SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.10.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Südliche Westlage, unbeständig und mild. Im Schwarzwald bis Freitag größere
Regenmengen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland vorderseitig eines Langwellentroges über
Westeuropa, dessen Zentrum sich über Irland befindet. Davon ausgehend zieht ein
Kurzwellentrog über den Nordwesten, dessen Achse sich von Emsland bis zum
Erzgebirge erstreckt. Korrespondierend zu diesem Trog befindet sich ein Tief
über der Nordsee, das gegen ein Hochdruckgebiet über Fennoskandien anläuft und
dadurch quasistatonär liegen bleibt. Seine Kaltfront erstreckt sich derzeit vom
Allgäu bis zur Ostsee und ist verbunden mit einem startiformen Regengebiet.
Durch den Trog nimmt die Kaltfront an Fahrt auf und wird in den Nachtstunden
nach Osten beschleunigt. Rückseitig der Kaltfront fließt eine erwärmte
Subpolarluftmasse ein (850 hPa-Temperatur ~4 °C). Ein zweites schauerartig
verstärktes Niederschlagsband zieht derzeit an der unmittelbaren Vorderseite des
nordostwärts ablaufenden Kurzwellentroges über den Westen und Nordwesten.
Rückseitig sorgt Druckanstieg und Subsidenz für rasches Auflockern. In der
Höhenkaltluft im Trogbereich (T500 < -20 °C) ziehen noch einige Schauer von
Belgien und den Niederlanden in den Westen. Gewitter sind unwahrscheinlich.

In der Nacht zieht der Trog nordostwärts ab. Das korrespondierende Bodentief
über der Nordsee entwickelt einen Dipol vor der dänischen Küste. Als Folge nimmt
im Nordwesten der Gradient zu. SuperHD berechnet stürmische Böen auf den
Nordfriesischen Inseln, während ICON den Kern des zweiten Tiefs weiter westlich
sieht und nur knapp mit Windböen um 50 km/h berechnet. Warnungen vor Windböen
sind ausgegeben.
Im Norden Schleswig-Holstein ist im Bereich der Kernwirbelokklusion noch mit
längeren Regen zu rechnen. Ansonsten zieht die Kaltfront mit dem Regen weiter
nach Osten ab. Rückseitig stößt ein schwacher Keil vor, sodass sich die
Subsidenzzone mit größeren Auflockerungen ostwärts ausbreitet. Teilweise bildet
oder hält sich noch längere Zeit dichtere Sc-Bewölkung. Dort, wo es länger
aufklart bildet sich in der feuchten Luft gebietsweise dichter Nebel. Bei
Aufklaren sinkt die Temperatur auf bis zu 4 °C, im Osten bleibt es mit 10 °C an
der Oder unter den dichteren Wolken deutlich wärmer.

Mittwoch … nähert sich von Westen ein weiteres Tief mit zugehörigen
Kurzwellentrog. Gegen 12 UTC erreicht sein Kern mit einem Kerndruck um 992 hPa
die Französisch-Belgische Grenze. Bis in die Nacht zum Donnerstag zieht das Tief
in die nördliche Mitte Deutschlands. Dadurch nimmt der Gradient im Süden und
Westen bereits am Mittwochvormittag deutlich zu, wodurch sich ein ordentlicher
Low-Level-Jet mit bis zu 40 kt auf 850 hPa etabliert. In der stabil
geschichteten Grenzschicht können diese allerdings kaum in tiefere Luftschichten
„gemischt“ werden, sodass Windböen im Südwesten allenfalls in den Leelagen der
Mittelgebirge zu erwarten sind. Auf dem Schwarzwaldgipfeln gibt es Sturm bzw.
schwere Sturmböen. Die von ICON-D2 simulierten Spitzenwinde von über 110 km/h
auf den Schwarzwaldgipfeln sind nicht ernst zu nehmen, da ICON-D2 bei stabiler
Schichtung häufig die Böen im Bergland deutlich überschätzt. Hier sei MOS-MIX
empfohlen.
Des Weiteren greift ein konvektiv durchsetztes Regengebiet auf den Südwesten
über und breitet sich bis zum Abend bis in die Mitte aus. ICON-D2 rechnet unter
der Höhenkaltluft des Troges etwas höherer reichenden MU-CAPE bis 300 J/kg,
sodass auch einzelne Gewitter eingelagert sein könnten. Insgesamt wird der
meiste Regen in den Südweststaulagen der westlichen Mittelgebirge mit 10-20 mm,
im Schwarzwald sogar bis 30 mm berechnet.

Im Alpenvorland (leicht föhnig) und in der Nordosthälfte bleibt es unter
schwachem Zwischenhocheinfluss bis zum späten Nachmittag trocken. Teilweise
lockern Nebel, Hochnebel und SC-Felder sogar stärker auf. In der mäßig warmen
Meeresluftmasse steigt die Temperatur auf 12 bis 16 °C.

In der Nacht zum Mittwoch konzentrieren sich die Niederschläge auf eine
Okklusion, die über der nördlichen Mitte um das Tief herumgeholt wird, über
Tschechien zieht, im Süden zurück hängt und dort an den Alpen schleift. Der
meiste Niederschlag wird dabei im Stau des Schwarzwaldes und im Allgäu mit
nochmals 10 bis 25 l/qm gerechnet. Zudem nimmt auch auf den Alpengipfeln der
Wind deutlich zu. Rückseitig der Okklusion gibt es einen schmalen
Subsidenzstreifen mit Auflockerungen, durchsetzt mit einigen Trogschauern. Nebel
sollte wegen des stärkeren Windes aber die Ausnahme sein. Meist trocken mit
dichter Aufgleitbewölkung bleibt es im Nordosten

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag … bleibt uns die südliche Westlage erhalten. Ein neues Drehzentrum
läuft von Westen her in den Langwellentrog und zieht auf Irland zu. Deutschland
verbleibt unter Tiefdruckeinfluss. Im Vergleich zur Frühübersicht ergeben sich
keine wesentlichen Änderungen. Viele Wolken, wenig Sonne zeitweise leichter
Regen. In der Nacht zum Freitag wird dann im Süden mit einem neuen
heranziehenden Kurzwellentrog erneut etwas stärkerer Regen in der Südhälfte
berechnet, der besonders den Stau des Schwarzwaldes trifft. Insgesamt berechnen
somit die Lokalmodelle 30 bis 50 l/qm, in Staulagen über 80 l/qm bis
Freitagnachmittag, sodass die Dauerregenschwellen gerissen werden. Entsprechende
Warnungen laufen. Im Allgäu werden in Extremstaulagen insgesamt maximal 70
l/qm, im ICON bis 85 l/qm simuliert.

Modellvergleich und -einschätzung

Abgesehen von den Böen auf den Nordfriesischen Inseln und detaillierten
Regenprognosen, sind die Modellsimulationen recht ähnlich

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold