sehr progressiven Zwischenhochs, sodass der Südwestwind meist frisch bis stark
weht. Im Hochschwarzwald bleibt der Südwestwind vorerst im markanten Bereich
(Bft 8 bis 10 mit den höchsten Böen auf Gipfelniveau).
Im Verlauf des Nachmittags richtet sich der Blick dann erneut nach Westen, denn
über Frankreich wird zur Mittagszeit eine progressive Kurzwelle erwartet, die
zum Abend bereits den Westen Deutschlands erreicht.
Mit dieser Welle zieht der Gradient wieder an und im Hochschwarzwald und
zunehmend auch auf exponierten Alpengipfeln drohen zum Abend schwere Sturmböen
bis hin zu Orkanböen. Inwieweit der Wind bis in tiefe Lagen Südwestdeutschlands
durchgreifen kann hängt von der endgültigen Schichtung ab, doch z.B. das ICON D2
EPS deutet vom Schwarzwald über die Alb bis zum Alpenrand auch in tiefen Lagen
zunehmend stürmische Böen an, mit einsetzendem Leitplankeneffekt in Richtung
Schwaben auch die erste Sturmböen.
Neben dem Wind wird zudem der Niederschlag wieder ein größeres Thema, denn im
Zuge der Wellenannäherung wird die feuchte Luftmasse erneut nordwärts in
Richtung Donau/Main gedrückt, wobei abhängig von der Geometrie der Welle die
Numerik das nördliche Ausgreifen variabel zeigt. Besonders am Alpenrand werden
12-std. erneut markante Mengen von 25 bis 35 l/qm erwartet, bis München
ausgreifend 10 bis 20 l/qm. Auch entlang der westlichen zentralen Mittelgebirge
stehen 12-std. Niederschlagsmengen von 5 bis 10 l/qm, in Staulagen um 15 l/qm
auf dem Programm.
In der Nacht zum Mittwoch etabliert sich eine schaueranfällige Strömung, die
immer mehr auf Nordwest kippt. Der Gradient bleibt besonders über dem gesamten
Osten recht ruppig und sorgt für 850 hPa Windgeschwindigkeiten jenseits der 40
kt, sodass besonders im Bergland, über der Mitte und dem Süden weiterhin
markante Böen auftreten, exponiert auf Alpengipfeln und im Hochschwarzwald bis
Bft 11. Zumeist fallen die 12-std. Niederschlagsmengen unterhalb von
Warnschwellen mit folgenden Ausnahmen: entlang des Alpenrands stauen sich die
Schauer zu anhaltenden Regenfällen mit Mengen um 25 l/qm und auch im Stau der
zentralen Mittelgebirge sind 10 bis 20 l/qm nass nicht ausgeschlossen. Im Norden
entwickeln sich bei einer rückseitig von JASPER rasch einsetzenden Abtrocknung
nur noch einzelne Schauer und das bei einem starken Westwind, von Thüringen bis
nach Sachsen auch wiederholt mit steifen Böen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … Im Vergleich zur Frühübersicht gibt es keine markanten Änderungen.
Es sieht nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung aus. Regen und Wind lassen
nach und es wird vorübergehend kühler. Markante bzw. unwetterartige
Wettererscheinungen sind nicht zu erwarten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle sind bzgl. der Niederschlagsverteilung und Mengen ähnlich. Die
Dauerregenlage wurde schon oben erwähnt. Einzig ist die Frage, ob die
Unwetterwarnung für den Schwarzwald verlängert werden soll. Denn sie läuft am
Dienstagmittag aus. Es gibt weitere Niederschläge aber die Mengen sind nicht so
ergiebig, jedoch wenn die Frontalwelle nördlicher verläuft, dann könnte man
zumindest die Unwetterwarnung im Südschwarzwald bis Mittwochvormittag
verlängern. Für das Allgäu wurde die Unwetterwarnung am Montagnachmittag
aktualisiert: Nach bisher beobachteten Niederschlagsmengen von 30 bis 40 l/m²
tritt ergiebiger Dauerregen auf. Dabei werden nochmals Niederschlagsmengen
zwischen 70 l/m² und 90 l/m² erwartet. In Staulagen werden Mengen bis 120 l/m²
erreicht. Eine Hochstufung auf extremes Unwetter wurde es zunächst verzichtet.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marco Manitta