S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.09.2023 um 10.30 UTC

Am Montag noch häufig sonnig und sommerlich warm bis heiß, im Westen und
Nordwesten sowie in den Alpen erste Gewitter. Am Dienstag von Westen steigendes
Gewitterpotential, Unwetter nicht ausgeschlossen. Am Mittwoch auch ganz im Osten
und Südosten Gewitter und deutliche Abkühlung.
Ab Donnerstag durchschnittliche Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 15.09.2023

Der mitteleuropäische Höhenrücken schwenkt am Montag nur sehr langsam zum
nordwestlichen Balkan und sein Keil regeneriert sich über dem Baltikum.
Gleichzeitig nähert sich der westeuropäische Trog langsam. Die sich auf der
Vorderseite befindenden Feuchtefelder (respektive Schauer und Gewitter) ziehen
abends nach Nordwestdeutschland. Die eingeströmte sehr warme bis heiße Luftmasse
mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 14 und 18 Grad bleibt wetterbestimmend.

Am Dienstag schwenkt der Höhenrücken langsam weiter nach Polen und die
Haupttrogachse erreicht bis zum Abend eine Linie westliche Nordsee-Pyrenäen.
Gleichzeitig dringt die Kaltfront des Tiefs über dem Nordmeer bis zur Deutschen
Bucht vor. Auch im Vorfeld der Kaltfront steigt das Schauer- und Gewitterrisiko
von Westen her an.

Der vom Nordmeer ausgehende Höhentrog schwenkt am Mittwoch langsam über
Deutschland hinweg nach Osten. Dadurch breiten sich die Regenfälle auch bis nach
Westpolen und Österreich aus, während trogrückseitig es in Norddeutschland schon
wieder aufheitert. Die Kaltfront des Nordmeertiefs erreicht im Tagesverlauf den
Südosten Deutschlands und führt frische Atlantikluft heran.

Am Donnerstag ziehen Trog und Kaltfront zum nahen Osteuropa ab und anschließend
erreicht bereits in den Frühstunden ein flacher Höhenkeil Deutschland, der
abends bereits über Polen erwartet wird. Es folgt im Tagesverlauf ein flacher
Randtrog, der aber kaum Wetterwirksamkeit besitzt. Das oben erwähnte
Hochdruckgebiet überdeckt weite Teile Mitteleuropas und reicht mit einem Keil
bis zum Nordmeer. Dabei ist im Norden eine kühle Luftmasse, im Süden immer noch
recht warme Luft wirksam. Die 850-hPa-Temperaturen liegen zwischen 2 Grad an der
Ostsee und 12 Grad ganz im Südwesten.

Am Freitag liegt Deutschland zunächst in einer recht glatten West- bis
südwestlichen Höhenströmung, die sich bis Tagesende aber zur Nordsee hin
aufwölbt, da dort, über Mitteleuropa und über Frankreich WLA einsetzt. Das
Hochdruckgebiet verlagert sich derweil nach Polen, so dass wir in eine
südöstliche Strömung gelangen, mit der Warmluft zu uns strömt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf des ECMWF berechnet die Wetterentwicklung ähnlich wie die
beiden Modellruns von gestern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON simuliert den Randtrog am Donnerstag deutlich stärker als IFS, so dass sich
eine Frontalwelle entwickelt, die über Norddeutschland nordostwärts zieht und zu
kräftigen Regenfällen führt.

Auch JMA berechnet am Donnerstag den mitteleuropäischen Trog stärker als IFS und
simuliert vorderseitig in der Südosthälfte Deutschlands noch längere Zeit
schauerartige Regenfälle.

Ansonsten sehen die anderen Modelle die Wetterentwicklung sehr ähnlich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS berechnet bis zum 7. Folgetag drei Cluster. Dabei
sieht der 3. Cluster mit 12 Modellruns ähnlich aus wie die ICON-Lösung mit dem
Durchgang eines kräftigen Troges am Donnerstag (beim 3. Cluster leicht
verzögert). Insofern sollte man die ICON-Lösung nicht ganz außer Acht lassen. In
der erweiterten Mittelfrist ab Samstag, 17.09. scheint sich ein Trog über
Westeuropa (1. Cluster) bzw. ein Höhentief westlich der Biskaya (2. Cluster
festzusetzen. Insofern ist ein erneuter Warmluftvorstoß (den ja auch der
operationelle Lauf zeigt) zum Folgewochenende durchaus wahrscheinlich.

Bis Dienstagfrüh liegen die Temperaturen in 850 hPa in der Rauchfahne von
Offenbach sehr hoch bei über 15 Grad. Erst im Laufe des Dienstags sinken die
Werte häufig unter diesen Wert.
Der Temperaturtrend geht am Mittwoch weiter nach unten, da die oben erwähnte
Kaltfront durchgeht. Anschließend stagnieren die Temperaturen zwischen 9 und 12
Grad, bei einem Drittel der Modellruns liegen sie gar nur noch um 6 Grad am
Donnerstag und Freitag. Ab Samstag gibt es nur noch wenige kalte Lösungen und
die Temperaturen verdichten sich wieder bei höheren Werten zwischen 11 und 15
Grad (spätsommerliche Werte zumindest in der Mitte und im Süden).

Entsprechend erkennt man in den EPS-Meteogrammen bis Dienstag Höchsttemperaturen
im hochsommerlichen Bereich, was für ganz Deutschland gilt (allerdings am
Dienstag nicht ganz so warm wie am Montag). Ab Mittwoch liegen die Werte dann im
Normbereich für September. Am Donnerstag knicken die Mosmix-Temperaturen wegen
der kühlen ICON-Lösung im Norden vorübergehend ein auf Werte unter 20 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist schlagen vor allem bei den Mos-Temperaturen die
höheren 850-hPa-Temperaturen nicht mehr voll durch (keine vollständige
Durchmischung).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Montag gibt es zunächst Sommerwetter ohne markante Gefahren. Erst gegen Abend
können im äußersten Westen und Nordwesten sowie in den Alpen erste starke
Gewitter auftreten.
Am Dienstag nimmt dann von Westen das Gewitterrisiko allgemein zu und Unwetter
können örtlich eng begrenzt nicht ausgeschlossen werden.
Am Mittwoch erreichen die teils gewittrigen Regenfälle auch die Oder und
Südostbayern.
Am Donnerstag beruhigt sich das Wetter meist. An der Nordsee nimmt die
Wahrscheinlichkeit von Böen Bft 8 allerdings leicht zu.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, zu kleinen Teilen auch ICON.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden