S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.09.2023 um 10.30 UTC

Meist ruhiges und teilweise zu warmes Hochdruckwetter. Am Donnerstag im
Nordseeumfeld Gefahr von markanten Böen. Danach leichter Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.09.2023

Am Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums ab Dienstag liegt unser
Vorhersageraum auf der Vorderseite eines Langwellentroges über dem östlichen
Ostatlantik in einer südwestlichen Höhenströmung. Die Achse des Troges wandert
dabei im Tagesverlauf weiter nach Osten und liegt am Abend bereits über England
und Benelux. Weiter südwärts und im Osten befindet sich dagegen noch hohes
Potential. Korrespondierend mit der Entwicklung in der Höhe sinkt am Boden der
Luftdruck und in der Nacht zum Mittwoch erreicht den Nordwesten die Kaltfront
eines Randtiefs nördlich von Schottland den Nordwesten mit ersten Regen. Im Rest
des Landes ist es zuvor trocken und bei einer T850 von bis knapp 15° C herrscht
warmes Altweibersommerwetter mit Höchsttemperaturen von 22 bis 26°C.

Am Mittwoch überquert die Trogachse den Nordwesten und Norden in Richtung
Nordosten. Dagegen bleibt der Süden noch im Bereich hohen Geopotentials. Die
Kaltfront überquert den Norden schon in der ersten Tageshälfte ostwärts.
Dahinter stellt sich eine westliche Höhenströmung ein. Dies führt vor allem im
Küstenbereich zu etwas Regen, nach Süden zu zeigt die Kaltfront so gut wie keine
Wetterwirksamkeit, da sie unter Hochdruckeinfluss gerät. Hinter der Kaltfront
setzt sich auch im Norden wieder leichter Hochdruckeinfluss durch. Auch an den
Temperaturen ändert sich kaum etwas. Lediglich im Nordwesten sinkt die T850
etwas unter 10°C ab.

Am Donnerstag schwenkt in der westlichen Höhenströmung ein weiterer Randtrog
ostwärts und überquert den Norden recht rasch in Richtung Nordosten. Er stützt
ein Bodentief, dass sich im Tagesverlauf von England nach Norwegen verlagert.
Ausgehend vom Tief schwenkt ein okkludiertes Frontensystem über den Norden
hinweg. Seine Kaltfront verlagert sich vom Nordwesten in Richtung Südosten und
erreicht am Abend die Alpen. Wettertechnisch sorgt das Frontensystem nur im
Norden für etwas Regen. Nach Süden kommt die Front zunehmend unter
Hochdruckeinfluss, da sie in den Bereich eines Höhenrückens über dem Alpenraum
gelangt. Daher kann es lediglich in den Gebirgen zu Regen oder Schauern kommen.
Hinter der Kaltfront wird deutlich frischere Luft zu uns geführt.
Signifikant scheint nach Lesart des IFS allerdings die Windzunahme im
Nordseeküstenbereich. Schon am Morgen frischt der Südwestwind auf und es gibt
bis ins norddeutsche Binnenland steife Windböen (Bft 7), an der Küste stürmische
Böen (Bft 8) und auf den Nordseeinseln Sturmböen (Bft 9). Abgesehen vom etwas
frischeren Küstenbereich verbleiben die Temperaturen auf fast unveränderten
Niveau.

Am Freitag überquert ein weiterer Randtrog den Norden und die Mitte und der
Rücken über dem Alpenraum schwächt sich ab und verlagert sich nach Süden.
Dadurch setzt sich die etwas kühlere Luft (T850 teils deutlich unter 10° C) bis
zu den Alpen durch. Weiterhin gewinnt die Front über Süddeutschland und dem
Alpenraum etwas mehr Wetteraktivität, markante Niederschläge sind allerdings
nicht zu erwarten. In der zweiten Tageshälfte sorgt ein schwacher Rücken in der
westlichen Höhenströmung allerdings schon wieder für Wetterberuhigung und die
Verstärkung eines Bodenhochkeils von Frankreich in Richtung Süddeutschland.

Samstag erreicht in der westlichen Höhenströmung ein flacher Rücken die Nordsee
und bei uns stellt sich wieder Hochdruckeinfluss ein. die 20-Grad-Marke wird
aber nur in Süddeutschland erreicht oder überschritten. Auch am Sonntag herrscht
zunächst noch Hochdruckeinfluss, wobei auf der Rückseite des Bodenhochs wieder
recht warme Luft (T850 > 10° C) in den Südwesten und Westen geführt werden. Am
Montag greift dann ein Frontensystem von Westen auf uns über und sorgt für
unbeständige Wetter mit teilweise auch recht kräftigen Niederschlägen. Es bleibt
recht mild, wobei Höchstwerte über 20° C nur noch im Westen und Südwesten
auftreten werden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Mittwoch stimmt der aktuelle Lauf des IFS recht gut mit den Vorläufen
überein. Allerdings simuliert der aktuelle Lauf am Donnerstag die Passage eines
Bodentiefs von England nach Norwegen deutlich südlicher als die Vorläufe. Daher
ist der Gradient über der Deutschen Bucht schärfer und deutet daher auf eine
Sturmlage, zumindest für das Nordseeumfeld, hin. Im weiteren Verlauf stimmt der
aktuelle Lauf dann wieder recht gut mit seinem direkten Vorlauf überein. Der
gestrige 00UTC-Lauf deutet dagegen eine stärkere Troglage für den Norden an.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

IFS stimmt im Großen und Ganzen recht gut mit den anderen Modellen überein.
Allerdings zeigt ICON am Mittwoch eine eigene Lösung für unseren
Vorhersagebereich. Demnach überquert den Norden und die Mitte ein recht scharfer
Trog von West nach Ost. Weiterhin gibt es bei allen Modelle Unterschiede in der
Prognose des weiteren Verhaltens des atlantischen Tiefs, dass durch die
Einbeziehung des Tropensturms „OPHELIA“ entstehen soll. Hier gibt es, wie meist
bei solchen Entwicklungen, noch deutliche Unsicherheiten hinsichtlich der
Zugbahn und der Entwicklung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalysen für Dienstag und Mittwoch weisen 4 Cluster aus, die sich in
unserer Vorhersageregion nicht wesentlich unterscheiden. Im Zeitraum Donnerstag
bis Samstag werden 2 Cluster gerechnet, wobei sich der aktuelle Lauf in Cluster
1 befindet der mit 34 Membern deutlich stärker ist als der zweite Cluster.

Die Rauchfahnen zeigen ein starken Anstieg der T850 bis zu einem Maximum am
Dienstag. Danach wird der Spread größer und die Temperaturen gehen bis Samstag
zurück, wobei sich der der aktuelle Lauf sich meist im Bereich einer Mehrheit
der Einzelläufe aufhält. Der Spread ist allerdings beträchtlich und beträgt über
15 K. Bis einschließlich Mittwoch gibt es kein oder kaum Signale für
Niederschlag. danach ist es am Donnerstag und Freitag etwas unbeständiger,
allerdings auch ohne größere Niederschlagsmengen.
Die Tageshöchsttemperaturen liegen bis Sonntag nächster Woche meist über den
Werten des Modellmittels, die Tieftemperaturen bewegen sich meist im Bereich des
Modellmittels. Die vorherrschende Windrichtung ist meist Südwest.

Insgesamt stützen die Ensembles die Vorhersagen des aktuelle Laufs des IFS. Die
Unsicherheiten bzgl. der Entwicklung und der Zugbahn der Tiefpassage am
Donnerstag können jedoch nicht ausgeräumt werden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis Mittwoch stehen keine signifikanten Wettererscheinungen auf der Karte. Die
Kaltfrontpassage am Donnerstag könnte vor allem im Nordseeumfeld für markante
Böen > Bft 8 sorgen. Dafür sprechen die Ensembles von EZMW und ICON. Bei EFI
gibt es jedoch keine dem entsprechende Signale.
Insgesamt gesehen werden von EFI von Dienstag bis Freitag vor allem die
Temperaturen als teilweise deutlich über dem Modellklima einschätzt.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS-Hauptlauf, Ensembles

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich