S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.10.2023 um 10.30 UTC

Etablierung einer Luftmassengrenze über Deutschland möglich, dabei im Nordosten
trocken, im Südwesten wechselhafter und etwas wärmer, am Donnerstag über der
Mitte eventuell mit längeren Regenfällen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 21.10.2023

Dienstag … liegt Mitteleuropa im Übergangsbereich zwischen einem
Langwellentrog über Nordosteuropa und einem Rücken über den Britischen Inseln
und dem Europäischen Nordmeer. In zweiteren ist ein abgeschlossenes Höhentief
eingelagert, das mit einem kräftigen Bodentief westlich der Biskaya interagiert.
Bodennah dominiert über Mitteleuropa eine von der Nordsee bis nach
Ost-/Südosteuropa reichenden Hochdruckbrücke. Der Südwesten Deutschlands kommt
dabei in den Randbereich der WLA des Bodentiefs bei der Biskaya (T850 dort bei
hohen einstelligen Werten), im Nordosten ist die Luftmasse bei T850 um +2 Grad
etwas kühler. Wenn man von einzelnen Schauern an der Nordseeküste absieht,
bleibt es meist trocken. Die Sonne zeigt sich besonders im Süden und der
südlichen Mitte, im äußersten Südwesten dominiert schon die Aufzugsbewölkung der
Warmfront, im Norden wechselt sich die Sonne mit Wolkenfeldern ab. Die
Temperaturen steigen auf niedrige zweistellige Werte, besonders an der Ostsee
kommt es zu steifen Böen aus West. Sonst ist der Wind nicht warnrelevant. In der
Nacht zum Mittwoch zieht in den Südwesten erster Regen und auch an der Küste
kann es den einen oder anderen Schauer geben. Sonst bleibt es bei bestehendem
Hochdruckeinfluss trocken und teils gering bewölkt oder klar. Stellenweise
bildet sich Nebel, besonders in den östlichen Mittelgebirgen kommt es zu
leichtem Frost. An er Windsituation ändert sich wenig.

Mittwoch … baut sich die Bodenhochdruckzelle über dem Europäischen Nordmeer
weiter auf, gleichzeitig schwächt sich die Brückensituation über Mitteleuropa
stetig ab bzw. diese verlagert sich nordostwärts. Das Bodentief zieht von der
Biskaya langsam nach Cornwall und sorgt dabei im Südwesten Deutschlands für
weitere WLA. Dort werden in 850 hPa wieder zweistellige Werte erreicht, aber
auch an der Ostsee sind wieder 2 bis 4 Grad möglich. Während es dort bei noch
leichtem Hochdruckeinfluss trocken bleibt, zieht in den Südwesten teils
schauerartig verstärkter Regen. Außerdem kann sich aus der Nacht heraus im
Bereich der oberen Donau länger Nebel halten. Am sonnigsten wird es in einem
Streifen vom Ruhrgebiet zum Bayerischen Wald, sonst teilt sich die Sonne den
Platz mit einigen Wolken. Die Nachmittagsspanne der Temperatur reicht von 10 bis
etwa 15 Grad. In der Nacht zum Donnerstag weiten sich die Regenfälle unter
Beibehaltung ihrer Stärke etwas zur Mitte hin aus. Während GFS die Variante von
IFS stützt, simuliert ICON eine deutlichere Dominanz der kühleren und trockenen
Luftmasse in der Nordosthälte. Bei dieser Variante verbleit der Regen im
äußersten Süden. Frost sollte nur örtlich auftreten, überwiegend liegen die
Frühwerte zwischen 7 und 2 Grad. Der Wind ist allgemein leicht bis mäßig, in
Böen auch frisch um Ost, im Südwesten aus südlichen Richtungen.

Donnerstag … baut sich das Skandinavienhoch weiter auf und erreicht eine
Schwerpunktsisobare von 1025 hPa. Auf dem nahen Ostatlantik tropft zudem
westlich von Irland ein weiterer Troganteil ab, damit vertieft sich ein weiteres
Bodentief westlich der Biskaya und löst damit das Tief über England als
steuerndes Zentrum ab. Die diagonale Luftmassengrenze über Deutschland bleibt
damit bestehen. Besonders über der Mitte kommt es daher zu weiteren Regenfällen,
die gebietsweise auch länger anhalten können. Im Südwesten und äußerten Süden
bleibt es meist trocken, in der kälteren Luftmasse im Nordosten ebenfalls.
Weiterhin simuliert GFS eine zu IFS ähnliche Wetterlage, ICON setzt aber
ebenfalls ungebrochen auf einen stärkeren Einfluss des Hochs über Skandinavien.
In der Nacht zum Freitag schwächen sich die Niederschläge an der
Luftmassengrenze schließlich ab. Der Wind kommt im Norden und Nordosten schwach
bis mäßig aus Nordost, im Südwesten aus Südwest bis West. Tagsüber steigt die
Temperatur etwas über 20 Grad, in der Nacht sind die Werte einstellig mit
leichtem Frost im Bergland.

Freitag und Samstag … hält IFS am weiteren Verstärkungskurses des Hochs mit
Schwerpunkt über Mittelschweden bzw. später über der Ostsee fest. Die thermisch
weiterhin gut ausgeprägte Luftmassengrenze verliert aber durch ansteigendes
Geopotential über Mitteleuropa an Wetteraktivität. Nach IFS bleibt es damit –
abgesehen von einzelnen Schauern im Süden und Südwesten – meist trocken.
Allerdings soll bereits an dieser Stelle erwähnt werden, dass ICON ein gänzlich
andere Variante verfolgt. Hier ist von ansteigendem Geopotential nicht zu sehen,
denn das Höhenhoch über dem Nordmeer schließt sich ab und ermöglicht dadurch den
Vorstoß des schmal konturierten Troges von Nordost- nach Mitteleuropa. Damit
wäre die wetterbestimmende Luftmasse deutlich kälter und die Witterung
niederschlagsaffiner. Die Wetterinterpretation liefert sogar einige violette
Sternchen im Süden. Im Flachland wird es wohl noch nicht für Schnee ausreichen,
aber in etwas höheren Lagen wäre die ICON-Lage mit frischem Weiß verbunden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vergangenen IFS-Läufe ist als gut zu bezeichnen. Die Vorläufe
bauen alle auf eine sich etablierende und zunächst wetteraktive Luftmassengrenze
diagonal über Deutschland. Dabei gibt es die Tendenz, dass sich diese etwas
weiter nordostwärts vorarbeiten kann. Das sich aufbauende Geopotential zum Ende
der Woche wird ebenfalls konsistent simuliert, der Trog in Nordosteuropa bleibt
deutlich auf Distanz. Nur der letzte 12 UTC-Lauf tanzt mit einem abtropfendem
Höhentief über der Ostsee ein wenig aus er Reihe. Wäre da nicht ICON, könnten
man von einer recht gut abgesicherten Prognose sprechen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Aufgrund der sehr prognoserelevanten Unterschiede zwischen IFS/GFS und ICON
wurden diese bereits bei der Beschreibung der synoptischen Grundmuster
integriert. Dabei liegt das erste Augenmerk auf der von IFS propagierten
Luftmassengrenze diagonal über Deutschland, die ICON aufgrund des stärkeren
Hochdruckeinflusses nicht so wetteraktiv liefert. Zum Ende der Mittelfrist lässt
IFS das Geopotential steigen, während bei ICON ein schmaler Trog von
Nordosteuropa übergreift. Belastbare Aussagen sind daher kaum möglich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen für drei repräsentative Orte in Deutschland stützen im
Wesentlichen die deterministischen Beschreibungen. Im Süden und Südwesten steigt
die Kurve der T850 hPa zum Mittwoch weiter an und verbleibt an den Folgetagen
auf diesem höheren Niveau. Die Unsicherheiten werden aber ab dem Wochenende
etwas größer. Diese Unsicherheiten zeigen sich in der Mitte bereits ab
Donnerstag. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Luftmassengrenze im
Detail auch bei IFS noch deutlichen Unschärfen unterliegt. Am Donnerstag würde
diese dort auch für teils kräftige Niederschläge sorgen. Der Norden und
Nordosten verbleibt dagegen deutlich in der kühleren, aber auch trockeneren
Luftmassen. Aber auch dort steigen die Unsicherheiten ab Donnerstag deutlich an.

CLUSTER:
+120 … +168h: Es liegen sechs Cluster vor, wobei keines als deutlich dominant
beschrieben werden kann. Fast allen gemeinsam ist aber das Höhenhoch über dem
Nordmeer und der schwache Rücken über Mitteleuropa. Cluster fünf und sechs
nähern sich mit dem Trogvorstoß aus Nordosten der ICON-Lösung an. Insgesamt
werden diese aber nur von 9 Mitgliedern gestützt. Der Hauptlauf befindet sich in
Cluster drei mit immerhin 10 Mitgliedern, wobei C1 und C2 mit insgesamt 24
Membern auch dazu gezählt werden kann.

+192 … +240h: Die Clusteranzahl verringert sich zwar auf 3, die
prognoserelevanten Unterschiede nehmen für Deutschland aber zu. Die Lage des
Höhenhochs über Skandinavien ist dabei deutlichen Unschärfen unterlegen. Am
deutlichsten ist dieses in C2 ausgeprägt (17 Member), etwas schwächer in C1 mit
18 Mitgliedern. In C3 zieht dagegen ein abgetropftes Höhentief von West- nach
Mitteeuropa.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

REGEN:
Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag über der Mitte länger anhaltender
Regen möglich. Dabei Überschreitung von 20 l/qm in 6 Stunden bzw. 25 l/qm in 12
Stunden stellen-/gebietsweise möglich.

WIND:
Während der zweiten Wochenhälfte auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln stürmische
Böen (Bft 8) um Ost möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-det., IFS-MOS

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri