#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 16.10.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.10.2023 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zunächst noch ruhiges Hochdruckwetter mit klassisch herbstlichen
Grundschichtphänomenen bis hin zu Nachtfrost. Ab Mittwoch Umstellung der
Großwetterlage hin zu einer mittelfristig nicht unspannenden zyklonalen
Südostlage mit scharfer Luftmassengrenze.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … fällt der Luftdruck in weiten Landesteilen, was aber kein Grund zur
Beunruhigung ist. Das wetterbestimmende Hoch, die Rede ist von VERENA, ist
robust genug, um dem Druckfall zu trotzen und weiterhin das Geschehen zu
bestimmen. Selbst ein Krümmungswechsel der überlagerten Isohypsen von leicht
antizyklonal zu leicht zyklonal lässt die Dame völlig kalt. Was sind schon ein
paar Hektopascal Gewichtsverlust, wenn Frau vor Selbstbewusstsein nur so
strotzt. Kann sie auch, reicht ihr Wirkungsradius doch vom Seegebiet westlich
Irlands bis in die Schwarzmeerregion respektive bis nach Anatolien. Damit hat
das Hoch eine glasklare Nordwest-Südost-Ausrichtung, die sich auch bei uns durch
die Lage der Divergenzachse widerspiegelt. Diese verlagert sich bis zum
Frühstück geringfügig nach Nordosten und verläuft um 06 UTC etwa von der
Deutschen Bucht bis nach Nordbrandenburg.
Unter dem Strich bedeutet diese Konstellation eine ruhige, im Wesentlichen durch
Grenzschichtprozesse geprägte Nacht. Die vor wenigen Tagen eingeflossene
Polarluft kann bei geringen Luftdruckgegensätzen weiter altern. Von Westen und
Südwesten her setzt allerdings leichte WLA ein, die aber von der Grundschicht
abgekoppelt agiert. Immerhin sorgen die hereindriftenden hohen und mittelhohen
Wolkenfelder dafür, dass die Nacht im Westen und Südwesten nicht mehr ganz so
kalt wird wie die vergangene. In den meisten anderen Region geht es aber wieder
ordentlich nach unten mit Tiefstwerten bis zu -3°C in der Luft und bis zu -7°C
am Boden. Hinzu kommt insbesondere vom Nordwesten bis in den Osten, wo der
Druckgradient am schwächsten ausgeprägt ist, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für
Nebel oder Hochnebel- wenn sich die Tagesbewölkung aufgelöst hat. Beide
Phänomene sind auch in Teilen der Donauniederungen sowie im Alpenvorland
möglich. Über der Deutschen Bucht werden diabatisch noch ein paar schwache
Schauer generiert, die auch mal das angrenzende Land treffen können. Ansonsten
bleibt es aber meist trocken.
Dienstag … schwenkt ein schwacher Höhentrog von Nordwest nach Südost über den
Vorhersageraum hinweg, der aufgrund der flauen Höhenströmung und ungeeigneter,
weil stabiler Luftmasse aber eher die Rolle eines zahnlosen Tigers mimt.
Abgesehen von durchziehenden hohen und mittelhohen Wolkenfeldern und andauerndem
Druckfall sind keine weiteren „Schandtaten“ zu erwarten. VERENA hält zunächst
noch die Stellung, auch wenn sie um die Hüften etwas schmaler wird (seriöser
ausgedrückt: die Hochdruckbrücke wird schmaler) und sich noch etwas weiter in
den Nordosten des Landes zurückzieht.
Wettertechnisch dauert es unterschiedlich lange, bis sich Nebel und Hochnebel im
Norden und Osten auflösen werden. Es deutet aber vieles darauf hin (zumindest
sieht das die Numerik so), dass die Sache bis spätestens Nachmittag erledigt
ist. Zwar können sich unterhalb der inzwischen bei 800 bis 850 hPa angekommenen
Absinkinversion noch einige Quellungen bilden, häufig scheint aber die Sonne.
Das tut sie im Westen sowieso, während das im Süden nicht uneingeschränkt der
Fall ist. Dort ist die niedertroposphärische WLA am stärksten ausgeprägt
(Anstieg T850 z.T. auf bis zu 10°C), was die Schichtung noch stabiler als
ohnehin schon macht und die Abkopplung der Grundschicht von der freien
Atmosphäre eher noch fördert. Kurzum, es kann passieren, dass sich die Nebel-
und Hochnebelfelder im Voralpengebiet nur sehr zäh, hier und da vielleicht sogar
überhaupt nicht auslösen. In diesem möglichen Falle würde die Temperatur im
einstelligen Bereich zwischen 4 und 9°C verharren, während sonst 9 bis 15°C, am
Oberrhein punktuell vielleicht 16°C auf der Karte stehen.
In der Nacht zum Mittwoch rückt uns von Westen her ein veritabler Höhenrücken
auf die Pelle. Er ist das Ergebnis wuchtiger WLA vorderseitig diverser
Tiefdruckgebiete über dem mittleren Nordatlantik. Eines dieser Exemplare ist
VIKTOR, seines Zeichens ein Doppeltief, dessen nördlicher Kern dicht bei Irland
liegt, während der südliche in die Biskaya zieht. Neben der dichter werdenden
Wolkenfelder sorgt auch der zunehmende Gradient dafür, dass es im Westen und
Südwesten mit 8 bis 5°C Tiefsttemperatur nicht gerade bannig kalt wird. Wer
gleichzeitig – nicht ganz unberechtigt – auffrischenden Ost-Südostwind erwartet,
wird diesen aufgrund der weiterhin erzstabilen Schichtung lediglich in
exponierten Hochlagen antreffen.
Sehr wenig bis gar keinen Wind wird es im Osten und Nordosten im Bereich der
weiter schwächelnden Hochdruckbrücke geben. Dafür stehen dort Nebel/Hochnebel
sowie abseits der Küste Luft- und Bodenfrost auf dem Programm.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … nimmt die Umstellung der GWL weg von HM (Hoch Mitteleuropa) hin zu
SEz (Südost zyklonal) deutlich an Fahrt auf. Vor allem in der Nacht zum
Donnerstag machen die Warmfront und die zugehörigen Regenfälle, die tagsüber im
Südwesten einsetzen, einen gewaltigen Sprung Richtung Nordosten. Der 12-UTC-Lauf
von ICON ähnelt dabei sehr stark der Version von 00-UTC, weshalb die
Schilderungen der heutigen Frühübersicht ihre Gültigkeit behalten. Der
00-UTC-Lauf von IFS (ECMF) deckt sich nahezu mit der ICON-Lösung, während GFS
den Regen noch immer (auch im 06-UTC-Lauf) nicht ganz so weit nordostwärts
ausgreifen lässt. Warntechnische Folgen hat diese vergleichsweise kleine
Diskrepanz aber nicht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle setzen alle auf Umstellung ab Mitte der Woche und sind bezogen auf
die Basisfelder bis Donnerstagfrüh auch ziemlich kongruent. Unterschiede (siehe
Beispiel oben) sind gering und nicht warnrelevant.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann