S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.11.2023 um 10.30 UTC

Unbeständig, im Süden am Montag/Dienstag teils ergiebige Regenfälle. Weiterhin
mild und zeitweise windig, zur Wochenmitte auch stürmisch. Ab Freitag kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 17.11.2023

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Montag haben wir es über
dem Atlantik und Europa mit einer recht zonalen Strömung zu tun. In dieser
befinden sich zwei großräumige Bodentiefs, das eine mit seinem Zentrum über
Westrussland, das andere über dem mittleren Atlantik. Über Frankreich und
Großbritannien wölbt sich ein flacher Rücken auf. Ausgehend vom Zentraltief über
dem Atlantik greift ein Frontensystem auf Deutschland über, wobei in dieser
okkludierten Front mehrere Teiltiefs integriert sind. Eines entwickelt sich zu
einem etwas stärkeren Tief, welches sich am Abend über der Nordsee befindet.
Dabei ist anzumerken, dass bereits zu Beginn der Mittelfrist die Lage der Front
von den letzten IFS-Läufen sowie den anderen Globalmodellen unterschiedlich
positioniert wird, sodass bereits zu diesem Zeitpunkt die Prognoseunsicherheit
ungewöhnlich groß ist. Uns erwartet ein unbeständiger, teils regnerischer
Montag, wobei es v.a. in der Südwesthälfte und im Süden regional kräftig, im
Schwarzwald und Allgäu möglicherweise auch unwetterartig regnen kann. In diesen
Regionen wird es auch recht windig, möglicherweise auch stürmisch. Am längsten
trocken bleibt es voraussichtlich im Nordosten.

Auch am Dienstag ist die Strömung sehr zonal. Das Zentraltief über dem Atlantik
schwächt sich dabei ab. Gleichzeitig verlagert sich das Tief über der Nordsee
nach Norddeutschland, wobei es noch größere Unsicherheiten über den genauen
zeitlichen Ablauf und die Zugbahn gibt. Vor allem im Süden regnet es teils
kräftig, in den übrigen Landesteilen ist eher mit Schauerwetter zu rechnen. Es
bleibt weiterhin recht mild und windig, was bei dieser strammen Westströmung
beides wenig überrascht.

Am Mittwoch wird es dann spannender. Nach dem aktuellen IFS-Lauf ändert sich
eigentlich an der generellen Strömungskonfiguration kaum etwas und auch die
zahlreichen Tiefs nördlich der Frontalzone sind recht schwach auf der Brust und
weisen keine stärkeren Druckgradienten auf. Anders sah bzw. sieht es allerdings
in den Vorläufen und den meisten anderen Globalmodellen aus, wo sich eine Welle,
die bereits am Montag weit draußen über dem Atlantik entstand, sich zu einem
veritablen Sturmtief entwickeln soll, das auch auf unser Vorhersagegebiet
übergreift. Sicher ist, dass sich das unbeständige und milde Wetter fortsetzt.
Ob es windtechnisch eher ruhig bleibt oder ob uns ein stürmischer Tag mit
Sturmböen, evtl. sogar schweren Sturmböen, bis ins Flachland ins Haus steht, ist
aus heutiger Sicht noch nicht abzuschätzen.

Auch am Donnerstag bleibt über Europa die westliche Strömung bestehen. Über dem
Nordatlantik wölbt sich allerdings ein Rücken auf, dessen Bodenhoch mit seinem
Schwerpunkt westlich bzw. nordwestlich der Iberischen Halbinsel aufschlägt. An
dessen Vorderseite befindet sich ein kurzwelliger Trog über Großbritannien. Über
Mitteleuropa bleibt uns der unbeständige Wettercharakter mit zeit- und
gebietsweisen Regenfällen weiterhin erhalten.

Am Freitag amplifiziert sich der Trog, der ursprünglich über Großbritannien war,
erheblich und stößt bis ins westliche Mittelmeer vor. Dort entsteht eine
kräftige Genuazyklone. Der nachfolgende Rücken kommt ostwärts voran und das
dazugehörige Bodenhoch zieht mit seinem Schwerpunkt zur Iberischen Halbinsel
bzw. zur Biskaya. Diese Vorgänge haben zur Folge, dass die Strömung auf Nord
dreht und damit kältere Luftmassen zu uns gelangen. Die 850hPa-Temperatur sinkt
damit deutschlandweit auf unter 0 Grad, regional auf -3 Grad. Die Höchstwerte
liegen dann meist nur noch im einstellige Bereich und die Schneefallgrenze sinkt
ebenfalls. Somit ist zumindest in höheren Lagen der Mittelgebirge sowie in den
Alpen auch wieder die Schneephase mit von der Partie. In den Niederungen bleibt
es allerdings voraussichtlich bei Regen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der IFS-Läufe ist – wie auch gestern schon – relativ schlecht.
Teilweise wurde darauf auch schon im obigen Text eingegangen. Mit den
Unterschieden geht es bereits am Montag los. Es ist noch unsicher, wie schnell
das Frontensystem nach Osten vorankommt. Der neueste 00-UTC-Lauf hat zudem eine
Teiltief-Entwicklung im Angebot, welche rasch über die Mitte Deutschlands
hinwegzieht. Daher gibt es noch größere Unsicherheiten wo, wann und wieviel
Regen fällt. Auch das nachfolgende und im obigen Text beschriebene Randtief, das
von Montag auf Dienstag über die Nordsee und anschließend nach Norddeutschland
zieht, wird sowohl bezüglich Zugbahn und Intensität noch unterschiedlich
simuliert, was nicht nur Auswirkungen auf die Niederschläge, sondern auch auf
die Windentwicklung hat. Die stärksten Gradienten wies dabei der gestrige
12UTC-Lauf auf, nach dem es in der Südwesthälfte verbreitet zu stürmischen Böen
und Sturmböen bis in die Niederungen käme. Die beiden 00UTC-Läufe sind hierbei
aber defensiver.
Am Mittwoch/Donnerstag gehen dann die Simulationen der letzten drei IFS-Läufe
völlig auseinander. Im gestrigen 00UTC-Lauf sollte im Tagesverlauf ein Sturmtief
als Schnellläufer nördlich von uns hinwegziehen und uns einen stürmischen Tag
bzw. Nacht (zum Donnerstag) mit Sturmböen bis in tiefere Lagen bescheren. Auch
der 12UTC-Lauf hatte ein Sturmtief im Programm. Der heutige 00UTC-Lauf will
allerdings von Sturm überhaupt nichts mehr wissen, da sich die Welle, die
bereits am Montag weit draußen über dem Atlantik entstand, anders als in den
Vorläufen nicht weiterentwickelt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich das unbeständige, teils regnerische
und windige bis stürmische Wetter bis einschließlich Donnerstag fortsetzt. Ob
uns von der Nacht zum Montag bis in den Dienstag hinein im Süden eine größere
Dauerregenlage bevorsteht ist allerdings ebenso unsicher wie die Sturmlage am
Mittwoch / Nacht zum Donnerstag.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch bei den anderen externen Modellen ist die Konsistenz nicht berauschend.
Bereits zu Beginn gibt es noch größere Unsicherheiten bezüglich der Intensität
der Niederschläge im Süden und Südwesten. Der 00UTC-Lauf von ICON-Nest hat im
Schwarzwald mit > 100 l/qm/24h sogar extreme Regenfälle im Angebot, was aber
weder von den Vorläufen noch von den anderen externen Modellen gestützt wird.
UK10 lässt die in Weststaulagen markanten Regenfälle auch auf die zentralen und
westlichen Mittelgebirge ausgreifen, bei den anderen Modellen konzentrieren sich
die markanten Regenfälle auf Bayern und Baden-Württemberg.
Für Mittwoch haben alle Modelle ein mehr oder weniger kräftiges (Sturm)tief auf
der Agenda, sodass regional stürmische Böen und einzelne Sturmböen bis ins
Flachland recht wahrscheinlich sind (räumliche Schwerpunkte, zeitlicher Ablauf
und Intensität aber noch unklar). Selbst schwere Sturmböen können örtlich nicht
ausgeschlossen werden. Der heutige 00UTC-Lauf von IFS nimmt also eine
Außenseiterrolle ein.
Die zunehmende Meridionalisierung der Strömung ab Freitag haben alle Modelle im
Programm, für Einzelheiten ist es allerdings noch zu früh.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen stützen die beschriebenen Wettererscheinungen. Vor allem am
Montag und dann insbesondere im Südwesten gibt es größere Ausschläge bei den
Niederschlägen. Aber auch nachfolgend deuten die Niederschlagspeaks auf eine
Fortdauer der unbeständigen Witterung hin. Die 850hPa-Temperauren gehen ab
Dienstag peu-a-peu zurück und sinken ab Donnerstag allmählich in den negativen
Bereich. Am nachfolgenden Wochenende steigen die Temperaturen aber schon wieder
an, allerdings mit einem sehr großen Spread.

CLUSTER:
Trotz der schlechten Modellkonsistenz zeigen im Zeitraum t120h-168h alle vier
Cluster eine Fortdauer der positiven NAO an. Der Hauptlauf befindet sich in
Cluster 2 mit 25 Membern.
Im Zeitraum t192h-240h werden die Member weiterhin in vier Cluster eingeteilt.
Nun sind allerdings die Regimes positive NAO, Atlantic Ridge und Blocking
vertreten. Die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist ist also noch sehr
unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

DAUERREGEN:
Von der Nacht zum Montag bis in die Nacht zum Dienstag sind im Süden und
Südwesten – und dort v.a. in Weststaulagen – regional markante Regenfälle mit 30
bis 50 l/qm innerhalb von 24-48 Stunden wahrscheinlich. ICON liegt hierbei am
oberen Ende der simulierten Mengen, wobei v.a. der 00UTC-Lauf von ICON-Nest im
Schwarzwald teils 24-stündige Mengen von 100-150 l/qm simulierte, was aber weder
von den Vorläufen, noch von den externen Modellen und auch nicht vom
nachfolgenden 06UTC-Lauf gestützt wird. Demnach können derartige Mengen zwar
nicht ausgeschlossen werden, werden aus heutiger Sicht aber als eher
unwahrscheinlich erachtet. An den Alpen hält der teils kräftige Dauerregen auch
bis weit in den Dienstag hinein an. Ob auch die zentralen und westlichen
Mittelgebirge betroffen sind, ist ebenfalls unklar, aktuell wird dies nur von
UK10 simuliert.

WIND/STURM:
Das windige und teils stürmische Wetter setzt sich bis einschließlich Donnerstag
fort. Zeit- und gebietsweise muss bis in tiefere Lagen mit starken bis
stürmischen Böen (vereinzelt auch Sturmböen) gerechnet werden. Vor allem am
Mittwoch besteht das Potential für eine etwas größerflächigere Sturmlage mit
verbreiteten stürmischen Böen und zeitweisen Sturmböen selbst im Flachland.
Örtlich könnte es auch schwere Sturmböen geben. Allerdings ist diese Sturmlage
noch nicht in trockenen Tüchern, sodass es durchaus möglich ist, dass sich der
Mittwoch bzgl. Wind nicht von den anderen Tagen absetzt.

SCHNEE:
Nachdem ab Montag in den Alpen die Schneefallgrenze wieder deutlich ansteigt,
sinkt sie ab Freitag wieder ab. Dann sind in Staulagen durchaus markante
Schneefälle wahrscheinlich. Auch in den Mittelgebirgen kann es zeitweise
schneien, markante Neuschneemengen sind dort aber nicht zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (ab Mittwoch der gestrige 12UTC-Lauf), ICON, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat Markus Übel