SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.06.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhiges Hochdruckwetter, ab Montag Übergang zu Westwetterlage:
Kaltfront mit Gewittern, anschließend wechselhaft und leicht unbeständig.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … erstreckt sich eine blockierende Hochdruckzone von Mitteleuropa über
Skandinavien bis ins Nordmeer. Diese Hochdruckzone wird von einem kräftigen
Höhenkeil unterstützt, dessen Achse von der Iberischen Halbinsel über
Frankreich, Benelux und die Nordsee bis ins Nordmeer reicht. Der Höhenkeil wird
von einem nach Osten abziehenden Kurzwellentrog über Osteuropa und einem
atlantischen Langwellentrog flankiert.

Deutschland befindet sich unter Hochdruckeinfluss. Die eingeflossene kühlere
Meeresluft hat sich unter Absinken schon deutlich erwärmt, sodass die
850-hPa-Temperatur über einem Großteil Deutschlands wieder über 10 °C
angestiegen ist. Somit bleibt es in den Abendstunden nur locker bewölkt und
relativ warm.

In der Nacht kommt die Keilachse weiter ostwärts bis Westdeutschland voran.
Demnach erwartet uns vielerorts eine klare Nacht. Nur im Norden ziehen einige
Wolkenfelder durch, die mit einem nur sehr schwachen, im IPV- Feld auf 320 K als
schwaches Maximum erkennbaren Kurzwellentrog verbunden sind. In der relativ
trockenen Luft kühlt es im Norden auf Werte um 14 °C und im Südosten
vergleichsweise stark auf etwa 9 °C ab.

Sonntag … rückt der atlantische Langwellentrog weiter ostwärts bis nach
Großbritannien vor. Auf seiner Vorderseite wird über Südfrankreich bis
Westdeutschland deutlich wärmerer, aber vergleichsweise trockener Subtropikluft
mit Ursprung aus Marokko advehiert. Somit steigen die 850-hPa-Temperaturenbis im
Westen bis zum Abend auf 17 °C. Somit wird es in Westhälfte ein sonniger Tag mit
Höchstwerten von verbreitet über 30 °C. Währenddessen ist im Nordosten an der
Ostflanke des Bodenhochs etwas kühlere und feuchtere Nordseeluft mit
850-hPa-Temperaturen um 12 °C vorherrscht. Unter dem besagten schwachen
Kurzwellentrog bilden sich im Tagesverlauf dichtere Wolken. Schauer (CAPE ~ 300
J/kg), so wie sie das SuperHD-Modell simuliert, sollten aber die Ausnahme sein.

In der Nacht zum Montag beginnt sich die Achse des atlantischen Langwellentrogs
zunehmend zonal auszurichten, was zu einer Zonalisierung der Strömung über dem
Atlantik führt. Der Trog stößt somit in die Nordsee vor. Der Höhenkeil kommt
unter Verkürzung seiner Amplitude ostwärts voran und liegt in der Nacht über
Deutschland, was eine klare Nacht erwarten lässt.

Montag … zonalisiert die Lage weiter. Der angesprochene Trog greift dabei auf
den Nordwesten über. Dabei überquert uns die Kaltfront eines Tiefs, dessen
Zentrum zwischen Island und Grönland liegt. Vorderseitig der Front bildet sich
in der wärmsten und feuchtesten Luft eine Konvergenz, in der sich in der
Nordhälfte über 1000 J/kg CAPE aufbauen. Weiter südlich liegt trockenere Luft.
Dort ist CAPE deutlich geringer. Die Scherung zieht erst hinter der Konvergenz
deutlich an und liegt im Bereich der Konvergenz zwischen 10 und 15 m/s im
Norden. An der rasch nach Osten ziehenden Konvergenz werden über der Nordhälfte
zahlreiche Gewitter simuliert, die sich linienhaft organisieren. Die Hauptgefahr
geht dabei von Sturmböen aus. Wegen der hohen Verlagerungsgeschwindigkeit sollte
sich das Starkregenpotenzial in Grenzen halten. Im Süden werden kaum Gewitter
simuliert. Dort ist die Grundschicht relativ trocken. Dementsprechend geringer
ist CAPE und stärker ist der Deckel. Zudem gibt es keinen Antrieb aus der Höhe
und die Kaltfront wird bald bodennah von einem nachrückenden Höhenkeil
überlaufen. SuperHD simuliert etwas stärkere Entwicklungen abseits der Linie im
Norden über Sachsen am Nordrand des Erzgebirges und in der Oberlausitz.
Die Kaltfront selbst bleibt auch im Norden wenig wetteraktiv. Rückseitig
stabilisiert die einfließende subpolare Meeresluft rasch. Allerdings nimmt durch
eine beginnende zyklogenes über Südskandinavien der Gradient in der Nordhälfte
zu, sodass auch postfrontal noch starke Böen zu erwarten sind.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die etwas zurück hängende Front die Alpen und
bringt dort noch einige Gewitter. Ansonsten schwenkt der Trog über den Norden
Deutschlands hinweg. Dabei fließt mit nordwestlicher Strömung deutlich kühlere
Subpolarluft ein, in der es im äußersten Norden noch Schauer gibt. An der See
ist weiterhin mit starken bis stürmischen Böen zu rechnen. Ansonsten verläuft
die Nacht größtenteils störungsfrei.

Dienstag … kommt es an der Südflanke des abgeflachten Atlantiktroges an einer
Welle zu einer rapiden Zyklogenese südlich von Island, wodurch sich ein für die
Jahreszeit ungewöhnlich kräftiges Sturmtief bildet. Vorderseitig wölbt sich ein
Keil über Großbritannien auf. Dadurch tropft ein Teil des Troges über
Südschweden und der Nordsee ab. Das Cut-Off-Tief, das sich rasch nach Polen
verlagert, beeinflusst die Nordosthälfte Deutschlands. In höhenkalter
Subpolarluft bilden sich bei wenigen 100 J/kg CAPE im Tagesverlauf immer wieder
Schauer und kurze Gewitter. Das Starkregenpotenzial bleibt dank moderater
Verlagerung ziemlich gering. Vorderseitig der im ICON simulierten doch recht
scharfen Trogachse, die an der Westflanke des Cut-Off-Tiefs von Norden her über
Deutschland südostwärts schwenkt, wird stärkere Hebung mit stratiformen Regen
simuliert, der Abend in einem Band über der Mitte bis in den Südosten reicht.
Andere Modelle simulieren den Trog weniger scharf und den Regen somit deutlich
schwächer. Ansonsten wird der Südwesten bodennah zunehmend von einem
vorrückenden Keil beeinflusst.
In der Nacht zum Mittwoch entwickelt sich der Trog stromabwärts weiter und
überquert die Alpen. Rückseitig dreht die Höhenströmung auf Nord bis Nordwest,
wodurch es an den Alpen leichte bis mäßige Stauniederschläge gibt. GFS rechnet
den Trog weiter östlich und etwas schwächer, sodass das Absinken des
nachrückenden Bodenhochkeils dominiert.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis Montag sind die Modellsimulationen im Wesentlichen gleich. Unsicherheiten
ergeben sich, am Montag, inwieweit es die Gewitter nach Süden schaffen, und ob
es am Alpenrand auch nochmal stärkere Zellen ausgelöst werden können. Die Lage
es Cut-Off-tiefs und die stromabwärtige Entwicklung des Teiltroges am Dienstag
sind noch unsicher. Recht sicher scheinen dabei die Schauer im Nordosten. Das
stratiforme Niederschlagsband lässt ich jedoch nicht in jedem Modelllauf
wiederfinden.
Recht wahrscheinlich ist, dass sich das Zirkulationsmuster in der kommenden
Woche grundlegend ändert, weg vom blockierenden Hoch über Nord- und
Mitteleuropa, hin zu einer zyklonaler geprägten wechselhafteren Wetterlage. Es
bleibt abzuwarten, ob sich daraus ein Trend für den kommenden Hochsommer
entwickelt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold