S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.09.2023 um 10.30 UTC

Sonniges und trockenes Wetter mit sehr warmen bis heißen Tagen, aber recht
kühlen Nächten. Sonntag/Montag von Westen ansteigendes Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 11.09.2023

In der Mittelfrist setzt sich die Blockadelage über Europa zunächst fort. Am
Donnerstag reicht der verantwortliche, blockierende Rücken mit seiner Achse von
Algerien nordostwärts über das westliche Mittelmeer und Mitteleuropa bis nach
Skandinavien. In den Rücken ist eine abgeschlossene Höhenantizyklone mit Kern
über Deutschland eingebettet, im Bereich derer das 500-hPa-Geopotenzial zwar
nicht mehr ganz so hoch ist wie in der Kurzfrist, mit über 590 geopotenziellen
Dekametern aber immer noch am oberen Rand dessen, was hierzulange möglich ist.
Flankiert wird der Rücken von zwei Cut-Off-Tiefs über dem Seegebiet zwischen den
Azoren und der Iberischen Halbinsel sowie über dem Ionischen Meer. Darüber
hinaus lassen sich zwei Tröge identifizieren, von denen einer nach Island und zu
den Britischen Inseln schwenkt und der andere über Nordwestrussland abtropft.
Daraus ergibt sich eine klassische, ca. 45° im Uhrzeigersinn geneigte, stabile
Omega-Lage. Der o. e., über das Nordmeer nach Skandinavien schwenkende Trog
hobelt den Rücken in seinem Nordteil am Freitag und Samstag vorübergehend etwas
ab bzw. drückt ihn nach Osten, weiter südlich verändert er seine Lage allerdings
kaum und auch das eingebettete Höhenhoch über Mitteleuropa schwächt sich nur
unwesentlich ab. Das mit dem über Skandinavien ostwärts schwenkenden Rücken
korrespondierende Bodenhoch verlagert seine Position über die mittlere Ostsee
und das Baltikum nach Osteuropa. Infolgedessen fällt der Luftdruck über
Mitteleuropa und von Westen erreicht uns am Samstag eine flache Tiefdruckrinne.
Der anfänglich teils mäßige Ostwind schwächt sich daher ab und wird umlaufend.
Zumindest in die Westhälfte kann dabei etwas feuchtere Luft einsickern, das
starke Absinken unterbindet aber hochreichende Konvektion, allenfalls zeigen
sich vermehrt flache Quellwolken. In vielen Regionen scheint die Sonne von früh
bis spät. Bei 850-hPa-Temperaturen zwischen 16 und 20 °C sind hochsommerliche
Höchstwerte zwischen 26 und 33 °C zu erwarten. Die nächtliche Abkühlung fällt
durch die von Westen langsam einsickernde, feuchtere Luft zwar nicht mehr ganz
so üppig aus, reicht aber noch aus, um eine stärkere Wärmebelastung zu
verhindern.

Am Sonntag und Montag bringt sich über dem nahen Nordostatlantik ein neuer Trog
in Stellung. Auf der Vorderseite wird der Rücken in seinem Nordteil durch WLA
regeneriert, während sich das Höhenhoch über Mitteleuropa weiter abschwächt. Die
Achse des Rückens liegt nun etwas weiter östlich (Tunesien-zentraler
Alpenraum/Ostdeutschland-Ostsee). Über Südskandinavien kann sich ein neues,
kräftiges Bodenhoch ausbilden, das seinen Schwerpunkt aber rasch über das
Baltikum nach Westrussland verlagert. Die Osthälfte gelangt dabei wieder
verstärkt in den Zustrom trockener Kontinentalluft aus Osten, während sich im
Westen im Verlauf noch etwas feuchtere Luft durchsetzen kann. Hinter der
ostwärts abziehenden Rückenachse wird die Schichtung zumindest im äußersten
Westen und Südwesten hochreichend labilisiert, sodass zumindest mit
orographischer Unterstützung erste Gewitter möglich sind, die auch kräftig
ausfallen können.

In der erweiterten Mittelfrist greift der zunehmend progressive Trog auf West-,
nach IFS-Lesart recht zügig auch auf Mitteleuropa über. Die vorgelagerte
Kaltfront würde Deutschland ostwärts überqueren und spätestens bis Wochenmitte
für einen landesweiten Temperaturrückgang sorgen. Ob im Zuge dessen eine
konvektive Unwetterlage droht, ist allerdings noch sehr fraglich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Dem IFS kann über weite Strecken der Mittelfrist eine gute Konsistenz
bescheinigt werden. Erst ab Montag gehen die Berechnungen stärker auseinander.
Der raum-zeitliche Ablauf des von Westen her übergreifenden Troges bzw. der
Kaltfrontpassage wird noch ziemlich variabel simuliert. Während der gestrige und
heutige 00z-Lauf auf einer Linie sind und den recht scharfen Trog sehr
progressiv bis Wochenmitte nach Deutschland hereinschwenken lassen, ließ der
gestrige 12z-Lauf den Trog nur sehr flach nach Skandinavien schwenken. Dabei
würde nur der Nordwesten gestreift werden, während sich ansonsten das ruhige und
warme Wetter unter dem Einfluss einer Hochdruckbrücke erst einmal fortsetzen
würde.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Während GEM etwa auf einer Linie mit den 00z-Läufen des IFS ist und eine recht
knackige Trog- und Kaltfrontpassage bis Wochenmitte rechnet, simuliert das GFS –
ähnlich wie der IFS-12z-Lauf – nur einen flachen Trog, wodurch sich der
„Wetterwechsel“ vor allem nach Süden und Südosten zu verzögern würde.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des IFS-EPS sind bis Montag sehr eng gebündelt und der
deterministische Lauf gut in die Memberschar eingebettet. Während sich bei der
Temperatur fast nichts tut, erfolgt beim Geopotenzial bereits ein seichter
Rückgang.
Ab Dienstag gehen die Rauchfahnen vor allem bei der Temperatur auf wie ein
Hefekuchen. Erste Berechnungen stürzen im Westen schon am Dienstag ab, die
Mehrheit (inklusive des det. Laufes) am Mittwoch. Einige wenige Member verzögern
den Temperaturrückgang über die Wochenmitte hinweg und schwächen ihn dabei
deutlich ab.
Bis einschließlich Sonntag (!) sind Niederschlagssignale quasi nicht existent,
erst ab Montag (Westen) bzw. Dienstag (Osten) nehmen sie dann schlagartig zu.

CLUSTER:
+72-96 h: 4 Cluster; alle BLOCKING; keine nennenswerten Unterschiede mit Fokus
auf Mitteleuropa.
+120-168 h: 3 Cluster; alle BLOCKING; Leichte Unterschiede in Ausprägung und
Orientierung des blockierenden Rückens, Deutschland vornehmlich antizyklonal
dominiert.
+192-240 h: 3 Cluster; C1/C2 (20+17=37/51 Member) mit Übergang BLOCKING->NAO+;
C1 mit flachem Trog, nach Süden zu antizyklonal, C2 (inkl. det. Lauf) Vorstoß
eines scharfen Troges; C3 (14/51) mit BLOCKING und längerer Trogvorderseite.

FORECASTTREE:
Bis Sonntag werden ausschließlich antizyklonale Großwetterlagen mit
meridionalem/südlichem Strömungsmuster angegeben (SE/S/SWa).
Ab Montag kommt zunehmend Zyklonalität ins Spiel, wobei weiterhin die
meridionalen Muster (Sz->TrW->TrM) dominieren. Bis zur Wochenmitte machen die
zyklonalen GWLs etwa 2/3 des Ensembles aus, die antizyklonalen Muster (meist
BM/Sa) geraten ins Hintertreffen. Zonale Strömungsmuster (Wz/Ww) spielen eine
untergeordnete Rolle.

FAZIT:
Die Omega-Blockierung beschert uns bis zum Wochenende sonniges und trockenes
Spätsommerwetter. Danach wird die Vorhersage langsam unsicherer. Ab Montag
sollte man in zunehmend feuchter und instabiler Luft zumindest im Westen und
Südwesten erste, orographisch induzierte Gewitter ins Kalkül ziehen. Wie schnell
und in welcher Ausprägung sich die Kaltfrontpassage nebst etwaiger Gewitterlage
im Laufe der kommenden Woche vollzieht, muss allerdings abgewartet werden. Vor
allem der Süden könnte noch länger in der Warmluft verbleiben, als das der
deterministische IFS-Lauf von heute Morgen suggeriert.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Über weite Strecken der Mittelfrist keine.
Ab Sonntag, eher Montag nimmt die Wahrscheinlichkeit einzelner, aber kräftiger
Gewitter zunächst über dem Bergland im Westen und Südwesten zu.
Im weiteren Verlauf (bis zur Wochenmitte, eventuell aber auch darüber hinaus)
muss infolge einer Kaltfrontpassage verbreiteter mit Gewittern gerechnet werden.
Eine Unwetterlage ist aber (noch) sehr fraglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser