SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.11.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Windiger bis stürmischer und unbeständiger, teils zu Gewittern neigender
Wettercharakter. Nach EMIR kommt FRED!

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … Derzeit spannt sich vom Nordostatlantik ein Langwellentrog
südöstlich bis nach Nordafrika auf. Dabei bleibt in der Kurzfrist jeweils ein
steuerndes, hochreichendes Tief bei den Britischen Inseln in weiten Teilen
Europas bestimmend. Dies macht sich auf in den ENS-Verfahren bemerkbar. Das
IFS-EPS ist z.B. bis einschließlich Sonntag komplett auf die Wetterlage „Tief
Britische Inseln (TB) festgenagelt. Erst zur kommenden Woche domminiert wohl mit
einer großen Mehrheit der EPS-Member die Wetterlage „West zyklonal“. Mit blick
auf das Wetter sind aber auch mit neuer Wetterlage zur kommenden Woche keine
durchgreifenden Änderungen zu erwarten. Aber der Reihe nach! Da die morgentliche
Übersicht wie nicht anders erwartet sehr ausführlich und unterhaltsam
daherkommt, wird die Spätübersicht auch aufgrund vom Fehlen von signifikanten
Abweichungen etwas kürzer ausfallen.

Am heutigen Freitagabend erstreckt sich ein Trog ausgehend vom Höhentief östlich
von Schottland bis in den zentralen Mittelmeerraum. Deutschland liegt dabei
innerhalb des Troges, sodass die Frontalzone vorübergehend einen Bogen um das
Land macht. Die kurzwelligen Anteile in der Strömung um den Trog herum
korrelieren nämlich mit einigen Tiefdruckgebieten, die am Abend über
Norditalien, Polen und Schweden liegen. Vor allem das Tief über Polen schiebt
noch dichte Wolken in den Osten und generiert auch etwas Regen, der in Sachsen
sowie dem Oder-Neiße-Umfeld eine herbstliche Dusche bringt. Zudem schickt das
Tief über Norditalien stärkere Bewölkung über die Alpen in den Südosten
Deutschlands. Aufgleiten sorgt schließlich für leichte Niederschläge. Im
Nordwesten ist es der Haupttrog selber, der dort durch PVA Schauer auslöst. Da
zumindest vorübergehend der Gradient auffächert, gibt es beim Wind auch Mal
weniger zu melden. Allenfalls an der See können noch steife bis stürmische Böen
auftreten. Auch die Nacht bleibt hierzulande noch recht ruhig. Auch im Osten
verabschieden sich die letzten Regenfälle nach Polen und den Schauern im
Nordseeumfeld geht vorübergehend die Kraft aus. Doch von Westen naht schon
wieder Unheil. Den das neue Sturmtief „FRED“ westlich von Irland nähert sich an
und schickt seinen teils okkludierten Frontenzug gen Mitteleuropa. Ausgangs der
Nacht wird der Südwesten schließlich von der vorlaufenden, recht kräftigen WLA
eingenommen, sodass Aufgleiten erste, noch recht schwache Niederschläge bringt.
Das Temperaturniveau in 850 hPa liegt bis Freitagmorgen zwischen -1 und +3 Grad,
sodass die Temperaturen bei aufgelockerter Bewölkung im höheren Bergland sowie
an den Alpen in den Frostbereich rutschen. Bodenfrost ist abgesehen vom
Rheinumfeld nahezu im gesamten Süden möglich.

Samstag … wandert das alte steuernde, hochreichende Tief „EMIR“ unter
Abschwächung Richtung Spitzbergen. Der weit nach Süden aufgespannte Trog schiebt
sich unter deutlich abnehmender Wellenläge ostwärts. Die Achse liegt am
Nachmittag etwa von Hamburg über Tschechien bis nach Westgriechenland.
Wetteraktivität durch den Trog ist hierzulande aber allenfalls im Küstenumfeld
der Nordsee durch einige Schauer zu erwarten. Anders sieht es über Südosteuropa
und dort vor allem im Umfeld von Griechenland aus, wo der Trog ein kräftiges
Bodentief mit Frontenzug stärkt. Durch eine signifikante Luftmassengrenze sind
heftige vertikale Umlagerungen möglich. Hierzulande könnte man auf Basis eines
schwachen Rückens, der von Frankreich und Benelux ins Land schiebt an
Wetterberuhigung denken. Leider ein Trugschluss. Denn von Westen rollt der
Ausläufer vom Sturmtief „FRED“ über das Land hinweg. Dabei sind es zunächst
Aufgleitniederschläge, die sich von Südwesten bis zur Elbe ausweiten und nachts
auch den Osten überziehen. Rückseitig übernehmen dann die konvektiven
Niederschläge das Zepter. Schauer und Gewitter sorgen weiter für unbeständiges
Wetter und zapfen den Wind aus höheren Luftschichten an. Und dann sind wir auch
schon beim Thema. Auch am morgigen Samstag liegt der Wetterfokus beim Wind.
Sturmtief „FRED“ kommt auch mit einem signifikanten Gradienten daher.
Entsprechend frischt der Wind schon ausgangs der Nacht von Südwesten und Westen
her auf. Die räumliche Einordnung und auch die Intensität des Windfeldes ist
dabei etwa mit den Vorgaben vom Donnerstag zu vergleichen. Die stärksten Böen
werden bei dem Südwestgebläse erneut in der Eifel, Harz und dem Rothaargebirge
sowie den entsprechenden Leelagen erwartet. Dort ist häufig mit stürmischen Böen
oder Sturmböen zu rechnen, vereinzelt können auch wieder schwere Sturmböen nicht
ausgeschlossen werden. Ansonsten sollten im Westen und Südwesten sowie in Teilen
Mitteldeutschlands steife Böen dominieren und nur zeitweise stürmischen
Charakter annehmen. Das Temperaturniveau in 850 hPa liegt dabei etwa zwischen 2
und 8 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … wirbelt „FRED“ weiter über der Nordsee und schickt einen nächsten
Kurzwellentrog über das Land. Rückseitig von diesem zonalisiert die Strömung.
Vor allem durch höheren Luftdruck südlich der Alpen verschärft sich der
Gradient, sodass der Wind auch am Sonntag Thema Nr.1 bleibt. Besonders in der
Südhälfte stürmt es ordentlich. Recht verbreitet werden stürmische Böen oder
Sturmböen prognostiziert. In Hochlagen sowie exponierten Leelagen sind auch
wieder schwere Sturmböen mit von der Partie. In der Nacht verlagert sich das
Windfeld mit der Verschiebung des Schwerpunktes von FRED nordwärts, schwächt
sich aber dabei deutlich ab. Induziert durch PVA bleibt auch der wechselhafte zu
Schauern und auch einzelnen Gewitter neigende Wettercharakter bestehen. Da der
Wind langsam auf West bis Nordwest dreht, gelangt auch wieder kühlere Luft ins
Land. In 850 hPa liegen die Werte dann meist zwischen +1 und +4 Grad.

Weitere Informationen können sie der Frühübersicht entnehmen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modele simulieren die großskaligen Geopotential- und Luftdruckverteilungen
vergleichbar. Allerdings gibt es bei der genauen Lage von Sturmtief „Fred“
geringe Abweichungen. Die Zugbahn wird aber von einem leichten Phasenunterschied
abgesehen ähnlich abgebildet. Insgesamt würde man also von einer recht hohen
Vorhersagegüte für den Samstag und auch Sonntag ausgehen. Kleinere
Überraschungen analog zu „EMIR“ sind aber nicht ausgeschlossen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel