S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.09.2023 um 10.30 UTC

Meist ruhiges Spätsommerwetter, erst Mitte nächster Woche wieder unsicherer und
evtl. unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 28.09.2023

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Sonntag tropft ein von Skandinavien über
Deutschland bis nach Mittelitalien erstreckender Trog über dem Mittelmeer ab,
nachfolgend verlagert sich der Trog mit verkürzter Amplitude über die Ostsee in
Richtung Finnland. Auf der Trogrückseite strömen kühlere und trockenere
Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen um +5 Grad ein, insgesamt stabilisiert sich
das Wetter über Deutschland mit zunehmenden Hochdruckeinfluss. Ausgehend von
Nordwestafrika wölbt sich ein Höhenrücken über die Iberische Halbinsel und
Frankreich bis nach Deutschland, der die Bodenhochdruckzelle über Mitteleuropa
weiter stützt.

Am Montag nähert sich vom Atlantik her ein neuer Langwellentrog, der jedoch von
dem Höhenrücken nach Osten zu blockiert wird. Der Höhenrücken verbindet sich mit
dem osteuropäischem Hoch, wobei das Residuum des ehemaligen Troges über
Nordosteuropa rasch aufgefüllt wird. Das mitteleuropäische Bodenhoch verlagert
sich in Richtung Belarus, so dass an dessen Westflanke bzw. auf der Ostflanke
des Troges wieder mildere Luftmassen aus Südwesten nach Deutschland geführt
werden. In 850 hPa befinden sich die Temperaturen Montag 18 UTC wieder zwischen
12 und 14 Grad.

Am Dienstag ändert sich nur wenig an dieser Situation, Deutschland bleibt an der
Westflanke des Hochs recht stabil liegen. Evtl. sorgen Randtröge ausgehend von
dem atlantischen Trog, der mittlerweile auf Westeuropa übergegriffen hat und
sich bis nach Spanien erstreckt, im äußersten Nordwesten für stärkere Bewölkung
und den einen oder anderen Regentropfen und etwas Wind an der Nordseeküste.

Am Mittwoch steilt sich der atlantische Trog etwas auf und Deutschland gerät in
den direkten Einfluss seiner Vorderseite, bei der 850 hPa Temperaturen bis 16
Grad nach Norddeutschland geführt werden sollen. Die vorlaufende Frontalzone
soll in der Nacht zu Donnerstag auf Westdeutschland übergreifen, ein rasches
Verlagern auf die Mitte oder gar Osten wird von dem weiterhin kräftigen Hoch
über Nordosteuropa blockiert.

Nach dem aktuellen Lauf, soll sich am Donnerstag eine Tiefdruckrinne über
Deutschland ausbilden, bei dem der Luftmassenwechsel sicherlich nicht ohne
kräftige Gewitter auskommen wird. Hinter der Frontalzone fließen 850 hPa
Temperaturen um 6 Grad ein.

Aber erst zum Freitag hin, soll der Trog ganz auf Mitteleuropa übergreifen und
den Luftmassenwechsel endgültig vollziehen. Dabei stellt sich kühleres und
wechselhaftes Wetter ein. Am Boden sorgt aber schwacher Hochdruckeinfluss für
Wetterberuhigung am übernächsten Wochenende. Neues Ungemach ist über dem
Atlantik aber schon zu erkennen, der nächste Trog soll sich am Sonntag bereits
Frankreich annähern.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Gro ist die Konsistenz der Vorläufe mit dem aktuellen Lauf sehr gut. Jedoch
wird ab Montag die hochreichende Hochdruckzelle über Osteuropa im neuen Lauf
etwas stärker simuliert. Den Abtropfprozess des Langwellentroges am kommenden
Wochenende über dem Mittelmeer wird aber ähnlich simuliert.
Ab kommenden Mittwoch gibt es dann etwas größere Unterschiede, da ein neuer
Atlantischer Trog und dessen vorlaufende Frontalzone nun nicht mehr so rasch auf
Mitteleuropa übergreifen kann, sondern in Richtung iberischer Halbinsel austrogt
und erst später auf Deutschland übergreift. Mögliche Wettergefahren halten sich
aber so oder so in Grenzen. Es wird nach dem neuen Lauf etwas milder. Evtl.
steht mit Frontpassage Mitte/Ende nächster Woche erneut eine kräftigere
Gewitterlage an.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Mittwoch simulieren die verschiedenen Globalmodelle ein ähnliches Szenario,
jedoch wird das Osteuropäische Hoch und auch der neue atlantische Trog ab
Mittwoch jeweils etwas anders prognostiziert. Nach GFS wird die Osteuropäische
Hochdruckzelle schwächer simuliert, so dass der Trog auch schneller auf
Mitteleuropa übergreifen kann. ICON hat dabei auch eine eigene etwas andere
Variante.
Dennoch bis Mittwoch ähneln sich die Prognosen für Deutschland halbwegs, IFS ist
etwas wärmer und ICON etwas kühler, den Hochdruckeinfluss haben aber alle.
Nachfolgend wird es Zusehens unsicherer. Wie und wann der Trog auf Mitteuropa
übergreift ist sehr unsicher. Evtl. werden nochmal schwere Gewitter mit
Starkregen Thema werden. Dies ist aktuell aber nicht abzuschätzen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In den Plumes für Offenbach ist schön der Anstieg der 850 hPa Temperaturen ab
Sonntag zu erkennen. Bis Mittwoch bleibt dabei der Spread recht gering und
öffnet sich anschließend sehr stark. Auch in den 500 Geopt. Feld ist bereits ab
Samstag ein rasches Ansteigen des Geopotentials zu beobachten. Auch da sind ab
Dienstag größere Unsicherheiten wann und wie der neue Trog auf Deutschland
übergreift.

Auch in den Plumes des GFS ist eine ähnliche Verteilung zu erkennen.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 3 Cluster,
der Haupt- und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 23 Membern in
Cluster 1. Generell zeigen alle Cluster das Blocking bis Donnerstag 00 UTC. Im
Zeitbereich 192 bis 240 h gib es dann noch andere Varianten die das Blocking
länger oder bis 240 h weiterbestehen lassen. Im Cluster 1 (wo auch der Haupt-
und der Kontrolllauf drin sind) kann der Trog am Donnerstag auf Mitteleuropa
übergreifen. Die Cluster sind mehr oder weniger gleichverteilt, es bleibt also
spannend ob bzw. wann der Trog nächste Woche auf Mitteuropa übergreifen kann.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Mittelfristzeitraum gibt es keine Signale für markante Wetterereignisse.

Erst wenn der Trog Mitte/Ende nächster Woche mit vorlaufenden Frontalzone auf
Mitteleuropa übergreift sind schwere Gewitter mit Starkregen oder ein
mehrstündiger Starkregen nicht ausgeschlossen, aber auch nur wenig
wahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher