#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 30.09.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.09.2023 um 10.30 UTC
Nach turbulentem Dienstag mit Abkühlung wieder ruhiger. Im Verlauf erneut
ansteigende Temperaturen.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 07.10.2023
Nach dem wärmsten September seit Messbeginn in Deutschland stellt sich die
Frage, ob der verlängerte Sommer im Oktober seine Fortsetzung findet oder dieser
Monat in Sachen Wetter mal die Herbstkarte mit Regen, Wind und kühleren
Temperaturen ausspielt. Um es vorwegzunehmen: Nach vorübergehender Abkühlung mit
„Stürmchen“ am Dienstag stabilisiert sich das Wetter vor allem nach Süden hin
wieder und die Temperaturen steigen erneut, möglicherweise auch deutlich.
Im Detail liegt zum Beginn der Mittelfrist am kommenden Dienstag zwar noch ein
Rücken über dem östlichen Mitteleuropa, er wird aber von einem ostwärts
wandernden Trog über den Britischen Inseln nach Osten weggedrückt. Durch den
Trog wird ein Tief über der Nordsee in Stellung gebracht, dessen Kaltfront im
Tagesverlauf über Deutschland hinwegzieht. Damit wird auch die sehr warme Luft
mit T850 hPa von 15 bis 18 Grad durch deutlich kühlere Meeresluft mit T850 hPa
von 3 bis 7 Grad ersetzt. Die hohe Baroklinität im Zusammenspiel mit einem gut
ausgeprägten Gradienten spricht für ziemlich windiges Wetter, die Modelle
simulieren bis ins Binnenland hinein stürmische Böen Bft 8, lokal Sturmböen Bft
- Ein wenig CAPE steht ebenfalls zur Verfügung, sodass Gewitter mit von der
Partie sind. Niedertroposphärisch kräftige KLA und eine „Dry-Intrusion“
rückseitig der Kaltfront dämpfen zwar die Gewitteraktivität, dennoch ist aber
Vorsicht geboten. „Low CAPE – High Shear“ als Stichwort steht für die
Entwicklung rotierender Superzellen (bei möglicherweise niedrigen HKN’s auch für
Tornados), allerdings wird die stärkste Scherung im Bereich der Dry Intrusion
simuliert. Bei der nachfolgenden Trogkonvektion ist die Scherung dann schon
nicht mehr so hoch.
Am Mittwoch ziehen Trog, Tief und Kaltfront rasch nach Osten ab. Über den
Britischen Inseln wölbt sich vorübergehend ein flacher Rücken auf, folglich
dreht die Strömung in allen Höhenschichten auf Nordwest und die kühlere
Meeresluft kann ihre Wirkung entfalten. Mit dem Rücken steigt der Druck über
Deutschland von Südwesten her wieder an, der Nordosten bleibt aber noch im
Einflussbereich des Trogs zyklonal geprägt mit Schauern und starkem Wind. In der
Nacht zum Donnerstag erreicht ein neuer Trog die Nord- und später die Ostsee,
die Ausläufer des korrespondierenden Bodentiefs über Südskandinavien ziehen über
Norddeutschland hinweg.
Am Donnerstag wölbt sich von der Iberischen Halbinsel und dem Seegebiet westlich
davor ein kräftiger Rücken auf. Dieser stützt eine neue Hochzelle, die sich von
Frankreich bis nach Süddeutschland und den Alpen erstreckt. Damit liegen weite
Teile Deutschlands wieder unter hohem Druck, lediglich der Nordwesten wird von
einem Ausläufer eines weiteren Tiefs über Finnland gestreift. Die T850 hPa
erholen sich in westlicher Strömung allmählich auf 5 bis 8 Grad.
Am Freitag verlagert sich die leicht positiv geneigte Achse des Rückens auf eine
Linie Norwegen – Benelux – östliche Iberische Halbinsel weiter. Das Bodenhoch
dehnt sich auf einen Bereich Frankreich bis zum Balkan aus. Norddeutschland
bleibt jedoch schwach zyklonal geprägt, sodass dort weitere Tiefausläufer
durchziehen. Bei T850 hPa von 8 bis 12 Grad zeigen die Temperaturen einen
weiteren Aufwärtstrend.
Am Samstag wird der Rücken durch einen Trogvorstoß über Skandinavien abgehobelt.
Gleichzeitig wölbt sich über den Britische Inseln vorderseitig eines Cut-Offs
ein neuer Rücken auf. Am Boden erstreckt sich das Hoch dann von den Britischen
Inseln über die Alpen bis zum Balkan. Im Südwesten Deutschlands ist daher
weiterhin das Hoch wetterbestimmend, im Nordosten dagegen schwacher
Tiefdruckeinfluss. Die T850 hPa steigen auf 8 bis 15 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag bildet sich ein von Deutschland aus
gesehen etwas nach Westen verschobenes Omega aus, wobei insbesondere der Osten
Deutschlands unter der Fuchtel des Trogs bleibt und dort mit nördlicher Strömung
deutlich kühlere Luft mit T850 hPa von 2 bis 8 Grad einfließen kann. Nach Westen
hin herrscht dagegen Hochdruckeinfluss bei T850 hPa von 12 bis 18 Grad. Mit nur
geringen Änderungen der Wetterlage oder der Lage des Omegas könnte sich das
Wetter bei uns aber mit neuen Läufen noch ganz gestalten.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des heutigen 0 UTC EZMW-Laufs zum gestrigen 0 UTC-Lauf ist
einigermaßen gut. Am Freitag zeigte sich im gestrigen 0 UTC-Lauf ein Trog über
Skandinavien, der nun erst am Samstag auftaucht und weiter nördlich agiert. Am
Grundtenor Süden antizyklonal, Norden/Nordosten eher zyklonal ändert das aber
nichts Wesentliches.
Die Konsistenz des heutigen 0 UTC EZMW-Laufs zum gestrigen 12 UTC-Lauf fällt
hingegen nur mäßig aus. Zum einen ist in der Nacht zum Donnerstag kein weiterer
Randtrog vorhanden, zum anderen legt sich das Omega bis zum Samstag über uns.
Ein vor allem im Osten höheres Druck- und Temperaturniveau wären die Folge
gewesen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis Donnerstag unterscheiden sich EZMW, ICON, GFS und UK10 nicht großartig.
Danach divergieren die Lösungen deutlich. Während NAVGEM und ICON noch
weitgehend auf EZMW-Linie bleiben, zeigt GFS zum Samstag hin eine zyklonal
geprägte, warme südwestliche Strömung auf Trogvorderseite mit Trogdurchgang am
Sonntag. UK10 simuliert am Freitag einen Trog über Skandinavien mit kühler
nordwestlicher Strömung und dem Übergreifen von Tiefausläufern auf die
Nordosthälfte (zeitverzögert ähnlich zum heutigen 0 UTC-Lauf des EZMW). JMA
ähnelt am ehesten dem gestrigen 12 UTC-Lauf des IFS (Omega über uns). GMA ist im
Verlauf am nächsten am GFS, lässt den Trog aber bis Sonntag nicht übergreifen.
Die stark unterschiedlichen Simulationen zeigen, dass ab Freitag größere
Unsicherheiten in der Vorhersage bestehen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte des EZMW-Ensembles sind bis zum
Mittwoch eng gebündelt. Danach öffnen sich die Kurven, allerdings ist bis zum
Ende jeweils ein gut definierten Median vorhanden, in dem sich auch der
Hauptlauf wiederfindet. Der deutlichen Abkühlung am Dienstag folgt ein Steigen
der T850 hPa, am Wochenende bis auf 12 bis 18 Grad. Das Geopotenzial bleibt dann
ebenfalls auf hohem Niveau. Niederschlagsspeaks gibt es insbesondere am
Dienstag, nach Norden und Osten hin auch in schwacher Form an den Folgetagen.
CLUSTER:
Von Donnerstag bis Freitag werden 5 Cluster ausgegeben, alle mit Regime
„Atlantischer Rücken“. Unterschiede sind meist nur im Detail zu erkennen,
insbesondere aber am Trog über Skandinavien zu sehen. Am Grundtenor mit eher
zyklonalem Norden und eher antizyklonalem Süden halten jedoch alle 5 Cluster
fest, teils mit leichten räumlich-zeitlichen Verschiebungen.
Von Samstag bis Montag werden nur 2 Cluster analysiert, die sich aber stark
unterscheiden. Oben skizzierte Entwicklung des Hauptlaufs findet sich in C2 mit
23 Mitgliedern. In C1 mit 28 Mitgliedern baut sich dagegen eine
west-südwestliche Strömung auf mit etwas kühlerem, zyklonalem Norden und
wärmeren, antizyklonalem Süden.
FAZIT:
Dem turbulenten Dienstag folgt eine Wetterberuhigung und Abkühlung. Im Laufe der
Woche steigen die Temperaturen, zum Teil könnte es auch wieder warm bis sehr
werden. Dabei wird der Norden und Osten meist zyklonal, der Süden und Westen
überwiegend antizykonal beeinflusst. Zum Ende der Woche hin und in der
Mittelfrist bestehen größere Unsicherheiten, sodass eine Vorhersage schwierig
ist. Nicht unwahrscheinlich ist jedoch ein warmes bis sehr warmes Szenario mit
weiterhin hochdrucklastigem Süden und eher zyklonalem Norden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Dienstag gibt es von EFI deutliche Hinweise für überdurchschnittlich viel
Wind, am Mittwoch noch schwache Hinweise im Nordosten. In den Ensembles werden
am Dienstag in der Nordhälfte recht hohe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen Bft
9, an den Küsten auch schwere Sturmböen Bft 10 bzw. exponiert vereinzelt
orkanartige Böen Bft 11 ausgegeben. Am Mittwoch sind die Wahrscheinlichkeiten
für stürmische Böen Bft 8 im Nordosten, für Sturmböen Bft 9 bzw. exponiert
vereinzelt schwere Sturmböen Bft 10 an der Ostsee erhöht.
GEWITTER:
Am Dienstag zeigt EFI bei CAPE SHEAR Werte bis 0,9 mit schwachem SOT-Signal.
CAPE ist zwar nicht überbordend, dennoch sollte die Lage hinsichtlich „Low CAPE High Shear“ beachtet werden (Superzellen möglich).
DAUERREGEN:
Am Dienstag ist bei EFI zwar kein Signal für überdurchschnittlich viel Regen
vorhanden, allerdings gibt es an der Nordsee und im nördlichen
Schleswig-Holstein von den Ensembles geringe Wahrscheinlichkeiten bis 20% für
mehr als 30 l/qm in 24 Stunden.
Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, zum Ende hin MOSMIX, da größere Unsicherheiten.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler