S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.08.2023 um 10.30 UTC

Durchweg sehr warm bis heiß, teils auch sehr heiß. Bis einschließlich Samstag
verbreitet schwül mit Gewittern bis hin zum Unwetter und starker Wärmebelastung.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 21.08.2023

Am Donnerstag liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der sich von
Ostgrönland bis in den nahen Ostatlantik erstreckt. An dessen Ostflanke wölbt
sich über der Norwegischen See ein Rücken auf, durch welchen ein ausgedehntes
Bodenhoch über dem Nordmeer gestützt wird. An der Südflanke dieses Hochs gelangt
in den Norden Deutschlands trockene und relativ stabil geschichtete Luft, was
die Gewitterneigung gering hält. Ein Ast der trogvorderseitigen südwestlichen
Strömung, die durch den Rücken aufgespalten wird, erstreckt sich vom Südwesten
Deutschlands nordostwärts. Hierdurch wird in die Mitte und in den Süden
Deutschlands feuchtlabile Subtropikluft geführt, so dass sich Schauer und
Gewitter bis hin zum Unwetter entwickeln. In der Mitte und im Süden sind
Temperaturmaxima deutlich über 30 bis 35 Grad zu erwarten.
Am Freitag kräftigt sich das nordeuropäisch Hoch, dessen Schwerpunkt sich nach
Lappland verlagert. Aus dem über dem nahen Ostatlantik liegenden Trog läuft ein
kurzwelliger Anteil heraus und nähert sich der Biskaya. Vorderseitiger Druckfall
über Frankreich lässt über dem Vorhersagegebiet die bodennahe Strömung auf
Südost drehen, wodurch etwas trockenere Luft einsickert. Hierdurch wird die
Gewittertätigkeit gedämpft; einzelne und zum Teil heftige Gewitter können sich
dennoch vorzugsweise über dem Bergland entwickeln.
Am Samstag schwenkt der Kurzwellentrog in die Nordsee, wird aber von
Kaltluftadvektion überlaufen, so dass die vorderseitige flache Tiefdruckrinne
sich zwar in den Nordwesten Deutschlands verlagert, aber weitgehend zugeschüttet
wird. Im Süden und zum Teil auch in der Mitte sind vielerorts Temperaturmaxima
über 35 Grad zu erwarten.
Am Sonntag regeneriert sich der über dem Ostatlantik liegende Trog und weitet
sich etwas weiter westlich mehr nach Süden aus. Stromabwärts und somit über
Mitteleuropa wird die Strömung antizyklonaler. Hiervon profitiert ein zunächst
schwaches Bodenhoch über den Britischen Inseln und der Nordsee. An dessen
Südflanke gelangt in den Norden Deutschlands trockenere und stabilere Luft,
wogegen sich über dem Mittelgebirgsraum und dem Süden noch die bisherige
Luftmasse hält. Allerdings wird diese durch Entrainmentprozesse zusehends
entschärft. Einzelne und zum Teil heftige Gewitter können sich bevorzugt über
dem Bergland entwickeln. Ansonsten ist bei nahezu unveränderten Temperaturen die
Gewitterneigung gering.
Am Montag wölbt sich, ausgehend von einem Höhenhoch mit Schwerpunkt über dem
Alpenraum, ein breiter Rücken über der Nordsee und Mitteleuropa auf. Hierdurch
kräftigt sich das korrespondierende Bodenhoch. Bei nahezu unveränderten
Temperaturen trocknet die Luftmasse zusehends aus, wodurch sich selbst über dem
Bergland kaum noch Gewitter entwickeln sollten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt von Neufundland bis in
den mittleren Atlantik eine Zonalisierung. Der bisher über dem nahen Ostatlantik
liegend Trog greift auf Westeuropa über. Vorderseitig gelangt Subtropikluft aus
dem westlichen Mittelmeerraum nach Mitteleuropa, so dass sich erneut heftige
Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr einstellen. Zuvor erfolgt auch in den
nördlichen und östlichen Landesteilen ein Temperaturanstieg auf Werte um oder
etwas über 35 Grad.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich mit den
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Am Montag zeigen sich erste
Unterschiede. Demnach ist die aktuellste Modellrechnung über Mitteleuropa
antizyklonaler geprägt. Der Trog über dem nahen Ostatlantik setzt verglichen mit
den Vorläufen weiter westlich an.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagzeitraum ergibt sich hinsichtlich der
Lage des Troges, der sich den Britischen Inseln nähert, ein ähnliches Bild. Im
Gegensatz zu den gestrigen Modellläufen zeigt der heutige 00 UTC-Lauf über
Mitteleuropa einen ausgeprägten Höhenkeil. Der Höhepunkt der Hitzewelle würde
demnach um einen Tag hinausgezögert und wäre erst am Mittwoch zu erwarten. Bei
den Modellläufen des Vortages war dies für Dienstag vorgesehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Samstag stützen sämtliche verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Am Sonntag lässt ICON einen kräftigen, in der
südwestlichen Strömung eingelagerten Kurzwellentrog auf Frankreich übergreifen.
Vorderseitig erfolgt eine markante Zyklogenese. Das resultierende Bodentief wird
unter Intensivierung von Nordfrankreich über die Benelux-Staaten und den
Nordwesten Deutschlands gesteuert. Vorderseitig besteht am Sonntag im Süden und
Osten Deutschlands die Gefahr einer Schwergewitterlage, die bis in die Nacht zum
Montag hinein andauert.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt GFS bereits am Dienstag
(und somit ein Tag früher als EZMW) eine flache Tiefdruckrinne auf Deutschland
übergreifen, wodurch Schwergewittern auftreten können. Bei GFS ist eine
Zonalisierung über dem Atlantik nicht erkennbar. Beim Modell des kanadischen
Wetterdienstes bleibt über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg eine
südwestliche Strömung bestehen. Ein ausgeprägtes Bodenhoch, wie es EZMW und GFS
ab Sonntag über der Nordsee und Mitteleuropa zeigen, ist beim kanadischen Modell
nicht zu sehen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt bis Wochenbeginn die oben beschriebene Entwicklung, zeigt
aber ab Mitte kommender Woche Signale für eine einsetzende schwache westliche
Strömung. Die Folge wäre ein signifikanter Temperaturrückgang. Der Spread ist
bis einschließlich Montag relativ gering, wird aber mit dem ab Dienstag
kommender Woche einsetzenden Temperaturrückgang rasch größer. Bis dahin hält
sich relativ labil geschichtete Luft, so dass wiederholt Gewitter bis hin zum
Unwetter zu erwarten sind. Bemerkenswert ist der Höhepunkt der Hitzewelle, der
vom deterministischen Lauf des GFS für Dienstag/Mittwoch kommender Woche gezeigt
wird. Das EPS folgt dieser Version nicht und zeigt dann einen stetigen
Temperaturrückgang. Auch bei weiter zurückliegenden Modellläufen ist dieser Peak
beim Temperaturverlauf nicht zu finden.
Das EPS des EZMW zeigt zwar bis Wochenbeginn ebenfalls den antizyklonalen
Einfluss. Im Gegensatz zum deterministischen Lauf dürfte, wenngleich mit noch
leicht mäandrierender Frontalzone, auch über Mitteleuropa hinweg ostwärts eine
Zonalisierung erfolgen. Gemäß Clustering ist es wahrscheinlicher, dass zur Mitte
der kommenden Woche hin der Trog bereits auf Mitteleuropa übergreift (20 Member
von 51) oder das antizyklonaler Einfluss bestehen bleibt (2 Cluster mit 13
Membern + Pangu-Wetter). Die Version des deterministischen Laufes wird nur von 8
EPS-Einzelläufen gestützt. Im Gegensatz zum EPS des GFS wird der Spread stetig
höher. Der ab Sonntag einsetzende leichte Temperaturrückgang beschränkt sich
eher auf die nördlichen Landesteile.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt bis einschließlich Dienstag kommender
Woche eine Dominanz von Hochdrucklagen, dabei bis Wochenende mit einem Hoch über
Nordeuropa. Erst ab der Wochenmitte ändert sich dieses Bild, wobei sich
antizyklonale Nordwestlagen, zyklonale West- und Südwestlagen oder antizyklonale
Strömungsmuster mit einem Hoch bzw. einer Brücke über Mittel- oder Nordeuropa in
etwa die Waage halten. Ein leichter Temperaturrückgang wäre auch hier die Folge.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag sind im Tagesverlauf in der Mitte und im Süden und dort vor allem
über dem Bergland Gewitter zu erwarten, dabei besteht Unwettergefahr durch
heftige Regengüsse mit 25 bis 40 l/qm in kurzer Zeit, größeren Hagel bzw.
Hagelansammlungen. Über dem Südosten entwickeln sich nur vereinzelt Gewitter,
aber dabei sind aufgrund der relativ trockenen bodennahen Luftschichten schwere
Sturmböen nicht auszuschließen. Darüber hinaus muss in der Mitte und im Süden
gebietsweise mit starker und durch die Schwüle zum Teil extremer Wärmebelastung
gerechnet werden.
An der Ostseeküste können mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne stürmische
Böen auftreten.
Am Freitag muss vorrangig im Osten und Süden und dort vor allem über den
Mittelgebirgen und aus den Alpen heraus mit einzelnen, aber heftigen Gewittern
gerechnet werden, Unwetter durch heftigen Starkregen und größeren Hagel sind
weniger wahrscheinlich als am Vortag, aber nicht auszuschließen. Infolge
hauptsächlich im Süden andauernder Schwüle besteht verbreitet starke
Wärmebelastung.
Darüber hinaus kann es an der Vorpommerschen und der ostholsteinischen Küste
noch einzelne stürmische Böen geben.
Am Wochenende besteht nur noch eine geringe Gewitterneigung, aber über dem
Bergland, an den Alpen sowie aus den Alpen heraus sind einzelne Gewitter nicht
auszuschließen. Dabei weiterhin Unwettergefahr. Im Süden, Osten und zum Teil
auch in der Mitte bleibt es andauernd schwül und hierdurch besteht eine starke
bis extreme Wärmebelastung.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann