#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 29.10.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.10.2023 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Weiterhin wellende Luftmassengrenze diagonal über Deutschland. Im Südwesten
gebietsweise markanter Dauerregen, in den Alpen weiterhin Föhn. Mild.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland nach wie vor auf der Vorderseite eines
zunächst noch breit aufgestellten Höhentrogs über dem Ostatlantik. Allerdings
ist erkennbar, dass der Trog dabei ist, an Wellenlänge einzubüßen bei
gleichzeitiger Südausdehnung seiner Amplitude. Grund ist ein downstream
development, ausgehend von einer neuen Trogbildung über der Labradorsee, auf
deren Vorderseite WLA generiert wird. Diese sorgt für Potenzialanstieg im
Westteil des Troges und der damit verbundenen Abnahme der Wellenlänge. Für uns
hat dieser Prozess in der kommenden Nacht noch keine substanziellen Folgen. Erst
am Montag, wenn der Trog dichter an den europäischen Kontinent heranrückt,
beginnt die südwestliche Höhenströmung aufzusteilen.
Bis es soweit ist, gilt es das Geschehen in der unteren Troposphäre, vor allem
im bodennahen Luftraum etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dort spielt ein
Doppeltief die tragende Rolle, deren Kerne heute Abend 18 UTC knapp westlich von
Irland (ZEUS, etwas unter 985 hPa) und über der westlichen Nordsee
(Dogger/Forties; BENJ, int. Celine mit ebenfalls etwas unter 985 hPa im Kern) zu
finden sind. Davon ausgehend erstreckt sich ein Frontenzug zunächst
west-ost-orientiert (Okklusion), um dann als wellende Kalt-/Warmfront nach
Südwesten abzuwinkeln und damit diagonal über Deutschland zu verlaufen.
Tendenziell wird die Front in den nächsten Stunden etwas nach Süden gedrückt,
bevor sie am Montag mit Aufsteilen der Strömung wieder gen Norden verschoben
wird. So groß die Temperaturunterschiede auf 850 hPa zwischen prä- und
postfrontal sind (um 18 UTC 4°C im Nordwesten, bis 15°C im föhnigen
Südostbayern), in 2 Meter Höhe war tagsüber davon nur wenig zu spüren. Aufgrund
guter Durchmischung und südwestlicher Anströmung konnten auf der „kalten“ Seite
14 bis knapp 18°C registriert werden. Viel wärmer war es auf der anderen Seite
auch nicht, wenn man mal vom föhn- und sonnenbegünstigten Süden absieht, wo
punktuell die 20°C-Marke locker geknackt wurde.
Wettertechnisch gestalten sich die nächsten Stunden derart, dass die konvektiven
Umlagerungen (Schauer/Gewitter) im Norden und Nordwesten in Richtung Nord- und
Ostsee abziehen. Entsprechend dürfte es am frühen Montagmorgen vom nördlichen
Mittelgebirgsrand bis hoch zur Küste weitgehend trocken und teilweise
aufgelockert sein. Mit minimal 12 bis 8°C bleibt es ziemlich mild. Trocken und
gering bewölkt bis klar auch die föhnbegünstigten Areale südlich der Donau sowie
Ostbayern. Hier und da bilden sich ein paar lokale Nebelfelder, stellenweise
kühlt es auf rund 5°C ab. Zwischen dem großen Norden und dem kleineren Südosten
verläuft die Nacht deutlich nasser mit weiteren frontalen Regenfällen, die in
der Spitze strichweise 10 bis 15, lokal bis 20 l/m² innert 12 h zustande
bringen. Anfänglich noch auftretende Gewitter am warmen Rand der Frontalzone
dürften bald Geschichte sein.
Kurz noch ein Satz zum Wind, der im Zuge einer leichten Gradientaufweichung
sowie des Tagesgangs im Binnenland merklich nachlässt. Nur an den Küsten und in
höheren Lagen bleibt der Südwestwind forsch unterwegs mit Böen 7 bis 8 Bft, in
exponierten Kamm- und Kuppenlagen 9 Bft, Brocken 10 bis 11 Bft. Auch der Föhn in
den Alpen bleibt in Betrieb.
Montag … erreicht der Höhentrog bis zum Abend den Westen des europäischen
Kontinents. Das daraus resultierende, bereits erwähnte leichte Rückdrehen der
Höhenströmung beschert erstens dem Föhn in den Alpen eine Frischzellenkur.
Außerdem wird die wellende Front wieder etwas nach Norden verschoben. Dabei
hilft auch eine weitere offene Welle mit, die tagsüber Frankreich nordostwärts
passiert und am Abend evtl. mit geschlossener Isobare um 997 hPa in Belgien
aufschlägt.
Gegenüber der Nacht schwenkt der frontale Niederschlag nordwestwärts, wobei der
Schwerpunkt nach wie vor im Südwesten (RP, Saarland, Südhessen) zu finden ist.
Akkumuliert über 12 h offeriert der neue Lauf der ICONen von 12 UTC dort
gebietsweise noch mal 10 bis 15, lokal bis 20 l/m². Ansonsten gestaltet sich der
Wochenanfang vergleichsweise unspektakulär mit (föhnunterstützten) sonnigen
Abschnitten im Südosten und wechselnder Bewölkung im Norden. In beiden Regionen
bleibt es tagsüber trocken. Wenig Spektakuläres gibt es auch vom Wind zu
berichten. Okay, der Föhn bleibt zunächst noch ein Thema. Ansonsten aber warten
nur noch einige exponierte Hochlagen mit Böen 7-8, Brocken 9-10 Bft auf. Und
auch auf bzw. an der See, wo der Südwestwind aus der Nacht heraus anfangs noch
lebhaft unterwegs ist (Böen 7-8 Bft), schlägt das Pendel zusehends nach unten
aus, so dass am Nachmittag keine warnwürdigen Böen mehr auftreten dürften.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 13 und 18°C, in den Föhngebieten Süd- und
Südostbayerns um 20°C bleibt das thermische Niveau deutlich über dem Strich für
Ende Oktober.
In der Nacht zum Dienstag zieht die Welle respektive das kleine Wellentief (noch
immer ist nicht sicher, ob sich eine geschlossene Kernisobare bildet, aber egal)
in den Norden und Osten des Landes. Dahinter rückt der verkürzte, inzwischen
leicht negativ geneigte Höhentrog nach, so dass die Luftmassengrenze – endlich
wird die eine oder der andere einwerfen – nach Osten abgeschoben wird. Zwar
versucht sich eine schwache Zyklogenese südlich der Alpen noch als Bremsklotz,
was letztlich aber in vergebener Liebesmüh endet.
Kurzum, die frontalen Regenfälle verlagern sich mehr und mehr nach Osten, wobei
es im Süden und Südosten z.T. ganz erquicklich regnet. Vor allem südlich der
Donau, wo es zuvor ja tage- und nächtelang trocken war, können innerhalb von 12
Stunden gebietsweise 10 bis 20, am Alpenrand lokal bis 30 l/m² runterkommen.
Postfrontal lockert die Wolkendecke zwar kurzzeitig etwas auf, insbesondere im
Nordwesten kommt es in Verbindung mit dem etwas zurückhängenden (nördlichen)
Troganteil aber zu schauerartigen, wahrscheinlich aber gewitterfreien
Niederschlägen.
Während der Föhn in den Alpen zusammenbricht, könnte mit Frontdurchgang und
nachfolgender Druckanstiegswelle der auf West-Südwest drehende Wind zumindest im
Süden kurzzeitig mal merklich auffrischen mit Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 12 und 6°C, heißt, auch die letzte reine
Oktobernacht geht mild über die Bühne.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Dienstag … Übergreifen des mittlerweile nur noch flachen Höhentrogs mit
konvektiven, teils gewittrigen (gelb) Niederschlägen, dazu etwas weniger mild.
So die (Sehr)Kurzzusammenfassung des Wettergeschehens am kommenden Dienstag, in
einigen Bundesländern immerhin ein Feiertag (Reformationstag). Der 12-UTC-Lauf
von ICON weicht nur wenig von den jüngsten Vorläufen ab, es gelten somit die
Ausführungen der Synoptischen Übersicht von heute früh.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren die geschilderte Entwicklung relativ kongruent.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann