SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.08.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg über Hessen, dem südöstlichen NRW
morgen bis nach Mecklenburg und dem Hamburger Raum starke Gewitter mit lokalen
Unwettern meist durch Starkregen. Sonst am Donnerstag im Süden und in den
Mittelgebirgen nur örtlich Gewitterneubildungen, Unwetter kleinräumig möglich.
Am Freitag vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum und in den Ostalpen noch
einzelne markante Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … In der Nacht zum Donnerstag nähert sich der Langwellentrog von
Frankreich her und auf seiner Vorderseite überquert schon ein kleineres
PVA-Maximum Deutschland von Südwesten nach Nordosten. Dieses ist an einen MCS
gekoppelt, der bei der deutschen Modellkette ebenso zu finden ist wie auch bei
GFS und Arome, bei UK10 (06 UTC) schwächer. Tatsächlich hat der MCS den
Südwesten erreicht (Baden, Pfalz) und zieht weiter nordostwärts. An ihm besteht
hohe Starkregengefahr (mit simulierten Summen bis in den extremen
Unwetterbereich (ICON-D2)), aber auch größerer Hagel und schwere Sturmböen (auch
hierfür leichte Signale im ICON-D2-EPS) müssten ins Kalkül gezogen werden. Bis
06 UTC erreicht der Cluster Westmecklenburg und das südöstliche
Schleswig-Holstein und beeinflusst noch das östliche Niedersachsen und das
nördliche Sachsen-Anhalt.

Im Süden wäre dann mit einer raschen Auflösung der Gewitter, die vor allem über
dem Bergland entstanden, zu rechnen (auch das wird recht übereinstimmend
simuliert) und es könnte aufklaren. Im Nordwesten bleibt es wolkig und trocken.
Wo es länger aufklart, kann die Waschküchenluftmasse bei windschwachen
Verhältnissen wieder für Nebel sorgen. Die Tiefstwerte werden zwischen 18°C im
Norden und örtlich 9°C im Süden erwartet.

Donnerstag … findet das kleine Höhentief über Ungarn endgültig Anschluss an
den Langwellentrog im Westen und wird von letzterem nordwärts nach Polen
gesteuert. Der Langwellentrog selbst erneuert sich durch einen neuen Trogvorstoß
nach Süden weit draußen auf dem Atlantik. Dieser übernimmt dann auch die Rolle
des Haupttroges. Die alte Trogachse kommt dagegen langsam ostwärts und erreicht
bis zum Abend den äußersten Westen Deutschlands. Diese ist vor allem in 300 hPa
markant ausgeprägt. Bodennah ändert sich nicht viel an der Druckverteilung. Das
Hoch besitzt weiterhin seinen Schwerpunkt über dem Nordmeer. Deutschland liegt
an seiner Südflanke, so dass im Norden der Nordostwind durchaus mal mäßig
auffrischt. Nach Süden hin wird der Gradient geringer, dort ist der Wind schwach
und es können auch flache Tiefs entstehen.

An der Verteilung der Luftmassen ändert sich im Vergleich zum Vortag nichts
Bedeutendes. Allenfalls kommt die sehr warme und feuchte Luft wieder leicht nach
Norden voran. Über Norddeutschland ist die Schichtung weiterhin recht stabil,
nach Süden hin dagegen zunehmend instabil und in der Luftmasse, die weiterhin
mit PPWs von 40 bis 45 l/qm hochreichend feucht ist, kann wieder ML-CAPE von
1000 bis über 2000 J/kg aufgebaut werden. Die Scherung wird allgemein noch
schwächer, lediglich im Norden reicht es noch zu 10 bis 15 m/s hochreichender
Scherung. Allerdings besteht weiterhin Richtungsscherung in Bodennähe.

Insofern sind in der Mitte und im Süden Gewitterneubildungen zu erwarten. Das
MCS zieht aber am Vormittag weiter zur westlichen Ostsee, sollte dabei aber in
ein immer stabileres Umfeld geraten, so dass es sich abschwächen und in
schauerartigen Regen umwandeln sollte. Allerdings zeigt ICON-D2-EPS am Vormittag
immer noch hohes Starkregenpotential bis in den extremen Bereich, wobei fast der
gesamte Bereich von Sachsen-Anhalt und der Südwesten von Brandenburg mit dabei
sind. Dabei muss man erwähnen, dass bei ICON-D2 der MCS langsamer zieht als bei
ICON-EU.
In den übrigen Regionen wäre dann aufgrund der nächtlichen Gewitteraktivität
erst mal die Luft raus. In den Gebieten mit potentieller Instabilität, also grob
gesagt in der Mitte und im Süden, sollte wieder mit Gewitterneubildungen in
ähnlicher Ausprägung wie am Vortag gerechnet werden. Sowohl im Bereich der Front
(nördl. Mittelgebirgsraum) als auch wieder über dem südlichen Bergland.
Letztendlich zeigen auch fast alle Modelle am Donnerstag tagsüber wieder
entsprechende Gewitteraktivität. Lediglich der ICON-D2-Hauptlauf zeigt tagsüber
nicht mehr so viel, außer an dem nächtlichen MCS, der im Nordosten nur noch
langsam nordostwärts vorankommt. Lediglich im Allgäu simuliert ICON-D2-EPS
unwetterartige Gewitter.
Gleiches gilt für SuperHD, welches die Aktivität ebenso auf das MCS im Norden
fokussiert. Letztendlich muss man zu dem Schluss kommen: Nichts Gewisses weiß
man nicht.

Das Niveau der Höchsttemperaturen bekommt im Vergleich zum Vortag einen leichten
Dämpfer, vor allem im Süden: Aktuell simuliert MOSMIX Höchstwerte zwischen 21°C
in Schleswig-Holstein und 31°C in Niederbayern. Je nachdem wie sich die Gewitter
verteilen, sind aber auch regional deutliche Abweichungen möglich, vor allem bei
anhaltenden Gewitterregenfällen können die Höchstwerte durchaus mal deutlich
niedriger ausfallen.

In der Nacht zum Freitag schwenkt die oben erwähnte Trogachse nach Deutschland
herein und in 300 hPa tropft sogar ein Höhentief ab, welches zu den Südalpen
zieht. Damit gerät die Luftmasse auf jeden Fall gebietsweise tendenziell unter
Hebung, allerdings ist derzeit nicht absehbar, ob und wo es regionale
Gewitterschwerpunkte geben wird. Da aber kein Luftmassenwechsel ansteht, muss
weiterhin mit hoher Starkregengefahr, vereinzelt bis in den Unwetterbereich
gerechnet werden. Die deutlichsten Signale hierfür bietet derzeit UK10 im
Nordosten und im Süden an, ICON-D2 in Teilen Süd- und Ostbayerns (vor allem
Allgäu wie UK10).

Ansonsten kann es in allen Aufklarungsgebieten insbesondere vom Süden bis zur
Mitte wieder Nebel geben. Die Tiefstwerte liegen zwischen 18 und 13 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … Mit dem Abzug des Troges nach Südschweden kommen wir in den Genuss
eines von Nordwestafrika ausgehenden Höhenkeiles, der sich bei uns durch WLA
beginnt zu verstärken.
Letztlich bleibt aber in der Südosthälfte noch potentiell instabile Luft übrig
mit ML-Cape-Werten zwischen 700 und 1600 J/Kg. Absinkprozesse (ausgelöst durch
NVA) dämpfen aber die Aktivität stark. Insofern sollte im östlichen
Mittelgebirgsraum und im Alpenraum von einzelnen Gewittern ausgegangen werden,
die bei geringer Zuggeschwindigkeit häufig markant ausfallen dürften
(Starkregen). Selbst heftiger Starkregen kann nicht ausgeschlossen werden.
Damit stützen die neuen Modellläufe im Wesentlichen die alten Ergebnisse von den
00-UTC-Läufen.

Modellvergleich und -einschätzung

Auffällig ist der Lauf von UK10 von 06 UTC, der im Norden am Freitagvormittag
noch größere Regenmengen am Vormittag zeigt. Dies wird durch einen etwas
langsameren Trogabzug hervorgerufen.
Ansonsten gibt es die bei konvektiven Lagen üblichen Unterschiede bei den
Regenmengen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden