S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.06.2023 um 10.30 UTC

Überwiegend Hochdruckeinfluss und sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 27.06.2023

Am Freitag liegen über der Südosthälfte Reste der feuchten Gewitterluft, die in
der Kurzfrist unser Wetter bestimmt und in der es zu schauerartigen
(Stark-)Regenfällen kommt. Auch einzelne eingelagerte Gewitter sind noch
möglich. Ansonsten steht noch die Passage eines Troges an, der wiederum für
einzelne Schauer und Gewitter gut sein kann. Von Westen her verstärkt sich aber
Hochdruckeinfluss, was auch in Verbindung mit einem Höhenkeil über Westeuropa
steht, der sich verstärkt und nach Osten vorankommt. Dabei wird aus Nordwesten
trockenere und kühlere Luft zu uns geführt, die vor allem im Südosten einen
starken Temperaturrückgang von mehr als 10K gegenüber dem Vortag bringt.
Am Samstag verlagert sich der Höhenkeil nach Osten und erreicht mit seiner Achse
Nordostfrankreich und die Nordsee, das Bodenhoch schiebt sein Zentrum nach
Mitteleuropa. Damit stellt sich in großen Teilen durch Absinken freundliches und
warmes Sommerwetter ein. Allerdings wird der Norden von Warmluftadvektion
erfasst, die dort dichtere Wolkenfelder bringen kann und im Südosten machen sich
die Reste des Troges bemerkbar. Dieser dürfte zum Balkan oder zur Adria
abtropfen und im Südosten mit zyklonaler Kontur in der Höhe für einzelne Schauer
und Gewitter vor allem über dem Bergland gut sein.
Am Sonntag wandert die Achse des Höhenrückens progressiv über Deutschland nach
Osten, während das Hochdruckgebiet am Boden seinen Schwerpunkt schon nach Polen
verschoben hat. Absinken und die starke Einstrahlung lassen die Temperaturen im
Südwesten wieder bis 30°C steigen, aber auch sonst steht oft sonniges und sehr
warmes Wetter an.
Am Montag wird das höchste Geopotential nach Süden abgedrängt und die Strömung
zonalisiert nach Norden hin durch die über Nordwesteuropa nach Skandinavien
vordringende Frontalzone. Die Strömung entspricht in etwa der einer nördlichen
(antizyklonalen) Westlage. Die schwache Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien
greift im Tagesverlauf mit teils dichter Bewölkung und etwas Regen von
Nordwesten über und führt über die Nordsee etwas kühlere Luft in den Nordwesten.
Im Süden und Osten hält sich der Einfluss einer Hochdruckzone, die vom
Azorenhoch ausgehend bis nach Mitteleuropa reicht. Während im Nordwesten die
Temperaturen etwas zurückgehen, sind vor allem im Süden und Osten weiter
hochsommerliche Werte zu erwarten.
Am Dienstag liegen wir am Rand hohen Geopotentials über Südwesteuropa in einer
leicht antizyklonalen westnordwestlichen Höhenströmung. Dabei weitet sich der
Hochdruckeinfluss wieder nach Norden aus und es steht unter leichtem Absinken
landesweit freundliches und sommerlich warmes Wetter an. Nur der Norden wird am
Rand der Frontalzone von ein paar Wolkenfeldern gestreift.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Fortdauer der antizyklonalen
Westlage an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist aktuell gut. Die Passage des Hochs
am kommenden Wochenende sah in den Vorläufen ähnlich aus. In der Folge simuliert
der aktuelle Lauf etwas antizyklonaler als die Vorläufe und stärker in Richtung
einer antizyklonalen Westlage. Im Norden gibt es immer mal wieder Einschübe
wolkenreicher und etwas kühlerer Meeresluft, nach Süden hin überwiegt
sonnenscheinreiches und sommerlich warmes Hochdruckwetter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Einige Unsicherheiten gibt es beim Blick auf die einschlägigen Globalmodelle zu
Beginn, wenn die Gewitterluft aus Deutschland verschwindet. Hier simulieren z.B.
GFS und ICON etwas verzögert und lassen den Regen am Freitag teilweise bis in
den Nordwesten reichen. Am Samstag zeigen vor allem ICON und UKMO den Südosten
in der Peripherie des Höhentiefs über dem Balkan. GFS und IFS (die Europäer)
sehen dagegen von Nordwesten her Reste von Tiefausläufern und WLA mit mehr
Bewölkung über Norddeutschland.
In der Folge simulieren die Modelle einigermaßen ähnlich, ohne echte
Alternativen, wenn man mal vom GFS absieht, das als einziges Modell zu Beginn
der nächsten Woche einen Trog nach Norddeutschland abtropfen lässt. Die oben
beschriebene Lösung dürfte deutlich wahrscheinlich sein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufs. Sie zeigen zu Beginn den Temperaturrückgang, im
Südosten den Temperatursturz von hochsommerlichen auf moderate Sommerwerte.
Danach erholen sich die Temperaturen auf Werte zwischen 10 und 16°C in 850 hPa.
Die Temperatur- und Geopotentialkurven fächern erst zum Ende der Mittelfrist
stärker auf, wobei dann der Hauptlauf an deren oberen Rand liegt. Die
Niederschläge durchlaufen am Wochenende ein Minimum, danach sind sie sporadisch
wieder vorhanden, etwas stärker ausgeprägt im Norden als im Süden, was recht gut
zur beschriebenen Entwicklung passt.

Die 3 Cluster im ersten Zeitschritt unterscheiden sich nicht viel über
Mitteleuropa. Im Zeitraum danach, bis +168h werden 2 Cluster (27 vs. 24 Member)
gebildet, die trotz einiger Unterschiede für uns kaum neue Erkenntnisse bringen
und über Deutschland sehr hochdrucklastig aussehen.

Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich laut Clusterung (6 Cluster) in den
Clustern 1,2,6 (zusammen 30 Member) eine Zonalisierung an mit der Tiefausläufer
in stärkerem Maße auf Mitteleuropa übergreifen könnten. Da auch die anderen
Cluster teilweise zyklonal strukturiert sind, wird wechselhafteres Wetter nicht
unwahrscheinlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag sind in der Südosthälfte teils gewittrige Regenfälle gering
wahrscheinlich, wobei die instabilste und feuchteste Luft schon ostwärts
abgedrängt ist und die Signale für höhere Regensummen in Staulagen zwar
vorhanden sind, aber nur schwach. Die Regenfälle lassen auch nach, in einigen
Regionen ist Starkregen aber noch möglich.
Am Samstag sind im Südosten einzelne Gewitter über dem Bergland nicht
ausgeschlossen, wobei auch dann Starkregen möglich ist.

In der Folge ist nicht mehr mit signifikantem Wetter zu rechnen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS) Mos Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner