#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 31.08.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.08.2023 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Morgen in der Mitte Regenfälle, im Süden einzelne Gewitter. An den Folgetagen
zunehmend wärmer bei nur noch geringer Gewitterneigung.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … befindet sich Deutschland im Bereich eines Langwellentroges mit zwei
stark ausgeprägten Achsen. Die östliche erstreckt sich ausgehend von einem
Höhentief, das heute Abend in etwas in der Region Rügen liegt, ausgehend
südostwärts bis in die Ägäis. Die zweite erstrecht sich westlich Irlands
südwärts in den offenen Atlantik. Dazwischen beginnt sich bedingt durch
Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Tiefs Günter allmählich ein flacher
Rücken über Frankreich aufzuwölben. Das Höhentief korrespondiert mit dem
Bodentief Franz über der mittleren Ostsee, während an den westlichen
Langwellentrog das schon erwähnte Tief Günter mit Kern nordwestlich von Irland
gekoppelt ist. Relativ hoher Luftdruck ist dagegen über dem Süden Europas zu
finden, allerdings sind die Druckgegensätze generell recht schwach und der Wind
kommt bei uns überwiegend aus südwestlicher Richtung.
Der Norden Deutschlands befindet sich im Einflussbereich des Höhentiefs mit
Höhenkaltluft zwischen -20 und -24°C in 500 hPa und etwa +5°C in 850 hPa, was in
einer labilen Schichtung resultiert. In der Folge sind heute im Norden
Deutschlands zahlreiche Schauer und Gewitter entstanden, nach Süden hin wurden
diese immer schwächer. Dort blieb es heute weitgehend trocken und mittlerweile
macht sich dort schon die Warmluftadvektion mit hoher und mittelhoher Bewölkung
bemerkbar. Auch dort ist die Luftmasse mit etwa 7 bis 9°C in 850 hPa relativ
kühl.
In der Nacht zum Freitag zieht das Höhentief nordostwärts in die Ostsee ab.
Gleichzeitig weitet sich die westliche Langwellentrogachse weiter südwärts aus
und im Bereich Irland entwickelt sich zunehmend ein Höhentiefkern. Das senkrecht
darunter liegende Bodentief Günter füllt sich allmählich auf. An seiner sich
nach Westen erstreckenden Okklusion entwickelt sich am Okklusionspunkt ein
Teiltief, welches bis zum Morgen Südostengland erreicht. Die von dort ausgehende
Warmfront erreicht im Laufe der Nacht den Südwesten Deutschlands. Diese liegt
unter dem Höhenrücken, dessen Achse bis zum Morgen die Westgrenze Deutschlands
erreicht.
Im Vorfeld der Warmfront kommen durch die starke Warmluftadvektion zunächst im
Südwesten, später im ganzen Süden Deutschlands leichte Regenfälle auf. Diese
intensivieren sich gegen Morgen in Rheinland-Pfalz und am Niederrhein.
Gleichzeitig lassen im Norden und Nordosten Deutschlands die Schauer rasch nach,
da zum einen die Labilität durch den Abzug des Höhentiefs rasch geringer wird,
zum anderen aber auch der Tagesgang für Abschwächung sorgt. Dort kommt es
gebietsweise zu Wolkenauflockerungen.
Zwischen den beiden Bodentiefs schwenkt ein schwacher Bodendruckkeil über
Deutschland nordostwärts. Auf dessen Vorderseite weht der Wind vielfach um West
und verstärkt sich im Bereich Vorpommerns sogar noch etwas, weil der Druckkeil
schneller nachrückt als Tief Franz abzieht. Allerdings reicht es nicht ganz für
Windwarnungen. Auf der Westseite des Bodendruckkeils dreht der Wind dagegen auf
Süd, Richtung NRW, dem Teiltief Günters am nächsten, sogar auf Südost. Unter dem
Keil selbst schläft dagegen der Wind fast ein, was in Teilen Norddeutschlands
die Entstehung einzelner Nebelfelder begünstigt.
Die Temperatur geht im Norden – abgesehen von unmittelbarer Seenähe – je nach
Bewölkung meist auf 12 bis 7°C zurück. Mit vieler und oft geschlossener
Bewölkung und gleichzeitiger Warmluftadvektion bleibt es im Süden mit 14 bis
11°C milder.
Am Freitag, zum Beginn des meteorologischen Herbstes, … schwenkt das Höhentief
mit der zugehörigen östlichen Langwellentrogachse weiter nach Nordosten, während
die westliche Trogachse ebenso weiter ostwärts schwenkt. Der Trog weitet sich
dabei zugleich nach Süden aus und beginnt abzutropfen. Bei uns unternimmt
dagegen der dazwischen liegende Rücken einen Versuch, sich weiter aufzubauen und
seine Achse ostwärts zu verlagern. Allerdings ist in etwa mit dem
Okklusionspunkt des Frontensystems von Günter ein kleiner Kurzwellentrog
verbunden, der den Rücken überläuft. Während sich die Warmfront im Laufe des
Tages bis zur nordöstlichen Mitte Deutschlands voranschiebt, erreicht der
Okklusionspunkt am Abend den Süden Niedersachsen. Das Teiltief kommt diesem
nicht hinterher, stattdessen gelangt es unter NVA-bedingtes Absinken und löst
sich über der südwestlichen Nordsee langsam auf. Zurück bleibt eine flache
Rinne, die sich bis nach Nordwestdeutschland hinein erstreckt. Die Kaltfront
zeigt am frühen Nachmittag über dem Westen NRWs noch stärkere Regenaktivität,
aber auch an ihr lässt die Hebung im Laufe des Nachmittags nach. Die Okklusion
selbst ist ohnehin gar nicht wetteraktiv.
Insgesamt bringt das Frontensystem von der nördlichen Mitte bis zur Donau
verbreitet Regen, wobei in den mittleren Landesteilen von West nach Ost durchaus
gebietsweise über 5 l/m² fallen sollen. Vor allem in einem Streifen von
Eifel/Niederrhein bis zum Rothaargebirge und Westerwald können gebietsweise auch
10 bis 20 l/m² zusammenkommen, vor allem aus der Nacht heraus und bis zum
Mittag. Zumindest kleinräumig ist z.B. im Weststau des Berglandes mal Starkregen
über 20 l/m² in 6 Stunden vorstellbar. ICON-D2 liefert dafür auch schwache
Signale. Das Ereignis ist aber zu unsicher, um präventiv Warnungen auszugeben,
so dass allenfalls im Nowcasting noch tätig geworden werden kann (Ist das
richtiges Deutsch? Gibt es sowas wie „doppeltes Passiv?). In einem breiten
Streifen in der Mitte Deutschlands lässt sich dann auch kaum mal die Sonne
blicken.
Insgesamt erhöht sich das Temperaturniveau wieder etwas. Im Norden werden in 850
hPa wieder 6 bis 8°C erreicht, im Süden 10 bis 13°C. Zudem fließt dort wieder
eine feuchtere Luftmasse ein mit Grenzschichtfeuchten um 10 g/kg und
niederschlagbarem Wasser um 30 l/qm. Mit etwas Sonnenschein, der insbesondere
ganz im Süden erwartet werden darf, kann sich dann auch etwas CAPE aufbauen,
punktuell können es über 500 J/kg werden. In der hochreichend feuchten, aber
weitgehend antriebslosen Atmosphäre können sich dann vor allem vom Bergland
ausgehend und an der Südkante der Front einzelne Gewitter bilden. Es steht zudem
auch etwas Scherung zur Verfügung, allerdings simulieren nicht nur sehr wenige
Modelle Gewitter (eigentlich simuliert aktuell nur SuperHD überhaupt welche),
sondern diese auch recht schwache Gewitter, also wohl nur Einzelzellen. Diese
können in erster Linie aufgrund der hohen Feuchte und langsamer Verlagerung mal
Starkregen bringen, für Unwetter wird es wohl nicht reichen. Selbst bezüglich
ockernen Starkregens ist ICON-D2-EPS derzeit noch sehr zurückhaltend. Man wird
sehen, wie sich das weiter entwickelt.
Werfen wir jetzt einen Blick in den Norden: Dort ziehen zwar an der Nordseite
der Front Wolken über den Himmel, es bleibt aber niederschlagsfrei und auch die
Sonne kommt zeitweise zum Zuge.
Nennenswerten Druckgradienten gibt es nur noch ganz im Nordosten und im Süden,
so dass dort schwacher bis mäßiger Wind um West weht. Von dem sich auflösenden
Teiltief Günter ausgehend schiebt sich dagegen die oben schon erwähnte sehr
flache Rinne von Westen her in die Norddeutsche Tiefebene, so dass dort der Wind
umlaufend weht bzw. fast einschläft.
In allen Regionen steigt die Temperatur wieder etwas an: Im Norden und in der
Mitte werden allgemein 18 bis 22°C erwartet. Südlich der Front werden es
spätsommerliche 22 bis 26°C.
In der Nacht zum Samstag dehnt sich der westliche Langwellentrog weiter südwärts
über die Iberische Halbinsel hinweg aus, das eingelagerte Höhentief liegt im
Bereich der Biskaya. Bei uns bleibt dagegen der Höhenrücken bestimmend, dessen
Achse aber noch westlich unseres Landes verbleibt, da sie sich von Italien
nordwestwärts Richtung Frankreich erstreckt. Es wird aber das Absinken immer
stärker, so dass die Front wetterinaktiv wird und die Regenfälle in der Nacht
sehr rasch nachlassen. Es bleibt ein breiter Streifen in der Mitte des Landes
mit stärkerer Bewölkung, während im Norden und Süden der Himmel vielfach klar
wird.
Ganz im Nordosten weht immer noch spürbar Westwind im Übergangsbereich zu den
Tiefs Franz und Erwin, die sich immer noch im Ostseeraum tummeln. Ansonsten
stellt sich eine äußerst flache Luftdruckverteilung ein und der Wind schläft
ein. Dann können sich in allen Landesteilen Nebelfelder bilden.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 15 und 9°C.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Am Samstag … vereinigt sich der Höhenrücken südwestlich unseres Landes mit
einem weiteren, der durch kräftige WLA an der Südflanke eines Tiefs zwischen
Island und Grönland in den Bereich der Britischen Inseln vorstößt. Damit steigt
nordwestlich unseres Landes der Druck etwas an und es bildet sich zunehmend eine
Hochdruckzone. Bei uns bleibt der Druckgradient weiter gering, aber von
Nordwesten setzen sich zunehmende nördliche Winde durch. Gleichzeitig schwenkt
am Rande des sich immer noch im Ostseeraum befindlichen Höhentiefs ein
Kurzwellentrog von Norden nach Deutschland herein. Dieser vermag in der bei uns
liegenden feuchten Luftmasse etwas Hebung zu generieren, so dass bei etwas CAPE
in der Mitte und reichlich CAPE im Süden, das im Laufe des Tages wieder
aufgebaut wird, zunächst im ehemaligen Frontbereich in der Mitte Gewitter
ausgelöst werden, in der Nacht dann im Süden. Ansonsten nehmen aber im Vergleich
zum Vortag die Sonnenanteile zu und die Temperatur steigt weiter an.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Entwicklung recht
übereinstimmend. Es bleibt spannend, ob sich die konvektionserlaubenden Modelle
noch in Richtung etwas mehr Gewitteraktivität am morgigen Tag entwickeln. Oder
ob es morgen tatsächlich sehr ruhig bleibt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann