S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.09.2023 um 10.30 UTC

Am Montag markante Gewitterlage. Örtlich Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 21.09.2023

Eingangs der Mittelfrist am kommenden Sonntag liegt Deutschland im Zustrom sehr
warmer Luft aus dem Mittelmeerraum. Dabei findet sich ein Trog über Westeuropa,
der vorderseitig mit kräftiger Warmluftadvektion einen Höhenrücken stützt, der
u.a. ein Hochdruckgebiet über Skandinavien zur Folge hat. An dessen Südseite
gelangt mit einer östlichen Strömung trockenwarme Festlandsluft in den größten
Teil unseres Landes, während sich in den Südwesten von Frankreich her eine
Tiefdruckrinne vorarbeitet, die mit feucht instabiler Luft angefüllt ist. Da in
der Höhe der Rücken darüberliegt, kommt es lediglich im Bergland zu einzelnen
Gewittern. Bei 850 hPa Temperaturen von 10°C im Norden und 18°C im Süden wird es
häufig hochsommerlich warm bei fast 30°C vereinzelt im Südwesten. Nur in den
Norden fließt aus dem Hoch lediglich mäßig warme Luft aus, in der die 25°C auch
verfehlt werden.
Am Montag geht die diesmal kurze Wärmeperiode zu Ende. Das Hoch verabschiedet
sich zum Baltikum und von Westen her greift ein markanter Höhentrog auf
Westeuropa über. Davor dreht die Strömung auf Südwest und wird deutlich
zyklonaler. Dabei verstärkt sich im Südosten die Zufuhr sehr warmer, feuchter
und labiler Luft und die 850 hPa Werte steigen vorübergehend über 20°C, bevor
dann bis zum Dienstag mit Tiefausläufern in mehreren Staffeln kühlere Meeresluft
zu uns gelangt. Gestützt durch dynamische Hebung deutet sich eine weitere
markante Gewitterlage an, die lokale Unwetter, nicht nur durch Starkregen
bringen kann.
Am Dienstag überquert uns der Höhentrog in einer westlichen Strömung nach Osten
und es gelangt auf der Rückseite der abziehenden Kaltfront kühlere, insgesamt
aber noch relativ warme Meeresluft zu uns, die deutlich trockener ist. Während
sich in den Süden rasch der Keil eines Hochs über Frankreich vorschiebt, liegt
der Norden und die Mitte unter einer lebhaften westlichen Strömung. Dabei kommt
es gebietsweise zu Schauern, die später von Südwesten her nachlassen. Vor allem
über der Nordhälfte weht kräftiger Westwind.
Am Mittwoch nähert sich ein breiter Trog den Britischen Inseln. Davor dreht die
Strömung auf Westsüdwest, wird aber auch antizyklonaler, weil sich vor dem Trog
ein Rücken aufwölbt, der über die Nordsee nach Skandinavien schwenkt. Der Norden
wird von Tiefausläufer mit Bewölkung und etwas Regen gestreift. Je weiter nach
Süden es geht, je stärker macht sich der Einfluss einer Hochdruckzone über dem
Alpenraum bemerkbar. Es bleibt alles in allem warm und nach Norden hin teilweise
auch windig.
Am Donnerstag zieht der Höhenrücken nach Osteuropa ab und wir gelangen auf die
Vorderseite des Langwellentroges, der nun auf Nordwesteuropa übergegriffen hat.
Die Strömung dreht vorübergehend noch etwas mehr nach Südwest und im
Tagesverlauf greift die Kaltfront eines Zentraltiefs südlich von Island über.
Davor gelangt noch warme Luft nach Deutschland, dahinter folgt ein Schwall
frischer Meeresluft.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich wechselhaftes Wetter an mit Zufuhr
unterschiedlich temperierter Luftmassen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist für den Wochenwechsel, oder Beginn
der Mittelfrist, gut. Die Hochdruck- und Wärmephase geht am Montag mit einer
Gewitterlage zu Ende. Danach steigen die Unsicherheiten und die Unterschiede von
Lauf zu Lauf, nicht zuletzt wegen der tropischen Stürme auf dem Atlantik, die in
die Frontalzone wollen. Der neueste Lauf schlägt jedenfalls erstmal eine
antizyklonalere Gangart als seine Vorgänger vor.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Für die ersten Tage der Mittelfrist sind sich die betrachteten Globalmodelle
einig. Die Gewitterlage am Montag, Trogvorderseite und Passage mehrerer
Kaltfronten zeigen alle Modelle, ebenso wie die folgende Abkühlung. Allerdings
geht es nicht allzu weit runter mit den Temperaturen, das Niveau bleibt auch in
der Folge für die Jahreszeit recht hoch.
UKMO stützt dabei die antizyklonale Lesart des IFS (W a oder SW a) ICON und GFS
sind auch zonal aufgestellt, aber wie die gestrigen IFS Läufe zyklonaler. Das
GFS hat zudem eine recht weit südlich liegende Frontalzone zu bieten mit den
kühlsten (fast schon durchschnittlichen) Luftmassen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Aussagen des Hauptlaufs zu
Beginn der Mittelfrist. Allerdings ist der Spread in den Temperaturen über dem
Norden schon in den ersten Tagen groß, was wohl in einer Luftmassengrenze über
dem Norden begründet liegt. Großartig wetteraktiv ist diese aber nicht.
Allgemein nimmt der Spread ab Dienstag stärker zu, nicht nur bei der Temperatur,
entsprechend unsicher werden dann die Vorhersagen. Die Niederschlagssignale
durchlaufen außer im Norden Mittwoch und Donnerstag ein Minimum, was sich dann
wieder recht gut mit dem Hauptlauf deckt.

Im ersten Zeitschritt bis +96h ähneln sich die 6 Cluster noch, obwohl schon
einige deutliche Abweichungen erkennbar werden. U.a. Ein Kurzwellentrog, der den
Rücken bei uns überläuft, könnte für den im Norden rasch steigenden Spread
mitverantwortlich sein.
Danach werden 5 Cluster gebildet, die fast durchweg den Übergang in ein
Strömungsmuster NAO + zeigen. Der Hauptlauf liegt in Cluster 1, 17 Member, der
nach subjektiver Ansicht zyklonaler aufgestellt ist, als der Hauptlauf.
In der erweiterten Mittelfrist lassen 3 Cluster, alle des Typs NAO+, kaum
Zweifel an der zonalen dominierten, wechselhaften Witterung bei uns aufkommen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Als signifikant könnte man auch anfangs die Wärme, fast Hitze bezeichnen. Lokal
sind am Sonntag, und am Montag noch im Südosten, die 30°C möglich bei steigender
Schwüle.
Im Focus steht die Gewitterlage am Montag. Erste Hinweise geben die
Niederschlagoutputs mit lokal 30 bis 40 l/qm. Die Zutaten sprechen für eine
markante, dynamische Gewitterlage mit wegen der zunehmenden Scherung teilweise
organisierter Konvektion. Feucht instabile Luft (PPW bis 40 mm) und die
Trogvorderseite (hohe EFI Cape Shear Werte) sind allemal für starke Gewitter
gut, der Energieinput durch Einstrahlung ist schon sehr gedrosselt. Lokal
unwetterartige Entwicklungen müssen erneut einkalkuliert werden.
In der Folge steht „nur“ noch Wind (stürmische Böen oder Sturmböen) an der See
und im höheren Bergland auf der Karte.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner