#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 20.10.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.10.2023 um 10.30 UTC
Am Montag noch ruhiges Hochdruckwetter. Ab Dienstag dann unbeständig mit
wiederholten Regenfällen. Dabei weiterhin mild.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.10.2023
Zu Beginn der mittelfristigen Vorhersage am kommenden Montag erstreckt sich ein
ausgeprägter Trog mit seiner Achse von Island bis zu den Azoren. Deutschland
befindet sich auf dessen Vorderseite in einer südwestlichen Strömung, in der
mehrere kurzwellige Anteile integriert sind. Über Deutschland selbst ist ein
Keil wetterwirksam, sodass wir tagsüber ruhiges Herbstwetter zu erwarten haben,
wobei sich in den Niederungen Nebel und Hochnebel teils nur schwer auflösen
kann. Von Nordspanien ausgehend wandert jedoch ein Randtrog über die Biskaya bis
zum Abend zum Ärmelkanal. Dieser korrespondiert mit einem Bodentief, das sich
bis zum Abend noch intensivieren kann und am Abend über dem Ärmelkanal liegt.
Dadurch setzt bei uns starke WLA ein, sodass von Südwesten her mehrschichtige
Bewölkung aufzieht. Gleichzeitig wird damit sehr warme Luft herangeführt. Die
Temperaturen in 850 hPa steigen im Südwesten auf bis zu 17 Grad an, im Nordosten
ist die Luftmasse mit 3 Grad zwar deutlich kühler, aber nicht wirklich kalt.
Bis Dienstag verlagert sich der Trog ostwärts und liegt zur Mittagszeit mit
seiner Achse etwa von Irland bis zu den Balearen. Über Deutschland steilt die
Höhenströmung dadurch weiter auf und die sehr warme Luftmasse erreicht auch den
Nordosten. Zudem wird es an den Alpen vorübergehend föhnig, sodass dort
Höchstwerte um oder knapp über 20 Grad möglich sind. Ausgehend vom Bodentief,
das sich vom Ärmelkanal nach England verlagert, kann sich bis zum Abend eine
Tiefdruckrinne ausbilden, die sich über die südliche Nordsee und
Mitteldeutschland bis nach Bayern erstreckt und vor allem in der Westhälfte
Deutschlands für unbeständiges Wetter sorgt.
In der Nacht zum und am Mittwoch verlagert sich die Tiefdruckrinne respektive
Luftmassengrenze mit zum Teil kräftigen Niederschlägen nordwärts. Zusätzlichen
Hebungsantrieb erfahren die Niederschläge durch den Trog bzw. das Höhentief, das
sich zur Mittagszeit mit dem Kern über dem Nordosten Frankreichs befindet.
Gleichzeitig fließt auf der Südseite der Rinne wieder etwas kühlere Luft ein
(T850 hPa um 3 Grad).
In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog unter Abschwächung über Deutschland
hinweg. Gleichzeitig nähert sich vom Atlantik her ein umfangreicher
Langwellentrog inklusive steuerndem Zentraltief am Boden. Ein darin integrierter
Randtrog lässt ein Tief entstehen, das sich am Mittag über Südengland befindet.
Das dazugehörige Frontensystem erreicht den Westen Deutschlands, sodass sich der
unbeständige Wettercharakter fortsetzt. Dabei bleibt es weiterhin recht mild.
Bis Freitag kommt der Langwellentrog ostwärts voran, in dem ein hochreichendes
steuerndes Tiefdruckgebiet integriert ist, das sich mit dem Zentrum etwa über
Irland befindet. Auf dessen Vorderseite werden kurzwellige Anteile über uns
hinweg gesteuert, sodass es weiterhin unbeständig, aber recht mild bleibt.
Auch in der erweiterten Mittelfrist setzt sich voraussichtlich der unbeständige
und recht milde Witterungsabschnitt fort.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der IFS-Läufe weisen eine recht hohe Konsistenz auf. Zwar ist die
genaue Zugbahn des durchschwenkenden Trogs/Höhentiefs am Mittwoch bzw. Nacht zu
Donnerstag noch nicht ganz sicher, was jedoch im Rahmen der typischen
Modellunsicherheit liegt. Der neue Langwellentrog, der sich nachfolgend vom
Atlantik nähert, kommt zunehmend langsamer ostwärts voran. Lag das steuernde
Tiefdruckgebiet mit seinem Zentrum im gestrigen 00UTC-Lauf Freitagmittag schon
zentral über Deutschland, wurde es beim 12 UTC-Lauf über BeNeLux und im heutigen
Lauf erst über Irland simuliert. Generell setzt sich aber bei allen Läufen der
von Trögen/Randtrögen dominierte, unbeständige, aber recht milde Wetterabschnitt
fort.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bei den anderen Globalmodellen sieht es mit der Konsistenz nicht so rosig aus
wie beim IFS. Schon der Trogdurchgang am Mittwoch bzw. Nacht zum Donnerstag wird
von den Modellen unterschiedlich simuliert. Während das Tiefzentrum bei IFS über
Deutschland hinwegzieht, tropft der Trog bei ICON über dem Golf von Genua ab und
das daraus entstehende Höhentief verlagert sich weiter südwärts. Bei GFS und
UK10 splittet sich das Höhentief in zwei Kerne auf, wobei der Hauptkern vom
herannahenden Langwellentrog eingefangen und nordwärts gesteuert wird.
Im weiteren Verlauf setzen sich die Unterschiede fort. Während sich bei ICON und
UK10 bis Freitag über Mitteleuropa eine recht kräftige zonale Höhenströmung
einstellt, verbleibt wie angesprochen bei ICON der Langwellentrog noch westlich
von uns. Bei GFS hingegen zeigt sich eine deutlich meridionalere
Strömungskonfiguration mit einem Trog, der sich von Großbritannien bis in den
westlichen Mittelmeerraum erstreckt.
Egal, welches Modell recht behält, den unbeständigen und von Trögen dominierten
Wettercharakter haben alle Lösungen gemeinsam.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen stützen am Beispiel von Offenbach die beschriebenen Abläufe.
Nach dem Zwischenhocheinfluss am Montag sinkt das Geopotential am Dienstag
deutlich und verbleibt auf niedrigem Niveau. Der Spread nimmt allerdings zu, was
u.a. am noch etwas unsicheren Trogdurchgang und dem noch unterschiedlich
positionierten Trog im weiteren Verlauf zusammenhängt. Zudem wird der
unbeständige Wettercharakter anhand zahlreicher Niederschlagsausschläge
sichtbar. Die Temperaturen in 850 hPa gehen am Dienstag auch zurück, weil die
sehr warme Luftmasse nordostwärts abgedrängt wird. In der Folge verbleiben sie
dennoch auf recht hohem Niveau (1 bis 10 Grad), sodass ein Kaltlufteinbruch als
sehr unwahrscheinlich erscheint.
Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h drei Cluster angeboten,
die mit 19 (Cluster 1), 17 (Cluster 2) und 15 Membern (Cluster 3) recht
gleichverteilt sind. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 2, welches
durchgehend dem Regime einer negativen NAO zugeordnet wird.
In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) werden die Läufe nur noch in zwei
Cluster gruppiert, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf im kleineren Cluster 2 (20
Member) befindet. Während bei Cluster 2 der der Trog über Westeuropa deutlich
weiter nach Süden bis in den Mittelmeerraum ausgreift, zeigt Cluster 1 eine
zonalere, wenngleich ebenfalls zyklonale Strömungskonfiguration.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Obwohl die Wetterlage mit Ausnahme des Montags weitgehend zyklonal geprägt ist,
halten sich markante Wettererscheinungen in Grenzen. Die wiederholten Regenfälle
ziehen meist recht flott über uns hinweg, sodass aller Voraussicht nach
Warnschwellen nicht überschritten werden. Ab Mittwoch wird es zeit- und
gebietsweise windig. Im höheren Bergland, in Leelagen und an den Küsten sind
vorübergehende stürmische Böen zwar möglich, ein großflächiges Sturmereignis
steht uns aber wohl nicht ins Haus.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel