SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.10.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Windig, im Bergland stürmisch und sehr mild. Sonntag Gewitter mit Sturmböen
möglich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegt Mitteleuropa und damit Deutschland an der Vorderseite eines
breiten Troges mit Schwerpunkt westlich Irlands unter einer zyklonalen
südwestlichen Strömung. Dabei wird feucht milde Meeresluft, die zudem leicht
labil geschichtet ist, in die größten Landesteile gelenkt. Nur in den Norden
gelangt eine weniger warmer und stabile Luftmasse. Die Frontalzone liegt weit
südlich und verläuft vom Atlantik über die Pyrenäen, Oberitalien und die Ukraine
hinweg nach Osten.
Die Strömung über Mitteleuropa flattert durch die Passage von Kurzwellentrögen
mehr oder weniger stark und in der Nacht zum Samstag überquert neuerlich ein
Kurzwellentrog das Vorhersagegebiet.
Die Hebung und der Regen eines tagsüber aktiven Troges gehen in einer flachen
Tiefdruckrinne über Norddeutschland auf und schwächen sich ab.

Mit dem nächsten Trog erfasst ein Niederschlagsgebiet den Südwesten und greift
auf den Mittelgebirgsraum über. Dabei schwächen sich Hebung und Regen ebenfalls
ab. Der Regen ist vor allem anfangs konvektiv geprägt und abends sind im
Südwesten vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen.

Der Druckgradient ändert sich nur wenig. In Hochlagen Mittelgebirge sowie im
Allgäu muss mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet ist. Ansonsten ist der Wind
wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant. Auch der Ost- bis Südostwind im Norden
erreicht an der See höchstens exponiert die 7 Bft.

Bedingt durch den Gradienten und die meist geschlossene Bewölkung ist Nebel
unwahrscheinlich.

Samstag … fächert der Geopotentialgradient über Mitteleuropa auf und die
Höhenströmung nimmt eine leicht antizyklonale Kontur an. Zwischenhocheinfluss
ergibt sich daraus nicht, weil weitere kurzwellige Troganteile nach Nordosten
ablaufen und von Westen aufkommende Warmluftadvektion deren Hebung stützt.

Daher werden die Regenfälle zunächst nach Norden abgedrängt und nachfolgend
lockert die Bewölkung gebietsweise auf. Die größten Chancen auf Sonnenschein
bestehen südlich der Donau.
Mit der Warmluftadvektion und weiteren flachen Trögen schließen sich die
Wolkenlücken meist aber wieder und es kommt erneut Regen auf, der schauerartig
durchsetzt sein kann. Da die Schichtung potentiell leicht instabil bleibt, wären
vereinzelte Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Die modellseitigen Hinweise
darauf, fallen sehr spärlich aus.

Die Warmluftadvektion steht in Verbindung mit der Warmfront einer
Sturmzyklogenese bei Irland. Vorderseitiger Druckfall bewirkt im Nordwesten und
Westen Deutschlands sowie in Teilen der Mitte eine Gradientzunahme, wobei der
Wind eher auf Süd rückdreht.
In exponierten Gipfellagen der Mittelgebirge muss mit Sturmböen Bft 8/9 und in
den Leegebieten dieser Mittelgebirge mit Windböen Bft 7 gerechnet werden. Durch
einsetzenden leichten Föhn kommen auch auf den Alpengipfeln Sturmböen auf.
Mit der Winddrehung auf Süd wird im Süden etwas wärmere Luft herangeführt, was
sich gerade in den aufgelockerten, föhnigen Gebieten südlich der Donau mit
Werten bis 17°C bemerkbar macht. Sonst liegen die Temperaturen bei 10 bis 15°C
und nur im Nordosten, wo die östliche Strömung mit kühlerer Luft dagegen hält,
sind es „nur“ 7 bis 10°C.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Sturmtief zur Irischen See und dessen
Frontensystem greift auf Deutschland über. Es lenkt einen Schwall sehr feuchter
und leicht labiler Luft in die Nordwesthälfte Deutschlands.
Dabei breiten sich die Regenfälle der Warmfront bis in den Nordosten aus. An der
nach Rheinland-Pfalz zurückhängenden Kaltfront regnet es längere Zeit weiter,
während die Bewölkung postfrontal, in der im Nordwesten einfließende erwärmten
Meereskaltluft, kurzzeitig stärker auflockert. Hier sind einzelne Schauer
wahrscheinlich; die organisierten und von Sturmböen begleiteten Gewitter eines
KW Troges bleiben aber wahrscheinlich über Benelux und der Nordsee außen vor.
Sie streifen zum Morgen eventuell die Nordseeinseln.

Bedingt durch die mit den Tiefausläufern verbundene Gradientzunahme frischt der
Wind besonders im Westen, Südwesten und in den mittleren Regionen auf.
Im Bergland und in den Leegebieten der dortigen Mittelgebirge setzen Windböen
aus südlichen Richtungen ein, in höheren Berglagen muss mit Sturmböen Bft 8/9
gerechnet werden, auf dem Brocken sind schwere Sturmböen möglich.
An den Alpen dauert die Föhnsituation mit Sturmböen Bft 8/10 in höheren
Berglagen an und an der Nordsee frischt der Südostwind auf mit steifen Böen an
der See und stürmischen Böen auf einigen Inseln.
Der Südosten bleibt außen vor und bekommt weder vom Regen noch vom Wind was ab.
Abseits der Alpen ist es windschwach. Sollte es aufklaren, können sich
Nebelfelder bilden.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … können die in der Frühübersicht getroffenen Aussagen weitergelten.

Die diagonal über Deutschland wellende Kaltfront bringt Regen. An dessen warmem
Rand und postfrontal im Nordwesten und Norden kann es wegen starker Scherung und
starkem Oberwind (50-60 kt in 850 hPa) organisierte Gewitter mit Sturmböen
geben. Im Südosten herrscht Föhn. Es bleibt außer im Südosten windig, im
Bergland stürmisch.

Hinsichtlich der Schleifzone (wahrscheinlich RLP und Nordbaden Richtung Sachsen)
sind Unschärfen vorhanden. Hier wäre regional Stark- wahrscheinlich aber eher
Dauerregen möglich, der aktuell in ICON (Nest, D2) auch angedeutet wird.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Basisfelder passen überein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner