S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.10.2023 um 10.30 UTC

Zunehmend wechselhaft, zeitweise windig, an der See stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 15.10.2023

Am Mittwoch liegt Zentraleuropa und damit auch Deutschland zwischen einem
Langwellentrog mit Drehzentrum über dem Nordmeer und einem breiten Höhenrücken
über Südeuropa unter einer westlichen Strömung. Das Steuerungszentrum über dem
Nordmeer schwächt sich ab, während sich über der Ostsee ein neues Teiltief
bildet, in dessen Warmsektor sehr milde Meeresluft subtropischen Ursprungs zu
uns gelangt. Die schleifende Kaltfront nähert sich zögernd über die Nordsee mit
auffrischendem Südwestwind und Regenfällen. Diese erreichen nachmittags
Norddeutschland und im Verlauf der Nacht zum Donnerstag wahrscheinlich auch die
mittleren Landesteile. Der zunehmende Wind, der an der See und im Bergland
Sturmböen bringt, bringt darüber hinaus auch eine gute Durchmischung, die bei
850hPa Werten bis +15°C, auch in Norddeutschland nochmal Sommertemperaturen
möglich macht.
Am Donnerstag verlagert sich der Haupttrog über Skandinavien nach Osten, das
Drehzentrum kommt über Finnland an. Ein neuer Trog bringt sich aber schon
nördlich von Schottland in Stellung. In der nach wie vor westlichen Strömung bei
uns laufen kurzwellige Tröge nach Osten ab, wobei in den Norden frische
Meereskaltluft mit fast 0°C in 850 hPa einströmt, während im Süden die sehr
warme subtropische Luft nicht ausgeräumt wird. Die Luftmassengrenze dazwischen
schleift über der Landesmitte mit teils länger anhaltenden Regenfällen. Sie geht
nach Westen hin in die Warmfront eines Tiefs südlich von Irland über. Die
ausgeprägten Luftmassengegensätze finden sich auch in den Höchstwerten wieder.
Im äußersten Norden werden 15°C erreicht, in der Warmluft bis 27°C. Der anfangs
teils stürmische Wind lässt vor allem im Norden von Westen her deutlich nach.
Am Freitag fängt der Langwellentrog über Nordwesteuropa einen Kurzwellentrog
westlich von Irland und das zugehörige Bodentief ein und steuert Beides nach
Nordosten; das Bodentief in die mittlere Nordsee. Damit dreht die Strömung bei
uns wieder nach Südwest und die warme Luft breitet sich nordwärts aus. Wir
kommen erneut in einen mit subtropischer Luft angefüllten Warmsektor. Die
Warmfronregenfälle ziehen über dem Norden nach Osten, die Kaltfront lässt sich
bis in die Nacht zum Samstag Zeit. Wie gut sich die warme Luft im 2m Niveau nach
Norden hin durchsetzt, ist unsicher, im Süden und teils über der Mitte kann es
wieder sommerliche Temperaturen geben. Der Wind dreht auf Süd bis Südwest und
frischt im Tagesverlauf von Nordwesten her auf. An der Nordsee und im höheren
Bergland kann es in Böen wieder stürmisch werden.
Am Samstag weitet sich der Langwellentrog südostwärts aus, während das Bodentief
unter Verstärkung über Skandinavien nach Nordosten zieht. Die entsprechende
Kaltfront überquert Deutschland zu den Alpen hin gefolgt von einem Schwall
frischer Meereskaltluft. Hier verbleiben einige Fragezeichen bei Timing und
genauen Ablauf.
Am Sonntag weitet sich der große Trog über Nordeuropa mit einem Anteil zu den
Britischen Inseln aus, was die Strömung für Mitteleuropa etwas rückdrehen lässt.
Die Kaltfront kann noch über dem Alpenraum schleifen mit Regenfällen ganz im
Süden und Südosten. Beeinflusst von höhenkalter Luft sind im Norden Schauer und
kurze Gewitter möglich, während dazwischen kompensatorisch Zwischenhocheinfluss
möglich ist. Die frischere Meeresluft hat auch im Süden Fuß gefasst, auch dort
sind kaum noch 20°C zu erwarten. Im Norden gibt es bei 0°C in 850 hPa, ca. 15°C
als Maximum.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich das unbeständige Wetter wahrscheinlich
fort, wobei mit auf Nordwest drehender Strömung ein weiterer leichter
Temperaturrückgang folgen kann.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs ist gut. Nennenswerte Unterschiede sind
lediglich in Phase und Amplitude der kurzen Wellen erkennbar, der Fahrplan in
groben Zügen passt. Die Schleifzone am Donnerstag wurde im gestrigen 00z Lauf
deutlich weiter südlich simuliert. Die im Vorabschnitt erwähnten Fragezeichen
für Samstag beruhen auf ein mögliches erneutes Schleifen der Kaltfront über dem
Süden, was u.a. im gestrigen 12z Lauf angedeutet wurde. Entsprechend schwanken
auch die Regenmengen, die aber zumindest im Bergland mal in die Nähe der
Warnschwellen kommen können.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle ICON, GFS und UKMO haben keine echten Alternativen auf
dem Plan. Die Abweichungen beschränken sich eher auf Detailfragen. Das betrifft
zunächst die Windentwicklung am Mittwoch und Donnerstag, wo zunächst IFS und
UKMO die Nase vorn haben, zum Donnerstag – auf kalten Seite – dann ICON (an der
See) die stärksten Böen simuliert. Am Donnerstag sieht GFS sehr nach dem
gestrigen 00z Lauf vom IFS aus, mit dem schleifenden Tiefausläufer über
Süddeutschland. Auch die Entwicklung des Tiefs von Freitag auf Samstag wird
unterschiedlich simuliert. ICON und UKMO haben eine südlichere Zugbahn auf der
Karte, GFS schließt sich den Europäern an und lässt das Tief sich stärker
entwickeln mit nördlicherer Zugbahn. Dass im Verlauf des nächsten Wochenendes
dann von Nordwesten her mit der Meereskaltluft ein Temperaturrückgang kommt, ist
unstrittig. Hier wirft höchstens das Timing wieder Fragen auf.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen zeigen ein recht gutmütiges Verhalten und stützen die Aussagen
des Hauptlaufs. Der Spread wird am Donnerstag mit der Luftmassengrenze über der
Mitte vorübergehend etwas größer und dann zum Ende der Mittelfrist am nächsten
Wochenende. Die Abläufe passen aber im Wesentlichen. Es gibt im Norden
durchgehend Niederschlagssignale, sonst am Donnerstag eher zaghafte, ab dem
Wochenende auch im Süden häufigere Regenfälle, was auch zum Übergang von Wa auf
Wz passt.

Die 4 Cluster bis +96 h fallen in die Schublade NAO+, die unterscheiden sich bei
uns nicht viel. Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h werden 3 Cluster gebildet,
alle NAO+, die sich ebenfalls eher in Kleinigkeiten unterscheiden.
In der erweiterten Mittelfrist (3 Cluster) wird das Muster „Atlantic ridge“
favorisiert, mit überwiegend zyklonalem Einschlag über Mitteleuropa und noch
leicht zurückgehenden Temperaturen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikant, auch im Hinblick auf Warnungen, dürfte mittelfristig insbesondere
der Wind an den Küsten und im Bergland werden, der aus Südwest bis West bis
Sturmstärke auffrischt. Hier gibt es Signale im Mos und in der Probabilistik.
Eine große Sturmlage ist nicht zu erwarten. Die nach Wochenmitte vermehrt
aufkommenden Regenfälle werden höchstens in Staulagen der Bergländer kräftiger.
Ob dort vereinzelt Warnschwellen gerissen werden, ist noch unklar. Hinweise in
der Deterministik (ICON) und den probabilistischen Verfahren sind zunächst nur
wenig vorhanden.
Signifikant, aber nicht warnrelevant, ist auch die Wärme, die uns weiter
begleitet und erst mit dem nächsten Wochenende vorbei sein soll. Zuvor gibt es
wieder gebietsweise sommerliche Temperaturen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner