#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 07.10.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.10.2023 um 10.30 UTC
Warme antizyklonale Westlage. Zur Wochenmitte im Norden vorübergehend stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 14.10.2023
Mit Beginn der Mittelfrist am Dienstag dreht die Strömung auf westliche
Richtungen. Durch einen Höhenkeil, der von Westeuropa aus über Deutschland nach
Osten schwenkt, ist sie in 500 hPa antizyklonal geprägt. Derweil zieht ein
markanter Trog über Island nach Südosten und führt unter seiner Vorderseite zu
einer Sturmtiefentwicklung. Dessen wahrscheinlich wenig aktive Warmfront zieht
über Norddeutschland nach Osten, während nach Süden hin eine umfangreiche
Hochdruckzone über Südeuropa wetterbestimmend bleibt. Dabei verstärkt sich die
Advektion subtropischer Warmluft nach Mitteleuropa erneut. Die fast 15°C in 850
hPa ermöglichen im Südwesten gebietswiese wieder sommerliche Temperaturen.
Am Mittwoch dehnt sich der Trog bis Skandinavien aus, während das Bodentief über
dem Nordmeer verharrt und davor ein Teiltief über Skandinavien entsteht. Der
Höhenrücken zieht als Relikt über Osteuropa ab, sodass die Höhenströmung von
Nordwesten her zyklonale Züge annimmt. Die Warmfront des Vortages ist rasch
abgezogen und dahinter breitet sich im Warmsektor die sehr warme Luft über ganz
Deutschland aus. Die schleifende Kaltfront des Tiefs nähert sich dagegen nur
zögernd und greift abends und nachts mit schauerartigen Regenfällen auf die
Nordhälfte über. Präfrontal verschärft sich der Druckgradient und der
südwestliche Wind frischt von Norden her deutlich auf. Die warme Luft in
Verbindung mit guter Durchmischung sorgt für teils sommerliche Temperaturen bis
nach Norddeutschland.
Am Donnerstag zieht der Trog über Skandinavien nach Osten. Das Tief über
Nordmeer löst sich dabei auf, das neue Tief östlich davon zieht nach Finnland
und übernimmt die steuernde Rolle. Nach Abzug einer Welle kommt die Kaltfront
vorübergehend beschleunigt bis Süddeutschland voran, wo sie erneut unter der
westnordwestlichen Höhenströmung ins Schleifen kommt und in die Warmfront eines
Tiefs südwestlich von Irland übergeht. In große Landesteile wird postfrontal
eine etwas kühlere, oder besser: weniger warme, Meeresluft geführt. Im Süden
findet kein Luftmassenwechsel statt. Dabei ziehen Regenwolken durch und der auf
westliche bis nordwestliche Richtungen drehende Wind frischt zeitweise stark
auf. Die 20°C werden noch im Süden überschritten, im Norden nicht mehr. Mit
insgesamt 16 bis 22°C bleibt es aber für Jahreszeit sehr warm.
Am Freitag wölbt sich vor dem über Irland und GB zur Nordsee ziehenden Tief
durch Warmluftadvektion ein Höhenrücken auf, der über Mitteleuropa nach Osten
zieht. Die warme Luft breitet sich wieder nordwärts und an der Warmfront regnet
es besonders über der Mitte und dem Norden gebietsweise, derweil nach Süden hin
der Höhenrücken die Oberhand behält. Der Wind dreht erneut zurück und lebt im
Norden und im höheren Bergland etwas auf, ohne die wirklich große
Windentwicklung.
Am Samstag setzt sich die Westlage fort. Das Tief zieht in die Ostsee und
postfrontal der Kaltfront, die – schon wieder schleifend – über uns hinwegzieht,
gelangt in mehreren Schüben stark erwärmte subpolare Meeresluft nach
Deutschland. Die Temperaturen bleiben auf deutlich überdurchschnittlichem
Niveau.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die wechselhafte Westlage
wahrscheinlich fort. Trotz etwas sinkender Temperaturen bleibt es für die
Jahreszeit zunächst recht warm.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells ist mittelfristig recht gut. Der
Übergang in eine westliche Strömung wurde auch von den Vorläufen gebracht.
Unterschiede sind vor allem bei Phase und Amplitude der kurzen Wellen vorhanden.
Dabei überwiegt nach Süden hin antizyklonaler Einfluss, im Norden zyklonaler;
auch wenn es im Süden nicht komplett niederschlagsfrei bleibt. Vorübergehend
gelangt wieder ein Schwall extrem milder Luft nach Deutschland, der im Laufe der
nächsten Woche zumindest vorübergehend ausgeräumt wird, für Jahreszeit zu warm
bleibt es aber allemal.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen betrachteten Globalmodelle ICON, GFS und UKMO haben keine echten
Alternativen zu bieten. Die Lösungen ähneln sogar stark der von IFS, sodass
erneut nur kleine Abweichungen beim Timing und der Wetteraktivität zu beobachten
sind.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles im Großen und Ganzen die Aussagen
des Hauptlaufs, auch wenn die Lösungen schon mit Passage des Troges und der
Kaltfront zum Donnerstag beginnen zu streuen. Nicht alle Lösungen tragen den,
wenn auch nur leichten, Temperaturrückgang am Donnerstag mit. Zum Ende fächern
die Kurven generell stärker auf. Die Niederschlagssignale werden von Nord nach
Süd schwächer, was gut zu einer antizyklonalen Westlage passt.
Die Clusterung bietet bis +168h ausschließlich NAO+ Cluster an. Die 5 Cluster
bis +96h unterscheiden sich nur wenig in Phase und Amplitude des über uns nach
Osten schwenkenden Höhenrückens. Danach werden 3 Cluster gebildet, die nach
Süden hin bei westlicher Strömung eine leicht positive Geopotentialanomalie
zeigen. Ansonsten halten sich die Unterschiede in Grenzen.
In der erweiterten Mittelfrist überwiegen in westlicher Strömung zyklonale
Lösungen. Zum Ende sogar mal mit einem Trog über Mitteleuropa, der für einen
Temperaturrückgang sorgen könnte.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Außer dem Wind, der besonders an der See und vielleicht im angrenzenden
Binnenland sowie im Bergland warnrelevant wird, gibt es keine markanten
Entwicklungen. Auch beim Wind zeichnet sich aber keine signifikante Sturmlage
ab. Die Probabilistik liefert für Mittwoch zu Donnerstag etwas steigende
Wahrscheinlichkeiten für 9 Bft an der Nordsee, kaum Hinweise auf schwere
Sturmböen.
Das spiegelt sich auch im EFI wider, der vor allem am Mittwoch „mehr Wind als
üblich“ anzeigt. Hier fällt darüber hinaus insbesondere die markante positive
Temperaturanomalie bei uns auf. Der Oktober macht da weiter, wo der September
aufgehört hat.
Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner