S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.08.2023 um 10.30 UTC

Anfangs Gewitter. Vor allem im Süden und der Mitte schwülheiß.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 23.08.2023

Am Samstag liegen wir im Randbereich eines Keils, der sich vom westlichen
Mittelmeer ausgehend nach Nordosten aufwölbt und über die Südosthälfte
Deutschlands in einem Bogen bis nach Skandinavien reicht. Dort stützt er eine
Hochdruckzone, während südlich daran anschließend die Ausläufer eines Tiefs bei
Schottland von Westen auf Mitteleuropa übergreifen. Auf deren Vorderseite wird
ein Schwall heißer Subtropikluft nach Norden geführt, in der die Temperatur in
850 hPa auf über 20°C steigt und über Deutschland häufig Höchstwerte von mehr
als 30°C und örtlich in der Südosthälfte um 35°C zu erwarten sind. Dazu kommen
im Tagesverlauf Schauer und teils heftige Gewitter mit örtlicher Unwettergefahr,
wobei davon der Südosten und Süden weniger betroffen sein dürfte.
Am Sonntag halten sich im Osten Reste der Gewitterluft, die unbeständiges Wetter
bringt. Ansonsten regeneriert sich der Hochdruckeinfluss unter einem breiten,
von Südwesteuropa ausgehenden Keil. Das damit verbundene Absinken führt zum
Aufbau einer zonal orientierten Bodenhochdruckzone über Mitteleuropa. Verbreitet
scheint die Sonne und es stellt sich ein Süd-Nord Gefälle der Temperaturen ein.
Im Süden wird die heiße Luft nicht verdrängt, was Temperaturen von mehr oder
weniger mehr als 30°C zur Folge hat, während in den Norden etwas gemäßigtere
Warmluft aus Westen einfließt, die 25 bis 28°C bringt. In feuchter Luft wird es
teilweise schwül mit recht warmen Nächten.
Am Montag ändert sich an der Strömungskonfiguration über Europa nicht viel. Der
Hochdruckeinfluss bleibt auf jeden Fall bestehen, die Hochdruckzone breitet sich
bis nach Osteuropa aus, von wo aus sie über Deutschland Richtung Biskaya
verläuft. Die teilweise schwülheiße Luft mit hoher Wärmebelastung über dem Süden
und der Mitte bleibt erhalten, sie weitet sich aber kaum nach Norden aus, was
Norddeutschland ein etwas erfreulicheres Temperaturniveau beschert. Sehr warm
ist es aber auch dort.
Am Dienstag und Mittwoch setzt sich der Hochdruckeinfluss fort, wobei sich der
Schwerpunkt des hohen Druckes langsam nach Osten verlagert. Mit der nach Süd
drehenden Strömung gewinnt die heiße Luft wieder nach Norden an Raum. Wie schon
an den Tagen zuvor bleibt es meist niederschlagsfrei. Ob sich aus der
Überhitzung der Luft über dem Bergland über der Mitte und dem Süden mal ein
Gewitter entwickelt ist unsicher, aber auch nicht ausgeschlossen. Die Nächte
sind teilweise warm, tagsüber wird es im Norden sehr warm, sonst häufig heiß mit
örtlich mehr als 35°C vor allem im Süden. Die Hitzebelastung setzt sich fort.
In der erweiterten Mittelfrist wird die Entwicklung unsicher. Die Tendenz geht
in Richtung eher wechselhafteren Verhältnissen mit leichter Abkühlung.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist insgesamt gut. Am Samstag steht die
Passage eines Frontensystems an, das vorderseitig einen Schwall heißer Luft nach
Deutschland schafft. Die damit verbundenen Gewitter und Regenfälle werden noch
mit Unsicherheiten simuliert, betreffen aber in erster Linie den Norden und die
Mitte. Auch starke Gewitter sind möglich. Danach setzt sich Hochdruckeinfluss
durch, wobei in diesem Zusammenhang etwas aus Sicht der Konsistenz unsicher ist,
in welchem Maß sich die heiße Luft mittelfristig wieder nordwärts ausbreitet. Da
waren die Vorläufe progressiver. Die zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist
von den Vorläufen simulierte Abkühlung von Nordwesten her, ist dagegen mit dem
aktuellen Lauf erstmal wieder vom Tisch.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen betrachteten Globalmodelle sehen die Entwicklung bis Dienstag der
nächsten Woche recht ähnlich. Danach zieht sich der hohe Druck bei ICON und GFS
rascher nach Osten zurück. Bei von Westen her zunehmender Gewitterneigung
breitet sich die heiße Luft vorübergehend wieder nordwärts aus. In der
erweiterten Mittelfrist deutet GFS einen neuen Hochschwerpunkt über
Nordwesteuropa an, an dessen Rand kühlere Luft aus Skandinavien den Norden und
Osten unseres Landes fluten könnte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des operationellen Laufs. Im Norden fächert der Spread ab Dienstag,
sonst erst ab Mittwoch etwas mehr auf. Das dürfte vor allem darauf
zurückzuführen sein, dass die Ausbreitung der heißen Luft nach Norden unsicher
wird. Ansonsten sind größere Unterschiede vor allem für die erweiterte
Mittelfrist auszumachen, wobei sich in der Mehrzahl eine Abkühlung abzeichnet,
die aber antizyklonal überlagert sein kann, da die Niederschlagssignale spärlich
bleiben.

Die Cluster (bis 96h 3, bis 168h 5) werden ausnahmslos ins Blocking sortiert.
Sie unterscheiden sich besonders in der Geometrie des hohen Druckes und
Geopotentials über den zentralen Teilen Europas, der überwiegend zonal, von
einer Minderheit meridionaler simuliert wird. Am meist trockenen und oft heißen
Wetter in der Mittelfrist kommen von daher keine Zweifel auf.
In der erweiterten Mittelfrist rutscht die positive Geopotentialanomalie
tendenziell nach Westen, was bei uns eine mehr oder weniger starke Abkühlung zur
Folge hätte. Hinter möglichen Regenfällen oder Gewittern verbliebe ein
Fragezeichen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag steht in einigen Landesteilen (Norden, Westen, Mitte) eine
Gewitterlage, deren Ausmaße unsicher sind. Aufgrund des nahen Höhenrückens sieht
es eher nach lokalen Unwettern bei überschaubarem dynamischem Trigger aus.
Modellseitig gibt es abgesehen von heterogenen Niederschlagssignalen kaum
Hinweise auf das Ereignis. Allerdings sind für die Nordwesthälfte erhöhte Cape
Werte vorhanden, die Cape Shear Karten waren nicht verfügbar.

In der Folge dürfte vor allem die sehr große Wärme-/Hitzebelastung zu Buche
schlagen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner